Studie der Colorado State University widerspricht dem PIK: Arktischer Meereisschwund führt nicht zu mehr Extremwetter

Unermüdlich schwappt die Klimadiskussion hin und her. Unterstützer der Klimakatastrophe denken sich immer neue Zusammenhänge aus, die die klimatische Schuld der Menschheit angeblich stützen sollen. In der Regel dauert es dann nur wenige Tage, bis der Spuk von der klimarealistischen Diskussionsseite entzaubert wird. Durch die guten medialen Verbindungen der Katastrophisten ist der Schaden dann allerdings meist bereits geschehen. Nur in den seltensten Fällen wird die ursprüngliche in den Zeitungen erschienene Alarmgeschichte korrigiert oder wenigstens relativiert. Es macht sich einfach nicht gut, wenn eine gruselige Knüllerstory nach nur kurzer Lebensdauer wieder zurückgenommen werden muss. Da könnten ja die Leser auf den Gedanken kommen, mit dem Faktencheck in der jeweiligen Redaktion könnte etwas nicht stimmen.

Im Folgenden wollen wir die Geschichte einer dieser Episoden im unwirklichen Klimastreit erzählen. Die Saga begann im März 2012 als Jennifer Francis von der Rutgers University und Stephen Vavrus von der University of Wisconsin-Madison in den Geophysical Research Letters einen Artikel mit dem Titel „Evidence linking Arctic amplification to extreme weather in mid-latitudes“ veröffentlichen. Darin postulieren die Autoren, dass sich der starke Jet Stream-Wind in der Höhe nicht mehr so schnell hin- und herschlängelt, so dass extreme Wetterlagen länger an einer Stelle wie festgenagelt verweilen. Schuld hieran hätte das schmelzende Meereis, ein Schwund der letztendlich auf das Konto des Menschen gehen soll. Eine schönschaurige Klimaalarmstory. Im Detail ist die Thematik so kompliziert, dass Francis und Vavrus ersteinmal keine große Opposition von außerhalb des Klimazirkels zu fürchten hatten.

Dazu muss man wissen, dass Jennifer Francis nicht nur Klimawissenschaftlerin, sondern auch -Aktivistin ist, was ihr einen neutraleren Blick deutlich erschwert. So war sie unter anderem mit Al Gores Climate Reality Project verbunden. Zudem hielt sie am 18. Juli 2013 eine klimaalarmistische Anhörungsrede vor dem US Senat (YouTube-Video hier). Bei solch einem schönen Klimagruselthema darf das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) natürlich nicht fehlen. Eifrig wurde an einer eigenen Publikation gewerkelt, die in der März-Ausgabe 2013 des Fachjournals PNAS erschien. Neben Leitautor Vladimir Petoukhov waren unter anderem auch zwei alte Bekannte mit von der Partie, Stefan Rahmstorf und Hans Joachim Schellnhuber. Wie könnte es anders sein. In einer PIK-Pressemitteilung vom 25. Februar 2013 schildern die Potsdamer, wie schlimm es um unseren Planeten steht (Fettsetzung ergänzt):

Eine ganze Reihe regionaler Wetter-Extreme hat in jüngster Zeit die Welt erschüttert – etwa die Hitzewelle in den USA 2011 oder jene in Russland 2010, als auch Pakistan überschwemmt wurde. Hinter diesen verheerenden Einzelereignissen gibt es eine gemeinsame physikalische Ursache, wie jetzt erstmals Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) aufzeigen. Ihre Studie wird diese Woche in der US-Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht. Das Ergebnis: Der vom Menschen verursachte Klimawandel stört wiederholt die Muster der Luftbewegungen rund um die nördliche Erdhalbkugel, und zwar wahrscheinlich durch einen raffinierten Resonanz-Mechanismus.

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Und plötzlich taute ein ganzer Wald aus dem Gletscher aus: Während der Römischen Wärmephase vor 2000 Jahren waren Gletscher in Alaska und British Columbia kürzer als heute

Im Rahmen unserer kleinen Gletscherkunde geht es jetzt nach Amerika. Wir starten hoch im Norden an der Westküste in Alaska. Gletscher bedecken etwa 5% der Staatsfläche und reichen zum Teil bis an die Küste heran. Eine gute Übersicht über die Gletscher Alaskas gibt es von Bruce Molnia vom US Geological Survey aus dem Jahr 2008. Das Buch kann kostenfrei als pdf heruntergeladen werden. Molnia weist in der Zusammenfassung darauf hin, dass sich die Gletscher in Alaska während der Kleinen Eiszeit stark ausgedehnt hatten, jedoch seit dem 18. Jahrhundert wieder im Rückzug begriffen sind, ein Prozess der bis heute anhält. Es gibt vermutlich mehr als 100.000 Gletscher in Alaska, von denen aber lediglich 600 einen offiziellen Namen tragen. Die größten drei Gletscher sind der Mendenhall, Columbia und Ruth Gletscher. Im September 2013 meldete NBC News, dass aus dem schrumpfenden Mendenhall Gletscher kürzlich ein ganzer fossiler Wald aus der Römischen Wärmeperiode von vor 2000 Jahren auftauchte. Zu jener Zeit muss der Mendenhall Gletscher also deutlich kürzer gewesen sein als heute.

