Wenn Dekarbonisierung eigentlich Deindustrialisierung meint

Das Postergirl der deutschen Energiewende Claudia Kemfert hat wieder zugeschlagen. Im Handelsblatt nimmt sie Stellung zum neuen Buch von Bill Gates. Gates ist Investor bei einem Unternehmen, das in der Kernenergie tätig ist. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Gates in seinem Buch auf Kernkraft setzt. Er leitet seine Einstellung anders her als die Gegenmeinung von Claudia Kemfert in ihrer Replik. Gates stellt in seinem Buch u.a. 5 Fragen und beantwortet diese:

1. Wie groß ist der Anteil einer Maßnahme am gesamten Treibhausgas-Ausstoß der Welt?

Als Beispiel nennt Gates den Zertifikatehandel der europäischen Fluglinien. 17 Millionen Tonnen Einsparung entsprechen 0,03% der globalen Emissionen.

2. Welche Pläne gibt es für Zement?

Stahlproduktion und Zementherstellung sind für 10% der globalen Emissionen verantwortlich. Wer also merklich etwas ändern will, der sollte es hier machen.

3. Von wieviel Leistung reden wir?

Gates rechnet hier vor, wie groß der Strombedarf der Welt, der USA, einer mittelgroßen Stadt, einer Kleinstadt und eines durchschnittlichen US Haushalts ist. Er verweist hier auf die dringend gebotene Zuverlässigkeit der Versorgung, die er bei Wind und Solar nicht sieht.

4. Wieviel Platz brauchen wir für die Stromgewinnung?

Hier rechnet Gates vor, wieviel Watt Strom man auf 1 Quadratmeter erzeugen kann. Die Spannbreite ist beträchtlich. Fossile Energieträger kommen auf 500 – 10.000 Watt, Atomkraft auf 500 – 1.000 Watt, Solar auf 5-20 Watt, Wasserkraft (Staudämme) auf 5-50 Watt, Wind auf 1-2 Watt, Holz und andere Biomasse auf 1-2 Watt. Allein hier wird schon deutlich, welche Konsequenzen das in Zukunft haben wird.

5. Wieviel wird es kosten?

An dieser Stelle stellt Gates verschiedene Szenarien auf. Ein Szenario geht auf die Entfernung von Kohlenstoff aus der Atmosphäre ein. Bei angenommenen 100 Dollar je Tonne kommt er so auf 5,1 Billionen Dollar pro Jahr. Eine gewaltige Zahl und seiner Meinung nach unrealistisch in der Umsetzung.

Gates rechnet aber noch weiter und das am Beispiel von Kerosin. Wird dieses synthetisch hergestellt dann ergibt sich eine Preisdifferenz von 140% gegenüber Kerosin aus konventioneller Herstellung. Hier fragt er, ob wir bereit sind, diesen Ökozuschlag zu zahlen. Und er verweist auf Länder, die sich das nicht leisten werden können.

Claudia Kemfert wählt für ihren Gastkommentar wieder die Rolle als Mythbuster. Allerdings lohnt es sich ihre Gegenargumente sehr genau zu lesen, denn es steckt schon eine Portion Ironie dahinter, wenn sie ausgerechnet solche Argumente gegen die Kernenergie benutzt, die sich problemlos auch auf die Grünen Stromquellen anwenden lassen. Und der Mensch sieht immer nur, was er sehen will. Sie auch.

„Es gibt auch schon ausreichend Flexibilitätsoptionen für eine sichere Stromversorgung. Wer Digitalisierung und Klimaschutz zusammendenkt, kombiniert Energie- und Lastmanagement, flexible Nachfrage und mittelfristig Stromspeicher, die in kürzester Zeit Schwankungen ausgleichen. Erneuerbare Energien sind flexible Teamplayer.“

Wir sind also wieder bei virtuellen Kraftwerken (die es nicht gibt), einer Grundlast, die es für sie nicht gibt (oder besser nicht geben darf aber dennoch gibt) und bei Speichern (die wir nach wie vor nicht haben). Ein Schuss ins eigene Knie ist allerdings die Kritik an den Subventionen für Kernenergie, ausgerechnet von einer Verfechterin einer hochsubventionierten Stromwirtschaft. Haltet den Dieb, rief der Dieb und rannte in die andere Richtung davon.

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Allmächtiger! Luisa Neubauer, Sprecherin von Fridays For Future (FFF) hält eine Fastenpredigt im Berliner Dom. Weiterlesen hier.

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Um was geht es bei Fridays For Future (FFF)? Wer glaubt, es wäre das Klima, der irrt, jedenfalls, wenn man die Twitter Nachrichten von FFF liest.

(Abbildung: Screenshot Twitter)

Und wer es wagt, die Marktwirtschaft auch nur irgendwie gut oder akzeptabel zu finden, der bekommt die klare Botschaft.

