NZZ: Die Stromausfälle in Texas lehren, die Versorgungssicherheit wird teurer

Badische Zeitung online am 23.02.2021:

„In Baden-Württemberg gibt es besonders viele Rotmilane. Doch gerade der streng geschützte Vogel macht dem Ausbau der Windkraft zu schaffen – auch weil die selben Standorte für beide interessant sind.“

Kleines Ratespiel: Was stimmt an diesem Satz nicht?

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Hart ins Gericht mit den Grünen geht Ulrike Fokken in einem Kommentar in der TAZ:

„Auf Bundesebene haben die Bundestags-Grünen mithilfe der Windkraftlobbyisten der Verbände in Berlin-Mitte ein Strategiepapier zum Ausbau der Windenergie erarbeitet. Bedrohte Arten wie Schreiadler oder Rotmilan werden darin zu „windenergiesensiblen Tierarten“, den Tod geschützter Vogelarten nennen die Grünen „negative Auswirkungen auf windenergiesensible Tierarten“. „Windenergiesensibel“ passt gut in die grüne Wohlfühlrhetorik, die im Grundsatzprogramm von „unserer Natur“ und „unseren Lebensgrundlagen“ spricht.“

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Der deutsche Wald stirbt, meint der SPIEGEL. Eigentlich könnte man dann ketzerisch sagen, wären das doch perfekte Bedingungen, ihn mit Windkraftwerken zuzupflastern. Der Borkenkäfer als Freund der Windkraft. Aber, die Wahrheit liegt wie immer ganz woanders und hat viel mit dem Management der Wälder zu tun. Letztlich ist es auch egal, woran ein Wald leidet, an Borkenkäfer, der Trockenheit oder dem Fällen von Bäumen zum Verbrennen oder weil Windkraftanlagen gebaut werden. In jedem Fall gehen wichtige Kohlenstoffsenken verloren.

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Leserzuschrift von Ulrich P. vom 19.2.2021:

Der Traum von einer Stromversorgung, die rein auf erneuerbaren Energien basiert, bekommt im Moment massive Risse. Millionen Menschen in Texas sind wegen eingefrorener Windräder ohne Strom, Schweden ruft seine Bürger auf, bei großer Kälte nicht mehr zu staubsaugen. Ausschließlich aus Texas wurde umfangreich berichtet, dabei wurden die Gründe des massiven Stromausfalls überhaupt nicht erwähnt.

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Pressemitteilung des GFZ Potsdam am 25.1.2021:

Eisalgen verstärken Grönlands Eisschmelze – genährt von Phosphor

Der grönländische Eisschild schmilzt seit 25 Jahren dramatisch. Eine bislang wenig beachtete Triebkraft hierfür sind Eisalgen. Sie verdunkeln die Oberfläche und reduzieren so die Reflexion des Sonnenlichts. Das Eis schmilzt schneller. Forschende der University of Leeds (UK) um Jenine McCutcheon (jetzt University of Waterloo, Ca) und Liane G. Benning, Deutsches GeoForschungsZentrum Potsdam GFZ, haben eine wichtige Nahrungsquelle für die Eisalgen identifiziert: Phosphor aus lokal entstandenem Mineralstaub. Diese Erkenntnis hilft, künftige Entwicklungen von Algenblüte und Eisschmelze besser vorherzusagen und Klimamodelle zu optimieren. Die Studie ist heute in Nature Communications erschienen.

Grönlands dunkles Eis

Der grönländische Eisschild ist die zweitgrößte Landeis-Masse der Erde. Er bedeckt rund 80 Prozent dieser riesigen Insel. Doch sein Eis ist nicht so weiß, wie man denkt. An der Westküste lässt sich ein dreißig Kilometer breiter dunkler Streifen, die sogenannte „Dark Zone“, beobachten. Er enthält nicht nur Ruß und Mineralstaub, sondern auch Schnee- und Eisalgen. Letztere blühen in der Sommersaison und färben sich dunkel violett – mit fatalen Folgen für das Eis: Sie reduzieren den Albedo-Effekt, also die Reflexion des Sonnenlichts, und beschleunigen so die Oberflächenschmelze. Weil die arktischen Sommer wärmer und länger werden, nimmt auch die Algenblüte zu – sowohl räumlich wie zeitlich.

Das beobachtet ein internationales und interdisziplinäres Team um Liane G. Benning vom GFZ und ehemals an der University of Leeds seit einigen Jahren an verschiedenen Orten quer über den südwestlichen Rand des grönländischen Eisschilds. Die nun ausgewerteten Messkampagnen fanden in den Sommern 2016 und 2017 im Rahmen des mittlerweile abgeschlossenen Projektes „Black & Bloom“ statt. Seine Ergebnisse sind auch die Grundlage für das Projekt „DEEP PURPLE“, das seit 2020 im Rahmen eines Synergy Grants des Europäischen Forschungsrates ERC läuft.

