Medienecho – Tag 3

Heute am 8.2. erschien der abschließende Teil 3 der Bild-Klimaserie. Hierin geht es um die politischen und wirtschaftlichen Implikationen der Klimafrage.

Auch die WAZ. das Magazin Erneuerbare Energien und Radio Hamburg berichteten über das Buch.

Die Financial Times Deutschland veröffentlichte einen Beitrag von Fritz Vahrenholt mit dem Titel „Fürchtet Euch nicht“, in dem er die Kernthesen unseres Buches zusammenfasst.

In einem Gegenartikel (später auch recycled im Stern) auf der gleichen Seite der FTD greift der Kommunikationsdirektor der Berliner European Climate Foundation, Carel Mohn, das Buch scharf an. Auffällig ist, dass Mohn nicht ein einziges wissenschaftliches Argument diskutiert. Vielmehr gibt er sich ganz der guten alten Schwarz-Weiß-Diskussion hin und übersieht dabei ganz, dass „Die kalte Sonne“ hier schon viel weiter ist, nämlich die vielfältigen Grau-Schattierungen differenziert anspricht. Ungeschickt stilisiert er die Debatte auf Hobbyforscher Vahrenholt/Lüning gegen den Rest der Welt. Falsch ! Die Debatte wird seit Jahren weltweit geführt, unter Beteiligung von etablierten Fachwissenschaftlern auf beiden Seiten. Viele gute Argumente für eine stärkere Beteiligung natürlicher Klimafaktoren wie die Sonne oder Ozeanzyklen kommen gerade aus  deutschen Instituten. Diese sind im Buch detailliert zitiert und in einen Kontext gesetzt. Der von Mohn angeführte, angebliche „Main Stream“ gliedert sich in Wirklichkeit in viele kleine Seitenarme auf – so wie es in der Wissenschaft üblich ist. Die Hinterfragung der „etablierten Wissenschaftscommunity“ als krude Verschwörungstheorie abzutun zeigt, wie weit sich die Klimawissenschaften bereits vom allgemeinen wissenschaftlichen Vorgehen entfernt haben. Kritische Diskussion und das Hinterfragen von Modellen sind integrale Bestandteile der wissenschaftlichen Grundprinzipien. Wer sich hinter hohen Mauern des Establishment verbarrikadiert, hat möglicherweise einen Grund dazu.  Woher nur stammt diese Angst vor kritischer Fachdiskussion?

Die Süddeutsche Zeitung hat sich an solch einer Fachdiskussion versucht. Um es vorweg zu nehmen, mit erschreckendem Ergebnis. Dazu muss man berücksichtigen, dass der Autor Christoph Schrader in der Vergangenheit stets fest auf der Weltklimarats-Seite beheimatet war, kämpfte also gerade für die wissenschaftliche Schule, die wir in unserem Buch kritisieren. Da verwundert es nicht, dass Schrader in seinem Artikel „Eine kalte Spur – Wie stark Sonnenzyklen den Klimawandel beeinflussen“ zu beweisen sucht, dass die Sonne klimatisch zu vernachlässigen sei. Auch er fällt in die Feulner-Falle, die wir in den Medienbesprechungen der Vortage bereits ausgiebig besprochen haben. Wenn man von vorneherein Modelle verwendet, in denen die solare Klimawirksamkeit minimiert wurde, dann muss man sich nicht wundern, dass auch kein Temperatureffekt herauskommt (siehe S. 320 in „Die kalte Sonne“). Die solar-geprägten Klimazyklen der vergangenen 10.000 Jahre können so natürlich nicht erklärt werden. Eine klassische Theorie-vs.-Praxis-Schere.

Erschreckend auch der irreführende Hinweis auf die Abnahme der Sonnen-„Helligkeit“ seit den 1950er/60er Jahren. Besonders seltsam, dass sich Schrader hierbei auf Prof. Sami vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung bei Göttingen bezieht. Denn gerade Solanki war es, der 2004 in einer Nature-Publikation darauf hinwies, dass die Sonnenaktivität der vergangenen Jahrzehnte zur höchsten der gesamten letzten 10.000 Jahre zu zählen ist. Dafür hatte Solanki damals kräftig Kritik aus dem IPCC-Lager einstecken müssen. Seit diesem Vorfall sind die Veröffentlichungen der Max-Planck-Manns jedoch auffällig IPCC-konform geworden. Gerade konnte er dies mit einem neuen Artikel wieder zeigen. In einem Science-Artikel schrieb er kürzlich mit seiner Kollegin Natalie Krivova, dass die weitere Aktivitätsentwicklung der Sonne weitgehend unbekannt sei, womit sie sich gegen ein Dutzend anderer Solarphysiker-Kollegen aus aller Welt stellten, welche für die kommenden Jahrzehnte einstimmig eine ausgeprägte Sonnenflaute vorhersagen (siehe Seiten 299-308 in unserem Buch). Der IPCC wird sich über diese Publikation freuen, stellt er doch gerade den 5. IPCC-Bericht zusammen für den momentan fleissig Papers gesammelt werden.