Auch der Columbia Gletscher schrumpft derzeit. Jedoch soll der Rückzug des Eises laut einer Studie der University of Colorado Boulder um 2020 zunächst enden, da der Gletscher dann eine neue stabile Lage erreicht, wobei das Relief des Untergrundes ein weiteres Zurückweichen zunächst verhindern wird. Überhaupt macht man sich heute viel differenziertere Gedanken, wie sich die Gletscherschmelze zeitlich entwickelt. Die Zeiten einer simplistischen Extrapolation der schlimmsten Schmelzrate bis 2100 sind eindeutig vorbei. Im August 2013 erschien im Journal of Glaciology eine Studie eines Forscherteams der University of Alaska Fairbanks um Austin Johnson, in der die Autoren mit Hilfe von Laser Altimetrie die Schmelzrate der Gletscher in Alaska und im südlich hiervon gelegenen kanadischen British Columbia ermittelten. Das Ergebnis überrascht: Zwischen 1995 und 2011 verloren die Gletscher der Region knapp 4 Gigatonnen an Masse pro Jahr. Die Schmelzrate hat sich im Vergleich zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sowie dem 19. Jahrhundert signifikant verlangsamt. Für die Zeit zwischen 1770 und 1948, also dem Übergang von der Kleinen Eiszeit zur Modernen Wärmperiode, ermittelten Johnson und Kollegen einen Schmelzbetrag von knapp 18 Gigatonnen pro Jahr. Allmählich scheinen sich die Gletscher der Region zu stabilisieren, nachdem das in der Kleinen Eiszeit zusätzlich gebildete Eis wieder verschwunden ist.

Anders als in anderen Regionen der Erde, scheinen die Gletscher in British Columbia während des mittelholozänen Klimaoptimums gewachsen zu sein, wie eine Studie eines Teams um Jill Harvey zeigt, die im September 2012 im Fachmagazin The Holocene erschien. Die Forscher fanden Holzreste, die eine Gletscherexpansion zwischen 7020 und 5470 Jahren vor heute belegen. Gemäß einer Studie von Kate Johnson und Dan Smith aus dem gleichen Monat in The Holocene waren einige Gletscher in British Columbia (B.C.) während der Römischen Wärmephase vor 2000 Jahren offensichtlich kürzer als heute. Aus dem Gletscher heute austauende Holzreste wurden laut Altersdatierung ab 250 n. Chr. vom Gletscher überrollt. Eine signifikante römische Gletscherschmelze wird auch durch eine Arbeit einer Forschergruppe um Malyssa Maurer gestützt, die aufgrund von Untersuchungen an Pflanzenresten stark verkürzte Gletscher in B.C. vor 2000 Jahren annehmen. Die Studie erschien im September 2012 in den Quaternary Science Reviews.

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Überraschung im höchsten Gebirge der Erde: Karakoram-Gletscher wachsen seit Ende der 1980er Jahre

Unsere kleine Gletscher-Weltreise bringt uns heute nach Asien. Wir starten in der russischen Arktis, auf den geheimnisvollen Inseln Sewernaja Semlja, Nowaja Semlja und Franz-Josef-Land. Diese Inseln im europäisch-asiatischen Grenzbereich sind teilweise vergletschert und sollten ein guter Indikator für den angeblich besonders schnell vornanschreitenden Klimawandel in der Arktis darstellen. Eine Forschergruppe um Moholdt et al. veröffentlichte 2012 in den Geophysical Research Letters eine satellitengestützte Studie zur Massenveränderung der Gletscher auf den drei Inseln. Zu ihrer Überraschung fanden sie, dass die Gletscher auf Franz-Josef-Land in den letzten Jahren gewachsen sind (Abbildung 1). Auch auf Sewernaja Semlja sucht man vergeblich nach einer Schmelzkatastrophe. Hier ist die Gletschermasse im letzten Jahrzehnt stabil geblieben. Lediglich auf Nowaja Semlja hat der Gletscher an Masse verloren. Ein Teil des Eisverlustes wurde jedoch 2011-2012 wieder ausgeglichen.

