Al Gore gratuliert zum deutschen Greenpeace Coup

Aus einer Non-Government-Organisation wird nun eine Near-Government-Organisation.

(Abbildung: Screenshot Twitter)

Gore gelang ein echtes Kunststück vor Jahren. Er schuf sich, wenn man so will, seinen eigenen Markt. Er machte das mit einem Film, der sogar mit 2 Oscars ausgezeichnet wurde und Büchern und er wurde dafür mit dem Friedensnobelpreis bedacht. Mittlerweile wissen wir, dass zahlreiche seiner Vorhersagen nicht eingetreten sind. Weder die eisfreie Arktis im Sommer noch der schneefreie Kilimandscharo sind in der prognostizierten Zeit eingetreten. Auch den Eisbären geht es besser als Gore es vorhergesagt hatte.

Gore war nicht nur Politiker, er war auch immer Geschäftsmann. Er bahnte sich die eigenen Geschäfte, in dem er drastische Szenarien entwarf, von denen seine Investitionen dann profitierten. Aus unternehmerischer Sicht ist das genial, es bestehen allerdings gravierende Interessenskonflikte. Die kann man sogar bis heute bei Wikipedia sehen. Das aber interessiert nur wenige, genauso wie eine Überprüfung der Thesen von Gore aus dem Jahr 2006. Einer der wenigen, die die Rolle von Gore und seinem Partner Blood thematisierten, war Michael Mann in seiner Dokumentation ”Planet Of The Humans“. Diesen Film hatten wir seinerzeit in diesem Blog besprochen.

(Abbildung: Screenshot Youtube)

Nachhaltigkeit meint bei Gore und Blood offenbar nicht Steuern in den USA zu zahlen. Ihr milliardenschwerer Fond hat die Cayman Islands als Sitz. Mit Sicherheit nicht nur wegen des guten Wetters dort. Die deutsche Entscheidung, eine Lobbyistin von Greenpeace zunächst als Sonderbotschafterin und später als Staatssekretärin zu berufen, stößt bei ihm natürlich auf Begeisterung, denn für seine eigenen Geschäfte kann es nur gut sein.

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Erstaunliche Kenntnisse von Märkten beweist einer der Väter des deutschen EEGs Hans-Josel Fell. Stolz twitterte er, dass es in die Tagesschau geschafft hat.

(Abbildung: Screenshot Twitter)

Seine Thesen decken sich nicht mit den Aussichten, die zahlreiche Organisationen und Experten bei dem Bereich Öl geben. Ohnehin scheint Fell den Markt und seine Bedingungen nicht wirklich verstanden zu haben. Der ist alles andere als frei und wird von zahlreichen Faktoren bis hin zu Kartellen wie der OPEC bestimmt. Die OPEC macht sich laut Wiener Zeitung wenig Gedanken um die Zukunft:

“Um ihre eigene wirtschaftliche Zukunft machen sich die Öl- und Gasförderländer keine Sorgen: Auch im Jahr 2045 sollen Erdöl und Erdgas noch immer mehr als die Hälfte des weltweiten Primärenergiebedarfs decken. Die Elektromobilität wird laut OPEC-Erwartungen stark zunehmen, dennoch werde der Straßenverkehr auch in einem Vierteljahrhundert noch immer für 43 Prozent des Ölverbrauchs verantwortlich sein. Von den 2,6 Milliarden Fahrzeugen, die im Jahr 2045 auf den Straßen unterwegs sein werden, sollen rund 430 Millionen Elektrofahrzeuge sein.”

Zur Theorie von Fell passt die Nachricht aus dem Vereinigten Königreich ebenfalls nicht, dass man dort neue Öl- und Gasfelder erschließen will, wie der Independent berichtet (Artikel braucht eine Registrierung).

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Gradmesser heißt ein Podcast vom Tagesspiegel. In der Ausgabe vom 28.02.2022 geht es um CO2- Abscheidung. Diese Technik wird vom IPCC empfohlen, neben Erneuerbaren Energien, Kernenergie und Aufforstung. In Deutschland ist sie allerdings verboten. Andere Länder sind schon weiter und entdecken diese Abscheidung und Lagerung gerade als Geschäftsmodell wie z. B. Norwegen oder das Vereinigte Königreich. Mit einem steigenden CO2- Preis wird es zunehmend wirtschaftlicher diese Technik zu nutzen. In dem besagten Podcast spricht Oliver Geden von der Stiftung Wissenschaft und Politik. Er ist zudem IPCC Leitautor.

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Kohleausstieg Deutschland 2030 vs 2038: Ist das Ende der Kohle nötig & möglich? Diese Frage behandelt Florian Blümm auf seinem Blog Tech For Future. Er behandelt dabei auch die Rolle von Gas bei der zukünftigen Stromproduktion.

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Die BBC berichtet von einem weiteren Durchbruch in Sachen Kernfusion.