Es wäre vielmehr Schraders Pflicht gewesen, die außerordentlich starken Sonnenzyklen 21 und 22 in den 1980er und 90er Jahren zu erwähnen. Diese brachten die Sonne nach einer Schwächephase im 1920. Zyklus in den 1970er Jahren wieder richtig in Fahrt. Die erwähnte Sonnenspitze des 19. Zyklus um 1960 herum war einfach viel zu kurz, so dass sich keine Gleichgewichtstemperatur ausbilden konnte (siehe Diskussion S. 116-117 im Buch). Zudem ist die herausstechende Sonnenspitze im Sonnenmagnetfeld gar nicht ausgebildet und die Werte der 1980er/90er Jahre sind sogar noch höher (siehe Abb. 56 auf S. 237). Dies ist insbesondere von Interesse, wenn man sich mögliche Solarverstärker über das Sonnenmagnetfeld, kosmische Strahlung  und Wolken (Svensmark-Effekt) anschaut.

Dann Schraders nächster Ausrutscher. Während der „Kleinen Eiszeit“, einer natürliche Kältephase vor wenigen hundert Jahren,  wäre es angeblich nur um 0,5°C kälter als heute gewesen. Hier ist Schrader offensichtlich bei der mittlerweile überholten Hockey Stick Kurve hängengeblieben. Die Kurve ist mittlerweile vollumfänglich diskreditiert (siehe Buch S. 121ff) und wurde schon nicht mehr im 2007er Bericht des IPCC verwendet. Die aktuellste Kurve stammt von Ljungqvist (2010) die wir auf Seite 123 im direkten Vergleich mit anderen Kurven darstellen. So wird aus Schrader’s veralteten 0,5°C schnell mehr als das doppelte. Die Kleine Eiszeit vor allem durch Vulkanausbrüche zu erklären ist albern und ist leicht als CO2-Rettungsaktion zu enttarnen. Wenn wir uns die letzten 10.000 Jahre anschauen, gab es eine ganze Serie dieser Abkühlungsphasen, die in der Regel stets mit einem Abfall der Sonnenaktivität verbunden waren (siehe Buch S. 70). Folgt man Schraders Argumentation, müssten wir wohl die Vulkane auch für all diese anderen Kältephasen verantwortlich machen. Was für ein großer Zufall, dass sich jedesmal die Sonne abschwächte.

Und nochmal schickt Schrader Solanki ins Rennen. Solanki bemängelt das angebliche schlechte Timing zwischen Sonnenaktivität und Temperatur. Hierbei ignorieren beide ohne mit der Wimper zu zucken den Klimabeitrag der dekadischen Ozeanzyklen. So kann die Pazifische Dekaden-Oszillation (PDO) die Temperatur im Verlauf ihres 60-Jahreszyklus um wenige Zehntelgrade verändern (siehe Buch S. 110ff). PDO und Temperaturwellen verlaufen wie Zwillinge überraschend synchron. Eine simplistische Sonne-Temperaturkorrelation ist daher gar nicht zu erwarten.

Schraders weitere Ungenauigkeiten und Verdrehungen seien aus Zeitgründen nur kurz angeschnitten:

