Scheinexperten

Pressemitteilung der Universität Potsdam vom 1.6.2021:

Neu entdeckte „Klima-Wippe“ als Antrieb der menschlichen Evolution

Die Klimaforscherin Dr. Stefanie Kaboth-Bahr von der Universität Potsdam und ein internationales Forscherteam haben herausgefunden, dass frühe El Niño-artige Klimamuster der primäre Antrieb für Umweltveränderungen im Afrika südlich der Sahara über die letzten 620.000 Jahre – eine kritische Periode für die Evolution unserer Spezies – waren. Das Team entdeckte, dass die Klimaschwankungen einen stärkeren Einfluss auf diesen Teil von Afrika hatten als eiszeitliche Zyklen, die bisher vorrangig mit der menschlichen Evolution in Verbindung gebracht wurden.

Während der Klimawandel als entscheidender Antrieb der Evolution unserer Spezies in Afrika weitgehend etabliert ist, werden der genaue Charakter dieses Klimawandels und sein Einfluss auf die menschliche Entwicklung noch immer kontrovers diskutiert. Da der Wechsel zwischen eiszeitlichen und zwischeneiszeitlichen Perioden weite Teile der Erde geprägt hat, wurde er entsprechend als entscheidender Faktor für Umweltveränderungen in Afrika während der letzten rund eine Million Jahre angesehen, der kritischen Periode menschlicher Evolution. Veränderungen im Ökosystem, angetrieben durch diese Eiszeit-Zyklen, so die vorherrschende Meinung, hatten die Evolution und Ausbreitung der frühen Menschen stimuliert.

Eine Publikation, die in Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America (PNAS) erschienen ist, stellt nun eine andere Sichtweise dar. Dr. Stefanie Kaboth-Bahr und eine internationale, multidisziplinäre Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern haben frühe El Niño-artige Wettermuster als den maßgeblichen Steuerungsfaktor großer Klimaumschwünge in Afrika identifiziert. Dies ermöglichte dem Forscherteam, den vorhanden klimatischen Rahmen der menschlichen Evolution neu zu bewerten.

Dem Regen folgend

In einem neuen Forschungsansatz integrierten Dr. Kaboth-Bahr und ihr Team elf Klimaarchive aus ganz Afrika, die die zurückliegenden 620.000 Jahre abdecken, um ein umfassendes räumliches Bild zu erstellen, wann und wo auf dem Kontinent feuchte oder trockene Bedingungen herrschten. „Wir waren überrascht, eine deutliche klimatische Ost-West-Schwankung zu finden, die dem Muster sehr ähnlich ist, das durch die Klimaphänomene El Niño und La Niña erzeugt wird, die heute die Niederschlagsverteilung in Afrika stark beeinflussen“, erklärt Dr. Stefanie Kaboth-Bahr. Die Autorinnen und Autoren schlussfolgern, dass der Hauptantrieb dieser Schwankung der tropische Pazifik war, und zwar durch seinen Einfluss auf die sogenannte „Walker-Circulation“, einen Gürtel sich bewegender Luftmassen entlang des Äquators, der zu einem großen Teil die Verteilung von Niederschlag und Trockenheit in den Tropen bestimmt.

Die Daten zeigen deutlich, dass sich die Feucht- und Trockengebiete zwischen dem Osten und Westen des afrikanischen Kontinents auf Zeitskalen von etwa 100.000 Jahren verschoben haben, wobei jede klimatische Verschiebung von großen Umwälzungen in der Flora und Säugetierfauna begleitet wurde. Laut den Forschenden könnte der sich daraus ergebende ökologische Flickenteppich eine entscheidende Komponente der menschlichen Evolution und der frühen Demografie gewesen sein. Die vielfältigen, ressourcenreichen und stabilen Umweltbedingungen waren möglicherweise für die Entwicklung des frühen modernen Menschen ausschlaggebend. Obwohl Klimaveränderung sicherlich nicht der einzige Faktor für die frühe menschliche Evolution war, so weisen die Autoren darauf hin, dass die Studie dennoch eine neue Perspektive auf die enge Verbindung zwischen Umweltschwankungen und dem Ursprung unserer frühen Vorfahren eröffnet.