“The fusion announcement is great news but sadly it won’t help in our battle to lessen the effects of climate change. There’s huge uncertainty about when fusion power will be ready for commercialisation. One estimate suggests maybe 20 years. Then fusion would need to scale up, which would mean a delay of perhaps another few decades. And here’s the problem: the need for carbon-free energy is urgent – and the government has pledged that all electricity in the UK must be zero emissions by 2035. That means nuclear, renewables and energy storage. In the words of my colleague Jon Amos: „Fusion is not a solution to get us to 2050 net zero. This is a solution to power society in the second half of this century.“”

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Der neueste Schrei in Sachen Photovoltaik sind Anlagen, unter denen Landwirtschaft betrieben werden soll. Vermutlich wird man sich im damals ebenfalls grünen Landwirtschaftsministerium an die Entwicklung in Sachen Biogas erinnern und dass alles mit allem zusammenhängt. Nur Jahre, nachdem man die Landwirte zu den neuen Ölscheichs ernannt hatte, wurde von den gleichen Leuten die Vermaisung der Landschaft beklagt mit allen Auswirkungen auf die Umwelt und die Artenvielfalt. Immerhin das scheint man jetzt mitzudenken oder versucht es wenigstens. Wer sich über Biobrennstoffe informieren möchte, dem empfehlen wie die Klimaschau Ausgabe 96. Nun sollen es also Anlagen richten, unter denen Landwirtschaft möglich ist, wie die Tagessschau berichtet.

“Das Vorhaben ist Teil eines größeren Gesetzespaket zum Ausbau von Wind- und Sonnenenergie, das Klimaschutzminister Habeck bis Ostern durch das Kabinett bringen möchte. Gefördert werden sollen die Agri-PV-Anlagen über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Landwirte, die für ihre Flächen Agrar-Subventionen der EU erhalten, sollen diese dem Eckpunktepapier zufolge auch weiterhin bekommen können, solange die landwirtschaftliche Nutzung durch die Solaranlagen nur bis zu 15 Prozent beeinträchtigt ist.”

Das wird auch bitter notwendig sein, denn Deutschland fehlt bereits heute Ackerfläche, um sich rechnerisch ernähren zu können. Jede Umwidmung hier bedeutet eine Verlagerung der Produktion ins Ausland. Das Thema ist in jedem Fall sehr neu. Bestimmte Arten des Anbaus scheiden auch aus unter den Anlagen. Getreide dürfte dort kaum anzubauen, geschweige denn zu ernten sein. Agrarheute hatte das Thema bereits vor einem Jahr in einem längeren Artikel behandelt. Die Investoren bieten Landwirten derartige hohe Pachten, dass es zu Flächenverlusten von Äckern kommt. Solche Pachten sind möglich, weil Solarstrom immer noch stark subventioniert wird. Am Ende zahlen es also die Stromkunden.

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Leserpost von Dipl. Ing. Martin Krohn:

Betreff: Autobahnblockaden

Sehr geehrte Damen und Herren,

einige Anmerkungen zum Blog vom 11.02.2022. Es geht um die Autobahnblockaden von Aktivisten der „letzten Generation“ in Berlin und anderen Städten. Auch hier im Blog wurde bereits darüber berichtet. Dass eine Bundesministerin wie Steffi Lemke Sympathien mit den Aktivisten zeigt ist ein Ding der Unmöglichkeit. Es ist nicht akzeptabel, dass Bundesminister/innen Rechtsbruch gutheißen. Das sind fast Zustände wie in den USA mit der Erstürmung des Kapitols, welches auch durch Donald Trump und anderen Republikanern als Mittel der Demokratie angesehen wird. Diese Haltung wird weitreichend stark kritisiert.

Hier im Blog wurde bereits berichtet, dass z. B. Einsatzfahrzeuge durch die Blockaden behindert und dadurch ggf. Menschenleben gefährdet werden. Die Aktivisten haben das bestritten und ausgesagt, dass Einsatzfahrzeuge durchgelassen würden. Doch wie soll das funktionieren, wenn sich die Aktivisten mit Sekundenkleber an der Straße festkleben? Werden die sich im Zweifelsfall gewaltsam losreißen und Verletzungen riskieren? Die Polizei nutzt entsprechend Lösungsmittel, um die Verklebung der Aktivisten zu lösen. Doch auch ansonsten können Fahrzeuge unterwegs sein, deren Insassen wichtige Aufgaben zu erfüllen haben.

In der „Bild“ wurde berichtet, dass eine hochschwangere Frau ins Krankenhaus gebracht werden sollte und das Fahrzeug durch die Blockade behindert wurde. Was hätte da passieren können? Der SPD Vorsitzende Lars Klingbeil brachte ein weiteres Beispiel, dass eine ambulante Altenpflegerin zu einer Patientin will und durch die Blockade behindert wird. Die Patientin ist über längere Zeit hilflos. Es sind eine Reihe weiterer Möglichkeiten denkbar, dass Menschen wichtige Aufgaben wahrnehmen und durch solche illegalen behindert werden.

Wie geht die ganze Sache eigentlich weiter? Täglich wird in den Medien über weitere Aktionen der Aktivisten berichtet. Werden die „Täter“ nicht auf ihr rechtswidriges Verhalten hingewiesen und im Wiederholungsfall mit Konsequenzen gedroht? Wann kommt es denn zu entsprechenden Konsequenzen für die Aktivisten? Der Rechtsstaat darf sich nicht auf der Nase herumtanzen lassen.

