Salto rückwärts beim NABU

Die Nominierungen für das deutsche Herren-Team im Kunstturnen für die Olympischen Spiele in Tokyo sind leider schon vorbei. Ein Protagonist hätte sich eine Berufung verdient, es ist der Präsident des NABU, Jörg-Andreas Krüger. Für Salto rückwärts aus dem Stand und auch einen erstklassigen Spagat hätten die Punktrichter ihm in Japan mit Sicherheit höchste Wertungen gegeben. Der Reihe nach: Auf Twitter fordert Krüger CDU/CSU und SPD allen Ernstes gegen eine pauschale Aufweichung des Artenschutzes bei sogenannten Repowering von Windkraftanlagen zu stimmen.

(Abbildung: Screenshot Twitter)

Nun sollte man wissen, dass der gleiche Jörg-Andreas Krüger bzw. sein Verband einen Frieden mit der Windkraftindustrie geschlossen hat, oder soll man besser sagen, sie haben den Artenschutz für mehr Windkraftanlagen verklappt? Wir berichteten im Februar 2021. Was nun genau der Unterschied zwischen gefährdeten Vögeln durch alte Anlage und durch neue Anlage ist, das wäre doch einmal interessant zu erfahren. Offensichtlich gefährden neue Anlagen den Artenschutz auf wundersame Weise nicht mehr? Diese Haltung klingt schizophren.

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Der Zweck heiligt nicht alle Mittel. Das durfte jetzt eine Aktivistin aus dem Dannenröder Wald erfahren. Ein Gericht in Alsfeld verurteilte die junge Frau, weil sie Polizisten mehrfach den Kopf getreten hatte und das in luftiger Höhe. Das Gericht sah darin eine gefährliche Körperverletzung.
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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Eine Linkempfehlung ist die Seite von Heribert Saurugg. Der Wiener schlüsselt viele Informationen in Sachen Stormversorgung auf. So kann man dort die Stunden/Tage mit negativen Strompreisen ansehen oder auch die Zeiten, in denen der Strom besonders teuer ist. Saurugg berichtet auch über Netzfrequenz-Schwankungen.

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Dual Fluid, ein Unternehmen aus Kanada, das auf die neueste Generation bei Kernenergie setzt, hat eine weitere Finanzierungsrunde abgeschlossen.

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Die Beteiligung von Vermietern an den CO2 Kosten eines Mieters sind wieder vom Tisch. Die Tagesschau berichtete.

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Der CO2-Fußabdruck von Elektroautos ist doppelt so hoch wie angenommen. Das meint Thomas Koch vom Karlsruher Institut für Technologie. Koch geht davon aus, dass Deutschland auch im Jahr 2035 an 5.500 – 6.000 Stunden seinen Strombedarf auch mit fossilen Energien decken muss. Er fordert mehr Ehrlichkeit in der Debatte. Beim MDR kann man das Interview nachhören.

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Noch ist er gar nicht erschienen, aber schon wird reichlich aus dem zukünftigen IPCC Bericht zitiert. Dazu gehört natürlich auch der Spiegel:

“Der Zusammenbruch ganzer Ökosysteme, Wasser- und Lebensmittelknappheit und Krankheiten als Folgen der Erderwärmung werden dem Berichtsentwurf zufolge in den kommenden Jahrzehnten immer schneller zunehmen – selbst wenn es den Menschen gelingen sollte, ihren Treibhausgasausstoß zu reduzieren. Dabei sei der Mensch letztlich der größte Leidtragende der von ihm selbst verursachten Krise.”

Weiterlesen hier.

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Der Guardian widmet dem Thema Geo-Engineering einen langen Artikel. Das Thema geht weit über die Erzeugung von künstlichen Wolken zur Abkühlung des Klimas hinaus. Behandelt wird auch das Thema CO2 Aufnahme durch Gestein. Über das Project Vesta hatten wir in diesem Blog schon einmal berichtet.

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Der konventionell hergestellte Strom verstopft die Leitungen. Oft gelesen, es stimmt allerdings nicht. Mitten Sommer (24.06.2021) gegen Mittag kommt Solar auf einen Anteil an der Stromgewinnung von 21,39%. Theoretisch wären 56 GW Leistung möglich, praktisch waren es zu dem Zeitpunkt aber nur 14,7 GW Leistung. Wind schnitt noch schlechter ab, etwas über 1% der Stromgewinnung stammte aus Windkraftanlagen. Theoretisch wären 63 GW Leistung möglich, erreicht wurden aber nur 681 MW Leistung.

