Christian: Wieso mit Windkraftanlagen weniger Tiere sterben als ohne

Das Jahr geht seinem Ende entgegen, allerdings nicht ohne weitere Nummerierungen für den Auweiha Award 2021. Diesmal haben es sich zwei Parteien verdient. Zum einen Scientists for Future, weil die offensichtlich unbesehen ein Video promoten, dass vor Unlogik nur so strotzt und dann natürlich der Ersteller des Videos – ein gewisser Christian vom Kanal “Klima Wandel Dich”. Wir vermuten Christian hat die YouTube Universität besucht und sich sein Wissen dort angeeignet. Vielleicht hat er auch nur einen gelben Gürtel im Googeln. Anders ist es nämlich kaum zu erklären, dass er ein Video erstellt, in dem er allen Ernstes versucht zu widerlegen, warum Windräder gefährlich für Vögel sind. Der Unterschied von Sing- und Gartenvögel und Greifvögeln mag auf der YouTube Universität nicht im Lehrplan stehen, es gibt ihn allerdings. Also vergleicht Christian mal wieder die Zahlen von durch Katzen, Autos, Hauswände was auch immer getöteten Vögel mit denen von durch Windkraftanlagen.

(Abbildung: Screenshot Youtube)

Das ist Derailing vom Feinsten, denn es stellt zwei grundsätzliche unterschiedliche Dinge in Bezug. Sing- und Gartenvögel geraten selten in die Rotoren, ganz einfach, weil sie wie der Name es schon sagt, in Gärten und in der Nähe von Menschen leben. Gleichzeitig werden Greifvögel selten von Katzen vertilgt oder fliegen gegen Glasscheiben. Warum wird aber das miteinander verglichen? Allein beim Blick auf die Populationen dürfte selbst dem größten Trottel klar werden, dass der Vergleich kompletter Schwachsinn ist. Bei Christian ist es aber noch eine Spur besser. Er versteigt sich zu kühnen Thesen:

“Wieso mit Windkraftanlagen weniger Tiere sterben als ohne”

Wir warten gespannt auf weitere Videos:

Warum Raucher weniger Lungenkrebs bekommen als Nichtraucher
Wieso Nicht-Flieger häufiger Opfer von Flugzeugabstürzen werden als Vielflieger
Warum Abstinenzler öfter unter Leberzirrhose leiden als Trinker
Wieso für Kleinkinder das Überqueren von Autobahnen ungefährlich ist

Alles würde sich mit Sicherheit genauso mit seiner Logik belegen lassen. Denn die geht so: Ist zwar doof, dass jetzt so viele Vögel sterben, aber es würden noch viel sterben, wenn sich das Klima ändert. Das ist komplett nicht wissenschaftlich belegt, wir wissen schlicht nicht, wie sich Arten bei sich ändernden Temperaturen verhalten. Wir wissen vor allem nicht, ob es irgendwann überhaupt noch Greifvogelarten gibt, wenn sie jetzt bereits massiv bedroht werden im Bestand. Die Umwelt zerstören, um das Klima zu retten, wie oft hatten wir das schon? Oder sollen die Viecher dankbar sein, dass man ihnen jetzt schon das Leben beendet, bevor das ein sich wandelndes Klima erledigen könnte? Das Tröstliche an dem Kanal und seinen Videos: Es interessiert offensichtlich kaum jemanden.

Ornithologen scheint es bei Scientists For Future eindeutig nicht zu geben. Solche hätten das Video nämlich als das erkannt, was es ist, Quatsch. Dabei gibt es genügend Studien von der Windkraft positiv gestimmten und daher unverdächtigen Organisationen über die Situation. Wir berichteten. Die scheinen den Unterschied begriffen zu haben und außerdem das Mittel der Zählung über Zeiträume und nicht irre Korrelationen zu benutzen.

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Jedes Mal, wenn Claudia Kemfert rechnet, verzeichnen Erdbebenwarten in Sachsen seismologische Tätigkeit. Rund um den Ort Annaberg grummelt es dann. Der Grund ist Adam Riese, der sich dort derartig im eigenen Grab umdreht, dass die Geräte ausschlagen. Manfred Haferburg nimmt sich bei Achgut des Themas an und es ist ausgesprochen aufschlussreich, wie er das macht. Die Rechenkünste der Professorin waren hier in diesem Blog auch schon oft das Thema.