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Es ist etwas Wichtiges passiert, und kaum einer hat es mitbekommen. Heute.at meldete am 25.1.2022:

Klimakrise – USA haben ihr CO2-Budget erschöpft

Für die USA ist der Klimazug für das 1,5-Grad-Ziel mit Jahresbeginn abgefahren. Die USA haben 2021 ihr rechnerisches CO2-Budget aufgebraucht.

Als erstes großes Industrieland haben die Vereinigten Staaten von Amerika seit Beginn des Jahres 2022 ihr CO2-Budget pro Einwohner aufgebraucht, das ihnen theoretisch für die Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze zur Verfügung steht. Der EU bleiben noch elf Jahre, Österreich nur mehr sieben.

Weiterlesen auf Heute.at . Auch der Spiegel wies auf das verbleibende CO2-Nullbudget hin. In Deutschland wurden die schrumpfenden Restemissionen von Aktivisten, Bundesverfassungsgericht und Merkel-Regierung in einer fragwürdigen Co-Produktion dazu verwendet, die CO2-Steuern und damit die Greenflation nach oben zu treiben.

Und wie gehen die USA damit um? Eher cool und pragmatisch. Kein endzeitliches Untergangsgetöse, kein wilder Aktionismus. Aus US-Sicht läuft es doch ganz gut. Ob Nordstream 2 jemals in Betrieb geht, steht in den Sternen. Gut für US-Flüssiggas. Eine Greenpeace-Amerikanerin vertritt Deutschland demnächst in der ganzen Welt. Läuft. Wer sich aber jetzt darüber aufregt, hat einen mindestens genauso wichtigen Coup vor einigen Jahren verschlafen. Bereits 2019 berichteten wir in diesem Blog:

Interessenskonflikte vorprogrammiert: Forschungsinstitut ‚Climate Analytics‘ wird von ehemaligem Greenpeace-Direktor geleitet

Der Klimawandel ist ein wichtiges Thema, das von Wissenschaftlern ernsthaft und ergebnisoffen angegangen werden muss. Die notwendige Nüchternheit fehlt jedoch in der Debatte, insbesondere in Deutschland. Wenn man hinter die Kulissen schaut, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Politik lässt sich von eng verflochtenen Seilschaften beraten, die aus aktivistisch veranlagten Wissenschaftlern, ehemaligen Greenpeace-Leuten, Versicherungskonzernen sowie ausländischen Stiftungen von Milliardären mit Investitionen in Erneuerbaren Energien bestehen. Ein schönes Beispiel konnte man am 24. Oktober 2018 auf Spiegel Online lesen:

Studie zum 1,5-Grad-Ziel Forscher fordern kompletten Kohleausstieg bis 2030
Wie schnell sollte Deutschland aus der Kohleverstromung aussteigen? Bis zum Ende des kommenden Jahrzehnts, sagen Forscher – wenn es mit einem ehrgeizigen Klimaziel noch etwas werden soll. […] „Die nächsten Jahre sind entscheidend, damit unser Planet nicht aus dem Gleichgewicht gerät“, sagte Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) nach der Veröffentlichung des IPCC-SonderberichtsDas Forschungsinstitut Climate Analytics aus Berlin hat nun einen Bericht vorgelegt, wie schnell der deutsche Kohleausstieg vonstattengehen müsste, um kompatibel zu einem Klimaziel von nur anderthalb Grad Erwärmung zu sein.

Weiterlesen auf SPON.

Forschungsinstitut ‚Climate Analytics‘? Eine Kleinigkeit hat SPON dann wohl doch vergessen zu erwähnen: Der Vorstandsvorsitzende (CEO) des „Instituts“, Bill Hare, ist ein Akademiker, der lediglich einen h.c. Doktortitel besitzt, also nur einen Doktor ehrenhalber innehat. Zuvor war Hare viele Jahre lang bei Greenpeace an leitender Stelle beschäftigt, wie das PIK auf seiner Webseite verrät:

From 1992 until early 2009 [Hare] was the Climate Policy Director for Greenpeace International.

Ein klassischer Interessenskonflikt, den der Spiegel einfach unerwähnt lässt: Ein Greenpeace-nahes Institut schreibt einen Bericht, der nicht einmal das übliche Gutachtungsverfahren durchlaufen hat, also als graue Literatur eingestuft werden muss. Trotzdem wird darüber berichtet, als wäre dies ein robustes Ergebnis einer unabhängigen Forschung. Gerade nach dem Fall Relotius sollte hier sehr viel ehrlicher berichtet werden…

Soweit unser Bericht von 2019. Passend hierzu dieser Klimaschau-Beitrag aus 2021:

Weitere Hintergrundberichte, wie das Greenpeace-nahe Climate Analytics-Institut aus Berlin maßgeblich das 1,5-Gradziel mitgeprägt hat, finden Sie in unserem Buch „Unerwünschte Wahrheiten: Was Sie über den Klimawandel wissen sollten„.

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