Die Sonne im Juli 2018 und ein heißer Sommer

Von Frank Bosse und Fritz Vahrenholt

Der Stern der Erde war (Sie ahnen, was kommt…) auch im Juli sehr unterdurchschnittlich aktiv. Die festgestellte SunSpotNumber (SSN) betrug ganze 1,6. Nur an 4 Tagen des Monats erschien überhaupt ein Fleck und zwar ausschließlich auf der Nordhemisphäre der Sonne, wenngleich (typisch für diese Zyklusphase des Minimums) alle sehr Sonnenäquator-nah.  Es war der Monat 116 im Zyklus 24, der seit Dezember 2008 gezählt wird. Rein rechnerisch bleiben noch etwa 1 ¼ Jahr bis zu seinem Ende, dann sind 11 Jahre um.

 

Abb.1: Der Verlauf des SC (für solar Cycle)  24 (rot) im Vergleich zu einem mittleren Zyklus, der aus den monatlichen Daten aller bisher systematisch beobachteten Zyklen ermittelt wurde (blau) und dem seit Jahren recht ähnlichen SC5 (schwarz).

 

Inzwischen hat sich auch die mediale Aufregung über ein „viel zu frühes Minimum“ gelegt, wie so häufig in dieser Materie eine  völlig grundlose und kurzlebige Hysterieblase. Im Vergleich zu den anderen Zyklen ergibt sich kaum noch viel Änderung in diesen Monaten:

Abb.2: Der Aktivitätsvergleich der Zyklen 1…24 untereinander. Die Werte entstehen, wenn man die monatlichen Abweichungen zwischen den dokumentierten und dem mittleren Monatswert (blau in Abb.1) über die Länge des Zyklus aufsummiert, diesmal also bis zum jeweiligen Zyklusmonat 116.

 

Deutlich zeichnet sich das Dalton- Minimum ( SC 5,6,7) ab, danach gab es gleich 4 Zyklen mit höherer Aktivität bis 1878, dann 5 Zyklen mit unterdurchschnittlicher Aktivität bis 1933 und danach schließlich 7 Zyklen bis 2008 mit erhöhter Sonnenaktivität. Den letzten Zyklus begleiteten wir hier seit 2012 monatsgenau und sehr wahrscheinlich wird auch der kommende Zyklus 25 wieder einer, der im Diagramm oben negative Anomalien ansammeln wird. Die polaren solaren Felder sind nun im Minimum sehr aussagekräftig und die deuten auf einen etwas kräftigeren Zyklus als SC24 hin, jedoch bei weitem schwächer als der vorletzte Zyklus Nummer 23. Der schwache Sonnenwind hat zur Folge, dass die Strahlungsbelastung durch die galaktische Strahlung ansteigt, wir hatten darüber im Frühjahr berichtet. Es gibt neue Daten:

 

Abb. 3: Die gemessene Strahlung in der Stratosphäre. Sie hat gegenüber dem Sonnenzyklus- Maximum um 18% zugenommen inzwischen. Quelle.

 

Bitte lassen Sie sich nicht in Angst versetzten wenn Sie ab und zu ein Flugzeug benutzen. In Reisehöhe bekommen sie zwar 10 mal mehr Strahlung ab als am Boden, dies muss man aber als über die Zeit wirkend sehen.  Ein Hin-und Rückflug in die USA belastet mit etwa 0,1 mSv (milli Sievert). Zum Vergleich:  die Belastung im Umfeld eines Kernkraftwerkes  belief sich auf deutlich weniger als 0,01 mSv. Die Belastungen in Fukushima betragen  heute etwa 0,15 mSv. Die natürliche Belastung der Bevölkerung in Deutschland  beträgt 2-3 mSv.  Ein paar Stunden im Flugzeug bedeuten also praktisch keine deutlich erhöhte Gefahr.

