Take or Pay

Die langfristigen Verträge zwischen deutschen Unternehmen und russischen Gaslieferanten sind nicht ohne Tücken. Wie jetzt das ZDF-Magazin Frontal berichtet, wird Deutschland auch bei Nichtabnahmen von Gas dafür bezahlen müssen. Die Klausel nennt sich Take or Pay. Auf Deutsch würde man sagen: Friss oder stirb.

(Abbildung: Screenshot ZDF-Mediathek)

Zu den denn ohnehin schon höheren Kosten für Flüssiggas kämen noch die an die russischen Lieferanten zu zahlenden Rechnungen für nicht abgenommenes Gas. Warum wurden solche Verträge abgeschlossen? Der Grund waren Vorzugspreise für das Gas. Große Gasverbraucher wie BASF haben davon u. a. profitiert. Wenn man ehrlich ist, dann hat die deutsche Wirtschaft davon profitiert, denn BASF produziert sehr viele Grundstoffe, ohne die viele andere Produkte nicht herstellbar wären. Dieser Aspekt wird bei der Entrüstung über die Abhängigkeit von russischem Gas gern einmal vergessen. Es gehört aber zur Wahrheit dazu. Frontal zeigt eine Art Chronologie der Ereignisse und wie es zu der heutigen Situation kam. Die Sendung ist noch bis 26.04.2024 in der ZDF-Mediathek zu sehen.

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Wieviel Eiskugeln könnte man für 37-73 Mrd. Euro jährlich kaufen? Wahrscheinlich sehr viele, um noch einmal den Eiskugel-König Jürgen Trittin aus der Versenkung zu holen. In jedem Fall mehr als eine Kugel im Monat. Die WDR-Sendung Quarks rechnet vor, wieviel Geld Deutschland sparen könnte, wenn es doch endlich auf 100% Erneuerbare Energien umsteigt. Wer etwas genauer hinsieht, der erkennt, dass nicht nur Strom geliefert, sondern auch gespeichert werden soll. Wie genau dieses Speichern allerdings technisch und wirtschaftlich funktionieren soll, darüber gibt Quarks keine Antwort. Es klingt daher etwas wie Wunschdenken jetzt schon Preisschilder an Techniken zu kleben, die noch nicht erfunden sind.

(Abbildung: Screenshot Twitter)

Bei Quarks muss man allerdings auch die Frage stellen, ob es die Gnade der späten Geburt, Dummheit oder einfach nur Faulheit war, etwas zu recherchieren. Solche Tweets jedenfalls hinterlassen beim Leser viele Fragen.

(Abbildung: Screenshot Twitter)

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Wolfgang Epple nimmt sich auf seinem Blog noch einmal den Rotmilan vor. Genauer gesagt die Meldung, die durch die Medien ging, dass die Gefährdung dieses seltenen Vogelns ein Märchen sei. Dabei ist ein Aspekt besonders interessant. Der Ersteller der Studie, auf die sich seinerzeit ein Bericht des ZDF besonders stützte, hat bereits einen Tag nach der Ausstrahlung der Sendung einen schönen Salto rückwärts gemacht.

“Die im Beitrag angesprochenen Zwischenergebnisse beziehen sich auf alle im Projekt auswertbaren Rotmilane. Diese Ergebnisse sind nicht per se auf die aktuelle Debatte um Todesursachen vom Rotmilan in Deutschland übertragbar (auch wenn dies im Beitrag so dargestellt wurde), da die Todesursachen in Europa ungleichmäßig verteilt sind.”
So treten bspw. Vergiftungen und illegale Abschüsse sowie der Stromschlag an Elektroleitungen in Deutschland wesentlich seltener auf als in anderen europäischen Staaten. Des Weiteren liegt, bedingt durch die Methode, dass die Vögel im Nest besendert werden, in den Daten ein Ungleichverhältnis zwischen verschiedenen Altersklassen vor.
So sind brütende Altvögel in der vorliegenden Datenbasis (noch) unterrepräsentiert. Es ist zum derzeitigen Projektstand nicht auszuschließen, dass es in Zukunft zu Verschiebungen bei der Häufigkeit der Todesursachen kommt.”

Nun ist es ja immer so eine Sache. Während die ZDF-Sendung rauf und runter zitiert und als die ultimative Wahrheit verkauft wurde, wie zum Beispiel von Stefan Rahmstorf im Spiegel (wir berichteten), nahm von dieser Richtigstellung kaum jemand Notiz. Die nach den Aussagen des Studienerstellers eindeutig falschen Schlussfolgerung bleibt in Form der ZDF-Sendung so ohne Richtigstellung online. Sind das schon Fake-News?

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Der tägliche Quaschning. Diesmal mit einem Irrtum zum Thema Abhängigkeit von russischem Uran.

(Abbildung: Screenshot Twitter)

Er liegt falsch. Wer es wirklich wissen will, der schaue einfach hier.

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Eine ganz neue Art von Privat-Public-Partnership. Die Deutsche Umwelthilfe DUH bietet dem Verkehrsministerium an, die Schilder für ein Tempolimit zu bezahlen. Das berichtet der Münchener Merkur.Man kann darüber streiten, ob das von der FDP geführte Ministerium wirklich klug beraten war, als es den Schildermangel als Grund für die Nichteinführung eines Tempolimits nannte. Es wäre in jedem Fall spannend zu sehen, wie weit die DUH mit ihrem Budget kommen würde.
Man rechnet grob mit 200 Euro pro Schild. Spätestens da merkt man, dass es ein PR-Gag war, ein wenig lustiger dazu.

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Hacker greifen Amerikas Energiesektor an. Das Handelsblatt berichtet in einem Bezahlartikel von den Angriffen.

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Wahlkampfzeit in Schleswig-Holstein. Da verspricht man schon mal sehr viel. So wie aktuell der Ministerpräsident Daniel Günter, er denkt, dass bereits bis Anfang 2023 ein Flüssiggas-Terminal in Brunsbüttel fertig sein könnte. Es soll ein schwimmendes Terminal werden, in Grunde also ein Schiff, das umgerüstet wird. Es fehlt noch ein 2,5 Kilometer Pipeline-Stück. Das berichtet die Zeit. Dem BUND geht das komplett gegen den Strich. Dort will man das nach dem Motto “erstmal schauen, dann mal sehen und dann gucken wir mal” verfahren.

(Abbildung: Screenshot Twitter)

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Wie kann der CO2-Fußabdruck von Holz korrekt berechnet werden? Das Öko-Institut schlägt laut idw-online eine Methode vor:

“”den CO2-Speichersaldo. Dieser gibt eine Art „CO2-Rucksack“ an, den ein geernteter Kubikmeter Holz mit sich führt, den der Wald mehr an Kohlenstoff gebunden hätte, wenn dieser Kubikmeter nicht eingeschlagen worden wäre. In Deutschland beträgt der CO2-Speichersaldo ungefähr 600 bis 1.700 Kilogramm CO2 pro geerntetem Kubikmeter Holz.
„Ein Wald aus dem weniger Holz geerntet wird, könnte mehr CO2 speichern, als in zum Teil sehr kurzfristig genutzten Produkten aus Holz gebunden wird“, fasst Dr. Hannes Böttcher, Experte für Klimaschutz und Waldbewirtschaftung am Öko-Institut zusammen. „Bislang ignorieren CO2-Bilanzen von Holz diese Effekte jedoch vollständig; unser CO2-Speichersaldo schließt hier die Lücke.“”

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