Von Frank Bosse und Fritz Vahrenholt
Unser Zentralgestirn war in den vergangenen Monaten recht aktiv, jedoch immer noch unterdurchschnittlich. Die „amtliche“ Sonnenfleckenzahl (SunSpotNumber-SSN) war 84,7 (Nordhemisphäre der Sonne: 36,4; Südhemisphäre: 48,3). Im Mittel der Zyklen 1…23 betrug dieser Wert 105,4, also wurden nur 80% der üblichen Sonnenflecken gezählt.
Bild 1: Die monatliche Sonnenaktivität im aktuellen Sonnenzyklus 24 (SC24) im Vergleich zum Mittelwert aller vorangegangenen aufgenommenen Zyklen (MW SC1-23) und dem SC1.
Der aufmerksame Leser dieser Rubrik wird bemerken, dass bisher mit dem SC 5 verglichen wurde, nun jedoch mit dem SC1. Dies liegt daran, dass unser aktueller Zyklus in den letzten Monaten deutlich aktiver war als bisher und der SC1 jetzt numerisch der ähnlichste ist. Dabei ist anzumerken, dass die frühen Zyklen alle einer gewissen Unschärfe in der Beobachtung unterliegen. Die Vergleiche sind also nur Richtwerte.
Im April 2014 gab es eine verstärkte Aktivität zwischen dem 15. und 21.4.gegen Ende stark nachlassend. Beeindruckende Flares: Fehlanzeige. Der monatliche Ap- Wert (in erster Näherung ein Ausdruck für die Stärke des Sonnenwindes) blieb denn auch bei sehr überschaubaren 8, beim zweiten „Hüpfer“ der SSN im Februar ( damals 102,8) wurde im Monatsmittel immerhin Ap= 10,8 ermittelt. Seitdem fällt die Aktivität wieder, wie oben auch gut zu sehen. Der Vergleich der einzelnen Zyklen bis zum aktuellen Monat fällt daher kaum verändert aus, nach dem Dalton- Minimum gab es „über alles“ keinen so gering aktiven Zyklus wie den aktuellen SC24..
Bild 2: Die Aktivität der SC 1…24 jeweils bis zum aktuellen Zyklusmonat des SC 24: Monat Nr. 65 nach dem Start des Zyklus im November 2008. Für die Ermittlung dieser Größe werden die Anomalien (also die Differenzen der einzelnen Monate zum Mittelwert in Abb. 1 ) aufaddiert für den jeweils ausgewerteten Zyklus.
Die Umpolung der polaren Felder scheint nun abgeschlossen zu sein, ein möglicher Hinweis für die Überschreitung des Maximums. Die weiteren Aussichten lauten daher längerfristig auf „abnehmend“. Hat diese seit 1840 so nicht gesehene geringe Aktivität Auswirkungen auf unser Klima? Auf den ersten Blick ist das zu verneinen, wenn man die Schwankungen im gesamten Wellenlängenbereich der Strahlung betrachtet, die unsere Erde empfängt. Diese schwankt mit der Aktivität der Sonne nur um Bruchteile eines Prozents. In der wissenschaftlichen Diskussion sind jedoch explizite spektrale Auswirkungen, schließlich schwankt der ultraviolette (UV)- Anteil deutlich mehr, um 5…10% zwischen ruhiger und aktiver Sonne. In einer kürzlich erschienen Arbeit kommen Mads Faurschou Knudsen und seine Kollegen der dänischen Aarhus- Universität zu dem Ergebnis, dass solare und vulkanische Einflüsse die Atlantische Multidekadische Oszillation (AMO) beeinflusst haben, und zwar nach dem Ende der „kleinen Eiszeit“ (LIA- Little Ice Age) etwa 1800. Diese Wirkung kann man sich vorstellen als ein etwa 5- jähriges zeitverzögertes Reagieren der Troposphäre auf die Variationen in der Stratosphäre, die die UV- Änderungen dort initiieren.
In der Arbeit wird auch diskutiert, warum die beschriebene Wirkung auf die AMO während der LIA nicht nachgewiesen werden kann: In dieser Zeit war die AMOC (wir diskutierten diese hier bereits) reduziert und daher konnte das Klima des Nordatlantik insgesamt weniger solar und vulkanisch beeinflusst werden. Auch in unserem Bericht vom Februar stellten wir die Möglichkeit dar, dass der Nordatlantik recht bald eine deutliche Abkühlung erfahren könnte. Seit Dezember 2013 sieht man in den Temperaturkarten der Region recht beständig ein solches Bild: