Windkraft im Spiel: Blackout in London zur Rush Hour

Am Freitag dem 9. August 2019 ist in der Millionenstadt London sowie Nachbarregionen der Strom ausgefallen. In der deutschen Presse hieß es lapidar (hier SPON):

Grund für die Panne waren nach Angaben des Netzbetreibers National Grid zwei fehlerhafte Stromgeneratoren. Die Probleme seien inzwischen behoben worden, teilte das Unternehmen am Abend mit.

Achso, nur zwei „Stromgeneratoren“. Auf Bloomberg erfährt man dann aber doch noch einige wichtige Zusatzinformationen:

London and surrounding areas suffered a widespread power outage Friday during the evening rush hour after windpower and natural gas generation levels dropped, according to data from network manager National Grid Plc.

“Today what happened is a major offshore wind generation site and a gas turbine failed at the same time,” said Devrim Celal, chief executive officer of Upside Energy in London, which contracts with National Grid to help balance electricity. “There was a significant shortage of generation, and that sudden drop created ripple effects across the country.”

Den deutschen Lesern ersparte man offenbar lieber den Bezug zur Windkraft, um einen Imageschaden der Energiewende zu vermeiden. Ein schönes Beispiel für selektive und politisch gefärbte Berichterstattung. Im Juni 219 war es in Deutschland mehrfach zu einer ähnlich brenzligen Situation im Netz gekommen. Der Netzbetreiber Amprion erläuterte die Vorfälle auf seine Webseite:

„Die Lage war besorgniserregend“

Joachim Vanzetta, Leiter Systemführung bei Amprion, über drei Tage im Juni 2019, an denen das deutsche Stromnetz die Balance zu verlieren drohte.

Herr Vanzetta, im Juni dieses Jahres ist an drei Tagen zu erheblichen Ungleichgewichten im deutschen Stromsystem gekommen. Wie ernst war die Lage?

„Die Lage war schon besorgniserregend. Als Systemführung ist es unsere Aufgabe, Stromerzeugung und -verbrauch im Netz in jedem Moment im Gleichgewicht zu halten. Dann haben wir ein stabiles Stromnetz mit einer Frequenz von 50 Hertz. An den drei Tage im Juni wichen Erzeugung und Verbrauch so stark voneinander ab, wie ich es seit Jahren nicht beobachtet habe – und dadurch kam es zu außergewöhnlich hohen Abweichungen von der Sollfrequenz. Um das Netz zu stabilisieren, mussten wir in der Systemführung alle Möglichkeiten ausschöpfen: Wir haben die verfügbare Regelenergie vollständig eingesetzt, Großverbraucher wie Aluminiumwerke zeitweise vom Netz genommen. Außerdem haben wir Reservekraftwerke zugeschaltet und am Intraday-Markt Energie dazugekauft – und dennoch hatten wir am Ende immer noch erhebliche Ungleichgewichte. Nur durch zusätzliche Hilfe aus dem Ausland haben wir sie ausgleichen können. Ich kann mich an keine vergleichbare Situation in den vergangenen Jahren erinnern.“

Was ist schief gelaufen?

„Physikalisch gesehen ist es sehr einfach: Die ins Netz eingespeiste Strommenge war niedriger als die Menge, die entnommen worden ist. Warum es zu diesem Ungleichgewicht zwischen Erzeugung und Verbrauch kam, untersuchen wir gerade. Es sind dafür sehr viele Daten auszuwerten – und das braucht Zeit. Wir haben Hinweise darauf, dass die Abweichungen unter anderem mit fehlerhaften Prognosen für Stromerzeugung und Stromverbrauch zusammenhingen.“

Was genau ist geschehen?

„Nehmen wir die Situation an den ersten beiden Tagen, dem 6. und dem 12. Juni: Wir arbeiten unter anderem mit Prognosen, die auf Basis von Wetterdaten abschätzen, wie viel Windstrom am Folgetag erzeugt wird und deshalb dann an der Strombörse gehandelt werden kann. Stromkäufer verlassen sich darauf, dass an diesem Tag eine bestimmte Strommenge zur Verfügung steht. An den genannten Tagen hatten wir über Deutschland aber eine sehr wechselhafte Wetterlage mit starken Winden, die plötzlich abflauten. Das hat Prognosen extrem erschwert. Deshalb stand dem System auf einmal weniger Strom zur Verfügung, als gebraucht wurde.“

Weiterlesen auf amprion.net.

Passend zum Thema auch dieser kritische Beitrag zur Rolle der Windenergie von The Register:

The true, tragic cost of British wind power: You could save the planet for a fraction of the price

Two studies published this week calculate the astounding cost of Britain’s go-it-alone obsession with using wind turbines to generate so much of the electricity the nation needs.

Both studies make remarkably generous concessions that favour wind technology; the true cost, critics could argue, will be higher in each set of calculations. One study reckons that the UK can still meet its carbon dioxide emissions targets and save £140bn – but only if it dumps today’s inefficient hippie technology. The other puts the potential saving at £120bn – pointing out that the same amount of electricity could be generated using open cycle gas plants at one-tenth the cost of using wind turbines.

„There is nothing inherently good or bad about investing in renewable energy and green technology,“ writes economist Professor Gordon Hughes – formerly of the World Bank and now at the University of Edinburgh. „The problem is that the government has decided to back a technology that isn’t ready for prime time, thus distorting the market.“

Weiterlesen auf The Register

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