 

Ein heißer Sommer

Nun, da der Hochsommer wohl vorbei ist, können wir eine Rückschau halten auf das, was uns „klimatisch“ da angeboten wurde. In Deutschland und Nordeuropa  gab es recht hohe Temperaturen und vor allem große Trockenheit. „Halt!“ werden Sie rufen, das ist Wetter oder Witterung, und Recht haben Sie! Aber es wird wohl jedes Wetter als „Beweis“ einer Klimaveränderung instrumentalisiert.  Wir hörten: Die ganze Nordhalbkugel läuft heiß in diesem Sommer!  Fragt man hierzu die nackten Zahlen so wird deutlich, dass es gegenüber dem langjährigen Mittel  zu Beginn des Jahres um bis zu 3,5 zehntel Grad wärmer war als im Juli. Im Jahre 2015 war es im Juli auf der Nordhalbkugel übrigens auch wärmer, genau so war es in 2016 und 2017. „In 17 Jahren Wettervorhersage habe ich so etwas noch nicht erlebt.“ echauffiert sich ein Meteorologe vom ZDF unter der Überschrift:“ Die Nordhalbkugel ist überall zugleich heiß.“ Und ein PIK- Folgenforscher macht fleißig mit und fabuliert über den Jetstream. Hier kann man sich nur noch die Augen reiben!

Gut, werden Sie sagen, das ist Boulevard- Journalismus. Da haben Sie aber die Rechnung ohne bestimmte Vertreter der Klimawissenschaft gemacht. Am 6. August wurde der ahnungslose Radiohörer mit einer Schreckensmeldung beim Frühstück überrumpelt als Aufmacher der Nachrichten: Es wird vor der totalen Klimakatstrophe gewarnt! Die deutschsprachigen Texte in den Gazetten gehen weitgehend auf diese Pressemitteilung zurück. Was hat es damit auf sich? Es geht um eine Arbeit in PNAS ( Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America) , wir erwähnten sie hier bereits im Zusammenhang mit Fragen zum Gutachtersystem da. Sie wurde am 19. Juni eingereicht und am 6.Juli nach nur 2 Wochen akzeptiert, es könnte in dieser Beziehung ein neuer Sprintrekord zwischen Einreichung und Annahme sein, und selbstverständlich war das Futter für die Presse schon lange vorbereitet.

Die Autoren entwerfen ein Szenario, in dem bestimmte „Kippelemente“ (englisch: „Tipping Points“) nacheinander losgetreten werden und wie bei fallenden Dominosteinen in einer „Kaskade“ das Klima der Erde in neue, dann stabile, unentrinnbare heiße Gleichgewichte treiben. Für den Menschen: „over and out, doom and gloom“. Es gibt dazu nette Abbildungen wie diese:

Abb.4: Das Klima der Erde über die Zeit. Die Erde hat sich nach der letzten Eiszeit (hinten) weiterentwickelt  zum „Anthropocene“ hin.  Dieser Begriff ist keine offizielle Bezeichnung  für ein Erdzeitalter. Sie steht jetzt am Scheideweg hin zu einer „stabilisierten Erde“ oder sie gleitet unabwendbar ab ins gefräßige rote Loch mit dem Ereignishorizont „planetare Schwelle“. Zu vermeiden geht das nur durch eine „Erdsystemverwaltung“. James Bonds Gegenspieler mit Weltherrschaftsgelüsten lassen grüßen? Quelle: Fig.2 aus Steffen et.al (2018)

 

Ein solches Szenario wäre, so das Papier, auch nicht auszuschließen, wenn das 2- Gradziel für 2100 erreicht werden wird. Das sind steile Thesen und der Leser ist gespannt auf Berechnungen, Softwarecodes,  Wahrscheinlichkeits-und Fehlerbetrachtungen, die sie begründen. Er findet: Nichts von alle dem. So schreibt denn auch der studierte Geologe und Journalist Axel Bojanowski: „ Es ist keine Studie / Wissenschaftlich gibt es nichts Neues“ . Keine Studie bei PNAS?? Auch Klimawissenschaftler sind eher distanziert. Richard Betts von der Universität in Exeter warnt, man solle die Widersprüche nicht ignorieren und bekräftigt, dass das Papier nichts Neues enthält und beklagt seine übergroße mediale Aufmerksamkeit. Das ist ein wenig halbherzig, denn wir hatten gezeigt, dass z.B. das PIK  die Pressemitteilung  so verfasste, dass es nur diese Alarm-  Reaktion der Medien geben konnte.

Wir suchen nochmals in der Arbeit. Dort ist die Rede von „Kippelementen“. Wie entstand dieser Begriff im Zusammenhang mit dem Klima der Erde? Wir werden fündig in dieser Arbeit. Sie legt dar, dass der Mitautor von Steffen et.al (2018) ,der altbekannte ex- PIK Chef Hans- Joachim Schellnhuber die Formulierung „Tipping Point“ im Klimazusammenhang erstmals 2004 benutzte, und zwar nicht etwa in einem wissenschaftlichen Artikel sondern gegenüber einem BBC- Reporter. Vorher wurde sie populär als Titel eines Buches des Bestsellerautors Malcolm Gladwell, es erschien im Jahre 2000.

