Klimaaktivisten beschädigen in London Fensterscheiben

Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommst du ohne ihr. So lautet ein umgangssprachliches Sprichwort. Es scheint auch auf Hans Joachim Schellnhuber zuzutreffen, jedenfalls wenn man den Artikel beim Umweltwatchblog liest. Schellnhuber schrieb 2015, dass er an einem Sommerabend 1993 möglicherweise Weltgeschichte schrieb. Welche Weltgeschichte mag das sein?

Egal, in dem Artikel geht es um ein neues Lieblingsthema und das ist Holz. Schellnhuber hatte schon im Mai letzten Jahres das Bauen mit Stahlbeton als überholt bezeichnet, wir berichteten. Stattdessen sollte es Holz sein. Nun ist Holz seit Menschengedenken ein Baustoff, die Idee ist also nicht neu. Aber wie fast jede Ressource ist Holz nicht unbegrenzt verfügbar, Bäume wachsen langsam und sie erfüllen in der Natur viele wichtige weitere Funktionen. Entweder kennt Schellnhuber die nicht oder sie sind ihm egal, denn laut Umweltwatchblog schlägt er vor, einen Wald alle 40 Jahre zu roden und dann wieder neu anzupflanzen.

Leider brauchen Wälder aber mehr als 40 Jahre zum Wachsen und gerade alte Wälder sind extrem wertvoll. Schon jetzt ist Holz knapp. Die Preise steigen, ob es daran liegt, dass immer mehr Holz unter dem Deckmantel der Nachhaltigkeit verbrannt wird? Die Ideen zum Thema Holz von Schellnhuber lassen Menschen mit einem gewissen Restverstand ratlos zurück, denn müsste nicht ein Klimafolgenforscher wissen, welchen Beitrag Bäume zum Klimageschehen leisten?

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Eine interessante Auseinandersetzung um einen Artikel bei Übermedien. Dort echauffiert sich die Autorin Daniela Becker über einen Podcast in der ARD zum Thema Atomkraft und sie würdigt Anna Vero Wendland herab. Diese wehrt sich auf Twitter und die Umweltwissenschaftlerin ändert ihren Artikel und korrigiert immerhin einige Falschaussagen. Wer vernünftig recherchiert muss so etwas eigentlich gar nicht machen.

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Völlig ungewohnte Nachrichten vom Spiegel. Statt über den wärmsten Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen zu berichten, heißt es nun, dass der April die meisten Frosttage bei einigen Stationen seit Beginn der Aufzeichnungen hatte. Es gab durchaus Stimmen, die nach der La Niña Lage im November 2020, die es streng genommen nach dem PIK zu 85% hätte gar nicht geben dürfen, eine solche Entwicklung vorausgesagt haben.

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In unserem gestrigen Blogbeitrag empfahlen wir die Lektüre des Artikels „Der politische Moralismus in der deutschen Klima- und Energiepolitik„. Leider war an dem Tag der Server nicht erreichbar. Nun funktioniert aber wieder alles. Sie können den Artikel nun wieder auf der Webseite der Ludwig-Erhard-Stiftung aufrufen.

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FAZ:

Klima-Randale gegen HSBC

Aktivisten beschädigen in London Fensterscheiben

Mit Hammer und Meißel ausgerüstet, haben Aktivisten Fensterscheiben der Großbank HSBC in London beschädigt. Sie hämmerten Löcher in das Sicherheitsglas, während Passanten schon Handyvideos machten. Unter den Schlägen zersplittern rund zwanzig Scheiben im Bankenviertel Canary Wharf. Die etwa zehn weiblichen Aktivisten der Gruppe „Extinction Rebellion“ (XR) bezeichneten dies als Protest gegen eine falsche Investitionspolitik. „Trotz HSBCs Versprechen, den Kohlendioxid-Abdruck bis 2050 auf Netto-Null zu senken, erlaubt es der gegenwärtige Klimaplan der Bank, in Kohlekraftwerke zu investieren, und er lehnt keine Kunden ab oder kündigt Verträge bei Verbindungen zur Industrie der fossilen Brennstoffe“, schreibt XR. Gebrochene Scheiben seien weniger schlimm als gebrochene Versprechen.

Weiterlesen in der FAZ.

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Pressemitteilung der Uni Leeds vom 19.4.2021:

Volcanic pollution return linked to jump in respiratory disease cases

Respiratory disease increased markedly following one of Iceland’s largest volcanic eruptions, a new study has found.

And the findings could have significant implications for actions taken to protect the health of the 800 million people globally living near active volcanoes. Indeed, only last month (March), lava burst through a crack in Iceland’s Mount Fagradalsfjall in the first eruption of its type in more than 800 years.

