Dumm gelaufen: Spandauer Pfarrer hungert wegen Taifun Haijan, obwohl Fachleute keinen Zusammenhang mit der Klimaerwärmung sehen

Im Herbst 2013 kam der neue IPCC-Klimabericht heraus. Parallel hierzu wurde vom NIPCC auch eine klimarealistischere Berichtsvariante veröffentlicht, an der Kalte-Sonne-Coautor Sebastian Lüning mitwirkte. Neben viel Lob, blieb Kritik von IPCC-Seite natürlich nicht aus. Der NIPCC reagiert und stellte nun eine Sammlung von Antworten auf vorgebrachte Diskussionspunkte ins Netz.

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Im Prinzip müsste man ein eigenes Blog mit regelmäßigen Artikeln zu Stefan Rahmstorf eröffnen, um seine verschiedensten neuen Theorien und Auftritte angemessen zu kommentieren. An Material würde es sicher nicht mangeln. Aber ein bisschen langweilig wäre es dann doch irgendwie. Daher beschränken wir uns hier auf kurze Randnotizen, aus denen bereits ersichtlich werden sollte, um was es geht. Am 22. November 2013 war es wieder soweit. Via PIK-Webseite setzte Rahmstorf eine seiner beliebten Pressemitteilungen ab (Auszug):

Experten: Meeresspiegel könnte noch in diesem Jahrhundert um mehr als einen Meter ansteigen
Werden die globalen Treibhausgasemissionen nicht verringert, könnte der Meeresspiegel bis 2100 um 70-120 Zentimeter ansteigen. Das ist das Ergebnis einer breiten Expertenbefragung zum Meeresspiegel unter 90 Spezialisten. Der Umfrage zufolge erwarten die Experten bei ungebremstem Klimawandel bis 2300 einen mittleren Meeresspiegelanstieg von 200-300 Zentimetern. Im Gegensatz dazu wird der Meeresspiegelanstieg in einem Szenario mit ambitioniertem Klimaschutz bis 2100 auf 40-60 Zentimeter und bis 2300 auf 60-100 Zentimeter geschätzt. Durchgeführt wurde die Befragung von einem Wissenschaftlerteam aus den USA und Deutschland.

In Abweichung zum neuen IPCC-Bericht setzt das PIK schnell den zu erwartenden Meeresspiegelanstieg bis 2100 deutlich höher an. Man beachte: Das Ergebnis ist dabei nicht etwa Teil einer neuen Untersuchung, sondern das Resultat einer Meinungsumfrage. Wenn man mit wissenschaftlichen Methoden nicht weiterkommt, muss man halt andere Techniken ausprobieren, hatte sich wohl das kreative PIK gedacht.

Dabei steht die wackelige PIK-Vermutung im krassen Gegensatz zu dem Ergebnis eines großangelegten europäischen Forschungsprogramms, das aus einem Verbund von 24 Instituten besteht und dessen Studie mit insgesamt 10 Millionen Euro gefördert wurde (siehe unseren Blogartikel „Europäisches Forschungskonsortium verwirft extreme Meeresspiegelprognosen„). Im Mai 2013 hatten die Forscher ihren Abschlussbericht vorgelegt (pdf hier). Das Forschungskonsortium kommt zu dem Schluss, dass im wahrscheinlichsten Szenario der Meeresspiegel bis zu Ende des Jahrhunderts zwischen 16,5 cm und 69 cm ansteigen wird. In einem Reuters-Interview erklärte der Programmleiter David Vaughan vom British Antarctic Survey, dass dies “gute Nachrichten” wären, da die vormals vorgeschlagenen Horrorszenarien mit Anstiegen bis zu 2 m damit nun unwahrscheinlich geworden sind. Rahmstorf und PIK hoffen offenbar noch immer auf eine wundersame Beschleunigung des Meeresspiegelanstiegs, auf die es jedoch keinen wissenschaftlichen Hinweis gibt (siehe auch kürzliche Diskussion auf WUWT). Zudem werden noch immer IPCC-Modelle mit viel zu hoch angesetzter CO2-Klimasensitivität vom PIK verwendet, so dass die entsprechenden Zukunftsprojektionen auf dieser Basis wenig Wert haben.