Abbildung 1: Gletschermasse auf Basis von GRACE-Satellitenmessungen 2003-2011 (Punkte). Trendlinie markiert ICESat-Trend 2003-2009. Aus Moholdt et al. 2012.

 

Aus dem hohen Norden jetzt in den Süden des Russischen Reiches, ins Altai-Gebirge. Ein russisch-österreichisches Team um A.R. Agatova vom Institute of Geology and Mineralogy in Novosibirsk untersuchte die Gletschergeschichte dieses Orogens für die vergangenen 7000 Jahre. Die Ergebnisse der Studie erschienen im Juni 2012 in den Quatenary Science Reviews. Die Forscher identifizierten drei Episoden während derer die Gletscher im Altai wuchsen, nämlich vor 4900-4200 Jahren, 2300-1700 Jahren und 750-150 Jahren. Die letzte Eiswachstumsphase entspricht dabei der Kleinen Eiszeit. Zwischen diesen Phasen ereigneten sich entsprechende Gletscherschmelzphasen. Eine besonders intensive Gletscherschmelze gab es in der Region in der Zeit von 7000-5000 Jahre vor heute, dem sogenannten mittelholozänen Klimaoptimum. Damals herrschten im Altai-Gebirge höhere Temperaturen als heute. Die Wissenschaftler nehmen an, dass die Gletscher während dieser langen Wärmephase in den Haupttälern vollständig abgeschmolzen waren. Auch in diesem Teil der Erde erweist sich die Idee von in der vorindustriellen Vergangenheit stets stabilen Gletscher als unwissenschaftliches Märchen.

Vom russischen Teil des Altai-Gebirges springen wir nun hinüber in den mongolischen Teil. Ein internationales Forscherteam um Pierre-Alain Herren vom Berner Oeschger Centre for Climate Change Research untersuchte einen 72m langen Eiskern aus dem Khukh Nuru Uul Gletscher. Auch hier das gleiche Bild wie auf der russischen Seite. Die Wissenschaftler fanden, dass das Untersuchungsgebiet vor 6000 Jahren wohl eisfrei war. Die heutigen Gletscher sind demnach nicht die Überreste aus der letzten Eiszeit, sondern stammen lediglich aus einer Wiedervergletscherungsphase nach dem mittelholozänen Klimaoptimum. Herren und Kollegen veröffentlichten ihre Ergebnisse im Juni 2013 in den Quaternary Science Reviews.

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Eine unbequeme Wahrheit: Alpengletscher waren in der Vergangenheit kürzer als heute

Die Alpengletscher schmelzen derzeit. Organisationen wie WWF oder Greenpeace präsentieren medienwirksame Vorher-Nachher-Fotovergleiche von alpinen Gletschertälern, die nur einen Schluss zulassen: Das Eis schmilzt und der Mensch hat Schuld. Denn früher waren die Gletscher lang und gesund, während sie heute mit dem Tode ringen. Ein klitzekleines Detail bleibt in solchen Artikeln meist unerwähnt: Schmelzende Alpengletscher sind kein noch nie dagewesenes, neues Phänomen. Das alpine Eis hatte während langer, warmer Phase der letzten 12.000 Jahre einen schweren Stand und schmolz. In den dazwischen liegenden Kältephasen wuchsen die Gletscher hingegen.

Eine im August 2012 im Fachmagazin Geology erschienene Arbeit quantifizierte nun die Gletscherzyklen für die westlichen Schweizer Alpen. Ein schweizerisch-US-amerikanisches Forscherteam um Irene Schimmelpfennig vom Lamont-Doherty-Earth Observatory untersuchte die Entwicklungsgeschichte des Tsidjiore Nouve Gletschers und fand, dass das Eis auch in der Mittelalterlichen Wärmeperiode vor 1000 Jahren stark abschmolz (Abbildung 1). Auch zur Zeit des mittelholozänen Klimaoptimums vor 8000-4000 Jahre vor heute schrumpften die Alpengletscher stark. Signifikantes Gletscherwachstum fanden Schimmelpfennig und ihre Kollegen hingegen während zweier Kältephasen vor 3500 und 500 Jahren. Letztere Episode ist auch als Kleine Eiszeit bekannt. Unter Berücksichtigung der Gletscherdynamik der vorindustriellen Zeit muss man die aktuelle alpine Gletscherschmelze vor allem als Wiedererwärmung nach der Kleinen Eiszeit einstufen. Das Konzept einer anthropogenen Alpengletscherkatastrophe kann nur aufrechterhalten werden, wenn man diesen klimahistorischen Kontext mutwillig ausblendet. Und es gibt weitere Fallbeispiele aus den Alpen: Eine Übersicht zur Literatur über die Entwicklung des Aletsch-Gletschers gibt z.B. Alfred Brandenberger auf seiner Klima-Vademecum-Webseite.

