Im Winter sterben mehr Menschen als im Sommer

Ein Hinweis in eigener Sache. Uns erreichte vor kurzem eine Leserzuschrift zum Thema „gendergerechte Sprache“. Der Leser (gendergerecht vermutlich „der/die Lesende“, oder „der/die LeserIn“) drohte, er würde den Newsletter abbestellen, wenn wir nicht umgehend aufhören würden, gendergerechte Begriffe zu verwenden. Da vielleicht auch andere Blogleser hier Präferenzen haben, möchten wir etwas aufklären. Das Redaktionsteam des Kalte-Sonne-Blogs verwendet in selbst geschriebenen Texten keine gendergerechte Sprache, da wir der Meinung sind, dass die Verständlichkeit der Texte darunter leidet. Das Redaktionsteam respektiert aber andere Meinungen und engagiert sich für den freien faktenbasierten Dialog, ohne Vorverurteilungen oder wissenschaftliche Diskriminierung. Im Rahmen unserer Berichterstattung bringen wir auch Pressemitteilungen von Forschungsinstituten, von denen die meisten mittlerweile auf gendergerechte Sprache umgestellt haben. Wir verändern diesen Stil nicht, da wir die übernommenen Texte ansonsten nicht als Zitat bringen könnten und umschreiben müssten. Für aufwändige Schreibarbeiten haben wir in der ehrenamtlich tätigen Redaktion leider keine Zeit. Wir bitten um Ihr Verständnis. Es wäre natürlich toll, wenn wir einen vielköpfigen hauptamtlichen Mitarbeiterstamm hätten, wie z.B. die Presseabteilung des PIK. Das ist aber leider nicht der Fall.

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GFZ Potsdam am 8.4.2021:

Gebirgswachstum beeinflusst Treibhauseffekt

Verwitterungsprozesse können Kohlendioxid binden oder freisetzen. In „aktiven“ Gebirgsregionen dominiert Freisetzung. Forschende des Deutschen GeoForschungsZentrums GFZ haben dieses überraschende Ergebnis aus Vergleichen in Taiwan gewonnen.

Taiwan ist ein Land der Extreme: Schwere Erdbeben und Taifune suchen die Insel immer wieder heim und verändern die Landschaft zum Teil katastrophal. Das macht Taiwan zu einem gigantischen Labor für Geowissenschaften. Erosionsprozesse laufen zum Beispiel im Zentrum der Insel bis zu tausendmal schneller ab als in ihrem äußersten Süden. Das beeinflusst auch die chemische Verwitterung von Gesteinen und offenbart Einblicke in den Kohlenstoffkreislauf unseres Planeten auf einer Skala von Jahrmillionen. Eine Gruppe von Forschenden um Aaron Bufe und Niels Hovius vom Deutschen GeoForschungsZentrum (GFZ) hat sich jetzt die unterschiedlichen Erosionsraten zunutze gemacht und untersucht, wie Hebung und Erosion von Gesteinen das Gleichgewicht von Kohlenstofffreisetzung und -bindung bestimmen. Das überraschende Ergebnis: Bei hohen Erosionsraten setzen Verwitterungsprozesse Kohlenstoffdioxid frei, bei niedrigen Raten binden sie den Kohlenstoff aus der Atmosphäre.

Hinter all dem stehen tektonische und chemische Prozesse. Insbesondere rasch wachsende Gebirge bringen ständig frisches Gesteinsmaterial aus dem Untergrund nach oben. Dort ist es der Witterung und dem Wasserkreislauf ausgesetzt. Je nach Felsmaterial gibt es sehr unterschiedliche Effekte auf das Erdklima. Kommt etwa Kohlensäure aus dem Boden mit Silikatmineralien in Kontakt, fällt Kalkstein (CaCO3) aus, in dem der Kohlenstoff dann langfristig gebunden ist. Bei einer Kombination aus schwefelhaltigem Gestein – etwa Pyrit – und Kalkgestein passiert das Gegenteil. Denn kommt das schwefelhaltige Gestein in Kontakt mit Wasser und Sauerstoff, entsteht Schwefelsäure, die wiederum das Kalkgestein zersetzt und damit CO2 erzeugt. Man nimmt an, dass dieser Zusammenhang zwischen Plattentektonik und chemischer Verwitterung das Klima unseres Planeten auf einer Skala von Jahrmillionen beeinflusst. Aber wie genau wirkt das Wachstum von Gebirgszügen wie den Alpen und dem Himalaya auf das Klima? Beschleunigt sich die Silikatverwitterung und das Klima kühlt ab? Oder dominiert die Zersetzung von Kalk durch Schwefelsäure, und die Konzentration von CO2 in der Atmosphäre steigt – mit Verstärkung der globalen Erwärmung?

