Was gibt es Neues vom Kartierprojekt zur Mittelalterlichen Wärmeperiode?

Der eine oder andere Leser mag sich fragen, wie es eigentlich im Kartierprojekt zur Mittelalterlichen Wärmeperiode (MWP) vorangeht. Gute Nachrichten: Es gibt schöne Fortschritte zu vermelden. Vor einigen Tagen konnte die Kartierung der Iberischen Halbinsel vorerst abgeschlossen werden, die einen wichtigen Anschluss an das Klimageschehen in Afrika bildet. Alle existierenden Temperaturstudien fanden eine warme MWP.

Bei den Niederschlägen hingegen zeigt sich ein gemischtes Bild: Der Südteil von Spanien und Portugal scheint sich an Nordafrika zu orientieren, wo während der MWP eine Trockenphase herrschte. Auch in den Pyrenäen war die MWP trocken (gelbe Punkte). Im Gegensatz dazu waren Zentral- und Nordwest-Iberien offenbar feuchter als normal (grüne Punkte). Ist dies der nordatlantische Einfluss? Allmählich fügt sich das Mosaik zusammen. In einigen früheren Klimasynthesen wurden alle Studien Spaniens und Portugals munter zusammengewürfelt, wobei dann ein wenig aussagekräftigr Einheitsbrei herauskam. Eine Spezifizierung der Regionen ist aber augescheinlich dringend notwendig.

 

Im Rahmen der Arbeiten wurden bereits zahlreiche Kontakte zu Forschern in der Region geknüpft, um Detailfragen zu klären. Bei dieser Gelegenheit wurde jeweils auf die Kartierung hingewiesen, was auf lebhaftes Interesse stieß. Es gab bereits Anfragen, wann die zugehörigen regionalen Synthesen denn endlich veröffentlicht würden. Auch dies ist natürlich in Planung – aber auch Rom wurde nicht an einem Tag gebaut…

Die Literatur für den Rest Europas ist bereits weitgehend zusammengesammelt und wird in den kommenden Wochen in die Karte integriert. Über Frankreich wollen wir uns nach Deutschland und Nachbarländer vorarbeiten. So breitet sich der Datensatz immer weiter aus, bis sich die Dateninseln schließlich zu einem Ganzen vereinigen. Desweiteren wurden die Daten in der Antarktis, Afrika und Australien/Ozeanien weiter verdichtet. Zusätzliche Papers aus diesen Regionen folgen in den kommenden Tagen, so dass der Rückstau hier vollständig abgebaut wird. Dies ermöglicht dann Aussagen auf verässlichem Niveau, ohne größere Datenlücken.

Hier ein Schnappschuß der Karte mit dem Stand 4.4.2016:

 

In einem früheren regionalen Schwerpunkt haben wir die nördlichen Anden kartiert. Das Regionalwissen konnten wir nun bei der wissenschaftlichen Diskussion eines neuen Ecuador-Manuskripts von Matthews-Bird et al. in Climate of the Past Discussion nutzen. In der dort vorgestellten rekonstruierten Temperaturkurve fehlt leider die Erwärmung der MWP, vermutlich aufgrund geringer Datendichte. Andere regionale Publikationen dokumentieren jedoch die MWP-Wärme. Sebastian Lüning wies in seinem  Online-Kommentar SC1 darauf hin. Die Autoren antworteten und dankten für den Hinweis. Sie sahen die Situation ähnlich und planen nun, die zusätzliche Literatur einzuarbeiten:

[…] Once more we wish to thank Dr Luening for his comment, all the points he raises are valuable contributions to this discussion. We will update the final manuscript with an expanded discussion including the records mentioned. […]

Auf diese Weise leistet das MWP-Kartierprojekt bereits gute Dienste im Tagesgeschäft der Klimawissenschaften. Allen Sponsoren des Crowd-Fund-Projekts nochmals einen ganz herzlichen Dank! Apropos Spenden. Das Projekt ist derzeit zu 50% gefördert. Vielleicht gibt es noch Förderer, die mit der Finanzierung der zweiten Projekthälfte helfen wollen?

