Du lieber Himmel!

Viel Licht aber auch viel Schatten in einem sehr ausführlichen Artikel in der Zeit, der sich mit dem Thema Windkraft beschäftigt. Ein ganzes Autorenteam (7 Journalisten) hat versucht das Thema zu greifen und hat es in 10 Punkte aufgeteilt. Davon sind viele Zielkonflikte bekannt, es ist aber gut, sie noch einmal so komprimiert zu sehen.

Eine der Schattenseite des Artikels ist sicherlich der Bereich Fauna. Mal wieder werden alle Vögel über einen Kamm gescherrt und die Glasscheiben und der Autoverkehr wird zum Derailing benutzt. Nein, liebe Zeit, Greifvögel fliegen nicht so oft gegen Glasscheiben. Sie können im Straßenverkehr umkommen, wenn sie zum Beispiel Aas von der Straße sammeln. Aber selbst diese Fälle sind selten. Und Danke liebe Zeit, dass ihr die Fledermäuse erwähnt, die nämlich Dank Ultraschall Fensterscheiben meiden, Autos und Katzen ebenfalls.

Die Zahl der getöteten Fledermäuse wird besser nicht genannt, zugegeben, das ist auch schwer, weil die kleinen Fugsäuger noch einige Meter weiterfliegen, wenn ihnen wegen Barotrauma die Lunge geschädigt wurde. Mutter Natur sorgt zudem dafür, dass die genauen Zahlen niemals wirklich gut geschätzt werden können. Die tote Fledermaus ist eher verdaut als das sie von einem Menschen gefunden wird. Aber zurück zu den Vögeln, exemplarisch wird der BUND zitiert.

„Bei unseren Monokulturen finden sie kaum noch Platz zum Brüten und Jagen. Sie würden auch ohne Windkraftanlagen verhungern.“

Wir lernen also, die Viecher wären doch eh verreckt, jetzt regt euch nicht so auf. Möglicherweise hat mit den Vögeln mit den Schreddern sogar noch einen Gefallen getan und sie vor dem Hungertod bewahrt? Immerhin verweist die Zeit auf geltendes EU-Recht und das sieht Populationsschutz nicht vor. Es gilt immer das spezielle Tötungsrisiko am Standort. Daher bleibt der Vogelfrieden der Grünen ein frommer Wunsch: Bauen, was das Zeug hält und den Tieren beide Daumen drücken, dass sie irgendwo überleben.

Die Zeit benennt auch klar, dass bei den Ambitionen der neuen Regierung in Landschaftsschutzgebieten und in Wäldern gebaut werden müsste. Die Ampel hat dafür sogar im Koalitionsvertrag ein eigenes Konstrukt gebastelt. Erneuerbare Energien dienen der öffentlichen Sicherheit. Nicht eine Versorgung der Bevölkerung und der Wirtschaft mit Strom! Nur die Erneuerbaren Energien zählen!! Das sieht sehr nach NGOs aus, die das reinverhandelt haben. Die betroffenen Verbände dürften sich nach dem Inkrafttreten des Vertrages jeden Morgen zum kollektiven Schenkelklopfen treffen.

Immerhin greift der Artikel den Irrsinn auf, dass Bewohner von Gegenden mit viel Windkraft, den Ausbau der benötigen Netzstruktur zum Abtransport des Stroms in andere Teile des Landes auch noch zahlen dürfen. Die Lebensqualität sinkt, gleichzeitig wird der Spaß für die Anwohner richtig teuer. Ein sehr schöner Anreiz. Am Ende hat der Artikel dann einen versöhnlichen Ausblick. Man kann die Anlagen in 20-30 Jahren ja auch wieder abbauen. Das wird aber wahrscheinlich ohnehin passieren, es sei denn, die Anlagen werden noch Jahrzehnte weiter subventioniert.