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Wir haben die Wahl: Entweder wir bauen Bananen auf Grönland an oder wir versuchen in Süddeutschland mittels Windkraft Strom zu erzeugen. Beides ist wirtschaftlich gesehen wenig erfolgversprechend wie Thomas Schürmann bei Umwelt-Watchblog darlegt. Funktionieren kann das mit der Windkraft deshalb, weil es massiv subventioniert wird. Eine interessante Analyse.

“So einleuchtend dies im Falle des Bananenanbaus  in Grönland scheint, ist sie es aber nicht mehr, wenn wir über den Bau von Windrädern in Deutschlands Süden sprechen. Diese Region ist für den „Anbau zur Ernte von Windenergie“ im weltweiten Maßstab völlig ungeeignet, weil sie zu den windärmsten Regionen der Welt gehört.” …

“Man sollte sich vor Augen führen, dass durch die Erneuerbaren zukünftig zwar die Erzeugung dezentraler erfolgen wird, dass die zur Integration unbedingt notwendigen Planungen und Managementressourcen eines europäischen Energienetzes mit hohem Anteil fluktuierender Erneuerbarer aber unbedingt zentral erfolgen muss – und dies vom Nordkap bis zur Ägäis, von der Küste Portugals bis zum Baltikum und zum Bosporus! Die hohe Komplexität und gegenseitigen Abhängigkeiten von Wind- und Sonnenstrom mit ihren Backup- und Speichersystemen, sowie von den zugehörigen Transportnetzen, macht ein zentrales, europaweit abgestimmtes Vorgehen notwendig.

Nationale Befindlichkeiten hätten dann gegebenenfalls zurückzustehen, vor allem wenn es, wie von vielen bis hin zum Bundesverfassungsgericht gefordert, jetzt ganz schnell gehen soll. Sind wir wirklich dazu bereit diese kritische Infrastrukturkompetenz, die heute bei der Bundesnetzagentur angesiedelt ist, an eine europäische Energiebehörde (nicht nur EU!) abzugeben? Werden die Franzosen und Briten das auch tun? Rein national wird die Energiewende nicht gelingen.

Als dicht besiedeltes Industrieland mit ungünstigen Wettervoraussetzungen kann Deutschland vielleicht bis 2030 auf dem Papier aus Kohle- und Kernkraft aussteigen, mangels neuer Gaskraftwerke aber niemals aus dem Verbrauch. Der Kohle- und Atomstrom kommt dann, hoffentlich in ausreichender Menge, teuer eingekauft aus den Nachbarländern.”

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Die Naturschutzinitiative hält Pläne der Ampel-Koalition für nicht konform mit dem Europäischen Umweltrecht. Der Verband plant zu klagen. Es stützt sich dabei auf ein Rechtsgutachten.

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Sex sells? Nein, Sex pays. Wer hätte das gedacht. Die Anschubfinanzierung für sein Mitmach-Lexikon erwirtschafte der Gründer Jimmy Wales mit einer Softpornoseite. Das Internet vergisst nicht, auch wenn Wales den Wikipedia-Artikel über ihn immer wieder “bereinigt” hat. Er hat da natürlich einen großen Vorteil, denn viele andere, über die nachweisliche Unwahrheiten bei Wikipedia stehen, haben dieses Privileg nicht. Sie müssen damit leben, dass diese Unwahrheiten für die Ewigkeit dort stehen. Mittlerweile braucht Wales solche Querfinanzierungen nicht mehr. Die US-Mutterorganisation sitzt auf 200 Millionen Vermögen und gerade deutsche Spender geben weiterhin reichlich, wenn die weihnachtliche Bettelrunde bei Wikipedia beginnt. Wir berichteten.