Abbildung 1: Schrumpfen (Kurvenausschlag nach oben) und Wachsen (Kurvenausschlag nach unten) des Tsidjiore Nouve Gletschers in den westlichen Schweizer Alpen. Jahresangabe in tausend Jahren vor heute (links: heute, rechts: 12.000 Jahre). Der mit „C“ markierte Kurventeil (12.000-8.000 Jahre vor heute) basiert auf dem Mont Miné Gletscher in der gleichen Region. Blaue Balken markieren Kältephasen, rote Bereiche entsprechen Wärmeperioden. LIA=Little Ice Age, Kleine Eiszeit. MWP: Medieval Warm Period, Mittelalterliche Wärmeperiode. Quelle: Schimmelpfennig et al. 2012.

 

Auch Gernot Patzelt von der Universität Innsbruck hat die historische Achterbahnfahrt der Alpengletscher intensiv erforscht und in zahlreichen Publikationen und Vorträgen eindrucksvoll dargestellt. Hier eine spannende Präsentation von Patzelt aus dem Jahre 2011, in der er anhand von Holzfunden mehrere Phasen nachweisen konnte, in denen die Alpengletscher kürzer waren als heute:

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Meeresspiegelanstieg durch Gletscherschmelze geringer als befürchtet

Hilfe, die Gletscher der Erde schmelzen. Das hat es noch nie gegeben. Fürchtet Euch sehr, das Ende ist nahe. So oder so ähnlich lautet der beliebte Klimaalarmistengesang, der der Bevölkerung einen ordentlichen Schrecken einjagen soll, damit sie sich klimatisch tugendhaft verhält. Aber schmelzen die Gletscher der Erde wirklich so rasch wie wir immer lesen? Waren die Gletscher in der Vergangenheit wirklich stets so stabil wie von einigen prominenten Klimaforschern suggeriert? Und steckt wirklich so viel Wasser in den Gletschern, dass die Sintflut unmittelbar bevorsteht? Wir begeben uns auf Spurensuche und stürzen uns hierzu in die aktuelle Fachliteratur, die leider nur unvollständig auf den Wissenschaftsseiten unserer Zeitungen referiert wird.

Im Januar 2013 publizierte der Gletscherexperte Aslak Grinsted vom Niels Bohr Institut der University of Copenhagen eine Übersichtsstudie im Fachmagazin The Cryosphere in der er die in den Gletschern der Erde heute gebundene Wassermenge bilanziert. Ausgeklammert wurden dabei die großen Eiskappen in Grönland und der Antarktis. Grinsteds Untersuchung ergab, dass beim kompletten Abschmelzen aller Gletscher der Erde der Meeresspiegel lediglich um 23 cm ansteigen würde. Wenn man die randlichen Einzelgletscher in Grönland und der Antarktis dazu nimmt, kämen weitere 12 cm hinzu. Interessanterweise liegen die neuen Werte deutlich unter den Annahmen des Weltklimarats, der bislang von insgesamt 50 cm ausgegangen war. Zuvor hatte bereits ein schweizerisches Forscherduo in einer Publikation im Journal of Geophysical Research im Oktober 2012 die in den Gletschern festgehaltene Wassermenge auf 43 cm heruntergesetzt. Die beiden Autoren Matthias Huss von der University of Fribourg und Daniel Farinotti von der ETH Zürich setzen dies mit einem Eisvolumen von 170.000 Kubikkilometern gleich.

Auch scheint die aktuelle Gletscherschmelze weniger dramatisch zu sein, als noch zuvor angenommen, wie Der Spiegel im Mai 2013 berichtete:

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So viel Meereis in der Antarktis wie seit 30 Jahren nicht mehr

Das antarktische Meereis wächst und wächst. Im zweiten Jahr in Folge wurde um den siebten Kontinent ein neuer Eisrekord aufgestellt. Das Alfred-Wegener-Institut berichtete am 15. Oktober 2013 über die überraschende Entwicklung in einer Pressemitteilung auf meereisportal.de:

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So viel Meereis in der Antarktis wie seit 30 Jahren nicht mehr