Beide Formen bleiben eine Laune der Natur. Und die Natur lässt den Wind in Deutschland großflächig mit 3 Meter pro Sekunde wehen. Windkraftanlagen liefern dann nur noch ein 1/64 ihrer Nennleistung. Müsste Wind nur den aktuellen Kohleanteil ersetzen und wir hätten gleiche Windbedingungen, bräuchte Deutschland ca. 20-mal so viele Windkraftanlagen wie heute. Es wären ca. 600.000 Stück. Wo mögen die bloß alle stehen?

(Abbildung: Screenshot Electricitymap.org)

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Internationale Schiller-Institut Internetkonferenz, 26. u. 27. Juni 2021:

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Burgenland legt Entwurf für Zonen von Photovoltaik-Freiflächenanlagen vor
https://www.pressetext.com/news/20210610015

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Max-Planck-Gesellschaft am 9.6.2021:

Mit Nanoschichten zu langlebigen Festkörperbatterien

Ungeordnete Grenzschichten zwischen den Kristallkörnern des Elektrolyten verhindern Kurzschlüsse in den Batterien

Festkörperbatterien könnten künftig zur Alternative für Lithiumbatterien werden und Elektroautos zu längeren Reichweiten verhelfen. Doch derzeit sind sie noch nicht langlebig genug. Ein Team des Fritz-Haber-Institutes, der TU München und des Forschungszentrum Jülich weist jetzt jedoch einen Weg, die Lebensdauer der Feststoffbatterien zu erhöhen. Die Forschenden haben festgestellt, dass Nanoschichten an den Grenzen zwischen den winzigen Kristallkörnern des Feststoffelektrolyten zur Stabilisierung der Batterien beitragen können.

Weiterlesen bei der Max-Planck-Gesellschaft

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AWI am 15.6.2021:

Ältester Permafrostboden von Sibirien entdeckt

Ein internationales Team von Fachleuten hat bei der Altersbestimmung einer Permafrostschicht in Sibirien einen neuen Rekord aufgestellt: Sage und schreibe mindestens 650.000 Jahre ist der Boden an der tiefsten Stelle alt.

Die jetzt im Magazin Quaternary Research veröffentlichten Forschungsergebnisse zeigen aber auch, wie empfindlich der Boden auf Störungen reagiert – und wie schnell er zerstört werden kann.

Ein internationales Forschungsteam hat das Alter des bislang ältesten, bekannten Permafrostbodens in Sibirien bestimmt. Der Boden in 50 Metern Tiefe in der Nähe der ostsibirischen Gemeinde Batagai ist seit rund 650.000 Jahren gefroren – ein Rekord. „Das bedeutet, dass diese Permafrostschicht bereits mehrere Kalt- und Warmzeiten überdauert hat“, sagt der Geograph Dr. Thomas Opel vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar und Meeresforschung (AWI) in Potsdam. Diese Erkenntnis ist von Bedeutung, weil sie zeigt, dass Permafrostböden selbst in wärmeren Zeiten nicht gänzlich abtauen müssen. So hat der Permafrostboden von Batagai offensichtlich auch besonders warme Phasen vor rund 130.000 Jahren überstanden, als es in der Arktis im Sommer rund vier bis fünf Grad Celsius wärmer war als heute. Beim Permafrost handelt es sich um Böden und Gesteine, die permanent gefroren sind, teilweise bis zu mehrere Hundert Meter tief. Sie kommen vor allem in Nordamerika und Sibirien aber auch in Hochgebirgen vor und konservieren wie eine gigantische Gefriertruhe riesige Mengen abgestorbener Biomasse, vor allem Pflanzenreste aber auch Überreste von Vertretern der Tierwelt der letzten Eiszeit wie Mammut oder Wollnashorn. Taut der Permafrost auf, werden Bakterien aktiv, die die uralte Biomasse abbauen und durch ihren Stoffwechsel die Klimagase Kohlendioxid und Methan freisetzen; je stärker das Tauen, desto stärker der Gasausstoß. Im Hinblick auf den heutigen Klimawandel befürchten Fachleute, dass sich dadurch der Treibhauseffekt noch verstärkt.