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Deutschland muss ganz viele neue Offshore-Windparks bauen, um den Strombedarf nach Abschaltung der konventionellen Kraftwerke zu decken. Ørsted plant das 900 MW-Projekt Borkum Riffgrund 3. Nun hat sich Amazon mehr als ein Drittel der Stromproduktion (350 MW) gesichert. Bleibt weniger für die anderen Stromkunden über. Also müssen noch mehr Offshore Windparks gebaut werden. Unklar ist, ob der Strom nur in Deutschland oder auch an anderen Amazon-Standorten im benachbarten Ausland verwendet werden soll.

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European Society of Cardiology 2017:

16 year study suggests air temperature is external trigger for heart attack

A 16 year study in more than 280 000 patients has suggested that air temperature is an external trigger for heart attack. The findings are presented today at ESC Congress. (1)

“There is seasonal variation in the occurrence of heart attack, with incidence declining in summer and peaking in winter,” said first author Dr Moman A. Mohammad, from the Department of Cardiology at Lund University, Skane University Hospital, Lund, Sweden. “It is unclear whether this is due to colder temperatures or behavioural changes.”

This nationwide, 16 year, observational study led by Prof David Erlinge from Lund University, is the largest to investigate the association between heart attack incidence and weather conditions such as air temperature, sunshine duration, precipitation, and air pressure.

Using the Swedish myocardial infarction registry (SWEDEHEART), all consecutive heart attacks treated at a coronary care unit between 1 January 1998 and 31 December 2013 were included in the study. The investigators studied the specific weather conditions during which heart attacks occurred using local meteorological data from hundreds of weather stations in the Swedish Meteorological and Hydrological Institute (SMHI).

The average daily minimum temperature was calculated for the entire country as well as the six healthcare regions in Sweden and stratified as <0 °C, 1–10 °C and >10 °C. The relationship between the average number of heart attacks per day and the average minimum air temperature was evaluated.

During the study period, a total of 280 873 heart attacks occurred of which meteorological data were available for 99%. The average number of heart attacks per day was significantly higher during colder temperatures as compared to warmer. The results were consistent across healthcare regions.

On a day-to-day basis, this translated into four more heart attacks in Sweden when the average daily temperature was less than 0 °C as compared to when it was above 10°C. Furthermore, the occurrence of heart attacks was increased with higher wind velocities, limited sunshine duration and higher air humidity. Consistent results were observed in ST-segment elevation myocardial infarction and non-ST-segment elevation myocardial infarction.

The investigators analysed the relationship between heart attack incidence and weather conditions in subgroups including the elderly, those with hypertension, diabetes mellitus or previous heart attacks, and patients taking various medications. The link between heart attack incidence and weather conditions was stable across subgroups.

Dr Mohammad said: “Our results consistently showed a higher occurrence of heart attacks in sub-zero temperatures. The findings were the same across a large range of patient subgroups, and at national as well as regional levels, suggesting that air temperature is a trigger for heart attack.”

The body responds to cold by constricting superficial blood vessels, which decreases thermal conduction in the skin and subsequently increases arterial blood pressure. Other responses are shivering and increased heart rate, which raise the metabolic rate and in turn increase body temperature.

“In the majority of healthy people these mechanisms are well tolerated,” said Dr Mohammad. “But in people with atherosclerotic plaques in their coronary arteries they may trigger a heart attack.”

As this was an observational study, Dr Mohammad said there were other factors that may have contributed to the results. He said: “Respiratory tract infections and influenza are known risk factors for heart attack that have a clear seasonal variation. In addition, seasonal-dependent behaviours such as reduced physical activity and dietary changes could play a role in the increased occurrence of heart attack during colder weather.”

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IASS Potsdam am 4.11.2021:

Flugzeugtreibstoff aus Sonnenlicht und Luft

Wissenschaftler der ETH Zürich haben eine Anlage gebaut, mit der sich aus Sonnenlicht und Luft CO2-neutrale Treibstoffe herstellen lassen. Das nächste Ziel ist, die Technologie auf industriellen Maßstab zu bringen und Wettbewerbsfähigkeit zu erreichen. In der Fachzeitschrift „Nature“ beschreiben Forscher aus Zürich und Potsdam die Funktionsweise des Solarreaktors und schlagen ein politisches Rahmenwerk vor, das Anreize für die verstärkte Produktion von „solarem Kerosin“ setzt.

