Woher stammt der missionarische Eifer der Klimawarner?

Auch Wissenschaftler sind nur Menschen. Die Darstellung des Wissenschaftlers als unantastbarer Halbgott ist zwar verlockend, entspricht aber nicht der Wirklichkeit. „Hört auf die Wissenschaft“ ist ein populistischer Slogan, der von großer Naivität und Unerfahrenheit zeugt. Natürlich ist die Wissenschaft die Basis des modernen Lebens. Aber es gibt nicht „die Wissenschaft“, sondern lediglich eine Vielzahl von Wissenschaftler, die oft eine Vielzahl von Meinungen vertreten. Einige Wissenschaftler haben Zugang zu den Medien, gehören zu den Auserwählten, die ihre Ansicht per Megafon in die Menge rufen dürfen. Andere hingegen werden niemals gefragt, obwohl auch sie Interessantes und Richtiges zu berichten hätten.

Im Bereich Klimawandel fällt zum Beispiel auf, dass stets die selben Protagonisten in den Medien zu Wort kommen: Bei den Forschern sind dies Latif, Rahmstorf, Schellnhuber, Kemfert, Quaschning. Bei den Medien sind es Lesch, Terli und Schwanke. Auf der Unternehmensseite kommt noch ein Versicherungskonzern aus München dazu. Wenige Einzelpersonen dominieren die öffentliche Klimadiskussion. Wie kann das sein, angesichts tausender anderer in diesem Bereich tätiger Experten, die ebenfalls etwas Spannendes zu sagen hätten? Regelmäßig analysieren wir hier im Blog die Aussagen der aufgezählten Personen und finden oft Diskrepanzen zu Ergebnissen anderer vertrauenswürdiger Fachleute. Aber es scheint niemanden zu stören, denn wir leben in einem postfaktischen Zeitalter. Inhalte zählen heute kaum noch, es kommt vor allem auf eines an: Reichweite. Weshalb geht man der Kritik nicht systematisch nach? Weshalb werden Fehler verschwiegen und kleingeredet? Wer überprüft die persönliche Motivation dieser kleinen Klima-Clique?

Der missionarische Eifer der Klima-Elite ist bemerkenswert. Hier wird mit einer Inbrunst gekämpft wie früher im Klassenkampf, Sozialismus gegen Kapitalismus, bei den Religionskriegen. Neben der tiefen persönlichen Überzeugung spielt sicher auch die Lust an der Macht eine Rolle. Wie zu allen Zeiten gibt es einigen Zeitgenossen einen wahrhaften „Kick“, andere zu beherrschen, ihnen Dinge zu verbieten, Angst zu verbreiten. Das sind alles Grundbausteine der Macht, und Macht ist geil.

Vorbei scheinen die Zeiten der Toleranz zu sein. Wenn ein Vegetarier kein Fleisch essen möchte, dann ist das seine persönliche Entscheidung, die es zu respektieren gilt. Wenn dieser Vegetarier jedoch nun einen Feldzug gegen Mitbürger führt, die gerne ab und zu Fleisch verzehren, dann ist das intolerant und falsch. Wenn jemand nicht gerne mit dem Flugzeug fliegt, sei es wegen Flugangst, mangelnden Fremdsprachenkenntnissen, Desinteresse an anderen Kulturen oder ideologischen Gründen, dann ist das ok. Wenn der- oder diejenige dann aber anderen das Reisen madig machen möchten, ist dies intolerant. Der Wunsch, andere ständig unter einem Vorwand zu missionieren, gehört nicht in ein aufgeklärtes Zeitalter. Noch vor einigen hundert Jahren zogen Kreuzzüge in andere Länder, um ihnen den eigenen Glauben mit Waffengewalt aufzuzwingen, wurden Hexen auf Marktplätzen verbrannt. Erleben wir gerade einen Rückfall in diese dunklen Zeiten?

Wenn riesige Horden von Schülern und Studenten für die einzig wahre Klimalehre demonstrieren, selber aber kaum die Grundzüge der Klimawissenschaften beherrschen und lediglich die Slogans der Klimaelite nachplappern, ist das hochbedenklich. Dies ist auch eine Folge der Gleichschaltung der Klima-Schulausbildung, die sich voll auf Klimaalarmkurs eingestimmt hat. Wer überprüft eigentlich die Schulbücher hinsichtlich Richtigkeit und Vollständigkeit der Klimawandel-Lektionen? Vermutlich geschieht dies allein in Potsdam. Im Prinzip leidet das System unter einer Einmeinungsdiktatur, die von ganz oben kontrolliert wird. Wer sich kritisch äußert, riskiert seine Karriere. Kein Lehrer, kein öffentlich beschäftigter Forscher kann sich eine differenziertere Meinung erlauben, ansonsten drohen ihm Ausgrenzung und Sanktionen, bis hin zum Jobverlust.

