Wasserstoff und zukünftige Energieträger auf Wasserstoffbasis, was kann deren Entwicklung beeinflussen?

Von Reinhard Storz

Man muss bei den zahlreichen Aussagen in der gegenwärtigen Diskussion zur zukünftigen Wasserstoffwirtschaft unterscheiden zwischen erwarteten Fakten auf unterschiedlicher Basis und politisch motivierten Kommentaren. Die Einsicht beim PIK, dass man aus wirtschaftlichen Gründen, wo immer möglich, der direkten Nutzung von Ökostrom den Vorteil geben sollte vor dem (5 mal so teuren) Strom aus gespeichertem Wasserstoff oder der Nutzung von, aus sehr teurem Wasserstoff hergestellten, Treibstoffen ist zu begrüßen.

Auch ich erwarte, dass Wasserstoff in großer Menge in diesem Jahrzehnt nicht mehr verfügbar sein wird. Weder aus einer Produktion durch überschüssigen Ökostrom in Deutschland noch durch Importe aus sonnenreichen Ländern, wie es vielfältig propagiert wird. Eine kostengünstigere Wasserstoffproduktion aus Erdgas, die einen Umstieg beschleunigen könnte, wird aus Umweltschutzgründen mehrheitlich abgelehnt, da man ja auch keine CO2 Abtrennung und Speicherung haben will.

Auch in den sonnenreichen Ländern, so ist zu befürchten, würde ja ein Teil des durch Fotovoltaik  erzeugten Stroms den dort durch zunehmende Bevölkerung und steigenden Lebensstandard wachsenden Bedarf an elektrischer Energie befriedigen müssen und nur überschüssiger Strom würde, während einiger weniger der hellen Tagesstunden, zur Herstellung von Wasserstoff dienen können.

Diese geringe zeitliche und kapazitätsmäßige Auslastung der Elektrolyseanlagen, sei es durch die ausschließliche Nutzung von überschüssigen Solarstrom, gleichgültig ob in Deutschland oder den sonnenreichen Ländern in Nordafrika, Arabien, Patagonien und was da noch an Regionen ins Auge gefasst wird, oder durch ebenfalls nicht durchgehend verfügbaren überschüssigen Windstrom, führt zu entsprechend hohen Kosten für den so weitgehend in Teillast produzierten Wasserstoff. Solar- und Windstrom stehen eben naturbedingt häufig nur mit Teillast oder überhaupt nicht zur Verfügung.

Würde der benötigte Strom durch Kernkraftwerke produziert, wie sie vom IPCC als klimaneutrale Energiequelle anerkannt und empfohlen werden, könnten die Elektrolyseanlagen ein mehrfaches an Wasserstoff zu geringeren Preisen herstellen, da diese im Gegensatz zu Solar- und Windenergieanlagen Strom rund um die Uhr für Vollast liefern und so die Ausbeute an Wasserstoff wesentlich höher wäre. Das würde dem Ausbau der Wasserstoffwirtschaft vermutlich einen kräftigen Impuls geben.

Aber derartige Gedanken sind in Deutschland nicht opportun. Synthetische Treibstoffe aus Wasserstoff, die zwar teurer sind, aber gegenüber den heutigen Treibstoffen aus Mineralölen nur minimale Emissionen an Stickoxiden, Feinstaub oder unverbrannten Kohlenwasserstoffen verursachen, will man aus ideologischen Gründen verzögern. Man befürchtet diese Option könnte die Nutzung von Mineralölprodukten verlängern bis diese nach und nach durch synthetische Treibstoffe ersetzt würden.

Aus ökonomischen Gründen wäre dieser Übergang natürlich sinnvoll. Tankstellennetz, Tankwagen für deren Belieferung, ja selbst wesentliche Teile der Mineralölraffinerien könnten für die zukünftige Versorgung mit synthetischen Treibstoffen für die Luftfahrt, Schifffahrt, aber auch für die Versorgung mit synthetischem Treibstoff von Lastkraftwagen im Fernverkehr genutzt werden. Einen umfassenden elektrisch betriebenen Gütertransport auf der Schiene einzurichten, wie es manche Zeitgenossen kurzfristig erträumen, würde nach meiner Einschätzung einige Jahrzehnte in Anspruch nehmen. Bis dahin wird man auf den Güterfernverkehr auf den Straßen angewiesen sein.

Ich bin gespannt auf die Zeit nach der Corona-Epidemie. Möglicherweise wird man dann erkennen wie leer die öffentlichen Kassen sind und zwangsweise ökonomischen Aspekte eine größere Bedeutung bei der Energiewende einräumen.

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