“Windräder lassen sich abbauen, sie werden verschwinden, in zwanzig, dreißig Jahren, sobald es andere, bessere Energiequellen gibt. Dann wird das Land wieder offen stehen. Und die Enkel werden den Traum der Romantik wieder träumen, seelenvoll und wild.”

Welche Stromquellen das sein könnten, darüber schweigt sich der Artikel leider aus. Es könnte schon einen Sinn haben, dass die Ampel den Besitz und Konsum von Cannabis freigeben will. Menschen, die den ganzen Tag bekifft sind, regen sich einfach weniger auf über solche Pläne.

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Die FAZ berichtet über die Pläne von Baden-Württemberg, Bürgerbeteiligungen künftig zu beschneiden. Der Artikel steht hinter einer Bezahlschranke.

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Die UN fährt in Sachen Kernenergie einen komplett anderen Kurs als Deutschland. Laut Cityam.com erkläre die United Nations Economic Commission for Europe (UNECE) die Kernenergie zur CO2 ärmsten Stromquelle. Auch die Ambitionen des Vereinigten Königreichs werden von UNECE begrüßt.

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Mehrer Staaten geben laut Tagesschau Teile ihrer Strategischen Ölreserve ab.

“Angesichts der rasant gestiegenen Energiepreise hat US-Präsident Joe Biden heute die Freigabe von 50 Millionen Barrel Öl aus der strategischen Reserve angeordnet. Nach Angaben des Präsidialamtes beteiligen sich auch China, Indien, Japan, Südkorea und Großbritannien an der Aktion. Ziel sei es, die Preise für die Endverbraucher zu senken und das Missverhältnis zwischen der Nachfrage und dem Angebot auszugleichen. „Der Präsident hat mit Ländern in der ganzen Welt zusammengearbeitet, um den Versorgungsmangel nach der Pandemie zu beheben“, teilte das Präsidialamt mit. Biden steht angesichts der vergleichsweise hohen Inflation und sinkender Zustimmungswerte in der Bevölkerung unter Druck.”

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Die Tragödie der Klimakriege. Auf Issues.org nimmt sich Michael Hulme seinen Namensvetter Michael Mann (Hockeystick-Kurve) vor. Mann sieht sich im Krieg, er hat ein ganzes Buch (The New Climate War: The Fight to Take Back Our Planet) über seinen Krieg verfasst. Wir empfehlen den langen Artikel durch einen Übersetzer zu schicken. Viele Browser haben die bereits als Standard an Bord.

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US-Forscher entwickeln laut einer Meldung nicht-schmelzendes Eis. Das Eis verliert zwar Kälte, kann aber wieder Kälte tanken.

“Die Forscher begannen mit der Entwicklung der Kühlwürfel, nachdem Wang die gewaltigen Mengen Eis gesehen hatte, die in Fischverarbeitungsanlagen verwendet werden, und den Aufwand, der betrieben werden muss, um Verunreinigungen der Produkte durch das Schmelzwasser zu verhindern. Trotzdem seien Kontaminationen nicht zuverlässig zu verhindern.”

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Blackout News: Energiekrise – Politik muss dogmatischen Ballast abwerfen.

“Die Energiepreise explodieren geradezu, ob Erdgas, Erdöl, Kohle oder Strom, die Verbraucher müssen immer tiefer in die Tasche greifen. Trotz enormem Ausbau der erneuerbaren Energien sind wir nach wie vor von fossilen Brennstoffen abhängig und das wird sich in absehbarer Zeit auch nicht so schnell ändern. Die Preisentwicklung in den letzten Monaten hätte für die Politik bei der der Uno-Klimakonferenz in Glasgow ein Weckruf sein müssen. Stattdessen lässt sich die Politik bei der Energiewende weiter von Wunschdenken leiten. Die Energiekrise zeigt jetzt schonungslos die Zielkonflikte der Energiewende auf.”