Angesichts der noch immer intensiv geführten Klimadebatte wundert es, dass noch immer kein „Runder Tisch Klimawandel“ eingerichtet wurde, an dem die strittigen Punkte seriös besprochen werden. Es wäre so einfach, einen zu schaffen. Befürchtet man, dass die inhaltliche Beschäftigung mit den Fakten Nachteile für die Klimaelite bringen könnte? Oder hat man sich politisch bereits so stark festgelegt, dass eine ausgewogene Beschäftigung mit den Klimafakten die Akzeptanz der Energiewende (und damit verbundenen Opfern der Bevölkerung) gefährden würde? Auch wenn Fehler intern erkannt würden, wäre es nicht viel zu spät, den „trägen Supertanker“ Energiewende von seinem Kurs abzubringen, ohne Gesichtsverlust der bisherigen Entscheider? Letzteres Phänomen gilt es nicht zu unterschätzen. Nur wenige haben die Courage, eigene Fehleinschätzungen einzugestehen. Wir haben es gerade wieder gesehen. Noch zu Beginn der Corona-Epidemie riet das Robert-Koch-Institut vom Gebrauch von Gesichtsmasken kategorisch ab. Nur wenige Monate später zeigt sich nun, dass das Tragen von Masken ein wichtiger Grundpfeiler des Infektionsschutzes ist. Dumm gelaufen.

Es ist zutiefst menschlich, dass man eigene Fehler nicht öffentlich eingestehen möchte. Aber es wäre ein Zeichen von persönlicher Größe, dies dennoch zu tun. Ja, die Klimamodelle sind uns vollkommen außer Kontrolle geraten, wir hatten die CO2-Kimasensitivität viel zu hoch geschätzt. Ja, die Kipppunkte waren wirklich Mist. Damit konnten wir die Bevölkerung zwar für einige Jahre schön verängstigen, aber es ist wirklich nicht viel dran. Sorry, da haben wir einen Fehler gemacht. Ob wir Aussagen dieser Art irgendwann einmal aus Potsdam oder Kiel zu hören bekommen? Das wäre toll. Und zumindest hier im Kalte-Sonne-Blog würden wir dafür Respekt zollen, anstatt hämisch zu jubilieren. Letztendlich ist das Thema Klimawandel viel zu wichtig, als dass man daraus ein persönliches Thema machen sollte. Die Abkopplung der Inhalte von den Akteuren ist überfällig. Wann und ob dies geschieht, ist unklar. Momentan dominieren noch die Seilschaften der Klimaelite das Geschehen.

Was müsste geschehen, um hier eine geistige Wende einzuleiten? Für das Jahresende ist eine kühlende La Nina vorhergesagt. Das ist aber nur ein vorübergehender Effekt. Interessant ist die weitere Entwicklung von AMO- und PDO-Ozeanzyklen, die sich beide auf dem kühlenden absteigenden Ast befinden. Zwanzig Jahre stagnierende oder leicht fallende Temperaturen würden schon hellhörig machen. Das hat es zuletzt 1940-1975 gegeben. Einen 60-80 Jahres-Zyklus später steht das Klima nun am Scheideweg. Wird es schnell wärmer, wie von den Vertretern des Klimaalarms prognostiziert? Oder nimmt sich die Erwärmung eine längere Auszeit? Es stehen uns spannende Jahre bevor.

Die Wissenschaft ist keine Einbahnstraße. Bis zur Anerkennung der Plattentektonik hat es ein halbes Jahrhundert gedauert, die Entdeckung der Hygieneregeln durch Ignaz Semmelweis wurden lange als „spekulativer Unfug“ abgetan und das vormals sehr gerne in Gebäuden verwendete Asbest musste einige Jahrzehnte später wieder mühsam entfernt werden. Die Liste der geschichtlichen Irrtümer und ihrer verzögerten Behebung ist lang. An Lehren aus der Geschichte besteht jedoch ganz offensichtlich kein Interesse. So war es früher, so ist es heute, und so wird es auch in Zukunft sein. Dies ist vermutlich die einzige Gewissheit, dass der menschliche Geist von Machtstreben und Sturheit geprägt ist. Zuviel Aufklärung ist aus praktischen Gründen unerwünscht.

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