Negative Emissionen – Wohin mit dem unvermeidbaren Kohlendioxid?

Scott Galloway, US-amerikanischer Autor, Blogger, Podcaster und Aktienguru beschäftigt sich in erster Linie mit Tech-Unternehmen. Er liegt nicht immer richtig mit seinen Vorhersagen, aber oftmals schon. Teslas Zukunft sieht Galloway eher skeptisch. In dem Augenblick, in dem Apple seine Autopläne präsentiert, sieht er die Tesla Aktie abstürzen. Er hat nach eigenen Angaben keine Short-Positionen (keine Wette auf fallende Aktienkurse) von Tesla.

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Über Andrew Neil, britisches TV-Journalisten Urgestein, haben wir schon einmal berichtet. Er grillte seinerzeit eine Sprecherin von Extinction Rebellion (XR). Kürzlich nahm sich Andrew Neil Rishi Sunak (UK Finanzminister) in seiner Sendung vor. Es ging um die Kosten der Umstellung britischer Haushalte von Gas auf Strom zum Heizen ihrer Häuser. Neil schätzte die Kosten auf mindestens 10.000 GBP pro Haushalt. Es gelang ihm auf wiederholte Nachfrage nicht herauszufinden, wer das am Ende bezahlen soll. Sunak wand sich wie ein Aal und erklärte am Ende, dass es ja letztlich immer das Geld aller wäre, egal ob man das über Steuern bezahlen würde oder privat. Au Weiha, aber irgendwie auch tröstlich, dass die Briten offenbar auch keinen Schimmer haben, wie sie die Energiewende finanzieren wollen. Neils Art gefällt nicht jedem. Momentan wird in UK eine besondere Form der Cancel-Culture diskutiert, nämlich dem Sender von Neil GBNews keine Werbegelder mehr zukommen zu lassen.

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Um in der Sprache von Annalena Baerbock zu bleiben: Die aller Menschen meisten wollen sie nicht als Kanzlerin. Klingt holperig, aber sie spricht tatsächlich so. 68% der Deutschen lehnen sie ab, das ergab eine Umfrage, über die MSN.com berichtet. Immerhin aber distanziert sich Baerbock von der irren Aktion von Greenpeace anlässlich der Fußball-EM in München.

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Kriegsverbrechen gegen die Umwelt sollen nicht straflos bleiben.

““Es steht ausser Frage, dass Kriege einen extrem negativen Einfluss auf die Tierwelt haben und das Risiko des Aussterbens von Arten erhöhen», sagt der wissenschaftliche Leiter der IUCN, Thomas Brooks. Auf der «Roten Liste» dieser internationalen Naturschutzorganisation stehen 219 Arten, die vor allem wegen Kriegen und kriegerischen Konflikten vom Aussterben bedroht sind.”

Weiterlesen bei Infosperber.

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Schlechte Nachrichten aus der Arktis, so titelt die Tagesschau zur Mosaic Expedition in die Arktis aus dem letzten Jahr. Alles andere als das, wäre allerdings auch überraschend gewesen, oder? Es erstaunt eigentlich eher, dass Deutschland 180 Millionen ausgibt, wo doch in Sachen Klima bereits alles erforscht ist, wenn man den Worten der Umweltministerin Schulze Glauben schenken darf.

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Ganz anders sieht die Planung in Sachen Stromversorgung in den USA im Gegensatz zu Deutschland aus. Energieministerin Granholm rechnet fest mit Kernenergie.

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Nachklapp zum Volksentscheid in der Schweiz, wo sich eine knappe Mehrheit gegen strengere und vor allem teure Maßnahmen in Sache CO2 ausgesprochen haben. Die Zeit berichtete.

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Ein Ereignis, zwei sehr unterschiedliche Schlagzeilen. Über einen Vorfall im chinesischen Kernkraftwerk Taishan schreibt die BBC:

China Taishan plant: ‚Performance issue‘ reported at nuclear facility

Bei der Süddeutschen Zeitung klingt es hingegen so:

Wie gefährlich ist das Atomkraftwerk Taishan?