The new research, led by the University of Leeds and the University of Iceland, examined the health impacts of pollution caused by the Holuhraun lava eruption in 2014-2015. It shows that following exposure to emissions that changed chemically from gas to fine particles, incidents of respiratory disease in Iceland rose by almost a quarter, and the incidence of asthma medication dispensing by a fifth. The findings, published today in Nature Communications, highlight the need for decision-making authorities to prepare for health issues associated with returning emissions—known as mature plumes—in the days immediately following volcanic eruptions. The report’s co-lead author is Dr. Evgenia Ilyinskaya, from the University of Leeds‘ School of Earth and Environment. She said: „Volcanoes are a significant source of air pollution, but of course it’s a source that cannot be controlled.

„Large volcanic eruptions can cause harmful air pollution both immediately, and also when the plume returns to the same area, which may happen without it triggering air pollution alerts. „Our research shows that during prolonged eruptions such as Holuhraun, both young and mature plumes can be circulating at the same time, increasing the harmful health effects on those living in volcanic regions. „This pollution return is not currently factored into responses to the threat to public health caused by volcanoes.“

The Holuhraun eruption was one of the biggest of its kind in the last 200 years, releasing 11 million tonnes of sulphur dioxide that spread across Iceland and the Atlantic Ocean towards Europe. During the six-months long eruption, residents of Iceland’s capital, Reykjavík, were repeatedly exposed to the young and mature plumes, despite living 250km from the eruption site. In their previous research, published in 2017, the scientists traced the evolution of the volcanic plume chemistry. They found that the plume had been swept by air currents towards the UK and mainland Europe before circling back to Icelandic cities and towns.

During this process, the plume composition matured as it lingered in the atmosphere—meaning that the volcanic sulphur dioxide had converted to particles. These fine particles found in mature plumes are so small they can penetrate deep into the lungs, potentially causing serious health problems such as exacerbating asthma attacks. In the returning plume, because the sulphur dioxide levels were reduced as the gas converted to particles, concentrations were therefore within European Commission air standards. As a result, no health advisory message were in place in Iceland for the returning plume. It is estimated that short and long-term exposure to these kind of fine particles, from both human-made and natural sources, cause over three million premature deaths globally per year and remains the single largest environmental health risk in Europe.

The new findings highlight the health risks of pollutants lingering in the atmosphere, and the implications for monitoring emissions from volcanic activity. They point to the global need for health risk assessments and population safety management following volcanic eruptions. Co-lead author Dr. Hanne Krage Carlsen, from the University of Iceland and University of Gothenburg, said: „Iceland has some of the most complete health care records in the world. This was the first time a population of a considerable size and density could be assessed following major volcanic activity.

„This study provides the most robust evidence to date that exposure to a chemically-mature volcanic plume leads to increased use of a country’s health care system. „It also emphasizes that emissions from volcanoes are a region-wide issue, in this case potentially affecting the whole North Atlantic region. „As the Holuhraun plume returned to Iceland, there was increased use of GPs and hospital emergency care units with regards to respiratory diseases. At the same time, there was a lack of public health advice. „We recommend that future Government responses to volcanic air pollution globally considers both the implications to health caused by the initial eruptions, but also those of the returning plumes with additional threats to health.“

Paper: Increased respiratory morbidity associated with exposure to a mature volcanic plume from a large Icelandic fissure eruption is published 12 April 2021 in Nature Communications. DOI: 10.1038/s41467-021-22432-5

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Gerd Ganteför:

Zusammenhang von Erdtemperatur und CO2 | Ganteför Klimageschichte #9

Die weitverbreitete Ansicht, dass es einen Zusammenhang von Erdtemperatur und CO2-Konzentration in der Atmosphäre gibt, beruht teilweise auf Modellen und nicht auf wirklichen Messungen. In diesem Video unterscheidet Prof. Ganteför zwischen diesen beiden Datenquellen und weist auf die Differenz zwischen Modell und Realität hin. Gerd Ganteför, Physikprofessor an der Uni Konstanz, erläutert in diesem Video und seiner Reihe „Klimawissen“ anschaulich die Grundlagen der Klimaforschung.

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Im April 2021 erschien ein interessantes neues Buch von Helmut Böttiger: Energie der Zukunft: Nuklear, fossil oder erneuerbar?

Verlagsinformation:

Bleibt nach Klimapolitik und Dekarbonisierung noch Energie, um alle Menschen ausreichend zu versorgen und unsere natürliche Umwelt, die Biosphäre nach den bisherigen und noch laufenden Umweltsünden wieder in Ordnung zu bringen und zu verbessern?