Um diese Fragen zu beantworten, ist die Südspitze der Insel Taiwan ein idealer Ort. Taiwan befindet sich an einer Subduktionszone, wo ozeanische Kruste unter den asiatischen Kontinent abtaucht. Dabei falten sich Gebirgszüge auf. Während sich das Zentrum der Insel schon seit mehreren Millionen Jahren mit hohen und schroffen Bergen über den Ozean erhebt, ist die Südspitze gerade erst aus dem Meer aufgetaucht. Dort sind die Berge sanft und sie erodieren relativ langsam. Nach Norden hin wachsen die Berge zunehmend rasch, und frisches Gestein wird schnell an die Erdoberfläche gebracht, um dort zu verwittern. Außerdem sind die Sedimente, die im Süden Taiwans zersetzt werden, ziemlich typisch für viele junge Gebirgszüge auf der ganzen Welt und enthalten vor allem Silikatmineralien mit ein wenig Kalk und Pyrit.

In ihrer Studie haben die Forschenden Flüsse beprobt, welche Wasser aus diesen Bergen mit unterschiedlichen Erosionsraten sammeln. Aus dem in den Flüssen gelösten Material schätzten die Forschenden den Anteil der Sulfid-, Karbonat- und Silikatmineralien an der Verwitterung. Anhand dieser Ergebnisse konnten sie die Menge an CO2 abschätzen, die durch die Verwitterungsreaktionen sowohl gebunden als auch produziert wird. Erstautor Aaron Bufe berichtet: „Wir fanden heraus, dass im südlichsten Teil Taiwans die Bindung von atmosphärischem CO2 über die Silikatverwitterung dominiert. Weiter nördlich jedoch, wo die Berge schneller erodieren, überwiegen die Karbonat- und Sulfid-Verwitterungsraten und CO2 wird freigesetzt.“

Erhöht die Verwitterung von Gebirgszügen also das CO2 in der Atmosphäre? Aaron Bufe sagt: „Über Taiwan können wir relativ gute Aussagen treffen. Die Verwitterung von Gesteinen in diesem äußerst aktiven Gebirgszug scheint insgesamt CO2 freizusetzen. Aber vielleicht ändert sich die Geschichte, wenn die Gesteine aus den Bergen in riesige Schwemmebenen hinuntergespült werden und dort als Sediment landen; so, wie zu den Füßen des Himalayas oder der Alpen. Diese Sedimente sind oft reich an Silikaten, das dann weiter verwittern und CO2 binden kann. Außerdem werden durch die Kollision von Gebirgszügen nicht nur Sedimentgesteine mit Pyrit und Karbonat an die Erdoberfläche gebracht, sondern auch Gesteinsarten, die sich aus verfestigtem Magma gebildet haben und viele frische Silikate enthalten, die schnell verwittern. Es liegen also noch ein paar Berge an Arbeit vor uns, um den Effekt von Gebirgen auf die Verwitterung vollständig zu entschlüsseln.“

Paper: Co-variation of silicate, carbonate and sulfide weathering drives CO2 release with erosion
DOI : 10.1038/s41561-021-00714-3

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Pressetext am 26.4.2021:

Mikroben können Klimakatastrophe verhindern

Abbau von Pflanzen ohne Methanausstoß laut Forschern aus den USA und China möglich

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Frontier Science News am 24.3.2021:

Deforestation, forest conversion and palm oil plantations linked to disease outbreaks

A new first-of-its-kind study looks at how global deforestation, certain types of reforestation and expanding palm oil plantations correlate to outbreaks of vector-borne and zoonotic infectious diseases. These findings support the urgent need for an international governance framework to ensure forest conservation in order to benefit biodiversity and human health.