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Der Aufstieg Chinas zur führenden Nation in Sachen Wasserkraft demonstriert in Zahlen ein 4 Minuten Video bei YouTube.

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Kennen Sie schon das Buch „Rote Lügen in grünem Gewand: Der kommunistische Hintergrund der Öko-Bewegung“ von Torsten Mann?

Aus der Buchbeschreibung:

Waldsterben, Ozonloch, Treibhauseffekt. Kein anderes Thema beherrscht die öffentliche Debatte der Gegenwart so stark wie der Umwelt- bzw. Klimaschutz. Unablässig werden wir daran erinnert, dass dem Planeten eine vom Menschen verursachte Klimakatastrophe drohe, die nur abgewendet werden könne, wenn die Staaten der westlichen Welt endlich damit beginnen, Ressourcen zu sparen, ihren Kohlendioxidausstoß zu reduzieren und allgemein einen bescheideneren Lebensstil annehmen. Statt weiterhin „auf Kosten der Dritten Welt“ zu leben, sollen wir mit einer Politik der „Nachhaltigkeit“ und der „Suffizienz“ nach „globaler Gerechtigkeit“ streben. Längst haben diese Konzepte Einzug in unseren Alltag gehalten und nur selten wird in Frage gestellt, was dies bedeutet und welche Konsequenzen damit verbunden sind. Fast nie regt sich Widerspruch dagegen.

Doch dieses Buch zeigt, dass die „Klimakatastrophe“ eine Lüge ist! Es belegt, dass der umweltbewegten Politik letztlich keine ökologischen Absichten zugrunde liegen, sondern rein ideologische Motive, die darauf abzielen, die Marktwirtschaft der westlichen Welt in den Ruin zu treiben und die Nationalstaaten immer enger in die Zwangsjacke überstaatlicher Strukturen einzubinden. An ihrer Stelle soll ein globales Umverteilungssystem errichtet werden, das von einer zur Weltregierung ausgebauten UNO planwirtschaftlich kontrolliert wird. Dieses Buch zeigt detailliert, dass der grün eingefärbten Politik in Wirklichkeit kommunistische Ideen zugrunde liegen. Der moderne Umwelt- und Klimaschutz bedroht die individuelle Freiheit jedes Einzelnen in nie gekanntem Ausmaß, verbunden mit der größten Umverteilung von Wohlstand in der Geschichte der Menschheit. Von der Öffentlichkeit unbemerkt, befinden wir uns auf dem Weg in eine sozialistische Neue Weltordnung, die jedem einzelnen Erdenbürger vorschreiben will, nach welchen Maßstäben sein Leben zu gestalten ist, wovon er sich ernähren soll, was er besitzen und wie er wohnen darf.

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Öko-Institut e. V. – Institut für angewandte Ökologie:

Photovoltaik-Ausbau in Gefahr: Wirtschaftlichkeit muss gesteigert werden

Photovoltaik-Dachanlagen bis 100 Kilowattpeak können aktuell nur mit Eigenverbrauch wirtschaftlich betrieben werden. Wird der gesamte erzeugte Strom ins Netz eingespeist, lohnt sich also die Investition in Solarzellen nicht. Um einen finanziellen Anreiz für den Bau von Solaranlagen auf Dächern ohne Eigenverbrauchsmöglichkeit zu bieten, müsste der Vergütungssatz um etwa fünf Cent pro Kilowattstunde höher liegen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Öko-Instituts im Auftrag des Umweltbundesamtes.

Vergütung sinkt schnell, Kosten aber nur langsam
In den vergangenen Jahren ist die Einspeisevergütung von Solarstrom pro Jahr um 15 Prozent gesunken. Die Kosten für den Aufbau und Betrieb von Photovoltaik-Anlagen sind zwar ebenfalls geringer geworden, allerdings nur um etwa zwei Prozent pro Jahr. Entwickeln sich Einspeisevergütung und Anlagekosten künftig so weiter, wäre im kommenden Jahr der Betrieb von Dachanlagen nicht mehr rentabel – auch wenn Eigenverbrauch genutzt werden kann.