  • Aber sicher, für den 1000-Jahres-Sonnenzyklus gibt es natürlich sehr gute Belege (z.B. Ma 2007, Abreu et al. 2010). Die Datenlage ist alles andere als ungewiss. Fragen Sie vielleicht einmal  den Schweizerischen Physiker Dr Friedhelm Steinhilber
  • Svensmarks Solarverstärker-Studien über die kosmische Strahlung sind keineswegs widerlegt worden (siehe Details im Buch Kapitel 6 sowie inbesondere Seite 260/261). Im Gegenteil, andere Forschergruppen konnten sogar wichtige Elemente bestätigen (z.B. Usoskin et al. 2004, Laken et al. 2010)
  • Beim CERN passiert Schrader dann eine ganz schlimme Fehleinschätzung. Ganz im Gegenteil zu Schraders Behauptung, hat die erste Phase des CLOUD-Experiments einen wichtigen Teileffekt des Svensmark-Mechanismus belegen können, nämlich die Entstehung von Aerosolen durch kosmische Strahlung allgemein (siehe Buch S. 249-251) . Was treibt Schrader dazu an, dieses Zwischenresultat bewußt kleinzureden und die ahnungslosen SZ-Leser in die Irre zu führen? Erst in einem zweiten Schritt wird derzeit überprüft, ob aus diesen kleinen Aerosolen größere werden können, die dann als Wolkenkondensationskeime dienen würden. Mit den Ergebnissen ist erst 2013/2014 zu rechnen.
  • Schraders Fazit zum Buch „Das überzeugt Klimaforscher nicht“ ist schwer zu verstehen. Unser Buch „Die kalte Sonne“ bietet einer großen Zahl von Klimaforschern eine Plattform, die ihnen vom IPCC bislang aus unerfindlichen Gründen verweigert wird. Welche „Klimaforscher“ meint Schrader denn nun wirklich? Vermutlich diejenigen Klimaforscher, die im IPCC das Sagen haben und die einseitigen Synthesen zu verantworten haben, aus denen sie unbequeme Klimaforscher- Kollegen bewußt heraushalten.
  • Da klingt die abschließende Aussage von Georg Feulner (Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung) in Schraders SZ-Artikel schon fast wie ein Stoßgebet: „Selbst wenn da eine Lücke für ungeklärte Effekte wäre, ist sie sicher nicht groß genug, um das Gebäude der Klimaforschung einstürzen zu lassen“. Lieber Herr Feulner, es geht hier gar nicht um den Einsturz eines Gebäudes, sondern um eine gründliche Renovierung auf Basis einer tragfähigen und hinterfragbaren wissenschaftlichen Grundlage. Denn nur dann kann die Klimawissenschaft die wichtige Rolle in den politischen Entscheidungsprozessen spielen, die ihr auch unzweifelhaft zusteht.

 

Auch das Magazin Independence berichtete am 8. Februar über unser Buch. In dem Beitrag wird seltsamerweise behauptet, der Deutsche Wetterdienst DWD hätte die fehlende Erderwärmung des letzten Jahrzehnts widerlegt. „Im Zeitraum 1981 bis 2010 habe das Strahlungspotenzial um 2 Prozent zugelegt“. Wie bitte, welches Strahlunsgpotential eigentlich? Ging es nicht gerade noch um Temperaturen? Und plötzlich wird hier die Haupterwärmungsphase 1977-2000, die wir im Buch ausführlich besprechen, mit der erwärmungslosen Zeit seit 2000 munter vermischt. Es ist ganz klar: Wenn man den Zeitraum 1981-2010 betrachtet, ist es global natürlich wärmer geworden. Nichts anderes berichten wir in unserem Buch. Die Lust am politisch korrekten Widerspruch treibt seltsame Blüten…

Die FAZ brachte heute gleich mehrere Berichte zu unserem Buch. Im Artikel „Vahrenholt hält Warnungen vor Klimawandel für übertrieben“ wird das Buch vorgestellt. Im Beitrag „Die sonderlichen Sonnenanbeter“ versucht Hermann-Michael Hahn dann sogleich den klimatischen Einfluss der Sonne anhand von drei neueren Studien zu widerlegen, was jedoch misslingt:

  • Miller et al. (2012): Ein verzweifelter Versuch, die Kleine Eiszeit im 15.-19. Jh. (siehe Buch Seite 62ff) durch Vulkanausbrüche zu erklären. Dass auch die Sonne zu dieser Zeit ziemlich schwach ist, wäre purer Zufall. Aber was ist dann mit den anderen 10 natürlichen Kältephasen in den letzten 10.000 Jahren, als ebenso die Sonne schwach und die Temperaturen im Keller waren (Abb. 12, Seite  70)? Sicher auch alles Zufall! Nachdem die Hockey Stick Kurve vor ein paar Jahren einkassiert wurde und die Kleine Eiszeit plötzlich nicht mehr zu verstecken war, braucht der IPCC nun dringend diesen Vulkan-Joker, just in time für den 5. Klimazustandsbericht, der gerade geschrieben wird.
  • Das neue Paper von James Hansen wurde bereits von Willis Eschenbach heftig kritisiert, so dass es nicht als Beleg gegen die Sonne dienen kann.  Das Hansen-Team nimmt dabei bewusst nur die geringe, vom IPCC postulierte Klimawirksamkeit der Sonne an und schließt von vorneherein solare Verstärkerprozesse aus, auf die es aber zahlreiche ernstzunehmende Hinweise gibt (siehe Kapitel 6).  Man muss dazu wissen, dass sich Hansen in der Vergangenheit stets mit den alarmistischsten Klimawarnungen hervorgetan hat. Ihm reichten die vom IPCC prognostizierten 18-59 cm Meeresspiegelanstieg bis 2100 bei weitem nicht und so erhöhte er die Prognose schnell einmal auf persönliche 5 m (siehe Buch S. 201). Auch bei den Tornados machte er keine gute Figur (Buch S. 205).
  • Schließlich führt Hahn noch ein neues Paper von Jones et al. (im Druck) als angeblichen Anti-Sonnen-Beweis an. Wie auch Feulner & Rahmstorf (2010) ist die Temperaturaussage von Jones et al. aber wenig aussagekräftig, da lediglich die vom IPCC postulierte geringe solare Klimawirksamkeit in die Modelle eingebaut wird. Gerade dies bezweifeln wir aber (siehe Kapitel 3 und 5) und nehmen aufgrund der engen Sonne-Klima-Verknüpfung in den letzten 10.000 Jahren Solarverstärkerprozesse an, die bislang in den IPCC-Modellen fehlen (siehe Buch Kapitel 6). Das Jones et al. Paper als Beweis für die Unwirksamkeit der Sonne heranzuziehen ist wenig zielführend, da eine der einfließenden Grundannahmen genau das zu beweisende Ergebnis ist. Ein klassischer Zirkelschluß !

 

Der DNR meldete sich mit einer Pressemitteilung zu Wort, in der er das Buch kritisierte. Die vorgebrachten Argumente sind aber so schwach und unklar, dass wir sie hier nicht kommentieren wollen.

Das Buch inspiriert mittlerweile sogar zu Diskussionen zur Endlichkeit des Öls, wie heute morgen im Deutschlandradio Kultur geschehen.

In einem Interview im Tagesspiegel verteidigte der Vize-Präsident des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Ottmar Edenhofer, den Weltklimarat und verneinte den übermäßigen Einfluss von Umweltaktivistengruppe. Dass es einen solchen Einfluss jedoch dennoch gibt und dies wohl ein reales Problem darstellt, konnte vor kurzem die kanadische Autorin Donna Laframboise eindrucksvoll in ihrem lesenswerten Buch „The delinquent Teenager who was mistaken for the world’s top climate expert“ dokumentieren.