„Eine Neubewertung der Perioden von Stillstand, Wandel und Aussterben vor dem Hintergrund des veränderten klimatischen Bezugssystems wird neue Einblicke in die tiefe menschliche Vergangenheit ermöglichen“, so Dr. Stefanie Kaboth-Bahr. „Dies bedeutet zwar nicht, dass Menschen im Angesicht des Klimawandels hilflos waren. Eine sich verändernde Habitatverfügbarkeit hätte allerdings sicherlich die Bevölkerungsstruktur und damit letztlich den Genaustausch, der direkt mit der menschlichen Evolution verknüpft ist, verändert.“

Link zur Publikation: Stefanie Kaboth-Bahr, William D. Gosling, Ralf Vogelsang, André Bahr, Eleanor M. L. Scerri, Asfawossen Asrat, Andrew S. Cohen, Walter Düsing, Verena E. Foerster, Henry F. Lamb, Mark A. Maslin, Helen M. Roberts, Frank Schäbitz, Martin H. Trauth, 2021, Paleo-ENSO influence on African environments and early modern humans, PNAS, 2021, www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.2018277118

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PM der Uni Paderborn vom 1.6.2021:

Materialmanipulation für umweltschonende Batterien

Chemiker der Universität Paderborn und der Technischen Universität Dresden haben zusammen mit einem internationalen Wissenschaftlerteam nachhaltige Sauerstoff-Elektrokatalysatoren für den Einsatz in umweltschonenden Zink-Luft-Batterien untersucht. Bislang werden dafür Materialien wie Edelmetalle verarbeitet, die Unzulänglichkeiten in Bezug auf Vorkommen und Kosten sowie elektrochemische und katalytische Kapazitäten aufweisen. Die Forscher haben deshalb eine bestimmte Phosphor-Variante so präpariert, dass sie die Reaktionsleistung der für die Batterie notwendigen Sauerstoffentwicklung deutlich steigern konnten – ohne dafür Edelmetalle einzusetzen. Damit haben sie gleichzeitig den ersten sogenannten bifunktionalen phosphorbasierten metallfreien Sauerstoff-Katalysator entwickelt. Ihre Ergebnisse wurden jetzt im renommierten Fachmagazin „Advanced Materials“ veröffentlicht.

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Kalifornischer Rauch zog im Herbst 2020 bis nach Mitteleuropa und sorgte für starke Trübung der Sonne
https://idw-online.de/de/news769804

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PM von Marum am 31.5.2021:

Mit fossilen Pflanzenmolekülen der grünen Sahara auf der Spur

Forschende haben ein neues Konzept entwickelt, anhand dessen die sogenannte grüne Sahara erklärt werden kann. Hierfür untersuchten sie fossile Pollen und Pflanzenwachse in einem Sedimentarchiv. Die Befunde überprüften sie mit einem Vegetationsmodell. Dadurch konnten sie nachweisen, dass eine dauerhafte Vegetationsbedeckung in der Sahara nur möglich war, weil sich zwei Regenzeiten überschnitten haben. Ihre Ergebnisse haben Dr. Enno Schefuß vom MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen, Dr. Rachid Cheddadi von der Universität Montpellier und ihre Kolleginnen und Kollegen jetzt in der Fachzeitschrift PNAS veröffentlicht.