Die Rolle der Eisalgen

Die Forschenden wollen genau verstehen, welche Faktoren das Wachstum der Eisalgen befördern und wie diese wiederum den Albedo-Effekt beeinflussen. Sie haben gezeigt: Obwohl die Biomasse nur etwa fünf Prozent der „dunklen Masse“ auf dem Eis ausmacht – die übrigen 95 Prozent sind Ruß und Mineralstaub –, sind es doch die dunklen Pigmente der Eisalgen, die für das Abschwächen der Albedo des Eises im Wesentlichen ursächlich sind.

Den Nährstoffen auf der Spur

Im Fokus der aktuellen Studie lag die Nährstoffversorgung der Algen: Wodurch ernähren sie sich und wie gelangen sie an ihr „Futter“? Die Herausforderung dabei: In dem Gemisch aus Schnee, Eis und Wasser mit Bakterien, Pilzen und Algen einerseits sowie Ruß und Mineralstaub andererseits gilt es, die einzelnen organischen und mineralogischen Anteile zu identifizieren und zu quantifizieren, um ihr komplexes Zusammenspiel zu entschlüsseln. Hierfür wurde eine Vielzahl unterschiedlicher Messungen und Experimente durchgeführt.

Vor Ort haben die Forschenden – quasi als Vital-Funktion – die Photosynthese-Aktivität der Eisalgen gemessen, in Abhängigkeit der Gabe verschiedener Nährstoffe, u.a. Phosphor und Stickstoffverbindungen. Eine deutliche Steigerung der Photosynthese konnten sie nur feststellen, wenn sie die Algen mit Phosphor versorgten. „Das zeigt uns, dass Phosphor hier der limitierende Nährstoff ist. Je mehr davon zusätzlich im Angebot ist, desto stärker wachsen die Algen noch. Zusätzlicher Stickstoff bewirkt keine weitere Vermehrung“, sagt die Geomikrobiologin Jenine McCutcheon.

Vielfältige Analyse

Um diesen Einfluss zu verifizieren und eine natürliche Phosphor-Quelle zu finden, die den Algen zugänglich ist, haben sie und ihre Kolleg*innen Schnee- und Eisproben gesammelt, geschmolzen, gefiltert, und das Filtrat getrocknet und analysiert. Wichtige Indikatoren sind die Elemente Kohlenstoff C, Stickstoff N und organischer Phosphor P(org). Gemessen in ausgewogen ernährten Mikroorganismen stehen sie in einem ganz bestimmten Verhältnis zueinander. Auch hier zeigen die ermittelten Daten: Je mehr mineralischer Phosphor in den Proben enthalten war, den Algen also im Prinzip als Nahrung zur Verfügung stand, desto dichter war das Mengenverhältnis C:N:P(org) am Idealwert.

Während die Ernährungsversuche vor Ort auf dem Eis gemacht wurden, fanden die meisten anderen Analysen in Spezial-Laboren der beteiligten Institutionen statt. Mittels Massenspektrometrie und Fließ-Injektions-Analyse wurden Kohlenstoff, Stickstoff und Phosphor in der Biomasse analysiert. Mit Röntgenbeugung kam man der Zusammensetzung der Mineralien auf die Spur. Darüber hinaus half Genomsequenzierung, die verschiedenen Arten Mikroben in den Proben zu identifizieren.

Quelle des Phosphors

Woher der mineralische Phosphor kommt, lässt sich aus der exakten chemischen Zusammensetzung des Mineralstaubs schließen. Zum Vergleich wurden auch lokale Gesteine untersucht. Als Quelle für den Phosphor (P) wurde das Mineral Hydroxylapatit mit der chemischen Zusammensetzung Ca5(PO4)3(OH) identifiziert. Es stammt von lokalen Gesteinen und nicht etwa aus Asien oder Afrika. „Mineralstaub kann über Tausende Kilometer mit dem Wind eingetragen werden. Aber dieser hier stammt aus der Umgebung. Da die Trockengebiete in den nördlichen Breiten durch den Klimawandel noch trockener werden, ist zu erwarten, dass mehr Staub transportiert und auf dem grönländischen Eisschild abgelagert wird, was die Algenblüte weiter anheizt“, sagt Atmosphärenforscher Jim McQuaid von der Uni Leeds und Mitautor der Studie.

Selbstverstärkende Effekte – wichtig für Klimamodelle

Insgesamt zeigt sich ein selbstverstärkender Effekt: Je stärker die Algenblüte, desto stärker die Schmelze. Das wiederum setzt mehr Nährstoff frei, der zuvor im Eis eingefroren war, was wiederum zu verstärkter Algenblüte führt. „Derzeit werden diese wichtigen Effekte weder bei der Modellierung von Eismassenverlusten noch bei der Klimamodellierung berücksichtigt. Unsere quantitativen Ergebnisse können das ändern. Sie werden dazu beitragen vorherzusagen, wo künftig Algenblüten zu erwarten sind und in welchem Maße das die Schmelze beeinflusst“, sagt Liane Benning.