Angesichts der globalen Erwärmung erscheint es paradox, dass die Meereisbedeckung des südlichen Ozeans im vergangenen Monat eine größere Fläche bedeckt hat als in den letzten Jahrzehnten. Lediglich Mitte der 70er Jahre wurde eine ähnliche Ausdehnung beobachtet. Im Mittel waren im September 2013 19,48 Millionen Quadratkilometer, eine Fläche mehr als 50 mal so groß wie Deutschland, mit Meereis bedeckt. Das absolute Maximum von 19,65 Millionen Quadratkilometer wurde am 18. September erreicht. Auch wenn dieses Maximum in der eisbedeckten Fläche nicht mit einem Maximum des Gesamtvolumens oder der Gesamtmasse gleichgesetzt werden kann, vermuten die Meereisphysiker Marcel Nicolaus und Stefan Hendricks vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) „Diesen Winter gibt es in der Antarktis so viel Meereis wie lange nicht mehr, wenn es überhaupt seit Beginn der regelmäßigen Satellitenbeobachtungen schon einmal so viel Meereis gegeben hat.“

 

Um solche Aussagen in Zukunft bestimmter treffen zu können, arbeiten die Forscher des Alfred-Wegener-Institutes derzeit gemeinsam mit Kollegen verschiedener Institute daran auch die Dicke des Meereises in der Antarktis aus Satellitenbeobachtungen ableiten zu können. In der Arktis ist dies seit kurzem möglich, allerdings gibt es deutliche Unterschiede zwischen Arktis und Antarktis. Der Schnee ist dicker, inhomogener und schmilzt auch im Sommer nicht vollständig. Zudem wird viel Meereis an der Oberseite gebildet, ein Phänomen, das in der Arktis deutlich seltener antrifft. Dann kann zukünftig das Volumen des Meereises auch dort aus der Dicke und der Ausdehnung berechnet werden.

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Starke natürliche Schwankungen der arktischen Meereisbedeckung während der letzten 10.000 Jahre

Satelliten kreisen erst seit einigen Jahrzehnten über unseren Köpfen und verfolgen das bunte Treiben auf unserem Planeten in akribischer, flächendeckender Weise. Auch die Datenreihen zur polaren Meereisbedeckung sind relativ kurz, so dass kürzliche arktische Schmelzrekorde aber auch antarktische Meereismaxima mit Vorsicht zu genießen sind. Jedoch haben sich findige Geologen Methoden ausgedacht, mit denen die Meereisbedeckung auch für die Vor-Satelliten-Zeit ermittelt werden kann. Es ist bekannt, dass die Zysten bestimmter einzelliger Algen, der sogenannten Dinoflagellaten, in systematischer Weise durch das Meereis beeinflusst werden. Ein Forscherteam der Université du Québec in Montréal und Rimouski um Anne de Vernal hat nun 35 Sedimentkerne …

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Meeresspiegelanstieg durch grönländische Eisschmelze geringer als befürchtet: Poren des Eisschildes speichern große Mengen des Schmelzwassers

Vor ein paar Jahre noch fehlten lediglich die i-Tüpfelchen in den Klimamodellen. Mittlerweile wird jedoch immer klarer, dass man bislang wohl nur das i-Tüpfelchen selbst hatte und eher der lange Strich des i’s fehlte. Dies gilt auch für die Eisschmelze an den Polkappen. Jahrelang hatte man die Daten des GRACE-Schwerefeld-Satelliten falsch interpretiert und kam zu stark überhöhten Schmelzraten für Grönland. Mittlerweile hat sich das Wissen verbessert und die interpretierten Schmelzwerte sind signifikant gesunken (siehe unseren Blogartikel „Grönländische Eisschmelze auf dem Prüfstand: Eisverluste geringer als zuvor angenommen“). Aber auch beim Verständnis der grundlegenden Schmelzprozesse gab es bisher ernsthafte Defizite. Eigentlich hört …

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Wo ist der ominöse Kipppunkt? Vor 120.000 Jahren war es 4 Grad wärmer und das grönländische Eis hielt stand

Noch vor 20.000 Jahren lag auf Teilen Norddeutschlands ein kilomerterhoher Eisblock. Entsprechend mühselig muss das Leben in Schleswig-Holstein gewesen sein, wenn man erst einen Eistunnel graben muss, um zum Aldi-Supermarkt zu kommen. Glücklicherweise setzte dann ein natürlicher Klimawandel ein und das Eis begann sich vor 18.000 Jahren allmählich zurückzuziehen. Die aktuelle Warmzeit in der wir leben – auch Holozän genannt – begann vor 12.000 Jahren. Das viele Schmelzwasser floss in die Ozeane und ließ den Meeresspiegel zügig um 150 m ansteigen, mit Anstiegsraten, die um ein Vielfaches höher lagen als heute. Ursache des Eiszeit-Warmzeit-Wechsels sind periodische Veränderungen in den Erdbahnparametern um die Sonne, was auch als Milankovitsch-Zyklik bekannt ist. Zyklik, das bedeutet aber auch, dass es vor der letzten Eiszeit bereits andere Eis- und Warmzeiten gegeben hat. So begann die letzte Warmzeit vor 126.000 Jahren und endete vor 115.000 Jahren. Sie wird Eem-Warmzeit genannt, nach dem Fluss Eem in den Niederlanden.