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Nochmal Greenpeace. Daniel Wetzel analysiert in der Welt die NGO.

Das fragwürdige Rechtsstaatsverständnis von Greenpeace

Der Artikel steht hinter einer Bezahlschranke.

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Die kleine Gemeinde Ratzbek bei Lübeck plant ein 55 Hektar Areal für einen Solarpark. Offenbar verspricht sich die Gemeinde davon Steuereinnahmen. Aber, es ist keinesfalls sicher, dass die Gemeinde daran partizipiert. Auch ohne rechtliche Absicherung, ob und wie Einnahmen fließen, werden die Planungen fortgesetzt. Die Mehrheit im Gemeinderat lehnte die rechtliche Beratung ab. Beantragt hatten es Gemeinderatsmitglieder einer Wählervereinigung. Die Lübecker Nachrichten berichteten. Der Artikel steht hinter eine Bezahlschranke.

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Mit CO2 Rückholung gewinnt man keine Wahlen. Das sagt in einem Interview Oliver Geden von der Stiftung Wissenschaft und Politik. Das Interview ist hier zu lesen. Passend dazu ein Artikel aus der Welt, der noch einmal die deutsche Position ins Sachen CO2 Abscheidung beleuchtet. Eine Lagerung im Ausland wäre nämlich rechtens, in Deutschland wurde sie verhindert mit Slogans wie Endlager, die bewusst Ängste schüren sollten. Der Artikel über einen seltsamen deutschen Kompromiss steht hinter einer Bezahlschranke.

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Im Winter gab es in den USA Strommangel, was am ungewöhnlich kalten und schneereichen Winter lag. Jetzt ist es in Teilen der USA sehr heiß und vor allem trocken und wieder wird der Strom knapp. Marode Kraftwerke und der vermehrter Einsatz von Klimaanlagen bei hohen Temperaturen sind der Grund. Ein Video der WELT zeigt die Entwicklung.

Wir haben hier im Januar 2020 schon einmal über Waldbrände berichtet. Ohne Zündung kein Brand, natürliche Ursachen wie Blitze sind in der Minderzahl. Es sind also Menschen, die gewollt oder ungewollt Brände auslösen oder wie in den USA ganz besonders in Kalifornien die maroden Stromleitungen. Kommt nämlich heftiger Wind auf, dann können Leitungen reißen und Funken schlagen. Die LA Times hatte seinerzeit einen interessanten Artikel dazu. Dort hat bereits die Abschaltung von Stromnetzen bei bestimmten Wetterlagen geholfen die Zahl der Brände zu begrenzen.

Es wird im Zuge der Klimawandel-Diskussion leider sehr selten auf den Faktor Mensch bzw. Marode Technik eingegangen. Stattdessen stellt man Waldbrände als etwas dar, was automatisch bei einer bestimmten Temperatur passiert. Das ist natürlich falsch, die Abwesenheit von Wasser (also Dürre) ist der entscheidende Faktor. Der Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums (ufz.de) ist also ein schöner Indikator dafür, wo es in der letzten Zeit wenig geregnet hat. Natürlich mit einer Simulation der Niederschläge der letzten 2-3 Jahre. Wasser braucht eine ganz Zeit, bis es in 1,8 Meter Tiefe ist.

(Abbildung: Screenshot Dürremonitor ufz.de)

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Pro-Physik.de am 11.6.2021:

Die Taktgeber der Sonne

Neue Modellrechnungen erklären alle wichtigen bekannten Sonnenzyklen.

