Volker Quaschning: „Wir brauchen fünfmal so viel Windkraft wie heute und zehnmal so viel Photovoltaik“

Was Klimaforscher von Virologen lernen können

Das Corona-Virus mit allen Effekten, die er bereits jetzt schon hat und zukünftig noch haben wird, drückt alle andere Themen momentan komplett an den Rand. Dazu gehört auch das Thema Klima. Mitglieder der Klima-Kaste mit Lobbyisten wie Simone Peter oder Aktivisten wie Professor Volker Quaschning oder auch Professor Stefan Rahmstorf wissen darum. Sie sehen die eigene Felle momentan davonschwimmen, und sie versuchen sich mit aller Macht dagegen zu stemmen. Teilweise mit absurden Tweets oder wie im Fall von Professor Stefan Rahmstorf mit einem Artikel in Spektrum der Wissenschaft.

In diesem Artikel mutiert Professor Stefan Rahmstorf (Ozeanographie und Paläoklimatologie!) zum Corona-Experten und er steckt diejenigen, die nicht seiner Meinung in Sachen Klimaforschung sind, in einen Sack, zusammen mit Wissenschaftlern, die sich kritisch zur Corona-Krise bzw. der Herangehensweise beschäftigen. Das geschieht völlig ohne Bezug, denn es sind zwei grundverschiedene Dinge und sie unterscheiden sich ganz erheblich.

Es ist der unsägliche Versuch krampfhaft eine Verbindung von Corona und Klima herzustellen, koste es, was es wolle. Ganz einfach weil Corona gerade das Topthema ist und bevor das eigene Thema ganz weggespült wird, greift er zu solchen Mitteln und versucht noch etwas von der Aufmerksamkeit zu erhaschen. Nun fehlt diesem Blog die Kompetenz die Corona-Debatte zu beurteilen. Das könnten möglicherweise Universalgenies wie Professor Harald Lesch, der es ja auch reichlich macht.

Aber etwas ganz anderes ist hier entscheidend. Wer sich die regelmäßigen Statements oder Podcasts von Fachleuten wie dem Berliner Virologen Professor Christian Drosten ansieht bzw. anhört, wird den wohltuenden Unterschied zu Alarmsirenen wie den Professoren Quaschning oder Rahmstorf erkennen. Professor Drosten sieht sich im Gegensatz zu den anderen genannten Protagonisten nämlich nicht im Besitz der alleinigen Wahrheit. Am 20.03.2020 erklärt er in seinem Podcast:

„Es gibt keine Forschungsdaten zu weitreichenden Ausgangssperren. Vorsicht ist auch angesagt im Umgang mit Zahlen. Und: Der Sommer kann zumindest einen kleinen Effekt auf das Virus haben.“

Das zieht sich seit dem Beginn seiner Podcastserie so durch. Professor Drosten hat mehr als einmal erklärt, dass die Wissenschaft bestimmte Dinge noch nicht weiß oder sich Erkenntnisse überholt haben. Man stelle sich vor, er würde das beliebte Totschlag-Argument „Science is settled“ auch so bei Corona anwenden wie die Professoren Rahmstorf oder Quaschning bei Klima.

Klimamodelle, die es nicht schaffen die Wirklichkeit abzubilden, sind nach wie vor die Grundlage für Szenarien der Zukunft. Sie werden, obwohl eine Kalibrierung an Daten der Vergangenheit scheitert, für bare Münze genommen und noch schlimmer, den Menschen wird suggeriert, dass es eine Kontrolle über das Klima gegeben hätte, die man jetzt verliert. Ist das jetzt mangelndes Wissen, mangelnder Respekt vor der Natur, oder nur die eigene stumpfe Agenda?

Die Klimadebatte wird auch daran scheitern, dass die genannten Personen in ihren ideologischen Schützengräben sitzen und Granaten in Richtung der anderen Seite schleudern. Das kann man in einem Krieg so machen, in einem gesellschaftlichen Diskurs ist es leider nicht hilfreich.

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Das Thema Corona verdrängt alles, offensichtlich auch die Gesetzgebung in Sachen Kohleausstieg. Das jedenfalls berichtet die WELT, allerdings eher aus der Perspektive der Energieunternehmen und deren Mitarbeiter, für die die Hilfen durch den Bund zum Strukturwandel nötig wären. Ohne gesetzliche Regelung fehlen diese Zahlungen aber.

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Dunkelflaute ist ein garstiges Wort, das sagt zumindest der Mann am Bügelbrett Professor Volker Quaschning in einem Artikel bei Erneuerbareenergien.de. Zuvor äußert sich Professor Albert Moser, Professor für Netze und Energiewirtschaft an der RWTH Aachen:

„Das Risiko, dass sich eine Dunkelflaute zum Zusammenbruch des Systems ausweite, bleibe aber bestehen, wenn Kernkraftwerke und Kohlekraftwerke einst zum großen Teil abgestellt sein werden. „Es ist ein sehr unwahrscheinliches Ereignis, das aber, wenn es eintritt, große Folgen hätte.“ Dagegen helfe nur eins: „Wir brauchen auch Gaskraftwerke, die anfangs mit fossilem Gas, später mit erneuerbaren Gasen arbeiten.“ So könnte die Gefahr gebannt werden, weil diese Kraftwerke bei Bedarf immer hochgefahren werden könnten.“

Dann folgt Quaschning:

„Wir brauchen fünfmal so viel Windkraft wie heute und zehnmal so viel Photovoltaik. Die Kapazitäten der Speicher müssen um den Faktor 1.000 zulegen“

Für Windkraftanlagen würde das ca. 150.000 Stück in Deutschland bedeuten gegenüber dem Stand 2020 von ca. 30.000 Anlagen. Wie das bei immer knapper werdenden Flächen und immer mehr Widerstand gegen neue Windkraftanlagen gehen soll, ist ein Mysterium. Vielleicht wird jetzt aber etwas klarer, warum immer mehr die Bebauung von Waldflächen diskutiert oder besser massiv gefordert wird.

