Üble Nachrede mit juristischen Folgen? Unsägliche Nature-Studie zur medialen Präsenz von Klimarealisten auf dem Prüfstand

Von Uli Weber

Am 14.08.2019, 13:12 Uhr meldete t-online.de unter der Überschrift „‘Unverhältnismäßige Sichtbarkeit‘  Leugner der Klimakrise kommen öfter zu Wort als Klimaforscher“, Zitat:

Skeptiker der Klimakrise kommen in den Medien laut einer Studie sehr viel häufiger zu Wort als renommierte Klimaforscher. Das ist das Ergebnis einer Studie, für die Wissenschaftler Zehntausende Artikel aus Zeitungen, Magazinen und dem Internet auswerteten. Demnach erhielten Leugner der globalen Erderwärmung in den vergangenen Jahren fast 50 Prozent mehr Aufmerksamkeit als Experten auf dem Gebiet. Leugner der menschengemachten Klimakrise hätten sich „zu einer lauten Stimme innerhalb von Politik und Wissenschaftskommunikation“ entwickelt, schrieben die Studienautoren im Fachmagazin „Nature Communications“.“

Schaunmeralsomalgenauhin:

Es geht hier offenbar um die dort nicht näher bezeichnete Studie “Discrepancy in scientific authority and media visibility of climate change scientists and contrarians” von Petersen,  Vincent und Westerling, die am 13. August 2019 auf Nature Communications veröffentlicht worden war.

Anmerkung: Alle nachfolgenden „Textzitate aus der Arbeit von Petersen et al. (2019)“ wurden direkt aus dem Originaltext mit dem unparteiischen Google-Übersetzer ins Deutsche übertragen und sind nicht zusätzlich noch einmal mit dem Ausdruck „Zitat“ versehen. Weiterhin wurden nur zwingend verständnisrelevante Korrekturen an dieser Google-Übersetzung vorgenommen.

Unddannschaunmermalinsoriginal. Zusammenfassung mit Hervorhebungen:

Wir stellen 386 prominenten Gegnern 386 erfahrene Wissenschaftler gegenüber, indem wir ihre digitalen Spuren in 200.000 Forschungspublikationen und 100.000 englischsprachigen Digital- und Printmedienartikeln zum Klimawandel verfolgen. Die Projektion dieser Personen über denselben Hintergrund hinweg erleichtert die Quantifizierung von Unterschieden bei der Sichtbarkeit der Medien und der wissenschaftlichen Autorität sowie die Identifizierung von Organisationsmustern in ihren Verbandsnetzwerken. Hier zeigen wir im direkten Vergleich, dass Kontrarier in 49% mehr Medienartikeln als in Wissenschaftlern vorkommen. Vergleicht man jedoch die Sichtbarkeit nur in Mainstream-Medienquellen, so stellt man nur eine 1% ige Überschreitung der Sichtbarkeit fest, was objektiv die Verdrängung professioneller Mainstream-Quellen durch die Verbreitung neuer Medienquellen zeigt, von denen viele zur Erzeugung und zum Verbrauch von Desinformation über den Klimawandel beitragen auf einer Skala. Diese Ergebnisse zeigen, warum Klimawissenschaftler zunehmend ihre Autorität im wissenschaftlichen und öffentlichen Diskurs ausüben sollten und warum professionelle Journalisten und Redakteure die unverhältnismäßige Beachtung von Kontrariern anpassen sollten.“

Einführung in die Begrifflichkeiten mit Hervorhebungen:

Seit Anfang der 2000er Jahre herrscht unter Wissenschaftlern wenig Uneinigkeit über die grundlegenden Belege für die Existenz, den Ursprung und die gesellschaftliche Bedeutung des anthropogenen Klimawandels (CC). Während eine anthropogene Ursache von einer überwiegenden Mehrheit der Klimaforscher (CCS) unterstützt wird, haben Klimakontrarier (CCC) erfolgreich eine starke Stimme in der Politik- und Wissenschaftskommunikation in den Vereinigten Staaten organisiert.“

Die Auswahl: In der Studie wird die Öffentlichkeitsverbreitung von 386 prominente „Kontrariern“ (CCC) mit 386 prominenten Wissenschaftlern aus der CC-Forschung (CCS) verglichen.