Alles Leben ist Mühe und verlangt Energie. Es beginnt schon mit der Nahrungsbeschaffung. Allein der Mensch konnte die animalische Angst vor dem Feuer überwinden und Verbrennungsvorgänge außer-halb seines Körpers handhaben. Damit erschloss er Energiequellen, um seine unzureichende natürliche Ausstattung zu überwinden und sich eine Lebenswelt, die technische Zivilisation zu schaffen und in ihr relativ wohlbehalten zu leben.

Dies gelang bisher weitgehend auf Kosten der natürlichen Umwelt, in welche der Mensch mit seiner Zivilisation eingebunden bleibt. Viele Errungenschaften der Zivilisation haben die Biosphäre durch Schadstoffeinträge belastet. Da alle Stoffe dieser Erde sich aus rund 100 Elementen (Atomen) zusammensetzen, fehlt es nur an Energie, um z.B. die Schadstoffe in ihre Elemente zu zerlegen und neue Werkstoffen daraus zu bilden.

Heute erkennt der Mensch aufgrund seines wachsenden Verständnisses der Naturprozesse nicht nur Möglichkeiten, Umweltbelastungen zu vermeiden, sondern auch die Aufgabe, die natürlichen Lebensbedingungen der Biosphäre zu verbessern. Auch das ist ohne ein Mehr an Energie kaum möglich, wenn er sich nicht stationär an sogenannte „Grenzen des Wachstums“ halten und sich damit allmählich in Richtung seiner früheren animalischen Existent zurückentwickeln will. Neben der zunehmend wissenschaftlich technologischen Durchdringung des Naturgeschehens bildet die Verfügbarkeit über Energie und die Beherrschung der Auswirkungen ihres Einsatzes auf die Umwelt eine der wichtigsten Herausforderungen der Menschheit.

Energie gibt es auf der Erde zwar „umsonst“, etwa als Sonneneinstrahlung, als bewegte Luft (Wind), in Form nachwachsender Rohstoffe, der vorhandenen Kohlenwasserstoffe, und als die Bindungsenergie von Molekülen und Atomen. Nicht „umsonst“ ist dagegen die Ernte solcher Energie, und ihr Einsatz unter Beachtung der jeweiligen Folgewirkungen. Wie und in welcher Form können wir sie uns aneignen, um nicht nur die Versorgung der acht Milliarden Menschen in einer lebensfrohen Umwelt auf Dauer sicher zu stellen, sondern auch die Degradierung der Umwelt zu überwinden und zur evolutionäre Verbesserung der Biosphäre beizutragen.

Das Buch versucht nach einer ausführlicheren Einleitung (Kapitel 1) Antworten auf folgende Fragen zu geben und diese aus dem, was „man“ bisher zu wissen meint, zu belegen:

–Droht die Erschöpfung der bisher am meisten (zu 80%) eingesetzten fossilen Energieträger, (Kohle, Erdöl und Erdgas) in absehbarer Zeit? (Kapitel 2)

–Welche energetischen Potentiale eröffnet die Nutzung der zur Zeit favorisierten alternativen („erneuerbaren“) Energiequellen und Rohstoffe? (Kapitel 3)

–Welche Folgewirkungen der fossilen aber auch der alternativen Energiesysteme auf die Umwelt sind nachweisbar zu erwarten? (Kapitel 4)

–Welche Auswirkungen zeichnen sich als Folge der geplanten Dekarbonisierung bezüglich der begrenzten Bodenfläche, der Ressourcenknappheit, für Fauna und Flora und für die Versorgung der Menschen ab. (Kapitel 5)

–Skizziert (wenn auch nur knapp) werden Gefahren und Chancen der Nutzung nuklearer Bindungskräfte in bereits vorhandenen und in neuen, wissenschaftlich-technisch bereits möglichen Kraftwerkstypen der Kernspaltung und vor allem der Kernfusion. (Kapitel 6)

–Ein Abschlusskapitel untersucht die ideologischen Hauptschwierigkeiten, die sich einer Verständigung über Möglichkeiten und Wege zur Bewältigung der Herausforderungen der Menschheit – wie sie z. B. die Agenda 2030 der Vereinten Nationen formuliert – derzeit in den Weg stellen.

Der Text will die Dringlichkeit und den Rahmen einer Antwort auf die Energiefragen herausstellen und darauf verweisen, dass dazu vom Stand dessen auszugehen ist, was derzeit diesbezüglich tatsächlich bekannt ist und nicht aufgrund von Wunschdenken vermutet, behauptet oder erhofft wird. Die Dringlichkeit einer Antwort macht allein schon die Tatsache deutlich, dass heute immer noch 1,1 Milliarden Menschen nicht nur Hunger leiden, sondern ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser und elektrischer Energie ausschließlich auf die Verbrennung von Holz, Torf oder getrockneten Kot ihrer Haustiere angewiesen sind.

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