Ebenso unklar ist die Rechnung des „Experten“, denn, wenn kein Wind weht, produzieren auch 5x so viele Anlagen nicht mehr Strom. Ein Loch bleibt ein Loch in der Statistik. Aber es liegt noch ein verstecktes Geheimnis in der Forderung von Quaschning. Die Kosten der Energiewende würden sich bei Beibehaltung der üppigen Subvention im gleichen Maße potenzieren. Ein jeder mag das mal auf seine persönliche Stromrechnung hochrechnen. Die Forderung nach Aufhebung von irgendwelchen Deckeln bedeutet dechiffriert nämlich es gibt dann noch mehr Subventionen.

Von welchen Speichern Quaschning spricht ist ebenfalls rätselhaft. Erste Piloten für Speicher gibt es zwar, aber sie stehen noch sehr am Anfang, wie ein Projekt aus Hamburg zeigt. Sie sind momentan auch nur zur Stabilisierung der Netze gedacht. Hier scheint also der Wunsch der Vater des Gedanken zu sein und die Prozesskette ist nicht durchdacht. Es wäre weit klüger gewesen sich erst Gedanken um die Speicher und dann um die Erzeugung zu machen. Bei der Energiewende geht man genau andersherum vor. Das ist wie ein Architekt, dem im ersten Stock einfällt, dass er das Fundament vergessen hat und dem nun die Mauern einsinken. Danach überlegt er fieberhaft, wie er den Untergrund stabilisiert bekommt, was nur mit viel Aufwand geht, wenn es überhaupt möglich ist.

Danach wird aber noch sehr interessant:

„Selbst wenn der Ausbau der Regenerativen weiter stockt, die Gefahr eines flächendeckenden Stromausfalls wegen Dunkelflaute sieht Quaschning nicht. „Dann würden die Kohlekraftwerke trotz Ausstiegsplan vermutlich weiterlaufen“, sagt er. Schließlich müsse die Bundesnetzagentur jeder Abschaltung zustimmen. Sei die Versorgungssicherheit bedroht, werde sie dies nicht tun. Weil das aber aus Gründen der beabsichtigten Klimaneutralität nicht geht, müssen neue Gaskapazitäten und Speicher auf den Weg gebracht werden, und zwar zügig.“

Hier sei die Überlegung gestattet, welche Kohlekraftwerke denn nach einer Schließung weiterlaufen sollen? Kurz vorher rechnet Quaschning nämlich vor, dass man bereits jetzt auf Kohlekapazitäten verzichten, sprich abschalten könnte. Was weg ist, ist aber weg und kommt nicht wieder.

„Noch sind die Kapazitäten im deutschen Kraftwerksmarkt ausreichend, um eine etwaige Dunkelflaute zu meistern. Ohne Windkraft- und Solaranlagen betrug die installierte Kraftwerkskapazität 2019 laut Bundesnetzagentur 106 Gigawatt (GW). Der Strombedarf lag im Inland in der Spitze bei rund 80 GW. „Wir können also problemlos weit mehr als 10 Gigawatt vom Netz nehmen“, folgert Quaschning.

Es bleibt dabei, Kohle durch Gas zu ersetzen ist mit Sicherheit besser als Kohlekraftwerke weiterlaufen zu lassen. Jenes Gas, was Aktivisten wie Quaschning oder auch Kemfert massiv bekämpfen, ohne dass aber die Schattenkapazitäten in Ermangelung von Speichern aber niemals geschaffen werden können. Letztlich bedeutet dieser doppelte Boden bei der Stromversorgung auch, dass wir zwei Systeme bezahlen müssen. Das mündet dann in den höchsten Strompreisen in Europa, wen wundert es!? Und diese Preise sollen nun noch weiter steigen, wenn wir Windkraft um Faktor 5 und Solar um Faktor 10 steigern und weiter die üppigen Subventionen fließen sollen.

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Wer dem Thema Dunkelflaute noch mehr auf den Grund gehen möchte, dem sei die Seite Gegenwind.Bayern empfohlen. Sie wird betrieben von Reiner Pracht aus Poxdorf. Ganz besonders interessant ist die Betrachtung der Energieerträge aus erneuerbaren Quellen im Jahr 2018 auf Stundenbasis. An der Problematik hat sich auch 2 Jahre später wenig geändert.

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Was die Klimadebatte von der Diskussion um Corona lernen kann? In der Frankfurter Rundschau gibt es ein Interview mit der Philosophie-Legende Habermaas. „So viel Wissen über unser Nichtwissen gab es noch nie“, sagt Habermaas. Er sollte sich vielleicht einmal ansehen, was beim Klima passiert. Da wird mit Prozentzahlen gearbeitet als Maß des Wissens.

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