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Nachhaltige Stromversorgung auf dem Land
https://idw-online.de/de/news769913

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Uni Mainz an BMBF-Projekt zur Meerwasserentsalzung am Persischen Golf beteiligt
https://idw-online.de/de/news769907

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„Virus unsinniger Informationen“: Harald Lesch klagt über Scheinexperten in der Krise

Das ist schon sehr interessant. Obwohl zugegeben das neue Buch von Lesch (“Denkt Mit”) noch nicht gelesen wurde, lässt die Meldung aus dem Fokus immerhin aufhorchen. Der Astrophysiker klärt die Menschen mittels TV-Bildschirm über sehr viele Dinge auf, die eigentlich nicht sein Fachgebiet sind. Und offenbar beschwert er sich über Scheinexperten. Spannend. Ob Lesch wohl mal über sich selbst nachgedacht hat beim Schreiben? Das wäre ja mal echte Selbstreflektion.

Wir haben in diesem Blog schon einmal über die These des Astrophysikers Lesch berichtet, dass der Klimawandel dafür sorgt, dass wir häufiger Pandemien bekommen werden. Der Makroökonom Prof. Paul Welfens kritisierte Aussagen von Lesch im ZDF im März 2020. Warum die ZDF-Heute-Redaktion vor gut einem Jahr einen Astrophysiker zum Thema Corona befragte, macht immer noch stutzig. Weiterlesen im Focus.

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Rankings sind immer sehr spannend. Nicht nur, weil man oft die Kriterien kaum durchschaut, sondern auch, weil solche Listen immer zum Stöbern einladen. Reuters hat jetzt eine Liste der Top 1.000 Klimaforscher erstellt. Ausschlaggebend war bei Reuters die Anzahl von Publikationen, die einen Bezug zum Klima hatten, offensichtlich auch, wie oft aus den Papieren zitiert wurde, sowohl in der Fachpresse als auch Laienpresse. Nach der Definition, dass nach Keywords wie Erwärmung, Treibhausgas und verwandte Begriffe gesucht wurde, könnte das Resultat möglicherweise aber verfälscht sein.

“For the first ranking, we selected researchers based on the number of papers published under their names through December 2020, as indexed in the Dimensions system. We screened for climate-related work by examining the papers’ titles or abstracts – brief descriptions of the research – for phrases closely connected to climate change, such as “climate change” itself, global warming, greenhouse gases and other related terms. These are papers that explicitly focus on climate change rather than mention it in passing. To be included in our count, a paper had to be cited by at least one other scientist at least once.”

Die höchste Position aus deutscher Sicht hat der PIK Forscher Elmar Kriegler auf 23. Danach folgen noch Gunnar Luderer (32) und Alexander Popp (40), beide ebenfalls PIK. Ottmar Edenhofer auf 69 wird geführt unter Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change, Stefan Rahmstorf folgt auf 72. Mit Frank Ewert (Leibniz Centre for Agricultural Landscape Research) auf 83 folgt der erste Wissenschaftler, der nicht aus dem PIK-Umfeld kommt. Das Ranking kann man sich hier ansehen.

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Ungewöhnlicher Eismassenzuwachs auf Grönland kurz vor dem Eintreten der Schmelzperiode. Laut Polarportal hat das Eis Ende Mai 2021 noch einmal Zuwachs bekommen.

(Abbildung: Screenshot Polarportal.dk)

Schaut man sich die Niederschläge für Grönland bei Ventusky an, dann wird auch klar, warum das Eis zunehmen konnte am letzten Maitag 2021.

(Abbildung: Screenshot Ventusky)

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Die Vereinten Nationen läuten die Dekade der Ozeanforschung ein. Es kann nur gut sein, die Vorgänge auf den Weltmeeren besser zu verstehen. Mehr dazu bei der Tagesschau.

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Redox–Flow–Batterie mit langer Lebensdauer
https://idw-online.de/de/news769771

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Neue Laser-Methode zur Herstellung von Nanomaterialien entwickelt – grüner Wasserstoff
https://idw-online.de/de/news769739

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Einladung zum Wasserstoff-Bürgerdialog am 9. Juni 2021
https://idw-online.de/de/news769731

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