Deforestation, certain types of reforestation and commercial palm plantations correlate with increasing outbreaks of infectious disease, shows a new study in Frontiers in Veterinary Science. This study offers a first global look at how changes in forest cover potentially contribute to vector-borne diseases–such as those carried by mosquitos and ticks–as well as zoonotic diseases, like Covid-19, which jumped from an animal species into humans. The expansion of palm oil plantations in particular corresponded to significant rises in vector-borne disease infections.

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Aus aktuellem Anlass: Kleine Songeinlage von 1975:

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University of York am 27.4.2021:

Household aerosols now release more harmful smog chemicals than all UK vehicles

Aerosol products used in the home now emit more harmful volatile organic compound (VOC) air pollution than all the vehicles in the UK, new research shows.

A new study by the University of York and the National Centre for Atmospheric Science reveals that the picture is damaging globally with the world’s population now using huge numbers of disposable aerosols—more than 25 billion cans per year.

This is estimated to lead to the release of more than 1.3 million tons of VOC air pollution each year, and could rise to 2.2 million tons by 2050.

The chemicals now used in compressed aerosols are predominantly volatile organic compounds (VOCs), chemicals which are also released from cars and fuels. The report says the VOCs currently being used in aerosols are less damaging than the ozone-depleting CFCs they replaced in the 1980’s. However, in the 80’s when key international policy decisions were made, no-one foresaw such a large rise in global consumption.

In the presence of sunlight, VOCs combine with a second pollutant, nitrogen oxides, to cause photochemical smog which is harmful to human health and damages crops and plants.

In the 1990s and 2000s by far the largest source of VOC pollution in the UK was gasoline cars and fuel, but these emissions have reduced dramatically in recent years through controls such as catalytic converters on vehicles and fuel vapor recovery at filling stations.

Researchers found that on average in high-income countries 10 cans of aerosol are used per person per year with the largest contributor being personal care products. The global amount emitted from aerosols every year is surging as lower and middle-income economies grow and people in these countries buy more.

The report authors are calling on international policymakers to reduce the use of VOCs in compressed aerosols, either by encouraging less damaging propellants like nitrogen, or advocating the use of non-aerosol versions of products. At present VOCs are used in around 93 per cent of aerosol cans.

Professor Alastair Lewis from the Department of Chemistry and a Director of the National Centre for Atmospheric Science said: „Virtually all aerosol based consumer products can be delivered in non-aerosol form, for example as dry or roll-on deodorants, bars of polish not spray. Making just small changes in what we buy could have a major impact on both outdoor and indoor air quality, and have relatively little impact on our lives.

„The widespread switching of aerosol propellant with non-VOC alternatives would lead to potentially meaningful reductions in surface ozone.

„Given the contribution of VOCs to ground-level pollution, international policy revision is required and the continued support of VOCs as a preferred replacement for halocarbons is potentially not sustainable for aerosol products longer term.“

The report says there are already non-aerosol alternatives that can be easily be applied in their liquid or solid forms, for example, as roll-on deodorant, hair gel, solid furniture polish, bronzing lotion, and room fragrance.

Study authors conclude that the continued use of aerosols when non-aerosol alternatives exist is often down to the continuation of past consumer habits. And that the role played by aerosol VOC emissions in air pollution needs to be much more clearly articulated in messaging on air pollution and its management to the public.

Professor Lewis added: „Labeling of consumer products as high VOC emitting—and clearly linking this to poor indoor and outdoor air quality—may drive change away from aerosols to their alternatives, as has been seen previously with the successful labeling of paints and varnishes.“

Amber Yeoman, a Ph.D. student from the Wolfson Atmospheric Chemistry Laboratories was a co-author of the study which used data from industry and regulatory bodies from around the world.

The paper, „Global emissions of VOCs from compressed aerosol products“ is published in Elementa: Science of the Anthropocene.

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Phys.org am 27.4.2021:

China doubles down on coal plants abroad despite carbon pledge at home

China will press ahead with its multi-billion-dollar financing of coal plants in developing countries, a top climate official said Tuesday, despite Beijing’s stated aim of slashing carbon emissions.

