Klimaorchester aus Sonne, Ozeanzyklen und CO2: Lässt sich die Temperatur der letzten 150 Jahre damit nachbilden?

Eine weitere Nominierung für den Auweiha Award 2020. Diesmal soll die Arbeit von Bundesumweltministerin Svenja Schulze gewürdigt werden. Einen sagenhaften Tweet hat sie losgelassen:

Zunächst halten wir mal in Originaltweet ihres Ministeriums fest: Hohe Temperaturen lassen einen Wald nicht brennen. Es ist die Abwesenheit von Wasser, die für Dürre sorgt. So geschehen im April als extrem trockene Luft aus Nordosteuropa für Dürre und erhöhte Waldbrandgefahr sorgte. Die Temperaturen waren in Brandenburg zum Teil nur 5 Grad am Tage und nachts herrschte sogar Frost. Aber geschenkt, man muss ja schon froh sein, dass da nichts von Glasscherben stand. In jedem Fall steckt fast immer ein Mensch hinter einem Waldbrand, egal ob bewusst oder fahrlässig.

Wir merken uns, wenn es trocken ist, dann ist es das Klima, wenn es nass ist, so wie der Start in den Mai 2020, dann ist es das Wetter. Bei regnerischen Tagen, wie die den aktuellen, spricht nur kaum jemand davon, außer, dass es der Natur gut tut. Die Wetteraussichten für Deutschland vom 1.- 3. Mai jedenfalls verheißen Regen. Es ist Wetter, die trockenen Tage im April waren auch Wetter.

Aber mit den Retweet von Frau Schulze ist noch etwas nicht Ordnung, und zwar in mehrfacher Hinsicht. Zunächst muss man festhalten, dass nicht jeder Boden für jeden Baum geeignet ist. In großen Teilen Ostdeutschlands gibt der Boden schlicht kaum Möglichkeiten her, dort Laubbäume zu pflanzen. Aber was hier wirklich etwas schräg ist: Gerade wurden bei Grünheide in Brandenburg sehr viele Nadelbäume gefällt, aber nicht um dort einen Laubwald zu pflanzen sofern der Boden das zulässt: Die Tesla Autofabrik soll dort gebaut werden. Es gibt also gute Bäume und schlechte Bäume.

Und immer mehr Politiker drängen darauf, in Wäldern Windkraftanlagen (WKA) aufstellen zu dürfen. Das ist insofern fatal, weil Böden versiegelt werden und die Zuwegung für den Transport der riesigen Rotorblätter sehr viel Platz brauchen. Auf solchen gerodeten Zuwegungen wächst erst einmal kein Baum mehr, wie auch, immer wenn LKW oder Kräne zu einer WKA müssen, dann wären die Bäume im Weg. Dagegen kann man einen Wald leider nicht widerstandsfähiger machen.

Aber am Ende wollen wir die Ministerin sogar mal loben. Im Gespräch mit dem Radiosender Bayern 2 sagt Svenja Schulze:

„Wir merken im Moment ja alle, dass wir eben nicht alles steuern können.“

Das stimmt, möchte man ihr zurufen, es gilt für viele andere Bereiche, auch für das Klima. Aber da wird von Klimafolgeforschern suggeriert, die Menschheit hätte die Kontrolle und droht sie nun zu verlieren. Nein, das hatte die Menschheit nie und wird sie auch nie haben.

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Klimakanzlerin für einen Tag, so lautet der Titel eines Kommentars aus dem Handelsblatt.

„Es ist schwer vorstellbar, dass man in diesem historischen Wirtschaftsabschwung den Unternehmen weitere Belastungen auferlegt. Wer eine Bepreisung des CO2-Ausstoßes nach wie vor fordert, verstärkt die Rezession und torpediert das geplante Konjunkturprogramm. Der Shutdown gibt uns einen Eindruck, was Deindustrialisierung bedeutet. Es geht jetzt darum, Massenarbeitslosigkeit zu verhindern und den sozialen Sprengstoff nicht noch größer zu machen.“

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Rammschall entsteht wenn Pfähle im Meer in den Meeresboden getrieben werden. Für Tiere wie Schweinswale sind sie nicht nur störend, sie können sogar tödlich sein. Die FAZ berichtet über 25 Millionen Hammerschläge, die für Gründungen, hauptsächlich für Windkraftanlagen (WKA) entstanden. Die Erbauer solcher WKA müssen den Schall dokumentieren. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie erstellt auf einer Webseite Karten dazu. In einigen Bereichen der Nordsee scheint es sehr laut zuzugehen.