Die Eisalgen können bis zu 78 Prozent der bloßen Eisflächen in der Dunklen Zone bedecken. Allerdings haben die Forschenden im Verlauf einer Saison und von Jahr zu Jahr große Schwankungen in der Intensität und Ausbreitung der Blüte beobachtet. Das macht eine genaue Vorhersage noch schwierig. Umso wichtiger sei es, weitere Einflussfaktoren genauer zu kennen, betont die Geochemikerin.

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Landabsenkung: Jakarta is sinking.

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EIKE am 20.2.2021:

Virologin: Klimawandel erzeugt Pandemien – durch Waldzerstörung, statt Waldvermehrung

von AR Göhring

Wir berichteten, daß ein PIK-Forscher und Kollegen aus Hawaii und Cambridge behaupteten, das Coronavirus habe sich in Südchina durch das Anwachsen des Waldes in dort lebenden Fledermäusen entwickeln können. Nun meint eine Virologin, daß Pandemien auch durch Zerstörung von natürlichem Lebensraum wahrscheinlicher werden.

Die drei erwähnten Forscher vom Potsdam-Institut für Klimaforschungsfolgen PIK, der Uni Cambridge und Hawaii-Monoa meinten, daß der Lebensraum von Fledermäusen und Gürteltieren wegen der Erderwärmung größer geworden sei, und damit auch ihre Vielfalt und Virenlast gestiegen sei.

Sandra Junglen, Virologin aus dem Institut von Christian Drosten an der Berliner Charité, die über Arboviren forscht, meint nun im Interview mit der Zeit, daß die Abnahme von Lebensraum und Artenvielfalt der Grund für erhöhte Virengefahr sei.

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Science Media Center Germany am 25.1.2021:

Sind die Szenarien zur Energieeinsparung für das 1,5 Grad Ziel realistisch?

Anlass:

Der pro-Kopf Energieverbrauch könnte sich in den kommenden Jahrzehnten nicht so stark vom Wirtschaftswachstum entkoppeln, wie es eine wichtige Gruppe von Klimamodellen errechnet, und wie es für eine Bekämpfung der Erderwärmung notwendig wäre. Vor allem, wenn es darum geht, das 1,5 Grad Ziel von Paris zu erreichen. Das berichtet ein Forscherteam am 25.01.2021 in Nature Climate Change (siehe Primärquelle). Die Autoren bringen diesen Effekt vor allem mit Szenarien in Verbindung, die der Weltklimarat IPCC aus den zur Verfügung stehenden Studien entwickelt.

Das Team hat die Ergebnisse der sogenannten Integrated Assessment Modelle auf Plausibilität untersucht. Integrated Assessment Modelle werden vorwiegend in der Klimaforschung eingesetzt. Sie verknüpfen sozio-ökonomische und klimatische Prognosen, ihre Ergebnisse sollen zum Beispiel dazu dienen, Leitlinien für Maßnahmen gegen die Erderwärmung zu entwickeln. Nach Angabe der Autoren nutzen dabei ein Großteil dieser Modelle zur Berechnung der Energieeinsparungen offenbar das gleiche Modellbestandteil. Dieses sei jedoch kaum für die Berechnung der Entwicklung des künftigen Energieverbrauchs von Schwellenländern geeignet.

Zum einen wirkten die für diese Länder errechneten Energiebedarfswerte pro Kopf im Vergleich mit historischen Daten aus dem Zeitalter der Industrialisierung nicht plausibel. Zum anderen läge in manchen Szenarien der Pro-Kopf-Energiebedarf so niedrig, dass dieser der gleichzeitig getroffenen Annahme eines höheren Wirtschaftswachstums als derzeit entgegensteht. Das könne nicht als Beleg für eine Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Energieverbrauch dienen.

Ob und welche Konsequenzen sich für die Szenarien des IPCC daraus ergeben, lassen die Autoren offen. Sie fordern, die Ergebnisse dieser Modelle stärker auf ihre Plausibilität zu prüfen und weitere Daten einzubeziehen.

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NZZ am 19.2.2021:

Die Stromausfälle in Texas lehren: Die Versorgungssicherheit wird teurer – mit oder ohne Klimapolitik

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Handelsblatt am 23.2.2021:

Chipbranche: Hohe Strompreise vertreiben Hightech-Unternehmen aus Deutschland

Nicht nur klassische Industriebranchen setzen die Energiekosten unter Druck. Auch die Halbleiterbranche ist verärgert. Jüngstes Beispiel: Siltronic.

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