Aus Berlin meldete sich nun auch der klimaretter.info mit einem launigen Bericht zum Buch. Man muss dem Autor Toralf Staud zugutehalten, dass er sich bei der Eiseskälte die Mühe gemacht hat, zur Pressekonferenz am Montag zu kommen. Und einen schönen Schreibstil hat er auch. Sehr positiv ist auch zu bewerten, dass er den Co-Autor Lüning gleich mehrfach mit dem Titel „junger Geologe“ und „junger Kollege“ ehrt. Das macht den Kampf gegen die grauen Haare in den 40ern auf jeden Fall erträglicher. Mehr Lob kann der „junge Redakteur“ Staud aber nun wirklich hier nicht erwarten. Denn im fachlichen Bereich sieht es deutlich dünner aus, und auch sein Gedächtnis hat ihn hier und da etwas im Stich gelassen. Es fängt mit dem Titel „Natürlich haben wir etwas weggelassen“ an. Hier hat nämlich Staud selber offensichtlich etwas weggelassen. Man erläuterte ihm im damaligen Gespräch, dass man die IPCC-Seite im Buch sehr wohl an vielen Stellen zitiert hätte (wie anders könnte man sie denn sonst kritisieren). Jedoch hatte man nicht das Ziel, das IPCC-Werk zu duplizieren, da man die Berichte unkompliziert und kostenlos aus dem Internet herunterladen kann.
Weiterhin erklärte man ihm geduldig, dass der IPCC überhaupt nicht offen für alle Sichtweisen ist (siehe Buch S. 155-161) und zum Beispiel Svensmark mit ein paar dürren Zeilen und einer (vor-) schnellen Abfuhr abgespeist wurde. Die wichtige Usoskin et al. (2004)-Bestätigung von Svensmarks Ergebnissen wurde schlichtweg im AR4 ignoriert. Auf Nachfrage konnte sich das nichtmal Usoskin selber richtig erklären. Die Darstellung von Staud entspricht daher keineswegs den Tatsachen.
Im Prinzip greift Staud das altbekannte Spielchen „Cherry Picking“ auf, das sich beide Klimadebattenseiten gegenseitig ständig an den Kopf werfen. Dies ist ein Grundproblem. Die Darstellung eines möglichst in sich stimmigen Erklärungsmodells erfordert, dass man unzählige Einzelfakten in eine zusammenhängende Geschichte bringt. Da ist es dann für beide Debatten-Seiten und auch für die Leser lästig, wenn nach jedem einzelnen Satz ein „hingegen xyz hat gesagt“ eingefügt wird. An geeigneter Stelle müssen selbstverständlich wichtige Publikationen erwähnt werden, mit einer Erläuterung, warum die Argumentation und Daten nicht nachvollzogen werden können. Und genau das haben wir getan. Im Buch „Die kalte Sonne“ gehen wir auf die wichtigsten IPCC-Gegenpositionen gründlich ein. Die Feulners, Rahmstorfs, Schellnhubers und Hansens aus der IPCC-Welt sind reichlich zitiert. Man vermutet  dass es sich hier eher um ein Ablenkungsmanöver seitens Staud handelt. Wieso geht er nicht auf die beeindruckende Millenniumszyklik der letzten 10.000 Jahre mit der faszinierenden Sonne-Klima-Synchronität ein? Warum hat er dies in seinem Bericht weggelassen, obwohl es in der Pressekonferenz lang und breit ausgerollt wurde? Und warum schreibt der Mann eigentlich seinen ganzen Artikel in „man-Form“? Vielleicht eine versteckte Huldigung an Hockey-Stick-Star Michael Mann? Und genau den versucht Staud dann auch in seinem Artikel zu verteidigen, indem er die Erwähnung einer Untersuchung des US-amerikanischen National Research Councils als angebliche Rehabilitation von Mann und seinem Hockey Schläger anmahnt.  Da blättern wir doch mal im Geschichtsbuch zur Hockey Stick Kontroverse „The Hockey Stick Illusion: Climategate and the Corruption of Science“ von Andrew Montford (übrigens sehr zu empfehlen!) und da stellt sich der angebliche Freispruch plötzlich ganz anders dar.
Von kleineren statistischen Fehlerchen kann zudem nicht die Rede sein. Im Jahr 2011 nahmen die Profi-Statistiker McShane & Wyner (2011) den Datensatz von Amateur-Statistiker Michael Mann und Kollegen nämlich genauer unter die Lupe und kamen zu einem gänzlich anderen Ergebnis: Die Mittelalterliche Wärmephase und die Kleine Eiszeit waren plötzlich wieder ganz deutlich ausgeprägt zu erkennen. Spätestens jetzt musste die von Mann et al. zuvor postulierte vor-industrielle Temperaturmonotonie als widerlegt angesehen werden (siehe Buch Seite 125-127). Sehr seltsam, genau das hatte man dem Herrn Staud doch damals nach der Pressekonferenz ausführlich in den Reporter-Block diktiert. Da hat er wohl was weggelassen. Weggelassen hatte er dann auch, dass der Original-Datensatz von Michael Mann zudem fehlerhaft ist, so dass zu den statistischen Problemen noch Datenprobleme kommen. Das hatte Mann dann wohl selber irgendwann einsehen müssen und veröffentlichte 2008 eine etwas verbesserte Temperaturkurve, in der die Mittelalterliche Wärmephase und die Kleine Eiszeit plötzlich wieder auftauchten (siehe Abb. 26 auf S. 123 in „Die kalte Sonne“).  Apropos jung. Hatte man eigentlich schon erwähnt, dass Michael Mann seinen Hockeyschläger als ziemlich junger Klimatologe erschuf, frisch promoviert und schon kurz darauf IPCC-Leitautor? (siehe Buch S. 122). Auf den angekündigten Fakten-Check des Buches in den kommenden Tagen kann man gespannt sein. Momentan beschleicht einen noch das seltsame Gefühl, dass der klimaretter.info in Wahrheit vielmehr ein klimaratsretter.info ist.

Und es dauerte nicht lange (kann man das Buch so schnell lesen?), da hatte  Toralf Staud auch schon den Faktencheck für Die Zeit fertig.  Die genaue Analyse gibt es im Medienecho (Tag 4)

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