Nicht nur der prägnante Elf-Jahres-Zyklus, auch alle weiteren periodischen Aktivitäts­schwankungen der Sonne können durch Anziehungs­kräfte der Planeten getaktet sein. Zu diesem Schluss kommen Frank Stefani und seine Kollegen vom Institut für Fluiddynamik am HZDR und vom Institute of Continuous Media Mechanics im russischen Perm. Mit neuen Modell­rechnungen unterbreiten sie erstmals einen Vorschlag für eine umfassende Erklärung aller wichtigen bekannten Sonnenzyklen. Die längsten Aktivitäts­schwankungen über tausende Jahre entlarven sie dabei als chaotischen Prozess. Trotz der planetaren Taktung der kurzen und mittleren Zyklen werden Langzeit­prognosen der Sonnen­aktivität somit unmöglich.

Weiterlesen auf Pro-Physik.de

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Aufruf der Naturschutzinitiative:

pdf hier.

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Pressetext am 1.6.2021:

Semitransparente Solarzelle extrem effizient

Innovation von Penn-State-Wissenschaftlern erzielt einen Wirkungsgrad von fast 20 Prozent

Forscher der Pennsylvania State University (Penn State) http://psu.edu haben eine semitransparente Perowskit-Solarzelle mit einem Wirkungsgrad von fast 20 Prozent entwickelt. Gelungen ist dies dank eines nur wenige Atomlagen dicken Goldfilms, der als eine von zwei Elektroden dient, an denen der erzeugte Strom abgezapft wird. Da er so dünn ist, fallen die Materialkosten kaum ins Gewicht. Auch lässt er das Licht der Sonne fast ungehindert passieren und hat eine hohe elektrische Leitfähigkeit.

Weiterlesen auf Pressetext

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Science Media Center Germany am 1.6.2021:

Negative Emissionen – Wohin mit dem unvermeidbaren Kohlendioxid?

Anlass: Vor gut einem Monat fällte das Bundesverfassungsgericht über die Klimapolitik der Bundesregierung das Urteil, diese sei in Teilen nicht mit dem Grundgesetz vereinbar. Die Politik reagierte darauf geradezu atemberaubend schnell und setzte in nur wenigen Tagen ein neues, deutlich ambitionierteres Ziel: Deutschland soll bis 2045 klimaneutral sein.

Klimaneutral heißt: Es darf aus Industrie, Verkehr, Landwirtschaft oder Wohnraum nicht mehr CO2 in die Luft entweichen, als die Natur wieder aus der Luft binden kann. Alles, was darüber hinausgeht, muss durch zusätzlichen Aufwand wieder gebunden werden. Forscher sprechen dabei von Carbon Dioxide Removal (CDR) oder Negativen Emissionen.

Schon heute ist abzusehen, dass sich nicht alle CO2-Emissionen durch den Einsatz von Strom aus Wind, Photovoltaik (PV) oder Wasserstoff vermeiden lassen – auch wenn die Forschung derzeit nur grob schätzen kann, wie viel Kohlendioxid 2045 tatsächlich weiter unvermeidbar emittiert wird.

Das SMC hat daher für diese Science Response fünf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach der Bedeutung für Deutschland und dem Stand der Forschung dieser CDR-Verfahren gefragt.

Die Forscherinnen und Forscher weisen darauf hin, dass vor allem bei der Produktion von Stahl, Zement und Glas sowie der Müllverbrennung nach dem heutigen Stand der Technik CO2-Emissionen nicht zu vermeiden sein werden; auch Schiffe und Flugzeuge, Traktoren und Mähdrescher dürften weiterhin von Verbrennungsmaschinen angetrieben werden und Kohlendioxid in die Luft blasen.

CO2 aus Abgasen in Fabriken lässt sich vergleichsweise leicht in Schornsteinen auffangen; die Anlagen dafür werden auch schon produziert und das abgeschiedene CO2 zum Beispiel für die Ölförderung genutzt. Anlagen oder Verfahren jedoch, mit denen das in der Luft verteilte CO2 – aus historischen Verbrennungen oder aktuellen von Flugzeugen oder Schiffen – herausgeholt wird, sind noch in Testphasen.