In 2020, China opened three-quarters of the world’s newly funded coal plants, according to the UK-based monitor CarbonBrief, and accounted for more than 80 percent of newly announced coal power projects.

At home, however, President Xi Jinping has pledged to wean China off coal with a peak carbon emissions target of 2030 – and achieve carbon neutrality thirty years later. Those ambitious targets have been met with international praise. But China’s overseas drive shows the complexity of untwining the economic drivers of coal power from environmental concerns. „We cannot simply say that we’ll stop supporting coal-fired electricity plants in developing countries,“ Li Gao, head of the climate change office at the Ministry of Ecology and Environment, told reporters.

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Thilo Spahl am 6.5.2021 auf Novo Argumente:

Wie Versicherungskonzerne die Klimakatastrophe beschwören

Eine neue Studie des Rückversicherers Swiss Re zeigt, wie man aus seriösen klimaökonomischen Abschätzungen mal eben einen mittleren Weltuntergang bastelt.

Die Bilder in unseren Köpfen (und auf manchem Zeitschriftentitel) zeigen geflutete Landschaften, vertrocknete Landschaften, brennende Landschaften. Aber die Realität ist eine andere: Der Klimawandel zerstört unsere Welt nicht, er führt zu graduellen Veränderungen, mit denen zurechtzukommen gewisse Kosten verursacht. Demgegenüber stehen mögliche Klimaschutzmaßnahmen, die auch Kosten verursachen. In einer rationalen Abwägung muss man beurteilen, welchen Aufwand man wofür betreiben möchte, um mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit  später, z.B. im Jahr 2100, zu erwartende Schäden bzw. Anpassungskosten zu verringern. Wieviel Geld gebe ich für den Bau von Windrädern oder die Erhöhung von Deichen aus und wieviel Geld kann ich dadurch später durch die Vermeidung von Überflutungen vermeiden? Usw.

An solchen Berechnungen beteiligen sich gerne Anbieter von Versicherungen. Und sie neigen dazu, zu sehr düsteren Prognosen zu kommen, denn die sind besser fürs Geschäft. So auch die Swiss Re in einer jüngst veröffentlichen Studie („The economics of climate change: no action not an option“) mit dem Ergebnis: 18 Prozent geringeres globales Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2050. Das macht schon etwas her.

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Dan Dakin (Brock University) am 27.4.2021 auf phys.org:

Climate debate heats up as research shows disparity among predictive models

While climate change is regarded as one of the world’s most pressing issues, questions remain about how quickly the globe is warming.

Rather than relying on predictive models, a research team led by Brock University Earth Sciences Professor Uwe Brand has discovered a way to accurately measure atmospheric oxygen levels at any given geologic time—providing historical insight into the world’s state. In a recent Earth-Science Reviews article, Brand discusses this new approach to determining past atmospheres while also touching on issues that arise from use of predictive models in related research. In the absence of a time machine, how does one know what atmospheric levels were throughout geologic history? In the 1950s, scientists held the view that oxygen and water levels were constant, while scientists today agree they are in a dynamic state of flux.

The answer lies in the three building blocks of life: water, nutrients and oxygen, Brand says. „On Earth, researchers try to find remnants of ancient life and study them to better understand our atmosphere climate history,“ he says. „We agree that the globe is warming, but how fast it will rise in the next 20 to 50 years is not agreed upon.“ Predictive models have produced no consensus, instead dividing scientists into two camps.

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The Conversation am 26.4.2021:

More people die in winter than summer, but climate change may see this reverse

Climate change not only poses enormous dangers to the planet, but also harms human health. In our study published today, we show some of the first evidence climate change has had observable impacts on Australians’ health between 1968 and 2018. We found long-term heating is associated with changed seasonal balance of deaths in Australia, with relatively more deaths in summer months and relatively fewer deaths in winter months over recent decades. Our findings can be explained by the gradual global warming associated with climate change. Over the 51 years of our study, annual average temperatures increased by more than 1°C in Australia. The last decade (2011 to 2020) was the hottest in the country’s recorded history. If we continue on this trajectory, we’re likely to see many more climate-related deaths in the years to come.

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