(Abbildung: Screenshot Twitter)

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Wenn Dekarbonisierung eigentlich Deindustrialisierung meint: Daniel Wetzel schreibt in der WELT über Norddeutschland, das in Kürze kein eigenes Großkraftwerk mehr hat. Was das für Unternehmen bedeutet, die auf Strom angewiesen sind, lässt sich kaum erahnen. Weiterlesen hier.

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Claudia Kemfert vom DIW würde die 2 Millionen Deutsche, die mangels Geld ihre Wohnungen nicht heizen können, wahrscheinlich als vorbildlich loben in Sachen Klima. Der Focus berichtet über diese Menschen und wenn man den 6 fachen CO2 Preis, den Kemfert fordert, einmal zugrunde legt, dann wird es für die Betroffenen zukünftig noch aussichtsloser die galoppierenden Kosten irgendwie zu bezahlen. Wer allerdings nicht zahlt (zahlen kann), dem machen auch höhere CO2-Preise nichts aus…

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Bill McKibben, Chef von 350.org, dem Pendant zu Fridays For Future in den USA, lässt erwartungsgemäß kein gutes Haar an dem neuen Buch von Bill Gates. In der New York Times zieht er mächtig vom Leder. Nochmal zu Erinnerung: McKibben war einer derjenigen, die kein Problem damit hatten, dass die USA ihre Urwälder abholzen, um daraus Holzschnitzel zu gewinnen.

Er steht damit in einer Linie mit vielen deutschen Klimaaktivisten, die die Naturzerstörung billigend in Kauf nehmen, wenn es dem Klima irgendwie nutzt. Die Rolle von McKibben wird in der Dokumentation Planet Of The Humans intensiv betrachtet. Wir haben seinerzeit über diesen Film berichtet. McKibben konnte im Interview die Geldgeber seiner Organisation nicht nennen und wartete mit interessanten Fakten auf, so z. B. dass Deutschland 60% seiner Energie aus Biomasse gewinnt.

Und wenn man dann noch weiß, dass Al Gore und sein Partner David Blood bereits 2004, also 2 Jahre vor dem berühmten Film, mittels einer Firma massiv in Wälder und Holz also Biomasse investiert haben, dann kann sich ausmalen, warum das Verfeuern von Holz bei den Klimaschützern in den USA immer noch so angesagt ist.

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Tausche Kraftwerk mit 12 g CO2 pro Kilowattstunde gegen eines mit 490 g CO2 pro Kilowattstunde. Klingt nach Schilda? Passiert gerade so in Bayern. Weiterlesen hier.

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Schweden plant bleigekühlte Kernkraftwerke, die 2030 in Betrieb gehen könnten. Mehr Informationen gibt es hier.

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Schottland nutzt Strom aus dem Meer mittels eines neuen Typs von Gezeitenkraftwerken. Ein Artikel bei Enformer stellt das Projekt vor.

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Und noch einmal Enformer, diesmal geht es um die Kosten bei der Stromerzeugung bei Wind und Sonne. Wenn man sich die nach unten abfallenden Kurven so ansieht, dann fragt man sich, warum gleichzeitig die Stromkosten bei uns in die Höhe gehen. Eine notwendigerweise doppelt vorhandene Infrastruktur klärt dieses Rätsel aber schnell auf.

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Es ist nur eine Momentaufnahme, aber dennoch interessant. Laut Climatereanalyzer ist die Temperatur der Welt gerade 0,1 Grad unter dem Mittelwert 1979-2000. Dazu ist es wichtig zu wissen, dass in dieser Periode die Erwärmung geringer war als danach. Große Teile von Nordamerika aber auch der Norden Asiens sind aktuell deutlich kühler als im Mittel. Der Bereich östlich von Grönland ist deutlich wärmer. Wir sollten uns an diese Kälte zurückerinnern, wenn es im Sommer in Sibirien möglicherweise wärmer als im Mittel sein sollte.

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Nächster Klima-Halt: Dog Shaming. Eine Studie listet auf, welchen CO2 Fußabdruck ein Vierbeiner im Laufe seines Lebens so erzeugt. Ob Greta Thunberg die Studie wohl kennt? Die Daily Mail aus UK zeigte die junge Aktivistin nach der Rückkehr mittels Segelboot aus New York zusammen mit ihren zwei Hunden. How dare she?

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Immer wenn die Worte Faktencheck oder Mythen überprüfen fallen, dann sollte man sehr aufmerksam sein. Wir berichteten vor Kurzem über den Aufschlag von Claudia Kemfert beim Handelsblatt, bei dem sie sich das neue Buch von Bill Gates kritisierte. Nun hat sich Roger Letsch auf seinem Blog den Argumenten von Kemfert angenommen oder soll man besser sagen die Argumente auseinandergenommen? Erstaunlich wie viele Faktenchecks einen Faktencheck brauchen. Zum Blog geht es hier lang.

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