Interessanterweise war es während des Eem deutlich wärmer als heute. Daher kann uns das Eem als Indikator dienen, wie sich eine vom IPCC prognostizierte Klimaerwärmung auf die polaren Eismassen auswirken würde. Kollabiert der grönländische Eisschild wirklich schlagartig, falls sich die Erdtemperatur in den kommenden Jahrzehnten um weitere Zehntelgrade erhöhen sollte? Bereits im Februar wiesen wir an dieser Stelle auf eine im Fachmagazin Nature erschienene Arbeit zum Eem unter Beteiligung des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts (AWI) hin (siehe: Neue Eiskern-Studie: Grönlands Eisschild schrumpfte während der Eem-Warmzeit nur minimal, siehe auch Artikel im Spiegel). Das Forscherteam fand laut AWI-Pressemitteilung:

Das überraschende Fazit ihrer Studie, die heute im Fachmagazin Nature erscheint: Bei Lufttemperaturen, die bis zu acht Grad Celsius höher waren als im 21. Jahrhundert, schrumpften die Eismassen im Vergleich zu heute weitaus weniger als vermutet.

Der Dokumentarfilm „Secrets oft he Ice“ gibt einen guten Einblick in die Arbeit der Wissenschaftler (Teil 1 unten, Teil 2 hier, weitere Teile und Filme des Niels-Bohr-Instituts hier):

 

Die überwiegend vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) lancierten Kippelement-Visionen wurden damit eindrucksvoll widerlegt (siehe unseren Blogbeitrag „Kipp-Element auf wackeliger fachlicher Grundlage: Grönlands Eismassen lassen sich vom Potsdam-Institut keine Angst einjagen“). Wir wollen im Folgenden weitere neue Forschungsergebnisse zum Eem diskutieren. Was sagen andere Wissenschaftlergruppen zur Eisschmelze vor 120.000 Jahren? Gibt es aus dieser Zeit nicht vielleicht doch irgendwelche Hinweise auf katastrophale Kipppunkte, die die Potsdamer Sichtweise unterstützen könnten?

Im Juni 2012 erschien in den Geophysical Research Letters eine Arbeit eines Forscherteams um Henning Bauch vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel, auch als Geomar bekannt. In einer Pressemitteilung des Geomar stellen die Autoren ihre Ergebnisse vor. Fazit: Zwar war das Eem ingesamt wärmer als heute, jedoch zog das Nordmeer nicht so richtig mit. Dort blieb es relativ kalt:

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Ein Thema das die Medien meiden wie der Teufel das Weihwasser: Vor 5000 Jahren war es in Grönland zwei bis drei Grad wärmer als heute

Wenn eine Debatte allzu aufgeregt und extrem wird, hilft es oft, wenn man ein paar Schritte Abstand gewinnt und sich die Diskussion aus der Vogelperspektive betrachtet. In welchem größer-maßstäblichem Kontext spielen sich die Dinge ab? Welche Zusammenhänge bestehen, welche Verknüpfungen sind aus empirischer Sicht eher unwahrscheinlich? Wir wollen im Folgenden die grönländische Eisschmelze im Lichte der letzten zehn Jahrtausende diskutieren.

Im September 2012 erschien im Fachmagazin Climate of the Past Discussions eine Arbeit eines Forscherteams um Takuro Kobashi vom japanischen National Institute of Polar Research in Tokio. Mithilfe von Argon- und Stickstoffisotopen aus Luftbläschen in einem Eisbohrkern rekonstruierten die Wissenschaftler die Temperaturgeschichte Grönlands für die vergangenen 4000 Jahre. Das Ergebnis: Bereits zur Mittelalterlichen Wärmeperiode war es in Grönland sehr warm gewesen (Abbildung 1). Die Autoren zeigten außerdem in ihrer Arbeit, dass die Temperaturen der letzten 4 Jahrtausende maßgeblich durch Sonnenaktivitätsschwankungen beeinflusst wurden (siehe S. 4841 des Manuskripts: „As during the past 800 yr, the GTA [Greenland Temperature Anomaly] over the past 4000 yr was significantly influenced by solar variability”). Auch halten es die Autoren für möglich, dass der von Gerard Bond vor mehr als zehn Jahren entdeckte Temperaturzyklus zum Teil auf solare Ursachen zurückgeht (S. 4845: „The 2.8 ka event and the Little Ice Age  were parts of the Bond cycle that persisted in the North Atlantic with a 1500 yr period. As the Little Ice Age and the 2.8 ka event can be explained by volcanic and solar forcings, the Bond cycle may well be caused by these forcings”). Siehe auch Michael Krügers Zusammenfassung auf Readers Edition zu einer früheren Studie des Kobashi-Teams zum gleichen Thema.