Kontoinhaber: Prof. Dr. Fritz Vahrenholt
Konto Nr. 1280579069
BLZ 20050550
Hamburger Sparkasse
IBAN DE93200505501280579069
BIC HASPDEHHXXX
Verwendungszweck: MWP-Projekt

 

Oder spenden Sie über Paypal:

 

Please support the Medieval Warm Period Project, e.g. via Paypal:

 

(Bitte teilen Sie uns mit, ob Sie Ihren Namen in einer Spenderliste aufgeführt sehen wollen oder lieber namentlich ungenannt bleiben wollen (kurz: “Liste-Ja”, “Liste-Nein”). Wenn Sie nichts angeben, bleiben Sie ungenannt.)

 

Ein weiteres MWP-Beispiel, bei dem wir aktiv wurden: Im März 2016 erschien in PNAS von Daniel Nelson and Julian Sachs ein Artikel zur Klimageschichte der letzten 2000 Jahre auf den Galapagosinseln :

Galápagos hydroclimate of the Common Era from paired microalgal and mangrove biomarker 2H/1H values

In einer dazugehörigen Pressemitteilung der University of Washington erklären die Autoren, die MWP wäre im Studiengebiet regenreich gewesen.

Galapagos lakes reveal tropical Pacific climate since Biblical times
[…] Heavier rainfall at the study sites from the year 0 to 400, and again during Europe’s Medieval Warm Period, just before the Little Ice Age from about the year 800 to 1300, was probably caused by a centuries-long strengthening of El Niño. […]

Im Paper selbst werden hingegen Trockenbedingungen für die MWP beschrieben, also das genaue Gegenteil. Was nun? Wir schrieben die Autoren an (bislang leider ohne Antwort):

Dear Daniel,

With interest I have studied your new Galapagos paper in PNAS. I understand that the paired hydrogen isotope ratios indicate drier conditions (higher delta isotope values) during 800-1300 AD, whereas the Little Ice Age was wetter.

I also saw your press release (Univ. Washington) where I was surprised to read the exact opposite:
„Heavier rainfall at the study sites from the year 0 to 400, and again during Europe’s Medieval Warm Period, just before the Little Ice Age from about the year 800 to 1300, was probably caused by a centuries-long strengthening of El Niño.“
http://www.washington.edu/news/2016/03/17/galapagos-lakes-unravel-tropical-pacific-climate-since-biblical-times/

May I ask, how does this fit together?

I am currently mapping the MWP globally and was happy to see that your drier MWP on Isabela Island fits nicely with the other Galapagos studies and in fact all of the mainland Ecuador/Peru area. If of interest, please take a look at the interactive MWP map (work in progress):
http://t1p.de/mwp

Best regards
Sebastian

Die trockene MWP passt übrigens sehr gut zu den Studien der nördlichen Anden, wo ebenfalls aride Bedingungen während der MWP herrschten:

 

Offenbar angeregt durch unsere MWP-Arbeiten veröffentlichte Helmut Kunz Ende März 2016 auf EIKE einen interessanten Beitrag zur MWP:

Rekonstruierte Temperaturverläufe der vergangenen zwei Jahrtausende. Eine Literatursichtung von 1990 bis ganz aktuell

von Helmut Kuntz

Der Blog „kaltesonne“ brachte in letzter Zeit mehrere Meldungen über neue Studien mit Temperaturrekonstruktionen der letzten zwei Jahrtausende sowie der mittelalterlichen Warmzeit[1]. Als berühmteste solcher Rekonstruktionen dürfte wohl die Hockeystick-Kurve gelten (Bild 3), welche immer noch auf WIKIPEDIA und in Informationen unserer Bundesregierung dargestellt wird. Die ganz aktuelle Publikation einer Klimarekonstruktion [3] und den Hinweis dazu auf „kaltesonne“[1] nahm der Autor zum Anlass, exemplarisch solche Rekonstruktionen angefangen vom 1990 herausgekommenen IPCC-Report AR1 bis heute zu recherchieren und darzustellen.

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