Noch recht unklar scheint, was mit dem abgeschiedenen CO2 am besten passieren sollte. Forscher unterscheiden hier zwischen nutzen und „sequestrieren“, was im Prinzip endlagern bedeutet. Hier liegen nur Erfahrungen mit CO2 in ehemaligen Erdöl- oder Erdgasfeldern vor. Sicher dagegen erscheint, dass die Verfahren und Techniken, aber auch der Rechtsrahmen für ihren Einsatz sowie mögliche Förderregimes möglichst schnell entwickelt werden müssen, damit sie in den kommenden 24 Jahren auch tatsächlich eingesetzt werden.

Die Redaktion des SMC hat daher die folgenden fünf Fragen gestellt:

Weiterlesen beim Science Media Center Germany

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Die GWPF hat ein Klima-Quiz erstellt:

The Climate Trends Quiz

Is there a climate crisis? So much has been said about climate change and the impact it is having. But what’s the truth? The GWPF has created this helpful quiz so that you can test your knowledge of climate trends and their impact on society. 

Hier geht es zum Quiz

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Pressemitteilung der Universität Konstanz vom 2.6.2021:

Klima-Schnelltest für Korallen gefördert

Beitrag zur Korallenrettung: Paul G. Allen Family Foundation fördert Konstanzer Schnelltest „CBASS“ zur Ermittlung der Klimaresistenz von Korallen mit insgesamt 4 Millionen Dollar

Ein mobiler Schnelltest für Korallen soll in den Weltmeeren ermitteln, wie hitzebeständig Korallen sind und wie hoch ihre Chancen stehen, den Auswirkungen des Klimawandels zu trotzen. Mit den Testergebnissen sollen Korallenriffe künftig gezielter vor der Klimaerwärmung geschützt werden. Vor rund einem Jahr, im Juni 2020, stellte der Konstanzer Biologe Prof. Dr. Christian Voolstra seine Idee für den mobilen Schnelltest CBASS („Coral Bleaching Automated Stress System“) zur Ermittlung der Hitzebeständigkeit von Korallen vor. Nun gab die Paul G. Allen Family Foundation bekannt, das Forschungsprojekt mit insgesamt 4 Millionen Dollar (rund 3,3 Millionen Euro) zu fördern. Im nächsten Schritt des CBASS-Projekts sollen nun diagnostische molekulare Marker für einen Antigen-Schnelltest identifiziert werden.

Die Unterstützung wurde im Rahmen eines neuen Förderprogramms der Paul G. Allen Family Foundation zugesprochen, in dem insgesamt 7,2 Millionen Dollar für Forschungsprojekte zur Rettung der vom Aussterben bedrohten Korallen zur Verfügung gestellt werden. Die Förderung soll Wissenschaftler*innen dabei unterstützen, „auf erfolgreicher Forschung aufzubauen und Phase 2 zu betreten, in der innovative Ideen in skalierbare, nachhaltige Lösungen für Korallenriffe umgesetzt werden“, schreibt die Paul G. Allen Family Foundation in ihrer Pressemitteilung. Neben der Universität Konstanz sind an dem Projekt die Old Dominion University (USA), das Institute for Systems Biology (USA), die Pennsylvania State University (USA) sowie das Australian Institute of Marine Science (Australien) mit beteiligt.

Hitzeresistente Korallen
Bedingt durch den Klimawandel ist in den vergangenen 50 Jahren rund die Hälfte der weltweiten Korallen gestorben. Eine Erwärmung des Klimas um 1,5 Grad Celsius könnte nach aktuellen Prognosen dazu führen, dass Korallen bis zum Ende dieses Jahrhunderts nahezu ausgestorben wären. Einigen Korallen gelingt es jedoch besser, mit der Klimaerwärmung umzugehen, als ihren Artgenossen. Christian Voolstra möchte herausfinden, welche Faktoren zu dieser Hitzeresistenz von Korallen beitragen und wie diese Resistenz gezielt gefördert werden kann. Das von ihm mitentwickelte mobile Testsystem CBASS soll dabei helfen, weltweit hitzeresistente Korallen zu identifizieren, um diese zu erforschen und zu schützen.