 

Abbildung 1: Temperaturentwicklung Grönlands für die vergangenen 1000 Jahre (aus Kobashi et al. 2012).

 

Im Oktober 2012 erschien in den Quaternary Science Reviews eine Studie eines Teams vom Dartmouth College in New Hampshire um Laura Levy. Die Gruppe untersuchte einen Gletscher am Südwestrand des Grönländischen Eisschildes und fand enorme vor-industrielle Schwankungen der Gletscherlänge. So schmolz das Eis während des holozänen Klimaoptimums vor einigen tausend Jahren stark ab und wuchs im Zuge der Kleinen Eiszeit stark an.

Im März 2013 veröffentlichte eine internationale Forschergruppe um Benoit Lecavalier von der University of Ottawa in den Quaternary Science Reviews eine Studie zur Temperaturgeschichte Grönlands der letzten 8000 Jahre. Dabei unternahmen sie auch eine Neubewertung der grönländischen Hebungsgeshichte, die Einfluss auf die Sauerstoffisotopen in Eiskernen hat, welche oft zur Temperaturrekonstruktion herangezogen werden. Die neuen Resultate brachten etwas Überraschendes: Die Temperatur Grönlands hat sich in den letzten 8000 Jahren um etwa 2,5°C abgekühlt (Abbildung 2). Interessant am Rande: Offenbar blieb das Eis trotz enormer Wärme vor einigen tausend Jahren ziemlich stabil. Ein dramatischer Eiskollaps – wie ihn einige IPCC-nahe Forscher für ähnliche Temperaturen derzeit annehmen – blieb aus.

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Universität Utrecht: Grönländische Gletscher hatten ihre intensivste Abschmelzphase bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Tauchen wir heute noch etwas weiter ein in die eisige grönländische Geschichte. Im ersten IPCC-Klimabericht präsentierte der Weltklimarat eine interessante Temperaturentwicklung Grönlands für die letzten 150 Jahre. Überraschenderweise waren die 1930er Jahre wärmer als heute (Abbildung 1). An dieser Situation hat sich bis heute nichts Grundlegendes geändert (Abbildung 2).

Abbildung 1: Sommertemperatur in Grönland für die letzten 150 Jahre. Aus 1. IPCC Klimazustandsbericht von 1990.

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Arktisches Meereis schmolz und wuchs in den vergangenen 500 Jahren im Takt der Sonne

Das arktische Meereis war stets stabil und erst als der Mensch kam, begann es plötzlich heftig zu schmelzen. In dieser Art argumentierten Anhänger des IPCC lange Zeit und machten bei Ihren zahlreichen Interviews ein ziemlich betroffenes Gesicht, so dass man es regelrecht mit der Klimaangst zu tun bekam. Die wissenschaftlichen Fakten zählten in dieser jetzt endlich zu Ende gehenden Ära kaum. So wurde auch eine Publikation des Dänischen Meteorologischen Instituts (DMI) von 2005 einfach ignoriert. Knud Lassen und Peter Thejll veröffentlichten in der 2. Ausgabe des 5. Bands des DMI Scientific Reports eine 26 Seiten lange Studie („Multi-decadal variation of the East Greenland …

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Grönländische Eisschmelze auf dem Prüfstand: Eisverluste geringer als zuvor angenommen

Heute wollen wir uns noch einmal gründlich den grönländischen Eisschild anschauen. Wie ist es dem Eis dort in den letzten 150 Jahren ergangen? In diesem Zeitraum ist es global um knapp ein Grad wärmer geworden, da ist es logisch, dass die Eismasse etwas schrumpft. Ein bekanntes Potsdamer Institut erklärt uns, dass wir uns schreckliche Sorgen machen müssen. Das Eis würde immer schneller schmelzen, und überhaupt hätte es so etwas Schlimmes noch nie gegeben. Im Gegensatz zu vielen deutschen Medien, die entsprechende PIK-Pressemitteilungen einfach ungeprüft übernehmen und daraus unterhaltsame Schauergeschichte für ihre Leser fabrizieren, wollen wir lieber auf die neuesten Ergebnisse aus der seriösen Wissenschaft schauen. Was ist dran an der angeblichen Katastrophe im grönländischen Eis?