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Die Sächsische Zeitung auf Abwegen: Am 22. November 2013 verschaffte das Blatt einer windigen Klimaaktivistengruppe eine große Bühne für ihr alarmistisches Gedankengut:

Klimawandel bedroht auch Europa
Der Klimawandel trifft nicht nur Entwicklungsländer in Afrika oder Südostasien – auch in Europa wird er immer sichtbarer. Dazu hat das Netzwerk Klimaaktion (CAN) auf der Warschauer Klimakonferenz einen Bericht vorgestellt. Allein die Flut- und Hochwasserschäden in Küstengebieten könnten sich künftig auf bis zu 25 Milliarden Euro jährlich belaufen, hieß es unter Berufung auf Untersuchungen der Europäischen Umweltagentur. Besonders betroffen seien Belgien, Dänemark, Großbritannien, Portugal und die Niederlande. Auch Hochwasserkatastrophen wie an Rhein, Donau oder Elbe drohten immer häufiger. Etwa 20 Prozent der europäischen Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern seien wegen ihrer Lage „sehr verwundbar“ bei Flusshochwasser.

Hier soll offenbar die Klimaangst direkt vor die heimische Tür transportiert werden. Fürchtet Euch sehr, es wird Schlimmes passieren. Der Faktencheck ist schnell gemacht: Der Meeresspiegel steigt derzeit laut Pegelmessungen um 2 mm pro Jahr. Eine Beschleunigung des Anstiegs ist nicht zu erkennen (siehe „Überraschung: Meeresspiegelanstieg hat sich in den letzten Jahren verlangsamt„). Hochwässer sind in den letzten Jahren weder häufiger geworden, noch ist mit einer Steigerung zu rechnen (siehe „Was waren die wahren Hintergründe der mitteleuropäischen Flut 2013?“ und „Neue begutachtete Studie in Nature Climate Change: Klimawandel lässt Hochwasser in Europa wohl in Zukunft seltener werden„). Aufgrund der fachlichen Defizite in der wissenschaftlichen Ausarbeitung des CAN-Aktivistenberichts, sollten wir daher lieber die Organisation selbst unter die Lupe nehmen. Was steckt hinter der Panikmache? Ist zur Verfolgung persönlicher grüner Ziele jetzt jedes Mittel recht, also auch die Verdrehung der wissenschaftlichen Sachlage? Bei CAN („Climate Action Network“) handelt es sich um eine lupenreine Aktivistengruppe, der es offenbar nicht an Fördergeldern mangelt. Auf ihrer Webseite sucht CAN derzeit erfahrenes Personal für gleich zwei Vollzeitstellen, nämlich einen „Policy Officer“ sowie einen „Global Campaign Coordinator“ (Stand: 27.12.2013). Letztere Stelle ist sogar unbefristet! Woher kommen diese Gelder? Wer hat Interesse, die öffentliche Klimadiskussion in eine klimaalarmistische, wissenschaftsferne Richtung zu beeinflussen? Aus welchem Grund verbreitet die Sächsische Zeitung die CAN-Meldungen ungeprüft?

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Beabsichtigte Konfusion bei Tagesschau. Am 22. November 2013 brachte die Nachrichtensendung den folgenden Bericht zum Taifun Haijan:

Warum nehmen Wirbelstürme zu? Klimawandel unter Verdacht
Taifun Haiyan hat unermessliches Leid über die Philippinen gebracht. Doch er ist nur das jüngste Glied einer Reihe von Wind-Katastrophen, die alljährlich über die Inselgruppe hinwegfegen. Und Jahr für Jahr treiben Wirbelstürme in verschiedenen Regionen der Erde ihr zerstörerisches Unwesen.[…] Wenn zerstörerische Wetterextreme auftreten, gerät schnell der Klimawandel in Verdacht. Denn der Treibhauseffekt sorgt dafür, dass es im Durchschnitt heißer wird und öfter Rekordtemperaturen gemessen werden. Doch nimmt der Klimawandel auch Einfluss auf das Phänomen der Wirbelstürme? […] So unfassbar diese Katastrophen auch waren, sie lassen sich nicht mit dem Treibhauseffekt erklären. Das betonen Experten des Weltklimarats und der UN-Meteorologie-Organisation.