Weiterlesen auf idw

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Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU):

„Wiederaufforstung verträgt sich nicht mit Wildnis“

Susanne Belting appelliert auf 35. Deutschen Naturschutztag: Rahmenbedingungen schaffen, um waldeigene Dynamik zuzulassen

Große Lebensraum- und Artenvielfalt, weitestgehend unzerschnitten von Siedlungen oder Industrie: Das Nationale Naturerbe bringt eine große Chance für den Naturschutz in Deutschland, aber auch Schwierigkeiten und gesetzliche Hürden. Auf dem 35. Deutschen Naturschutztag empfiehlt Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe, einer gemeinnützigen Tochter der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU): Mehr schützenswerten Naturraum ins Eigentum von Naturschutzakteuren überführen sowie keine Wiederaufforstungsverpflichtung nach Borkenkäferbefall, Dürre- und Sturmschäden in Wäldern des Nationalen Naturerbes. DBU-Generalsekretär Alexander Bonde unterstützt den Appell: „Das Nationale Naturerbe steht in Sachen Wald dafür, eine neue Wildnis entstehen zu lassen – der Dynamik der Natur sollten wir ihre Zeit geben.“

Nationales Naturerbe im Eigentum des Naturschutzes als große Chance

Belting spricht in einem Forum des bundesweit größten Naturschutz-Fachkongresses über die Chancen und Herausforderungen im Nationalen Naturerbe. Es umfasst eine besondere Flächenkulisse – historisch sowie naturschutzfachlich: 69 der 71 DBU-Naturerbeflächen sind ehemalige Militärflächen, die eine große Lebensraum- und Artenvielfalt aufweisen. „Im Zuge der militärischen Nutzung blieben beispielsweise wertvolle Offenlandlebensräume erhalten und wurden teilweise nie intensiv landwirtschaftlich genutzt. Solche mageren, also nicht gedüngten Standorte, finden sich nur noch selten in Deutschland“, erklärt Belting. Das Ziel der Naturschützer ist es, diese langfristig zu pflegen und zu bewahren. „Die Naturerbeflächen hat der Bund ins Eigentum von Naturschutzakteuren übergeben. Das sehe ich als eine der größten Chancen des Nationalen Naturerbes“, so die Fachliche Leiterin. Rund 63 Prozent der Flächenkulisse des DBU Naturerbes gehören zum europäischen Natura-2000 Schutzgebietsnetz. Die Bundesländer haben die Pflicht, die geschützten Lebensräume zu erhalten. Das DBU Naturerbe unterstützt dabei als Flächeneigentümerin. Da die Gebiete nicht bei verschiedenen Privateigentümern liegen, können die erforderlichen Naturschutzmaßnahmen wesentlich einfacher geplant und umgesetzt werden. Daher Beltings klare Forderung: „Um die Vielfalt an Pflanzen, Tieren und Lebensräumen zu wahren, sollte möglichst viel Naturraum ins Eigentum des Naturschutzes überführt werden!“

Keine Aufforstungsverpflichtung nach Stürmen und Borkenkäferbefall – Walddynamik zulassen

Praktischer Naturschutz stößt in manchen Bundesländern auf gesetzliche Hürden. Als ein Beispiel nennt Belting in ihrem Vortrag die Wiederaufforstungsverpflichtung. Die vergangenen Dürrejahre haben deutliche Spuren in den Wäldern hinterlassen. Allein im DBU Naturerbe starben vor allem Nadelbäume auf rund vier Prozent der Waldfläche ab, Borkenkäfer hatten ein leichtes Spiel oder Stürme warfen großflächig Waldabschnitte um. Bislang seien Waldbesitzer in den meisten Bundesländern verpflichtet, innerhalb einer Frist von etwa drei Jahren ihre Bestände durch neu anzupflanzen, falls junge Bäume nicht von alleine nachwachsen. „Das Nationale Naturerbe bietet die Chance, in den Wäldern wieder Wildnis und ihre eigene Dynamik zuzulassen. Eine Wiederaufforstungsverpflichtung konterkariert diese seltene Möglichkeit“, sagt Belting. „Nach Borkenkäferbefall, Stürmen oder Bränden sollten Waldbesitzer von Forstbehörden mehr Zeit erhalten, damit sich ihre Bestände natürlich erholen.“