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Es wird immer klarer, dass die Temperaturentwicklung der letzten 150 Jahre ein Mix aus anthropogenen und natürlichen Klimafaktoren darstellt. Der IPCC will das nicht wahrhaben und behauptet plump, es wäre zu 100% menschengemacht. Allerdings ist dies wissenschaftlich nicht sehr nachhaltig. Wäre es nicht toll, wenn man die natürliche Komponente zumindest Teilweise berechnen und den Temperaturverlauf reproduzieren könnte?

Otto Glinzer macht in seinem Blog ‚Climate Data Check‚ einen Vorschlag und berücksichtigt neben dem CO2 auch einen gewichtigen Anteil der Sonne in Form des Suess/de Vries Zyklus (210 Jahre) sowie de AMO-Ozeanzyklus (60 Jahre):

Erweiterte Theorie über die Einbeziehung natürlicher Zyklen in die Beschreibung der globalen Erwärmung

Die Berücksichtigung eines solaren Zyklus, der die mittleren globalen Oberflächen-Temperaturen neben der AMO beeinflußt, führt zu einer sehr guten Reproduktion des bisherigen Temperaturverlaufs mit einer TCR von 1,73°C

Ausgangspunkt der Suche nach einem erweiterten Ansatz ist die Untersuchung der natürlichen Variabilität der mittleren globalen Oberflächen-Temperaturen (GMST), die ein Maß dafür darstellt, wie genau eine formelmäßige Reproduktion der GMST-Daten bestenfalls sein kann: Die natürliche Variabilität der GMST-Daten ist normalverteilt mit einer Standardabweichung σ = ±0,096 °C.

Der Umgang mit der natürlichen Variabilität stellt den entscheidenden Unterschied des Ansatzes dieser Arbeit im Vergleich zum IPCC-Ansatz dar:

Die Abstraktion von der natürlichen Variabilität ist die Definition von „Klima“, denn die Variabilität verschwindet weitgehend bei einer Mittelung über 15 oder 30 Jahre. Es wird versucht, den GMST-Verlauf der letzten 170 Jahre durch einen Ansatz zu reproduzieren, der neben einem anthropogenen Anteil (proportional zu ln(C/C0) ) natürliche periodische Einflüsse berücksichtigt wie die AMO und solare Zyklen (siehe Regressionsanalyse). Ein solcher Ansatz ist gut, wenn er physikalisch sinnvoll ist, und vertrauenswürdig, wenn die mittlere Abweichung der Jahrestemperatur-Meßwerte zum Ansatz nicht größer ist als die Standardabweichung der normalverteilten natürlichen Variabilität.

Der IPCC setzt für die Reproduktion historischer oder zukünftiger Temperaturen ausschließlich auf Simulationen. Damit wird die Komplexität der realen Welt nicht sinnvoll vereinfacht (Abstraktion durch Verzicht auf Unwesentliches), sondern ihr eine simulierte – nur mit Supercomputern beherrschbare und von Dritten nicht durch­schau­bare – Komplexität ent­ge­gen­ge­stellt, deren Unschärfe mit der chaotischen Natur der Realität entschuldigt wird: „Unsicherheiten bei Klimaprojektionen ergeben sich aus natürlicher Variabilität: Aufgrund der chaotischen Natur des Klimasystems gibt es grundsätzliche Grenzen, wie genau die Jahrestemperaturen projiziert werden können.“

Diese Antwort auf die FAQ-Frage 1.1 auf S. 140 im IPCC-Report 2013): „Wenn das Verständnis des Klimasystems zugenommen hat, warum konnte die Unschärfe der Tempe­ratur­vorher­sagen nicht reduziert werden?“ führt zu der neuen Frage: „Sollte nicht eigentlich das Klima projiziert werden – und nicht Jahrestemperaturen?“

Der IPCC hält die Reproduktion natürlicher Variabilität sogar für ein Qua­li­täts­kri­te­rium (siehe S. 824 des IPCC-Reports zum Thema „Evaluation von Modellen“): „Eine wichtige Überlegung ist, daß die Modell-Leistung nur relativ zu früheren Beobachtungen bewertet werden kann, wobei die natürliche interne Variabilität berücksichtigt werden muss. Um Vertrauen in die Zukunftsprojektionen solcher Modelle zu haben, müssen das historische Klima – und seine Variabilität und Veränderung – gut simuliert werden.“

Weiterlesen bei Climate Data Check

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