Dachflächen werden nicht komplett genutzt
Die Vergütungssituation führte auch schon in den vergangenen Jahren dazu, dass private Dachanlagen nicht mit dem Ziel geplant wurden, die Dachfläche optimal auszunutzen. Stattdessen wurde die Größe oft so bemessen, dass ein möglichst hoher Anteil für den eigenen Strombedarf genutzt werden kann. Das trägt dazu bei, dass die vorhandenen Dachflächen nicht komplett ausgenutzt werden und kleinere Anlagen, mit im Verhältnis höheren Kosten, realisiert werden.

Erneuerbare-Energien-Gesetz überarbeiten
Damit der Ausbau der Photovoltaik dazu beitragen kann, dass Deutschland bis 2045 klimaneutral wird, muss das Erneuerbare-Energien-Gesetz entsprechend überarbeitet werden. Der Fokus sollte nicht weiter auf der Kostenbegrenzung liegen, sondern auf der Förderung des aus Klimaschutzsicht notwendigen Ausbaus der Photovoltaik, so die Wissenschaftler im Policy Brief zur Studie. Das wichtigste hierbei ist, dass die Ziele für den Zubau deutlich vergrößert werden. Und für einen großen Zubaubereich dürfen die Vergütungssätze nur moderat gemindert werden, entsprechend dem Kostenrückgang der Photovoltaik-Anlagen.

Policy Brief „Wirtschaftlichkeit von Photovoltaik-Dachanlagen in Gefahr“ des Öko-Instituts (https://www.oeko.de/fileadmin/oekodoc/Policy-Brief_Oeko-Institut_Photovoltaik-Wi…)

Studie „Wirtschaftlichkeit von Photovoltaik-Dachanlagen: Eine differenzierte Betrachtung von Volleinspeise- und Eigenverbrauchsanlagen“ des Öko-Instituts (https://www.oeko.de/publikationen/p-details/wirtschaftlichkeit-von-photovoltaik-…)

Studie „Untersuchung von Instrumenten und Maßnahmen zur Erschließung des aus Klimaschutzsicht zusätzlich erforderlichen Erneuerbaren-Energien-Ausbaus“ des Öko-Instituts (https://www.oeko.de/publikationen/p-details/untersuchung-von-instrumenten-und-ma…)

Studie „Förderprogramm für Bürgerenergiegesellschaften in der Vorentwicklungsphase“ des Öko-Instituts (https://www.oeko.de/publikationen/p-details/foerderprogramm-fuer-buergerenergieg…)

Das Öko-Institut ist eines der europaweit führenden, unabhängigen Forschungs- und Beratungsinstitute für eine nachhaltige Zukunft. Seit der Gründung im Jahr 1977 erarbeitet das Institut Grundlagen und Strategien, wie die Vision einer nachhaltigen Entwicklung global, national und lokal umgesetzt werden kann. Das Institut ist an den Standorten Freiburg, Darmstadt und Berlin vertreten.
www.oeko.de | blog.oeko.de | twitter.com/oekoinstitut | www.oeko.de/e-paper

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Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik:

Klimatisch bedingte Landschaftsentwicklung in Warmzeiten: Neues Puzzleteil zum Verständnis künftiger natürlicher Systeme

Landschaftsentwicklung in der Warmzeit Eem – Vergleichbarkeit mit derzeitige Klimaprognosen

Lichtenberg. Wissenschaftler*innen des Leibniz-Instituts für Angewandte Geophysik (LIAG), des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie (MPI Eva) und weiterer Partner haben im hannoverschen Wendland die Stabilität und Entwicklung von Landschaften während der vergangenen Warmzeit Eem vor rund 120 000 Jahren erforscht. Das Eem ist klimatisch vergleichbar mit den Prognosen für das spätere 21. Jahrhundert.

