Gemischtes Fazit zur Dürresendung von Leschs Kosmos

Reichlich Luft nach oben gibt es für die WELT in Sachen Klima und Waldbrand. Die Zeiten der hohen Temperaturen in Werchojansk sind eigentlich schon vorbei. Dennoch macht die WELT noch einmal spektakulär auf und erklärt die Waldbrände in Sibirien mit den hohen Temperaturen. Dabei ist es die Abwesenheit von Wasser, nämlich Dürre, die Waldbrände begünstigt. Am Ende ist es auch in Sibirien fast immer ein Mensch, der einen Waldbrand verursacht, ob gewollt oder ungewollt.  

Meteorologe Jörg Kachelmann twittert daher eine nette GIF-Animation der Prognose der nächsten Zeit und siehe da, die Temperaturen in Werchojansk werden danach unter dem langjährigen Mittel sein. Das bedeutet allerdings keine Sommertemperaturen um die Null Grad Celsius (© Simone Peter) sondern um die 20 Grad (auch dort ist Hochsommer!) und es kann beim Ausbleiben von Regen die Waldbrandgefahr steigern. Ein Wald brennt auch bei niedrigen Temperaturen, es muss nur trocken genug sein. Warum die WELT dem Zusammenhang von Wärme und Waldbrand dennoch so postuliert, bleibt deren Geheimnis.

Kachelmann zeigt sich auf Twitter auch etwas entnervt von der Welle an Meldungen über Spitzbergen. Die Inselgruppe im Nordatlantik löst gerade Sibirien in den Alarm-Meldungen ab:

Den streitbaren Wettermann stört, dass einzelne Höchstwerte herausgepickt werden, um globale Szenarien zu dramatisieren. Wer in der nächsten Zeit auf die Temperaturen in Spitzbergen schaut, der wird vermutlich nicht ganz so nervös wie die Journalisten des WDR. Wissend, dass die Hauptstadt der Inselgruppe von einer besonderen Wetterlage profitiert, die sich Anfang August aber wieder ändern wird.

Es scheint fast so, als wenn der eher temperaturmäßig unauffällige deutsche Sommer 2020 dazu einlädt, um nach temporären Anomalien auf der übrigen Welt zu suchen. Daher hier gern noch einmal das größere Bild der gesamten Erde, die am 27.07.2020 um 0,2 Grad wärmer war gegenüber dem Mittel von 1979 – 2000. Quelle: Climatereanalyzer.org.
Das ist wohlgemerkt eine Momentaufnahme!

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Die 1.270 Windkraftanlagen in der Nordsee können ihre Kapazität nur zu 40% ausschöpfen. Das berichtet die WELT in einem Artikel. Der Anteil von Offshore Windstromproduktion ist wegen neuer Anlagen in den ersten 6 Monaten 2020 gestiegen.

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Die ZEIT befasst sich mit dem Schweizer Solarhersteller Meyer Burger, der seine Maschinen zur Herstellung von Solarmodulen künftig nur noch selber nutzen möchte. Geplant ist eine Produktion Sachsen-Anhalt, genau in der Gegend, in der es schon einmal eine Produktion gab. Das Unternehmen sagt von sich selbst, dass es einen Innovationsvorsprung habe und seine Zellen mehr Strom liefern.

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Der Autohersteller BMW will laut Tagesschau seine Fahrzeuge künftiger klimafreundlicher bauen. Es soll Produktion aber auch den Betrieb der Fahrzeuge betreffen.

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Mitte Juli 2020 befasst sich die Sendung „Leschs Kosmos“ mit dem Thema Dürre. Viele unserer Leser wissen, dass wir dem klimaaktivistischen TV-Professor Harald Lesch regelmäßig auf die Finger schauen und dabei bereits schlimme Klopper fanden. Auch die aktuelle Sendung hat an etlichen Stellen wieder den Klimaalarm-Touch, jedoch gibt es auch wirklich gut recherchierte und bebilderte Passagen. Insgesamt lohnt es sich durchaus die Doku anzuschauen. Lesch ist ja auch nur der Präsentator der Sendung. Buch und Regie stammen von Juri Köster.

Zunächst zu den gut gemachten interessanten Themen: Die Verteuerung des Wassers in Australien ist in der Tat ein Aufreger. Wenn sich einfache Farmer in Dürrejahren das Wasser nicht mehr leisten können, die Händler der Wasserrechte aber Rekordeinnahmen haben, dann ist in der Tat irgendetwas faul. Die Vernachlässigung der Wasserinfrastruktur durch private Wasserkonzerne in London ist bedenklich, ebenso wie die Wasserübernutzung in Spanien durch illegale Tiefbrunnen der ausufernden Plantagen.

Zu Deutschland: Es ist richtig, dass die letzten beiden Sommer (2018, 2019) sehr trocken waren. Hieraus jedoch zu schließen, dass dies auch in Zukunft in den kommenden Jahrzehnten so weiter geht, ist abwegig. Noch bis 2017 gab es auch bei den Sommerniederschlägen übrigens keinen statistisch signifikanten Trend. Die beiden kürzlichen Dürresommer suggerieren nun plötzlich eine langfristige Abnahme der Sommerniederschläge um 9 mm während der letzten 140 Jahre. Auch wenn dies mathematisch vielleicht stimmt, zeigt es doch, wie volatil die Statistik hier ist. Von „kein Trend“ auf „-9 mm“ mit nur zwei weiteren Datenpunkten sollte hellhörig machen. Wenn nun eine Serie von nassen oder normalen Sommern folgt, verschwindet der Trend womöglich wieder.

Besonders ärgerlich sind an den Haaren herbeigezogene Aktivistenkonstrukte: An einer Stelle des Films werden traditionelle Kraftwerke als großer Wasserverbraucher genannt. Und da man in Zukunft im Sommer nicht mehr genug Wasser hätte, wäre es auch aus dieser Perspektive gut, diese alle abzustellen und durch Erneuerbare Energien zu ersetzen. Ein sehr kreatives Argument. Aber was passiert eigentlich mit dem ganzen Wasserdampf, der bei der Kühlung der Kraftwerke entsteht? Löst sich der in Nichts auf? Oder geht der vielleicht an anderer Stelle als Regen nieder?

Es fällt weiterhin auf, dass die Sendung vollkommen ohne Kommentar zur natürlichen Variabilität der Niederschläge auskommt. Wäre dies nicht eine gute Gelegenheit gewesen, auf die Rolle der Nordatlantischen Oszillation (NAO) einzugehen? Das britische MetOffice zeigt die Zusammenhänge, die sicher auch die deutschen Fernseh-Zuschauer interessiert hätten:

Wenn die NAO im Sommer positiv ist, dann wird es in Deutschland trockener. Bei der NOAA gibt es die NAO-Daten:

Für die Sommerdürre 2018 passt die Faustregel des MetOffice, im Folgejahr 2019 jedoch nicht. Trotzdem wäre eine systematischere Beschäftigung mit der natürlichen Variabilität der deutschen Sommerniederschläge und ihrer möglichen Antriebe nützlich gewesen, anstatt sich lediglich auf vermutete Langzeittrends auf Basis fragwürdiger Klimamodelle zu verlassen.

Schlussfazit zur Sendung: Sehenswert, jedoch sollten Sie Ihren BS-Filter einschalten, um den immer wieder eingestreuten Klimaalarm auszublenden.

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