Haben Sie es bemerkt? In der Überschrift wird behauptet, Wirbelstürme würden zunehmen. In Wirklichkeit haben Wirbelstürme gar nicht zugenommen und sie werden es vermutlich auch nicht. Dies kann man schon fast als wissenschaftlichen Konsens bezeichnen (siehe „Wer hätte das gedacht: Studien können keine Zunahme der tropischen Wirbelstürme im Indischen und Pazifischen Ozean feststellen„, „Vorindustrielle Zeit war verrückter als gedacht: Tropische Wirbelstürme in den letzten 5000 Jahren weltweit auf wilder Achterbahnfahrt. Außerdem: Eine weitere Arbeit sagt Abnahme der tropischen Wirbelsturmtätigkeit vorher„). Im Schlussteil des Beitrags legt die Tagesschau dann die Karten auf den Tisch und räumt ein, dass der Treibhauseffekt und die Klimaerwärmung wohl keinen Einfluss auf die Wirbelstürme haben. Der im Titel reißerisch angekündigte Verdacht wird wieder zurückgenommen. Was ist das für eine seltsame Rhetorik? „Manfred Mustermann unter Mordverdacht“ und später: „Herr Mustermann ist unschuldig“. Man wird das Gefühl nicht los, dass hier ein klimaaktivistischer Troll mitgetextet hat.

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Ein schönes Beispiel über die große Nähe und gemeinsame Wurzel von Religion und Klimareligion lieferte am 23. November 2013 das Neue Deutschland:

Peter Kranz hungerte fünf Tage lang aus Protest gegen den Klimawandel
[…] Peter Kranz ist pensionierter Pfarrer der evangelischen Luthergemeinde Berlin-Spandau, gleichzeitig war er auch ihr umweltpolitischer Sprecher. Der kleine Mann mit dem ergrauten aber kräftigen Haar, das mal tiefschwarz und widerspenstig gewesen war, hat seit drei Tagen nichts gegessen. Der Grund, warum er hungert, ist seine Solidarität mit dem philippinischen UN-Gesandten Naderev »Yeb« Saño, der unter Tränen, halb wütend, halb machtlos am 11. November die Staatengemeinschaft aufforderte, endlich mit dem Reden aufzuhören und zu handeln. Aus Mitgefühl mit den obdachlosen Familien in seiner Heimat trat Saño in den Hungerstreik. Das Absolute an diesem Mann imponierte Kranz und so wollte auch er bis zum Ende der Konferenz nichts essen und das, obwohl er einen Herzfehler hat und seine Tochter schon vom Sterben sprach. Soweit muss es nicht kommen, dachte er sich und fragte vorher einen Arzt. Der gab ihm für maximal sieben Tage das OK. Kranz’ Frau kommt trotzdem jeden Tag nach der Arbeit vorbei, wohl nicht nur um den Fastentee aus der Apotheke mitzubringen, den der Kaffeetrinker Kranz nicht leiden kann. Aber: »Kaffee macht noch durstiger und außerdem den Mund trocken«, sagt er. Auf dem Tisch vor ihm liegt eine angebrochene Packung Minzpastillen, die aber nichts mit heimlichem Kaffeegenuss zu tun haben soll

Super-Sache. Ex-Pfarrer Kranz geht dem Klimaglauben kräftig auf den Leim. Taifun Haijan hatte nun wirklich nichts mit dem Klimawandel zu tun, wie zahlreiche Experten öffentlich bestätigten (siehe unseren Blogbeitrag „Klimaaktivisten missbrauchen Taifun Haiyan für eigene Zwecke: Studien fanden für die vergangenen Jahrzehnte keine Zunahme der Taifunaktivität„). Hätte Peter Kranz öfter bei uns im Blog vorbeigeschaut, hätte er sich die Aktion sparen können. Aber vielleicht wollte er auch nur ein paar Pfunde via Nulldiät verlieren und parallel ein paar Schlagzeilen produzieren. Wer weiß das schon.

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Ein Leser empfiehlt uns den Arte-Film „Meeresströmungen – Tanz der Ozeane„:

Die Dokumentation folgt einem Wassertropfen auf eine Reise mit den Meeresströmungen rund um den Globus und enthüllt dabei die erstaunlichsten Phänomene des Ozeans. Gefrorene Wasserfälle, unterseeische Riesenströme, vertikale Strömungen und gewaltige Wasserstrudel – die Reise des Wassertropfens führt an ganz unterschiedliche Orte, die heute von Wissenschaftlern erforscht werden. Dabei offenbart sie ein komplexes System, dessen Funktionsweise und Auswirkungen nach und nach wissenschaftlich entschlüsselt werden und dessen Entwicklung die Zukunft der Menschheit maßgeblich beeinflussen wird.

 

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