Die Grundlagenforschung dient daher dem Verständnis darüber, wie Landschaften unter natürlichen Bedingungen – ohne zusätzlichen Einfluss des Menschen – auf Klimaänderungen reagieren. Im Rahmen ihrer Untersuchungen bewiesen die Forschenden zudem die bisher nördlichste Neandertalersiedlung der letzten Warmzeit.

Das Projekt „Lichtenberg“ ist ein Versuchslabor für die Landschaftsforschung: Mittels einer Bohrkampagne und der Unterstützung des Landesamts für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) startete das Forschungsteam vor rund drei Jahren eine umfassende Untersuchung des Gebiets nahe des Ortes Lichtenberg, denn die Sedimente bieten einen einzigartigen Einblick in die Geschichte des Eems.  

Landschaftsrekonstruktion zeigt die Entwicklung eines Sees im Wendland

Mit Hilfe von Bohrlochgeophysik und mehreren seismischen Messungen des LIAG sowie der Analyse von zahlreichen Bohrkernen und Pollenanalysen der Partnerorganisationen konnte die Entwicklung eines kleinen Sees als Teil einer über 200 km2 großen Seenlandschaft im südlichen Wendland rekonstruiert werden. Die Ergebnisse einer Studie zeigen nun den Entwicklungsverlauf: Sowohl zu Beginn als auch gegen Ende des Eems kam es im Laufe der klimatischen Veränderungen unter anderem wegen geringerer Verdunstung durch offenere Vegetation zu einem starken Anstieg des Wasserspiegels, verbunden mit beträchtlicher Bodenerosion, das heißt relativ instabilen Landoberflächen. In der Hauptphase der Warmzeit herrschte hingegen eine geschlossene Laubwald-Bedeckung vor, die wiederum ein schrittweises Absinken des Seespiegels zur Folge hatte. Die vollständige Bedeckung der Landschaft bot einen optimalen Schutz vor einer Abtragung des Bodens und führte zu einer bemerkenswerten Stabilität der Landoberflächen.

„Mithilfe der Geophysik war es uns möglich, die Landschaft nicht nur punktuell, sondern räumlich hochaufgelöst darzustellen“, meint Dr. David Colin Tanner, Projektleiter am LIAG. „Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den zahlreichen Partnern konnten wir schließlich die sedimentären, vegetationskundlichen und hydrologischen Bedingungen im Verlauf des Eems sehr gut rekonstruieren – ein großer Mehrwert auch für die Prognose zukünftiger Landschaftsveränderungen.“

Michael Hein, Geograph am MPI, erklärt warum: „Das Eem-Interglazial ist durch ähnliche klimatische Verhältnisse, wie sie die Prognosen für den Verlauf des 21. Jahrhunderts vorhersagen, geprägt und daher für die Grundlagenforschung hochinteressant. Im Eem können wir nun versuchen nachzuvollziehen, wie Landschaften unter natürlichen Bedingungen auf solche Klimaänderungen reagieren – ohne den bestimmenden Einfluss des Menschen.“  

Bisher nördlichster Nachweis von Neandertalersiedlung der letzten Warmzeit

In der Hauptphase konnte am damaligen Seeufer zudem eine Besiedlung durch Neandertaler nachgewiesen werden. Nach derzeitigem Forschungsstand handelt es sich um den nördlichsten Nachweis der menschlichen Vorfahren während der letzten Warmzeit in Europa.