Ein wichtiges Werkzeug für die Grönlandforscher ist der Tandemsatellit GRACE, der das Schwerefeld der Erde abtastet. Aus den zeitlichen Veränderungen des Schwerefeldes versuchen die Wissenschaftler Änderungen im Eisvolumen abzuleiten. Im Dezember 2012 veröffentlichten Christopher Harig und Frederik Simons im Fachmagazin PNAS eine neue GRACE-Auswertung, in der sie zu einer deutlich geringeren Eisschmelzrate für den Zeitraum 2003-2010 kommen als noch zuvor angenommen wurde. Die Beschleunigung des Schmelzens betrug lediglich 8 anstatt 30 Milliarden Tonnen pro Jahr. Auch fanden die Forscher, dass einige Gebiete Grönlands sogar an Masse zulegen. Ntv berichtete über die Studie:

Sie zeigen aber auch, dass das Grönlandeis durchaus nicht gleichmäßig abschmolz. So verschwand 2003 und 2004 hauptsächlich Eis an der Ostküste Grönlands, bis 2006 verlangsamte sich dieser Verlust im Nordosten, nahm dafür aber im Südosten zu. Von 2007 bis 2010 schmolz das Eis an der Nordostküste langsamer, an der Nordwestküste hingegen immer schneller. Im Zentrum der Insel nahm die Eisschicht dagegen während des gesamten Jahrzehnts kontinuierlich zu.

Ähnliche Ergebnisse hatte auch Kenneth Jezek im Dezember 2012 im Journal of Glaciology veröffentlicht. Satellitengestützte Höhenmessungen seit 1981 zeigen, dass der Eisschild an etlichen Stellen Grönlands gewachsen ist und heute höher als früher ist. Bereits im Juni 2012 war in den Earth and Planetary Science Letters eine Arbeit eines internationalen Forscherteams um Ingo Sasgen vom Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ) erschienen. In einer Pressemitteilung erläuterte das GFZ die Ergebnisse:

Der grönländische Eisschild verliert weiter an Masse und trägt damit pro Jahr etwa 0,7 Millimeter zur aktuell beobachteten Meeresspiegeländerung von rund 3 mm pro Jahr bei. Dieser Trend steigert sich in jedem Jahr um weitere 0,07 Millimeter pro Jahr. Zugleich ergibt sich ein differenziertes räumliches Bild der Eismassenveränderung: Der Massenverlust ist im Südwesten und Nordwesten Grönlands am größten.

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Gletscher Westnorwegens waren vor 2000 Jahren kürzer als heute

Im August 2013 erschien in den Quaternary Science Reviews eine Arbeit eines norwegischen Forscherteams um Jostein Bakke von der Universität Bergen, in der die Länge von vier Gletschern im westlichen Norwegen für die vergangenen 10.000 Jahre rekonstruiert wurde. Interessanterweise waren alle vier Gletscher während langer Strecken der Nacheiszeit viel kürzer als heute. Dies war insbesondere während des sogenannten Holozänen Klimaoptimums 8000 bis 5500 Jahre vor heute der Fall als es global mehr als ein Grad wärmer war als heute. Aber auch jüngere Wärmeperioden setzten den untersuchten Gletschern sichtbar zu. Sowohl während der Minoischen Wärmephase vor 3000 Jahren als auch während der Römischen Wärmephase vor …

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Neue Modellierungsstudie: Schneefälle in der Ostantarktis sollen gegen Ende des 21. Jahrhunderts stärker werden

In den letzten Jahren hat es in der Ostantarktis überdurchschnittlich viel geschneit, was den Eisverlust durch Schmelzen an den Rändern des antarktischen Eisschildes begrenzt bzw. vielleicht sogar mehr als ausgeglichen hat. Hat es ähnlich starke Scheefälle schon einmal in der Vergangenheit gegeben, oder handelt es sich um ein gänzlich neues, möglicherweise menschengemachtes Phänomen? Wird es in Zukunft weiter so heftig schneien und die antarktische Eiskappe weiter fleißig nähren und am Leben erhalten? Im Juni 2013 erschien nun in den Geophysical Research Letters eine neue Studie zur Schneefallentwicklung der Ostantarktis. Eine europäische Forschergruppe um Jan Lenaerts vom Institut für marine und atmosphärische Wissenschaften …

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