Klimawandel: Deutscher Wein wird künftig besser

Werner Müller von der Schweizer Organisation Birdlife kommentiert das Spannungsfeld Windkraft und Vogelschutz im Tagesanzeiger.

„Wir können den Klimawandel nicht bekämpfen, indem wir Biodiversität zerstören. Die Bevölkerung hat das erkannt und schätzt gemäss dem Bundesamt für Statistik sowohl den Verlust der Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten als auch den Anstieg der globalen Temperatur aufgrund des Klimawandels zu je 88 Prozent als sehr oder eher gefährlich für Mensch und Umwelt ein. Klima und Biodiversität gegeneinander auszuspielen, bringt keine Lösung.“

Wir haben in diesem Blog mehrfach auf dieses Thema hingewiesen. Jede Form der Stromerzeugung hat Nebenfolgen. Im Falle der Windkraft werden diese aber schlicht geleugnet oder man weißt beim Thema Greifvogelgefährdung auf die durch Katzen, Fensterscheiben oder Autos getöteten Singvögel hin. Um die geht es aber gar nicht, weil deren Bestände viel höher sind und nicht sie nicht als gefährdet gelten.

De-Railing nennt sich diese Art der Argumentation. Natur- und Vogelschutzorganisationen wie z. B. der Nabu sind in einer echten Klemme. Sie wissen um die Gefahren, weil sie eigene Studien dazu erstellen haben lassen, die sich neutraler lesen als die Gutachten, die die Windkraftindustrie erstellen ließ. Und so hat der Nabu dann die Entscheidung zwischen Auswirkungen auf Bestände und möglicherweise einem Schutz des Klimas. Beides allerdings mit unterschiedlichen Zeithorizonten. Beides zerrt an der Glaubwürdigkeit der Naturschützer.

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Laut einer Umfrage von Infratest Dimap wünschen sich 49% der Deutschen eine Schwarz/Grüne Regierung. Während bei den Grünen-Wählern Robert Habeck die Nase vorn hat als Spitzenkandidat, ist es bei den gesamten Wählern erstaunlicherweise Cem Özdemir.

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Der ehemalige Chef des ifo-Instituts Hans-Werner Sinn wurde von der Welt interviewt. In dem Interview (Paywall!) erklärt er noch einmal den sogenannten Leakage-Effekt und warum der Verzicht auf Öl und Gas dem Klima nicht hilft. Sinn plädiert für einen weltweiten Emissionshandel.

„Die Brennstoffe, die wir in Deutschland und Europa nicht verbrauchen, bleiben ja nicht im Boden. Und alles, was gefördert wird, wird irgendwo auf der Welt verbrannt. Warum sollten die Förderländer auf diese Einnahmequelle verzichten, wenn sie die ganze Welt als Markt haben? Unser Erdölverzicht senkt den Weltmarktpreis – und erhöht so Nachfrage und Verbrauch anderswo. Der Emissionshandel muss also die ganze Welt umfassen. Wenn nur eine Gruppe von Ländern Umweltpolitik macht, während die anderen die freigegebenen Brennstoffe kaufen, funktioniert überhaupt keine Klimapolitik, nicht einmal der Emissionshandel.“

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Beim Focus gibt es noch einmal Nachschlag in Sachen Kernenergie. Die ehemalige Anti-Atomkraft-Aktivistin Anna Veronika Wendland erklärt, warum sie die Kernenergie für unverzichtbar hält. Sie spricht von einer Lebenslüge beim Atomausstieg. Weiterlesen im Focus.

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Eine weitere Kolumne von Christian Stöcker im Spiegel. Diesmal geht der Kognitionspsychologe mit der deutschen Industrie hart in Gericht. Laut Stöcker hätte diese seit dem Treffen von Kanzlerin Merkel mit Greta Thunberg eine neue Strategie angewendet, nämlich Argwohn sähen. Das wäre allerdings sehr kurzfristig, denn viele der Beispiele, die Stöcker dann aufführt, sind schon etwas länger veröffentlicht und eben keine Folge des Treffens, aber sei es drum. Da es bei Kognitionsphilosophie ja um Erkenntnisse geht, vermisst man leider einige solcher Erkenntnisse in der Kolumne.

