Werden aus wissenschaftlichen Universitäten nun grüne Universitäten?

Von Bruno Hublitz

Am 4. Mai 2019 erschien im Lokalteil der Erlanger Nachrichten ein Interview mit Professor Dr. Bärbel Kopp, die sich der Friday for Future (FFF)- bzw. Scientists for Future (S4F)-Bewegung angeschlossen hat. Prof. Kopp ist Vizepräsidentin der Friedrich Alexander Universität Erlangen/Nürnberg, die mit 40.000 Studenten die zweitgrößte Universität in Bayern, nach der Ludwig-Maximilians-Universität in München (LMU) ist. Als Professorin für Grundschulpädagogik gehören die Klimawissenschaften aber offenbar nicht wirklich zu Prof. Kopps Spezialgebiet… Hier einige Auszüge aus dem Interview:

EN: Frau Professor Kopp, wie wichtig ist es in Zeiten von Klimawandel-Leugnern und militanten Impfgegnern, dass sich Wissenschaftler in Debatten öffentlich einbringen?

Bärbel Kopp: Das ist natürlich sehr wichtig, weil man bei aller Wissenschaftskritik ja davon ausgehen muss, das man Aussagen evidenzbasiert trifft, also auf der Grundlage von Erkenntnissen und nicht auf der Grundlage von reinen Vermutungen und Glaubenssätzen. Da haben Wissenschaftler einfach etwas zu sagen und wenn sie nicht wirklich sicher sind, werden sie das auch immer einräumen.

EN: Haben ältere Wissenschaftler den Anstoß der jüngeren Generation gebraucht, um sich laut zu Wort zu melden?

Bärbel Kopp: Nein, ich glaube, dass Wissenschaftler sich immer mit ihren Sachen zu Wort gemeldet und auf den entsprechenden Fachtagungen ihre Erkenntnisse publiziert haben. Aber dass es jetzt diese Bewegung Scientists for Future gibt, das ist mit Sicherheit durchaus auch mit angestoßen durch die Initiative der jungen Leute .

EN: Wie wollen Sie an der Friedrich-Alexander-Universität die FFF-Bewegung weiterhin unterstützen ?

Bärbel Kopp: Das werden wir mal sehen, ich finde es sehr schön, dass die Studierenden jetzt den Ball aufgenommen haben und sich an der Bewegung beteiligen. Wir werden jetzt im Dialog bleiben und sehen, was sich daraus entwickelt.

EN: Ist es eine Hoffnung, dass sich die Jungen, die jetzt für mehr Klimaschutz auf die Straße gehen, sich auch später engagieren?  

Bärbel Kopp: Das ist meine prinzipielle Hoffnung generell, wenn ich über Bildung nachdenke, insbesondere auch über Bildung von Studierenden, die nicht nur da sind, um Qualifikationen zu erwerben, sondern die ja sehr wohl auch in all ihren Studiengängen, egal wo, lernen müssen und lernen werden, dass sie Verantwortung für die Gesellschaft übernehmen.

Beendet wird der Artikel mit einem Hinweis zur Erlanger Scientists for Future-Gruppe, zum Link der „Scientists-Bewegung“ und dem Hinweis, dass die nächste FFF-Demonstration am 24. Mai 2019 mit einer abschließenden Mahnwache stattfindet. Der Autor hat dem Rat der Erlanger Nachrichten gefolgt und sich die s4f-Seite angeschaut, insbesondere die Rubrik „Fakten“. Insgesamt 24 Punkte werden aufgelistet und da kommt man natürlich ins Grübeln.

1. Weltweit ist die Durchschnittstemperatur bereits um etwa 1 °C angestiegen (relativ zu 1850–1900). Rund die Hälfte des Anstiegs erfolgte in den letzten 30 Jahren.

2. Weltweit waren die Jahre 2015, 2016, 2017 und 2018 die heißesten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

3.  Der Temperaturanstieg ist nahezu vollständig auf die von Menschen verursachten Treibhausgas-Emissionen zurückzuführen.

4. Bereits mit der aktuellen Erwärmung sind wir in vielen Regionen mit häufigeren und stärkeren Extremwetterereignissen und deren Folgen wie Hitzewellen, Dürren, Waldbränden und Starkniederschlägen konfrontiert.

5. Die Auswirkungen der globalen Erwärmung sind zudem eine Gefahr für die menschliche Gesundheit. Neben den oben genannten direkten Folgen sind dabei auch indirekte Folgen der globalen Erwärmung wie Ernährungsunsicherheit und die Verbreitung von Krankheitserregern und ‑überträgern zu beachten.

(………)

24.  Stark sinkende Kosten und steigende Produktionskapazitäten für bereits einge­führte klimafreundliche Technologien machen eine Abkehr von fossilen Brennstoffen hin zu einem vollständig auf erneuerbaren Energien basierenden Energiesystem be­zahlbar und schaffen neue ökonomische Chancen.

Zu Nr. 1           Das ist unter allen Personen, die sich ernsthaft mit der Thematik beschäftigen, unbestritten. Dass der Mensch eine ebenso schwer zu quantifizierende Rolle mitspielt wird auch nicht in Zweifel gestellt. Aus wissenschaftlicher Sicht liegt es selbstverständlich auf der Hand dieses Naturphänomen mit all den heute zur Verfügung stehenden Methoden und Instrumentarien exakt zu erforschen.