Dr. Marcel Weiß, Archäologe des MPI, gibt zu bedenken: „Wir haben jetzt zwar auf dem Papier die nördlichste Fundstelle in Europa aus dieser Zeit, aber ich habe keinen Zweifel daran, dass das Siedlungsgebiet der Neandertaler sich im Eem noch weiter nach Norden erstreckt hat.“ Das Bild von den Siedlungs- und Migrationsmustern der Neandertaler und auch deren Ansprüchen an ihren Lebensraum sei grundsätzlich noch immer sehr unvollständig und lückenhaft. „Bisher wurde zumeist davon ausgegangen, dass sie dichte Wälder während des Eems weitgehend gemieden haben. Das muss nun mit den neuen Erkenntnissen durch die Landschaftsrekonstruktion zum Teil revidiert werden.“

Zukünftige archäologische Untersuchungen werden den Fundplatz der Neandertaler-Artefakte genauer unter die Lupe nehmen. Weitere Veröffentlichungen zu den Siedlungsmustern und Anpassungsstrategien der Neandertaler sind darauf aufbauend geplant.

Die Ergebnisse wurden im Fachjournal Earth Surface Processes and Landforms unter folgendem Titel veröffentlicht: “Eemian landscape response to climatic shifts and evidence for northerly Neanderthal occupation at a palaeolake margin in Northern Germany”.

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Max-Planck-Gesellschaft:

Hangtest für Sunrise III

Das ballongetragene Sonnenobservatorium bereitet sich auf den nächsten Forschungsflug vor

Das Sonnenobservatorium Sunrise III, das im Frühsommer nächsten Jahres die Sonne an einem Heliumballon aus einer Höhe von 35 Kilometern beobachten wird, hat heute am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) in Göttingen einen wichtigen Meilenstein erreicht: Erstmals konnten die wissenschaftlich-technischen Teams eine Messung mit Sonnenlicht durchführen. Beim sogenannten „Hangtest“ öffnete sich das riesige Tor der MPS-Ballonhalle, um dem Observatorium so den direkten Blick in die Sonne zu ermöglichen. Der Test ist ein wichtiger Teil der aktuellen Vorbereitungen für den mehrtägigen Stratosphärenflug im nächsten Jahr. Dabei wird das Observatorium wertvolle Messdaten aus der unteren Atmosphäre der Sonne, der Chromosphäre, einfangen.

Gegen 10.45 Uhr öffnete sich das neun Meter hohe Tor zur Ballonhalle des MPS am Justus-von-Liebig-Weg in Göttingen. Mithilfe des Hallenkrans hatten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zuvor die sieben Meter hohe Strebenkonstruktion, das in seiner Flugkonfiguration Sonnenteleskop, wissenschaftliche Instrumente, ein System zur Bildstabilisierung und die Bordelektronik enthält, im Innern der Halle bis kurz vor die riesige Öffnung transportiert. Strahlender Sonnenschein – es kann losgehen.

Etwa sieben Monate vor dem geplanten Start der Mission Sunrise III sind die Vorbereitungen am MPS in vollem Gange. Fast alle Subsysteme sind funktionsbereit: das Teleskop, das mit seinem 1-Meter-Hauptspiegel das Herzstück von Sunrise III bildet; die Instrumente SUSI (Sunrise UV Spectropolarimeter and Imager) und SCIP (Sunrise Chromospheric Infrared Spectro-Polarimeter), die vom MPS sowie von einem japanischen Konsortium unter Leitung des National Astronomical Observatory of Japan entwickelt und gebaut wurden; das System zur Bildstabilisierung des Leibniz-Instituts für Sonnenphysik in Freiburg; und die gesamte Bordelektronik. Die sieben Meter hohe Gondel wurde in den vergangenen Wochen vom Applied Physics Laboratory der amerikanischen Johns Hopkins Universität angeliefert, vor Ort in Göttingen zusammengebaut und mit Teleskop und Instrumenten gekoppelt.

