Verführer der Massen: Wenn sich Antifa-Aktivisten in die Klimaberichterstattung einschleichen

Das Kalte-Sonne-Blog ist politisch unparteiisch und gründet sich alleinig auf der Wissenschaft und der wissenschaftlichen Diskussion zum Klimawandel und seiner Folgen. Da die Klimadebatte jedoch leider hochpolitisch geworden ist, müssen wir trotzdem ab und zu in die Politik hinüberschielen. Im Vorfeld der kürzlichen Nationalratswahlen in Österreich brachte das Portal „Vice“ am 9. Oktober 2017 einen Artikel, der den Standpunkt der FPÖ zum Klimawandel zum Thema hatte:

Warum die FPÖ den Klimawandel in Frage stellt
„Ich habe da eine ganz eindeutige Meinung. Es ist mir nicht das größte Herzensanliegen, den Klimaschutz zu bekämpfen.“

„Die Erderwärmung wird man angesichts zunehmender Sonneneruptionen und einer Erwärmung der Sonne nicht korrigieren können.“ Das erklärt Parteichef Heinz-Christian Strache im Juni 2017 im Mittagsjournal des ORF.

Die Rolle der Sonne als Klimatreiber ist in der Tat ernst zu nehmen, wie hunderte von Publikationen zur Klimaentwicklung der letzten 10.000 Jahre eindrucksvoll zeigen. Auch wenn Strache hier die Details nicht vollständig im Griff hat, sollte man hier nicht vorschnell urteilen. Gemeint ist vermutlich der starke Anstieg der Sonnenaktivität im 20. Jahrhundert, der parallel zur globalen Erwärmung ablief. Ähnliche Bezüge zwischen Sonnenaktivität und Temperatur kann man auch zu vielen Zeiten in der vorindustriellen Klimageschichte entdecken. In den letzten 15 Jahren sackte die solare Aktivität dann wieder ab. Ob es purer Zufall ist, dass seitdem auch die Erwärmung ins Stocken geraten ist? Lesen wir weiter auf VICE:

Und damit es keine Zweifel an seiner Position gibt, erklärt Strache dann, dass keineswegs erwiesen sei, dass der Anteil des Menschen am Klimawandel so hoch sei wie so gut wie alle KlimaforscherInnen erklären.  

An dieser Aussage gibt es nichts auszusetzen. Der IPCC selber ist sich unsicher, wie hoch der anthropogene Anteil an der Erwärmung wirklich ist. Die Spanne der CO2-Klimasesnsitivität ist enorm und reicht von 1,5-4,5°C Erwärmung pro CO2-Verdopplung. Im Prinzip beruft sich Strache hier auf den IPCC selbst, der in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten keinerlei Fortschritt gemacht hat, um diese Unsicherheitspanne weiter einzugrenzen. Weiter auf VICE:

Sehen wir uns kurz die Fakten an. „Österreich erlebte die elf wärmsten Sommer der Messgeschichte im Zeitraum 2000 bis 2017“, erklärt Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). An diesem Institut werden in Österreich die Wetteraufzeichnungen geführt. Das Jahr 2017 etwa war der drittwärmste Sommer seit dem Beginn der Messungen, also seit dem Jahr 1767.

Es verwundert nicht, dass die Temperaturen derzeit ganz oben sind. Die Messungen begannen 1767, also im natürlichen Kältetief der Kleinen Eiszeit. Eignet sich diese anomal kalte Phase wirklich als Null-Linie zu Vergleichszwecken? Wohl kaum. Weshalb wird hier nicht die Mittelalterliche Wärmeperiode (MWP) vor 1000 Jahren angsprochen, als es ähnlich warm wie heute war? Klicken Sie auf die roten Punkte unserer MWP-Online-Karte, um die entsprechenden Studien zur MWP in Österreich aufzurufen. Was war der Grund dieser vorindustriellen Erwärmung, die von den gängigen Klimamodellen nicht reproduziert werden kann, da offenbar wichtige natürliche Klimafaktoren noch unberücksichtigt blieben bzw. quantitativ falsch dimensioniert worden sind, möglicherweise die Sonne? Weiter auf VICE:

So nehmen etwa sogenannte Starkwetter-Ereignisse deutlich zu, etwa Stürme. Auch die jüngsten Hurricanes in der Karibik und auf dem amerikanischen Kontinent seien laut Klimaforscher Michael E. Mann durch den Klimawandel weit tödlicher ausgefallen. Die Wetterumschwünge betreffen auch die Ernte. Sogar der sogenannte Arabische Frühling und der Krieg in Syrien könnten mit den Folgen des Klimawandels zusammenhängen.