Weiterlesen beim AWI

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MCC am 16.6.2021:

MCC: Höherer Spritpreis mit Rückerstattung pro Kopf ist die fairste Form von Klimaschutz im Verkehr

Die Inflation an der Zapfsäule erregt im Wahljahr die Gemüter in Deutschland: Muss die Klimapolitik im Verkehr wirklich zu immer höheren Steuern auf den Spritpreis führen, oder gibt es sozialverträglichere Mittel? In der Diskussion und zum Teil schon umgesetzt sind ja auch strengere Kraftstoff-Effizienz-Standards für Autobauer, Bonus- und Malus-Zahlungen, Kaufprämien für E-Mobile sowie Fahrverbote. Eine neue Studie berechnet für all dies präzise die Kosten, für 156.000 repräsentativ ausgewählte Haushalte.

Die Studie wurde erstellt unter Leitung des Berliner Klimaforschungsinstituts MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change) und publiziert in der Zeitschrift ifo Schnelldienst des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung in München. Das Forschungsteam stützt sich auf anonymisierte Daten zu Einkommen, Pkw-Ausstattung und zurückgelegten Verkehrswegen aus der Umfrage „Mobilität in Deutschland 2017“ des Bundesverkehrsministeriums. „Mit Hilfe dieses feinkörnigen Abbilds der privaten Lebenslagen konnten wir zeigen, wie sich die im Fokus stehenden Politik-Instrumente in den unterschiedlichen Einkommensgruppen auswirken“, erklärt Nicolas Koch, Leiter des Policy Evaluation Lab am MCC und einer der Autoren. „Das Ergebnis ist eindeutig: Ein CO₂-Preis als Aufschlag auf den Spritpreis, bei dem die kompletten Einnahmen in eine einheitliche Pro-Kopf-Rückerstattung fließen, ist mit Abstand die fairste Form von Klimaschutz im Verkehrssektor.“

In diesem Fall zahlt nur das einkommensstärkste Fünftel der Bevölkerung drauf – bei einem CO₂-Preis von 55 Euro je Tonne, wie für 2025 geplant, sind es im Schnitt aller Haushalte in dieser Gruppe 0,1 Prozent des Einkommens. Das ärmste Fünftel wird um 0,8 Prozent entlastet. Die Haushalte in der ärmsten Gruppe würden hingegen um 0,7 Prozent ihres Einkommens belastet, wenn die Politik voll auf CO₂-Effizienzstandards setzt, die in der Größenordnung mit dem CO₂-Preis vergleichbar sind. „Es ist der Vorteil des CO₂-Preises, dass er als einziges Instrument Einnahmen generiert, die man zum sozialen Ausgleich verwenden kann“, betont Matthias Kalkuhl, Leiter der MCC-Arbeitsgruppe Wirtschaftswachstum und menschliche Entwicklung und ebenfalls Co-Autor. „Den sozialen Ausgleich muss die Politik aber auch konsequent liefern – und eine solche Politik zudem offensiv kommunizieren.“

Zwar fahren Leute mit wenig Einkommen typischerweise eher Kleinwagen, doch relativ zum Einkommen schlagen die Kosten von Effizienzstandards bei ihnen stärker durch als bei Leuten mit hohen Einkommen und Limousine. Auch ein wiederum in der gleichen Größenordnung errichtetes Bonus-Malus-System, in dem ein Zuschuss für spritsparende durch eine Strafsteuer für spritfressende Autos finanziert wird, ist für Haushalte mit geringen Einkommen weniger attraktiv als der CO₂-Preis mit Pro-Kopf-Rückerstattung. Von Förderprogrammen für E-Mobile profitieren sie bislang kaum. Die Studie beleuchtet auch Fahrverbote für Verbrennerautos in Ballungsräumen; dabei werden der Umstieg auf öffentlichen Nahverkehr unterstellt und die zusätzliche Fahrzeit zur Arbeit in Kosten umgerechnet. Im Ergebnis werden dadurch alle Einkommensgruppen sowohl in urbanen und ländlichen Räumen mit mehr als ein Prozent des Einkommens belastet. Das Argument, andere Klimaschutz-Instrumente seien zwar weniger effizient, aber sozial gerechter als der CO₂-Preis, wird widerlegt. Der Befund der Studie lautet, sie sind weder effizient noch fair.

Weiterlesen beim MCC

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