WIDERSPRUCH: Es heißt dort, man habe, „200.000 CC-Forschungsartikel aus der WOS-Datenbank gesammelt, aus denen diese 386 am häufigsten zitierten Wissenschaftler (mit CCS bezeichnet) ausgewählt“ wurden. Das führt schon mal zu einem EKLATANTEN Widerspruch mit dem Abstract, wo es – mit Hervorhebungen – heißt: “We juxtapose 386 prominent contrarians with 386 expert scientists by tracking their digital footprints across 200,000 research publications and 100,000 English-language digital and print media articles on climate change.” – Denn die 200.000 Forschungsartikel dienten lediglich der Auswahl der 386 Klimawissenschaftler (CCS).

Da war’ns dann also nur noch 100.000 Publikationen…

Anschließend wurden die 100 am häufigsten zitierten Wissenschaftler (CCS) als Vergleichsgruppe ausgewählt. Auf der Gegenseite hatte man sich auf eine Auswahl konzentriert, die „öffentlich und wiederholt ihre entschlossene Gegenposition zu CC-Themen demonstriert haben – wie das DeSmog-Projekt (DeSmogblog.com) ausführlich dokumentiert Institutionen und einzelne Akteure.“ Das in Abbildung 2 a (CCC=Klimakontrarier) und c (CCS=Klimawissenschaftler) von Petersen et al. (2019) dargestellte Ergebnis für die Medienwirksamkeit ist dann sehr eigenartig:

Abbildung 2 (Petersen et al. 2019): „Prominente Klimaschutzgegner (CCCs) und Wissenschaftler (CCSs) in den Medien

a: Die 100 bekanntesten CCCs in den Medien, sortiert nach der Anzahl der Media Cloud (MC) -Artikel; Obwohl alle vollständigen Namen aus öffentlich zugänglichen Listen stammen, haben wir CCC-Namen anonymisiert, um die Privatsphäre zu schützen. Die Farbskala, die jedem CCC zugeordnet ist, gibt den Bruchteil der Artikel an, die in den 30 bekanntesten Mainstream-Quellen erscheinen.“

c: Die 100 prominentesten Wissenschaftler im Bereich Klimawandel (CCS) in den Medien, sortiert nach der Anzahl der MC-Artikel.“

Die „Buntheit“ der Datenpunkte gibt also die Häufigkeit an, mit der die jeweiligen Artikel in den 30 bekanntesten Mainstream-Quellen erschienen sind. Zwar ist nun die ANZAHL von ARTIKELN von CCS-Klimawissenschaftlern insgesamt tatsächlich geringer, aber deren multiple VERBREITUNG in den bekanntesten Mainstream-Medien sehr viel größer als es für die häufiger erschienenen Artikel der „Klimaschutzgegner“ ermittelt worden war. Diese Diskrepanz zwischen den Abbildungen 2 a und b weist schon mal sehr stark auf einen vordergründigen Äpfel&Birnen-Vergleich hin.

Schaunmeralsomalweiter, Abbildung 4b zeigt die „Diskrepanz in der wissenschaftlichen Autorität und Mediensichtbarkeit“:

Abbildung 4 (Petersen et al. 2019):Diskrepanz in der wissenschaftlichen Autorität und Mediensichtbarkeit – individuelle Ebene

b:Streudiagramm von Personen, die Veröffentlichungen des Web of Science Pi mit der Sichtbarkeit der Medien vergleichen Mi; Die Punktgröße ist proportional zum Protokoll der gesamten Zitate in Ci.“

Dieses Diagramm schafft mehr Verwirrung als Erkenntnis und zeigt zunächst lediglich eine Aufspaltung der beiden betrachteten Gruppen und eine höhere Zitierrate im Klimamainstream. Lassen wir also die Autoren selbst zu Wort kommen:

Abbildung 4b zeigt die Gesamtzahl der Medienartikel (M), die Gesamtzahl der WOS-Veröffentlichungen (P) und die Gesamtzahl der Zitate (C). Zusammengenommen hebt diese Darstellung den relativ kleinen Schnittpunkt zwischen den beiden Gruppen hervor. Obwohl CCCs einen Vorteil bei der Sichtbarkeit der Bruttomedien haben, sind nur wenige CCCs mit der wissenschaftlichen Leistung von Karriereexperten vergleichbar. Darüber hinaus zeigt das Streudiagramm, dass CCCs mit größerer Wahrscheinlichkeit größere M-Werte aufweisen als ihre CCS-Gegenstücke innerhalb desselben P-Bereichs. Trotz der Auswahlkriterien, die CCS ausdrücklich den Vorteil im wissenschaftlichen Bereich verschaffen, ist die Diskrepanz zwischen den beiden Gruppen offensichtlich ausgeprägt.“

Haben Sie jetzt die tiefere Bedeutung dieses Diagramms verstanden, nein? – Ich auch nicht.