Hier schreibt offenbar wirklich ein absoluter Klimalaie. Autor Michael Bonvalot lässt auch wirklich keine Gelegenheit aus, um sich lächerlich zu machen. Weder ist bei den Stürmen ein langfristiger Trend zu erkennen, noch gab es negative Langfrist-Trends bei den Ernten, noch ist der Krieg in Syrien dem Klimawandel zuzuordnen. Die seriöse Wissenschaft hat hier klare Zahlen und Veröffentlichungen vorgelegt, die eine klare Sprache sprechen. Bonvalot ist ganz offensichtlich auf schlechte Berater getroffen, wie das Zitat von Michael Mann zeigt, der den Klimawissenschaften durch seine fehlgeleitete Hockeystick-Kurve jahrelangen Schaden zugefügt hat. Einige Jahre später hat er dann seinen Fehler zum Glück selber korrigiert, wobei die neue Version seiner Temperaturrekonstruktion jetzt viel realistischer ist als sein fragwürdiger Ansatz um die Jahrtausendwende.

Besitzt Michael Bonvalot überhaupt den notwendigen naturwissenschaftlichen Hintergund, um kompetent über den Klimawandel und seine Ursachen schreiben zu können? Auf seiner Webseite schweigt er sich zu seiner Ausbildung und Studium aus. Vielmehr stellt er sich selber als eine Art Aktivisten-Journalist dar:

Ich sehe, was um mich herum geschieht und verspüre dann oft diesen unstillbaren Drang, darüber zu schreiben. Und erst, wenn ich fertig bin, kann ich wieder ruhig atmen. Am liebsten schreibe ich über die Dinge, die mich bewegen, die mich glücklich machen, die mich empören. Das Motto auf meiner Seite drückt genau das aus: Journalismus mit Meinung und Haltung.

Überhaupt scheint der Autor eher dem extremen linken Spektum zuzuordnen sein, wie auf Info-Direkt zu lesen ist:

Dabei ist sein politischer Hintergrund ohnehin leicht einzusehen: Bonvalot schreibt nicht nur für das „Antifaschistische Infoblatt“, sondern trat schon 2004 als Sprecher der „Antifaschistischen Linken“ auf. Eine gleichnamige Gruppe „Antifaschistische Linke“ in Berlin wurde vom Verfassungsschutz eindeutig dem linksextremen Spektrum zugeordnet. Gegenüber Info-DIREKT äußert sich Michael Bonvalot, dass es außer einer „zufälligen Namensgleichheit“ keine Verbindungen zur genannten Gruppe aus Berlin gab oder gibt.

Offenbar verharmloste Bonvalot anlässlich des Hamburger G20-Treffens auf Twitter die Plünderung eines Suppermarkts. Laut österreichischem Wochenblick könnte der Vorfall nicht ganz ohne Folgen für Bonvalot geblieben sein:

Der zur deutschen Zeitung „Zeit“ gehörende, staatlich geförderte Blog „Störungsmelder“, für den auch Bonvalot und Kohlhuber schreiben, hat sich aufgrund der radikalen Standpunkte nun von zwei Mitarbeitern getrennt. „Beide ehrenamtlichen Autoren waren während G20 nicht im Auftrag des Störungsmelders aktiv. Wir haben aber versucht, die Vorfälle gemeinsam mit ihnen zu rekonstruieren. Die Verharmlosung oder Rechtfertigung von Gewalt ist nicht mit einer Mitarbeit beim Störungsmelder vereinbar. Wir werden daher mit beiden Autoren in Zukunft nicht mehr zusammenarbeiten“, heißt es in einer entsprechenden Mitteilung zu den Vorfällen.

Keine guten Voraussetzungen, um in der politisierten Klimadebatte einen kühlen Kopf zu behalten und die wissenschaftlichen Fakten fair abzuwägen. Insofern können wir uns die weitere Lektüre seines Artikels an dieser Stelle schenken. Die vorgebrachten Argumente haben zuwenig Tiefgang und Faktenbasis, als dass sich eine ernsthafte Diskussion hier lohnen würde. Erneut wird klar, dass eine Art Klimaführerschein für Journalisten notwendig wäre, um fundiert üner den Klimawandel berichten zu können. Aktivistenstücke sind dabei eher kontraproduktiv. Es verwundert, dass seriöse Klimawissenschaftler nicht gegen diese Art der Berichterstattung aufbegehren.

 

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