Weiterlesen bei der Max-Planck-Gesellschaft

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Geomar-Pressemitteilung:

„Science meets Art“: Ein neuer Blick auf die Welt der Wissenschaft

Virtuelle Ausstellung zeigt Kunstwerke von Mitarbeitenden des GEOMAR

29.10.2021/Kiel. Die virtuelle Kunstausstellung „Science meets Art“ zeigt ab 1. November 2021 die künstlerischen Talente von Menschen aus den Ozeanwissenschaften. Sie vernetzt nicht nur kunstschaffende Mitarbeitende am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel untereinander, sondern eröffnet vor allem einem breiten Publikum einen Blick auf die Menschen hinter der Wissenschaft, was sie antreibt und bewegt, und schafft eine innovative und farbenfrohe Brücke in die Welt der Forschung.

Farbenreich und überraschend vielfältig. So lässt sich die Sammlung der Kunstwerke am besten beschreiben, die ab 1. November 2021 in der virtuellen Galerie „Science meets Art“ zu sehen sind. Gezeigt werden Werke der Aquarell- und Ölmalerei, Forschungsschiff-Modellbau, Astrofotografie, Tierskizzen und vieles mehr, die von Mitarbeitenden des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel kreiert wurden. Die Themen der Ausstellungsobjekte wurden dabei frei gewählt. „Science meets Art“ zeigt auf faszinierend Weise, dass  Kunst, Kreativität und Wissenschaft keine Gegensätze sind, sondern sich gegenseitig befruchten.

„Alle Wissenschaftler*innen müssen kreativ sein. Ohne Kreativität wären wir nicht fähig, Fragen zu stellen und Wege zu finden, diese zu beantworten. Dasselbe gilt für mein Hobby: Astrofotografie ist nicht ohne Ideen, Beharrlichkeit, technisches Wissen und ein ordentliches Maß an Frustrationstoleranz zu schaffen – wie die Arbeit in der Wissenschaft“, so Dr. Nico Augustin aus dem Forschungsbereich „Dynamik des Ozeanbodens“.

„Wissenschaft kann nach außen hin spröde wirken, oder kompliziert. Mit unserer Ausstellung zeigen wir, dass Ozeanwissenschaften am GEOMAR bunt sind und aus immer neuen Ideen bestehen. Die Künstler*innen, mit denen wir zusammenarbeiten, ziehen Kraft und Motivation aus ihren Werken. Man könnte sagen, dass die Kunst ihre Arbeit inspiriert und ihre Arbeit die Kunst“, erzählt Ann Kristin Montano, eine der beiden Initiatorinnen von „Science meets Art“. Ihre Projekt-Partnerin Sarah Kaehlert ergänzt: „Wir wollen die Menschen aus der Forschung über ihre Kunst nahbarer machen. Damit deutlich wird: In der Wissenschaft, da arbeiten Leute wie du und ich. Die haben auch Emotionen, Träume, Wünsche. Kunst ist ein Medium, das dies sichtbar macht. So schaffen wir einen ganz neuen – persönlichen – Zugang in die Forschungswelt.“

Die digitale Galerie ist eine Einladung an alle, die Welt der Wissenschaft von einer ganz anderen Seite kennenzulernen. Es handelt sich bei der virtuellen Kunstausstellung um eine Kooperation zwischen dem GEOMAR und den drei Ozeanprojekten CUSCO, EVAR und REEBUS. Die gesamte Belegschaft des GEOMAR, von Wissenschaft bis Verwaltung, wurde dazu aufgerufen, ihrer Kreativität eine Bühne zu geben und ihre Kunst für die Online-Ausstellung einzureichen. Aus den mehr als 20 hochwertigen Beiträgen wurde eine Auswahl getroffen und in einer Online-Ausstellung visualisiert. Die Ausstellung verfolgt das Ziel, neue Verbindungen zwischen Mitarbeitenden der zwei durch die Förde getrennten Institutsstandorte zu schaffen und einen eindrucksvollen und ansprechenden Zugang zum Thema Wissenschaft für Menschen außerhalb des Zentrums zu eröffnen.

Die virtuelle Ausstellung kann online kostenfrei besucht werden: https://geomar.pageflow.io/science-meets-art

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