Wie klimagerecht ist „klimaneutral“? Oder auch: Neues aus der Nebelkerzenfabrik!

In einem Kommentar auf der Webseite des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) darf die Chef-Ideologin der deutschen Energiewende Prof. Claudia Kemfert ran, das ist bei einer Hauspostille nichts Besonderes. Trotzdem kann man sich diesen Kommentar mal näher ansehen. Erst einmal startet der Kommentar natürlich gendergerecht, kein Klimapamphlet ohne Binnen-Innen.

 „Plötzlich ist alles „klimaneutral“. Die Menschen sind begeistert. Klimaneutral – das wollen alle werden. Das Wort versöhnt UmweltschützerInnen und FridaysForFuture-AktivistInnen mit Hardcore-KapitalistInnen und Großindustriellen, Wissenschaft und Politik.

Warum sie hier Hardcore verwendet, bleibt ihr Geheimnis, es bezeichnet in erster Linie Pornos?! Bilder sind immer wichtig, das weiß auch Frau Kemfert, und so benutzt sie hier das Bild einer Krankheit, die durch Drogen hervorgerufen wurde, sie meint damit sicherlich die konventionelle Stromerzeugung.

„Es herrschte Einigkeit darüber, dass der Planet sterbenskrank ist. Jahrelanger Drogenkonsum hat alle Organe angegriffen, das komplette System droht zu kollabieren. Eine Therapie zur echten Genesung wäre eine gewaltige Herausforderung.

Danach geht es als Therapie neuen Technologien an den Kragen, in bekannter Kemfertscher Manier:

„Statt die Nutzung fossiler Energien zu beenden oder wenigstens zu reduzieren, werden nunmehr Wundermittel und schöne bunte Pillen verkauft, die eine Neutralisierung bloß vorgaukeln: Die simpelste Methode nennt sich „Clean Diesel“, „Clean Coal“ oder „CSS“. Die CO2-Emissionen werden nicht vermieden, sondern lediglich gespeichert und damit das Problem auf später vertagt.“

Ob sie auf der Höhe der Zeit ist und weiß, dass Norwegen mit seiner Speicherung sehr weit ist und es als festes Geschäftsmodell eingeplant hat. Das, was die Norweger unter die Nordsee pressen, wird zu Gestein und solange auf dieser Erde bleiben, bis der letzte das Licht ausmacht. Möglicherweise ist ihr auch nicht bekannt, dass sich aus eingefangenem CO2 Rohstoffe gewinnen lassen?

„Etwas origineller und eine Goldgrube für die Fossil-Wirtschaft ist „blauer Wasserstoff“: Aus fossilem Erdgas wird (im Verbrauch emissionsfreier) Wasserstoff hergestellt. Die immensen CO2-Emissionen bei der Herstellung sollen aufgefangen und eingelagert werden. Doch es gibt keine Lagerstätten, die Technik ist unerforscht und teuer, das Verfahren extrem ineffizient.“

Weiter geht es also zur Beschimpfung von sogenannten blauen Wasserstoff. Dieser ließe sich nicht lagern moniert Kemfert. Das ist nur bedingt richtig, Wasserstoff lässt problemlos Erdgas beimischen und dann doch transportieren, wobei sich der Sinn, es vorher von Erdgas zu trennen, nicht ganz ergibt. Hier sehen wir sogar einen Punkt, wenngleich Kemfert ja davon träumt energieintensive Industrien auf Wasserstoff umzustellen. Das Problem ist nur, wir haben viel zu wenig davon und Wasserstoff aus Strom ist bekanntermaßen extrem teuer, da es gewaltige Wirkungsgradverluste gibt. Der Traum von Wasserstoff durch Grünen Strom wird es so schnell nicht geben in der Realität.

Danach widmet sich Kemfert einem weiteren Lieblingsthema, der Kernenergie. Sie scheint das neue Buch von Bill Gates ernsthaft zu fürchten, zum wiederholten Male teilt sie gegen die Gates-Thesen aus. Gates ist nicht nur Stifter, er ist auch Investor und einer seiner Investitionen ist u. a. das Unternehmen Terrapower. Ein Unternehmen, das jene Kernenergie, die Kemfert so massiv bekämpft, als Geschäftsmodell hat und welches laut Gates gerade das Müllproblem der bisherigen Kernkraftwerke lösen könnte. Gates outet sich in seinem neuen Buch als Fan der Grünen Stromquellen, er als Techniker erkennt aber sehr schnell, dass sie niemals reichen werden, den Strombedarf zuverlässig zu decken. Bei angeblich emissionsfrei schießt Kemfert sich ein nettes Eigentor, denn das sind Wind- und Solarstrom auch nicht, die Herstellung erfordert natürlich Energie und erzeugt selbstverständlich CO2.

Müllfrei sind auch sie nicht, die Entsorgung von Rotorblättern und ausgedienten Solarmodulen ist nicht wirklich geklärt. Sie gelten als Sondermüll und das Problem wird mit immer auslaufenden Anlagen größer und nicht kleiner. Vergraben oder in Zementfabriken verbrennen sind bisher die Methoden der Wahl.

„Und die neueste – angeblich emissionsfreie – Designerdroge nennt sich „müllfreie Nukleartechnologie“: Mini-Atom-Reaktoren für den Vorgarten. Doch die High-Tech-Wunderpille gibt es bislang nur auf dem Papier, zahlreiche technische Probleme sind noch nicht mal theoretisch gelöst, und die Risiken und Nebenwirkungen werden verschwiegen. Echte Problemlösung sieht anders aus.“

Richtig gut wird es am Ende noch einmal. Kemfert rechnet offenbar fest mit einer Grünen Regierungsbeteiligung im Bund ab dem Herbst. Aber sollte sie nicht eigentlich wissen, dass die Sonne nicht immer scheint und der Wind nicht immer weht? Wie soll eine Vollversorgung in der Nacht aussehen, wenn kein Wind weht? Speicher, so wie sie es sich vorstellt, sind weder von den Kosten her noch von den verfügbaren Rohstoffen umsetzbar. Die Rechnungen wurden oft genug gemacht.

„Deutschland wird nach der Wahl im Herbst hoffentlich aus seiner Lethargie erwachen und nach dem Ausstieg aus Atom und Kohle dann auch beherzt den Einstieg in eine Vollversorgung mit erneuerbaren Energien wagen – und zwar in allen Bereichen: mehr Windenergie, mehr Solarenergien, mehr Elektromobilität samt Speicher.“

Der Kommentar spiegelt in erster Linie Ideologie wider und keine Wissenschaft. Das wäre ja alles weit weniger schlimm, wenn man nicht wüsste, dass 2/3 des Etats des DIW vom Bund und den Ländern getragen wird. Bund und Länder schaufeln also der eigenen Wirtschaft und der eigenen Bevölkerung gerade ein schönes Grab. Bei den Stromkosten liegt Deutschland schon weit an der Spitze, diesen Platz wird es beibehalten, wenn die Wünsche der Ideologin Kemfert tatsächlich weiter umgesetzt werden sollten.

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