Das ist aber auch gar nicht wichtig. Was wirklich wichtig ist, das ist die Farbskala in Abbildung 2, nämlich die Häufigkeit, mit der die betreffenden Artikel in den 30 bekanntesten Mainstream-Quellen erscheinen. Denn diese Mainstreammedien erreichen eine breite Öffentlichkeit und bestimmen damit die Themen im öffentlichen Diskurs. Und wenn wir jetzt mal zurück zum Abstract gehen, dann hieß es dort entlarvend:

„…was objektiv die Verdrängung professioneller Mainstream-Quellen durch die Verbreitung neuer Medienquellen zeigt, …“.

Damit verkehrt sich die Aussage dieser Studie in ihr komplettes Gegenteil:

Während nämlich der etablierte Klimamainstream über seine „professionellen“ Massenmedien bequem eine breite Öffentlichkeit erreicht, maikäfern sich eine große Anzahl von Klimarealisten und klimarealistische Medien mit geringer Reichweite ab, um für ein Gegengewicht in eben dieser Öffentlichkeit zu sorgen – und daraus wird ihnen jetzt auch noch ein Strick konstruiert…

Diese Studie ist also ein ganz fieses und völlig unwissenschaftliches Konstrukt, das nur als eine direkte Aufforderung an die Mainstream-Massenmedien zu verstehen ist, Klimarealisten ganz aus der öffentlichen Debatte auszuschließen. Man könnte vielleicht sogar von einem wissenschaftlich konstruierten Scheinargument zur Durchsetzung der Klimareligion sprechen.

Eine schöne Analyse der Studie von Petersen et al. (2019) findet sich übrigens auch auf Science Files.

Die Studie von Petersen et al. (2019) und ihr Medienecho werfen ein sehr bezeichnendes Licht auf die wissenschaftliche Qualität des Klimamainstreams und die journalistische Qualität der „professionellen“ Mainstream-Medien. Es geht in der Arbeit von von Petersen et al. (2019) offenbar darum, die „öffentlich-mediale Lufthoheit“ der Klimaalarmisten mit allen denkbaren unwissenschaftlichen Methoden unter dem Mäntelchen einer „hehren Wissenschaft“ zu verteidigen – und alle machen mit und reichen jeden Unsinn unhinterfragt durch. Denn insbesondere in den USA sind inzwischen eine Vielzahl von unabhängigen und katastrophenkritischen Blogs mit einer begrenzten Öffentlichkeit „ans Netz gegangen“,  wie beispielsweise allaboutenergy.net, energy-environmental-newsletter und noch viele andere….

Das sollte uns allen eigentlich sehr viel Mut machen, denn diese „[F-Wort]-Studie“ von Petersen et al. (2019) beweist am Ende nur, wieviel Angst der fettalimentierte Klimamainstream und seine „professionellen Medienschaffenden“  bereits vor den vielen kleinen hungrigen „Klimarealisten-Terriern“ haben – ALSO WEITERSO UND ALLEN KLIMAREALISTEN WEITERHIN VIEL ERFOLG!

Schlussbemerkung: Der Autor gibt seine Recherche an dieser Stelle auf, denn seine Einschätzung dieser grottenschlechten Studie ist nicht mehr zu verbessern. Es ist ihm vielmehr sehr schwer gefallen, die Verbalinjurien „Wissenschuftler“ und „Journalunken“ in dieser Betrachtung NICHT zu verwenden.

Die Frage, ob es sich bei den verbliebenen 100.000 „English-language digital and print media articles on climate change“ tatsächlich um „Medienartikel“ oder lediglich um die in der Studie von Petersen et al. (2019) ebenfalls erwähnten „Medienartikelsätze“ handelt, gibt der Autor gerne an die interessierte Leserschaft weiter. Sicherlich wird sich irgendwo tief im Supplement eine entsprechende Information finden, was am Ende diesen Wissenschaftsskandal allerdings nur noch weiter verschlimmern könnte, weil die hier vorliegende Bewertung bereits auf der Basis von 100.000 „Medienartikeln“ erfolgt war.

Einige der von der Nature-Studie gemobbten Klimawissenschaftler überlegen derzeit, juristisch gegen die Diskriminierung und Ausgrenzung vorzugehen, darunter Monckton of Brenchley.

Titelfoto: U. Weber

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