Da ist zum einen die Tatsache, dass Stöcker behauptet, dass Strom aus Erneuerbaren Energien immer günstiger wird, gleichzeitig steigen die Strompreise in Deutschland aber auf Rekord Niveau. Wie passt das zusammen? Zum anderen nimmt sich Stöcker u. a. Hans-Werner Sinn vor. Dieser hatte einmal eine CO2-Bilanz von Elektroautos errechnet. Darin waren eingeflossen die Herstellung aber auch der Betrieb. Im Idealfall tankt ein Elektroauto Strom aus Erneuerbaren Energien. Das macht es in der Praxis aber leider nicht. Stöcker mag eine Aversion gegen Kohle haben, aber spätestens, wenn die Sonne nicht scheint (das passiert jede Nacht) und der Wind nicht bläst (auch das passiert leider sehr häufig) wird Strom aus u. a. Kohle gewonnen. In Ermangelung von Speichern wird das auch so bleiben. Einzig ändern dürfte sich der Energieträger, nach dem geplanten Aus von Kernenergie und Kohle wird die Auswahl deutlich kleiner.

Vielleicht sollte Stöcker die Aussagen von Hans-Werner Sinn einfach mal etwas genauer betrachten. Der Leackage-Effekt ist keine Erfindung von Sinn, sondern wirtschaftliche Realität. Wenn Deutschland oder die EU auf fossile Brennstoffe verzichten, werden die Förderländer nicht aufhören diese auf den Markt zu bringen. Eine dann geringere Nachfrage führt zu Preisverfall und nachfolgend noch mehr Verbrauch.

In einem liegt Stöcker sogar dicht bei Sinn. Der Wirtschaftsprofessor setzt auf Emissionshandel. Der funktioniert laut beiden noch nicht, wäre aber für die Regulierung des CO2-Ausstoßes ein geeignetes Mittel. Das hätte Stöcker herausfinden können, wenn er sich den Vortrag von Sinn aus dem Dezember 2019 einfach einmal ganz angesehen hätte.

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Klimahorror am 30.1.2020 auf SAT1:

Horror für Weinliebhaber: Klimawandel könnte Hälfte aller Weinregionen auslöschen

Natürlich Quatsch. Vegetationszonen verschieben sich, wenn etwas an einer Stelle „ausgelöscht“ wird, entsteht es anderswo neu.

Am selben Tag meldete DIE WELT:

Klimawandel: Deutscher Wein wird künftig besser

Forscher sagen voraus, dass durch den globalen Anstieg der Temperaturen die für Weinbau geeigneten Regionen um 56 Prozent schrumpfen werden. Deutschland könnte indes ein Gewinner der Entwicklung sein.

Knapp zwei Wochen später meldete der Kurier.at:

Klimawandel verändert die Bierproduktion

Der Österreicher trinkt jährlich 103 Liter Bier. 900 Millionen Liter werden hierzulande produziert. Die Brauereien ersetzen zunehmend die Sommer- durch die Wintergerste.

„Der Klimawandel ist eine Tatsache. Für uns ist er keine Katastrophe oder ein Wahnsinn, wir sehen die Veränderungen als Chance.“ Für Karl Fischer, Geschäftsführer der Saatbau Linz, ergeben sich aufgrund der Erwärmung neue Möglichkeiten des Pflanzenbau. „Wir reden heute auch von Kichererbsen und Hirse, die es vor ein paar Jahren in Österreich nicht gegeben hat, die aber nun auch hier wachsen.“

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Thema hatten wir schon aber der Focus-Artikel vom 5.2.2020 ist schön übersichtlich gegliedert:

Ein Deutscher dabei: 10 Milliardäre, die der Kampf gegen den Klimawandel reich gemacht hat

Gegen Geldverdienen ist nichts einzuwenden. Aber große Teile dieser Vermögen basieren auf staatlichen Subventionen, mit denen die grünen Technologien künstlich gepusht werden…

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Ein Teil der CO2-Emissionen wird von den Ozeanen und der Landvegetation aufgenommen. Bei welcher jährlichen Emission würde das gesamte neu hinzukommende CO2 abgepuffert werden? Roy Spencer hat sich im Februar 2020 dazu Gedanken gemacht:

Will Humanity Ever Reach 2XCO2? Possibly Not

The Energy Information Agency (EIA) projects a growth in energy-based CO2 emissions of +0.6%/yr through 2050. But translating future emissions into atmospheric CO2 concentration requires a global carbon budget model, and we frequently accept the United Nations reliance on such models to tell us how much CO2 will be in the atmosphere for any given CO2 emissions scenario. Using a simple time-dependent CO2 budget model forced with yearly estimates of anthropogenic CO2 emissions and optimized to match Mauna Loa observations, I show that the EIA emissions projections translate into surprisingly low CO2 concentrations by 2050. In fact, assuming constant CO2 emissions after 2050, the atmospheric CO2 content eventually stabilizes at just under 2XCO2.

Diskussion dazu auf WUWT hier.

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