CO2-neutrale Treibstoffe sind für eine nachhaltigere Luft- und Schifffahrt von zentraler Bedeutung. Mit der Zürcher Anlage lassen sich synthetische flüssige Treibstoffe herstellen, die bei der Verbrennung nur so viel CO2 freisetzen, wie zuvor der Luft entnommen wurde. CO2 und Wasser werden direkt aus der Umgebungsluft abgeschieden und mit Solarenergie aufgespalten. Das Produkt ist Syngas, eine Mischung aus Wasserstoff und Kohlenmonoxid, die anschließend zu Kerosin, Methanol oder anderen Kohlenwasserstoffen verarbeitet wird.

Seit zwei Jahren betreiben Forschende um Aldo Steinfeld, Professor für Erneuerbare Energieträger der ETH Zürich, ihre Mini-Solarraffinerie auf dem Dach des Maschinenlaboratoriums mitten in Zürich. „Wir konnten die technische Machbarkeit der gesamten thermochemischen Prozesskette zur Umwandlung von Sonnenlicht und Umgebungsluft in Drop-in-Treibstoffe erfolgreich nachweisen. Das Gesamtsystem arbeitet unter realen Sonneneinstrahlungsbedingungen stabil und dient uns als einzigartige Plattform für weitere Forschung und Entwicklung“, sagt Steinfeld. Die Technik sei nun reif für den Transfer in die Industrie.

Wüste bietet ideale Bedingungen

Analysen der gesamten Prozesskette ergaben, dass der Treibstoff bei einer Produktion im industriellen Maßstab 1,20 bis 2 Euro pro Liter kosten würde. Als Produktionsstandort sind Wüstenregionen mit hoher Sonneneinstrahlung besonders gut geeignet. „Im Gegensatz zu Biokraftstoffen, deren Potenzial wegen der Knappheit landwirtschaftlicher Flächen begrenzt ist, könnte der weltweite Bedarf an Flugzeugtreibstoff durch die Nutzung von weniger als einem Prozent der weltweiten Trockenflächen gedeckt werden und stände nicht in Konkurrenz zur Nahrungs- oder Futtermittelproduktion“, erläutert Johan Lilliestam, Forschungsgruppenleiter am IASS und Professor für Energiepolitik an der Universität Potsdam. Wenn die Materialien für den Bau der Produktionsanlagen wie Glas und Stahl mit erneuerbaren Energien hergestellt werden, gehen die Treibhausgasemissionen gegen Null.

Politische Unterstützung nötig

Angesichts der hohen Anfangsinvestitionskosten benötigen Solarkraftstoffe allerdings politische Unterstützung beim Markteintritt. „Die bestehenden Förderinstrumente der Europäischen Union – Emissionshandel und Offsetting – reichen nicht aus, um die Marktnachfrage nach Solartreibstoffen zu fördern. Deshalb schlagen wir ein technologiespezifisches EU-Quotensystem für Flugzeugtreibstoff vor. Das heißt, die Fluggesellschaften sollten verpflichtet werden, einen Anteil ihres Treibstoffs aus solaren Quellen zu decken“, sagt Lilliestam.

Für den Anfang, wenn der Preis für das „solare Kerosin“ hoch und die Produktionskapazitäten niedrig sind, empfehlen die Studienautoren eine Quote von 0,1 Prozent. Ein solcher Anteil hätte kaum Auswirkungen auf die Kosten des Fliegens, würde aber den Aufbau von Produktionsanlagen ermöglichen – und somit eine Lernkurve in Gang setzen, die zu verbesserter Technologie und niedrigeren Preisen führen kann. So kann die Quote nach und nach steigen, bis Solarkerosin den Marktdurchbruch ohne weitere Fördermaßnahmen schafft.

Paper: Schäppi R., Rutz D., Dähler F., Muroyama A., Haueter P., Lilliestam J., Patt A., Furler P., Steinfeld A. Drop-in fuels from sunlight and air. Nature, in press 2021, https://www.nature.com/articles/s41586-021-04174-y

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Youtube:

How to green the world’s deserts and reverse climate change | Allan Savory

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