Zu Nr. 2           Betrachtet man den Zeitraum nach der letzten Eiszeit, dem heutigen Holozän, fehlt jeglicher Hinweis, daß es in diesem Zeitraum mehrere Wärme- und darauf folgende Kälteperioden gab.
Bewertung: Die von S4F vermutlich bewusst geführte Einschränkung auf den kurzen Zeitabschnitt der beginnenden umfangreichen instrumentellen Wetteraufzeichnungen ab dem 19. Jahrhundert ist eine wissenschaftliche Halbwahrheit.

Zu Nr. 3           Diese Aussage ist das Resultat der Klima-Computerprogramme und deren Annahmen, wie sie in den IPCC-Sachstandsberichten und sonstigen Sonderberichten veröffentlicht werden. Es ist festzustellen, dass es bei der Betrachtung von Klima-Ereignissen unzählige Diskrepanzen und Unsicherheiten gibt, die in diesem Blog KalteSonne täglich minutiös veröffentlicht und dokumentiert werden. Basis hierfür sind unzählige Publikationen in anerkannten wissenschaftlichen Zeitschriften.
Die Unsicherheit erwähnt der IPCC beispielsweise selbst. Im Kapitel 5.3.5 besagt der IPCC, dass die Computerprogramme die vergangenen Wärme- und Kälteperioden vor dem ominösen CO2-produziereneden Industriezeitalter überhaupt nicht reproduzieren können.

Zu Nr. 4           Auch hier sei auf die IPCC-Sachstandsberichte verwiesen, beispielsweise Dürren [IPCC 2013, AR5, WGI, Technical Summery, Seite 50]: ”There is low confidence in a global-scale observed trend in drought or dryness (lack of rainfall), owing to lack of direct observations, dependencies of inferred trends on the index choice and geographical inconsistencies in the trends.”, sowie in [IPCC 2013, AR5, WGI, Kapitel 2.6, Seite 215]: “In summary, the current assessment concludes that there is not enough evidence at present to suggest more than low confidence in a global scale observed trend in drought ordryness (lack of rainfall) since the middle of the 20th century, owing to lack of direct observations, geographical inconsistencies in the trends, and dependencies of inferred trends on the index choice. Based on updated studies, AR4 conclusions regarding global increasing trends in drought since the 1970s were probably overstated. However, it is likely that the frequency and intensity of drought has increased in the Mediterranean and West Africa and decreased in central North America and north-west Australia since 1950.” (Dank an Professor Dr. Horst-Joachim Lüdecke für die Zusammenstellung, nachzulesen unter EIKE).

Zu Nr. 5           Wärmeperioden waren immer Blütezeiten menschlicher Kulturen. Kälteperioden waren geprägt von Missernten und Hungersnöten die letztlich zu einem Bevölkerungsschwund geführt haben. Hervorragend aufbereitet vom Historiker Professor Dr. Wolfgang Behringer in seinem Buch “ Kulturgeschichte des Klimas„, erschienen im C. H. Beck-Verlag, immerhin in fünf weiteren Sprachen übersetzt. Da der Alarmismus-Klientel nicht passend, von Herrn Schellnhuber als unwissenschaftlich abqualifiziert (sofern man Wikipedia vertrauen kann).

Punkt Nr. 6 und die weiteren Punkte bis Nr. 23 leiten sich mehr oder weniger von Punkt 3 ab.

Zu Nr. 24          Für die Grundschullehrer von Frau Professor Dr. Kopp wird es ein leichtes sein auszurechnen wie viele Windräder, Photovoltaik-Anlagen, Stromleitungen, Elektrolyse-Anlagen (der Autor selbst arbeitet seit 20 Jahren an dieser Technologie) Wasseraufbereitungs-Anlagen für die Elektrolyse-Anlagen, Wasserstofftanks, Batterien, Methanisierungs-Anlagen, Speicherkavernen für Methan, Brennstoffzellen und Gasturbinen für synthetisches Gas weltweit benötigt werden. Was man mit der Abwärme macht, müssen sie sich noch heftig den Kopf zerbrechen. Stand der Technik heute, Elektrolyseure haben einen Wirkungsgrad von 50%, Methanisierungs-Anlagen 80%, Brennstoffzellen ähnlich den Elektrolyseuren 50% und Gasturbinen 40%.

Der Autor ist kein gelernter oder praktizierender Klima-Wissenschaftler. Die Technische Universität München hat ihm das Diplom eines Ingenieurs für Maschinenbau verliehen. In dieser Sparte gelten wie im Klima beispielsweise die gleichen Naturgesetze der Thermodynamik. Die Komplexität und die Stochastik sind gegenüber dem Klima sicherlich wesentlich einfacher, aber man erlernt ein Gefühl dafür.

„……….. und schaffen neue ökonomische Chancen“. Hand aufs Herz, ist das nicht angesichts aller Unwägbarkeiten ein übertriebener Pathos?

Dazu passend der aktuell erschienene Artikel in der Süddeutschen Zeitung, Rubrik WISSEN(-schaft?), vom 07. Mai 2019: Wetter oder Klima? Schnee-Rekorde im Mai: Weshalb es gerade so kalt ist. Zitat:

„……In diesem Jahr wäre die Kälte lediglich ein paar Tage zu früh dran, wobei auf den traditionellen Kälteeinbruch zu den Eisheiligen in den vergangenen Jahrzehnten nicht mehr viel Verlass war. Allerdings ist auch ein Einfluss des Klimawandels auf Kälteeinbrüche denkbar. Denn sie entstehen durch große Wellen im sogenannten Jetstream, ……….“.

Was täte die Menschheit ohne Konjunktiv?

 

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