Natur geduldiger Zeit geben

Zum Hintergrund: Ein Großteil der rund 55.000 ha Wald im DBU Naturerbe soll sich perspektivisch naturnah entwickeln und dann ganz ohne menschliche Eingriffe sich selbst überlassen werden. Merkmale dieser Bestände sind Bäume aller Altersgruppen, Baumarten und reichlich Totholz. Die Naturschützer im DBU Naturerbe setzen auf Naturverjüngung – junge Gehölze erwachsen aus den Samen im Boden und der Bäume in der Umgebung. „Die Aussaat mit den besten Aussichten auf Erfolg kommt oft aus dem Wald selbst.“ Denn Sämlinge seien im Vergleich zu vorgezogenen Setzlingen angepasst an die Bedingungen vor Ort und widerstandsfähiger.

Nicht sinnvoll: eine Umweltverträglichkeitsprüfung für eine Naturschutzmaßnahme

Eine weitere Barriere: Auf DBU-Naturerbeflächen in Thüringen und Sachsen-Anhalt liegen Heiden mit europäischem Schutzstatus, die bereits so stark zugewachsen sind, dass sie von den Behörden als Wald eingestuft wurden. Vor diesem Hintergrund sind in den Schutzgebietsverordnungen und Managementplänen entsprechende Pflegemaßnahmen vorgegeben. „Ehe wir diese umsetzen, das heißt, ehe wir hier Bäume fällen, den ursprünglichen Offenlandstatus wieder herstellen und sie zur langfristigen Pflege beweiden lassen können, muss nach Ansicht der zuständigen Behörden jedoch zwingend eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt werden. Diese kostet Geld und Zeit“, erklärt Belting. Die naturschutzfachlich und rechtlich erforderliche Schutzmaßnahme wird dadurch verzögert, der Erhaltungszustand des Lebensraums verschlechtert sich. Die Behörden sehen die Problematik und seien dementsprechend bemüht, eine Beweidung über andere rechtliche Wege zu ermöglichen. Um das Problem dauerhaft zu lösen, biete sich laut DBU Naturerbe beispielsweise eine Änderung im Sinne einer Präzisierung des Gesetzes an.

Veträglichkeitsprüfung grundsätzlich wichtiges Instrument

Die Fachliche Leiterin möchte nicht falsch verstanden werden: Umweltverträglichkeitsprüfungen seien in anderem Kontext sehr wichtig und sinnvoll, etwa vor dem Beginn eines Straßen- oder Siedlungsbaus. „Wir sind der Meinung, dass eine Umwelt- oder FFH-Verträglichkeitsprüfung nicht erforderlich sein sollte, wenn die Maßnahme einzig der Pflege und Erhaltung eines Natura 2000-Gebiets dient und auf eine Gebietsverordnung oder einen Managementplan zurückgeht“, empfiehlt Belting.

Geerbte Verantwortung – DBU Naturerbe hat 71 Flächen vom Bund übernommen

Das Nationale Naturerbe umfasst 156.000 Hektar (ha) wertvollen Naturraum, den der Bund seit 2008 in die Hände von Naturschutzorganisationen, Bundesländern und Stiftungen übergeben hat. Das DBU Naturerbe übernahm davon rund 70.000 ha vor allem ehemals militärische Übungsflächen und kümmert sich seither um den Naturschutz auf den 71 Flächen in zehn Bundesländern. Das DBU Naturerbe ist Teil eines engagierten Netzwerks der Flächenempfänger und Hauptakteure im Nationalen Naturerbe, die sich gemeinsam als Naturerbe-Rat den Herausforderungen stellen.

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