Es fehlt bis heute jeder Nachweis der Existenz eines „Tipping Point“ im Klima. Es ist weiter nichts als Spekulation, wenn man so will: Science Fiction oder Hokus-Pokus, wie man  alles seitens der Wissenschaft nennt, für das es  keinen Daseinsbeweis gibt. Der Gebrauch der Formulierung wurde folgerichtig schon bald nach der Verbreitung in der Wissenschaft stark kritisiert, als alarmistisch. Sie gehört in Romane, wo sie entstand. Und jetzt wirken in einer Science Fiction  -Arbeit gleich ganze Kaskaden von „Tipping Points“, die die Erde ins rote Loch treiben! Machen Sie sich Ihr eigenes Bild über die Seriösität dieser „whole in one-Studie“ und ihrer Protagonisten! Wir bleiben lieber bei Zahlen und nachvollziehbaren Fakten. Schon längere Zeit hat der Chef des „Goddard Institute for Space Studies“ (GISS) diese Darstellung als Top- Bild seines Twitter accounts:

Abb. 5: Gavin Schmidts Wiedergabe der Temperaturentwicklung der Modelle und Beobachtungen mit der Erklärung: “Claims of a substantial gap between model projections and observed temperatures are not true (2017 update edition).“ Quelle

 

Das wollen wir uns genauer ansehen.  Die Grafik lebt vom Ausreißer des El Nino in 2016-17. Fügt man den zu erwartenden Rückgang in 2018 auf das Niveau von 2014-2015 hinzu, würde  die Diskrepanz zwischen Modell und Beobachtung augenscheinlicher. Doch in der Klimawissenschaft geht es nicht um solche kurzfristigen Betrachtungen. Sie arbeitet mit Trends, mindestens der Länge von 30 Jahren. Wir stellen sie jeweils bis 2018 dar, wir benutzen die neuesten Daten: die Mittelwerte der Monate Januar bis Juli für alle Jahre seit 1960.

Einmal verwenden wir die Reihe des Hauses GISS, die Gavin Schmidt geläufig sein sollte, und die allerneuesten Modelle, indem wir das Modellmittel („model mean“) der CMIP5-Modelle verarbeiten. Wir gehen ebenso vor wie bei GISS und schauen immer auf die Mittelwerte Jan.-Juli. Wir berücksichtigen auch, dass die Modelle für Land und Wasser im Verhältnis 30%:70% gemischt (blended) werden müssen, damit sie mit den Beobachtungen fair verglichen werden können. Das Ergebnis:

Abb.6: Die Trendsteigungen  der Jahre auf der Abszisse jeweils bis 2018. Seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts sehen die Modelle im Mittel einen höheren Anstieg der globalen Temperaturen voraus als tatsächlich beobachtet wird und die Schere öffnet sich beständig weiter.

 

Der letzte Trend (1989-2018 einschließlich) ist 31% steiler in der Modellwelt als beobachtet. Das ist konsistent zu den Aussagen in Lewis/Curry (2018) , wir hatten hier darüber berichtet. Und die beobachteten Trends beinhalten noch den letzten ElNino (2016) fast am Ende der erfassten Zeitspanne (vgl. Abb.5 die rote Linie) , was die Trendsteigung  durch natürliche Fluktuationen nach oben hin verfälscht. Er beinhaltet auch den ach so rekordwarmen Juli 2018.

Die Modelle zeigen zu viel Erwärmung, sie sind zu empfindlich auf die Treibhausgaserwärmung. Die modellierte Kompensation durch die abkühlende Wirkung von Aerosolen funktioniert zunehmend schlechter, wie Abb. 6 deutlich zeigt. Wir bringen Sie demnächst zu diesen Fragen detailliert auf den Stand der Dinge. Bis dahin schauen Sie vielleicht schon einmal, was wir im letzten Jahr dazu berichteten. Lassen Sie sich also nicht ins Bockshorn jagen durch Klimaprosa (im englischsprachigen Raum gibt es den bildhaften Begriff „Climate Porn“ dafür) über rote Löcher und „Nordhalbkugelheizer“ und bleiben Sie auch in einem heißen Sommer kühl im Kopf!

 

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