Unter falscher Flagge: Erst zerhacken Panama-Insulaner ihren Korallenschutzgürtel, jetzt wollen sie als Klimaflüchtlinge gerettet werden

Web.de am 26. Juli 2017 mit einer Schocknachricht:

Klimawandel: Inseln vor Panama versinken im Meer
Ureinwohner vom Stamm der Kuna haben die Regierung Panamas um einen Umzug von ihren vom Untergang bedrohten Inseln in der Karibik auf das Festland gebeten. Durch den Klimawandel steige der Wasserspiegel nach Studien des Instituts Smithsonian jährlich um 2,5 Millimeter und könnte in den nächsten Jahrzehnten die ersten der rund 350 kleinen Inseln überspülen. Die große Mehrheit der etwa 35.000 Kunas lebt auf den flachen Sandinseln des Küstenarchipels Kuna Yala, das im Nordosten des mittelamerikanischen Landes liegt. […]

Und auch Bild fand die reißerische Story klasse:

Klimawandel verschluckt ihre Insel: Ureinwohner Panamas bitten Regierung um Umzug

Wie so oft beim Klimawandel-Journalismus liegt der Ursprung der Nachricht bei dpa. Bereits die Erwähnung von „flachen Sandinseln“ im Text lässt aufhorchen. Ob es sich wieder einmal um strömungsbeanspruchte Inseln handelt, die sich sowieso ständig in Bewegung befinden? Alle die schon einmal an der deutschen Nordsee- und Ostseeküste waren, kennen die typischen Nehrungshaken und langgezogenen Sandinseln, die sich fortwährend verlagern, z.B. Norderney. Ein Blick auf das von web.de mitgelieferte Luftfoto von Kuna Yala genügt, um dies zu bestätigen. In einem Artikel in Eye on Latin America wird dies ebenfalls hervorgehoben:

While flooding and inundation is not unheard of in the area – some of the smaller islets in particular come and go as sand banks are shifted over time – the inhabitants of Guna Yala have noted a definite increase in the number and severity of such incidents in recent years,

Nun bestehen einige der Kuna Yala Inseln aber nicht aus Sand, sondern werden von Korallen aufgebaut. Und diese Korallen sind in den letzten Jahrzehnten dramatisch zurückgegangen. Die Ursache wurde bereits 2003 von einem Forscherteam um Hector Guzman vom Smithsonian Tropical Research Institute identifiziert: Die Bevölkerung der Inseln war stark angewachsen, und die Menschen bauten im großen Maßstab Korallen in den Flachgewässern ab, die sie zur Erhöhung und Stabilisierung der Inseln verwendeten. Dabei zerstörten sie jedoch ungeschickterweise den effektiven lebendigen Schutzschild der Inseln, die in der Folge verstärkt der Erosion ausgesetzt waren. All dies verschweigt die dpa-Nachricht, die viel lieber den Klimawandel als Schuldigen präsentiert. Unglaublich unprofessionell. Für alle, die sich abseits der Klimaideologie für die wahren Gründe des Kuna Yala-Problems interessieren, hier der Abstract der Guzman-et al.-Arbeit, die 2003 in Conservation Biology erschien:

Natural Disturbances and Mining of Panamanian Coral Reefs by Indigenous People
Before the 1980s, coral reefs were considered relatively stable and healthy in Kuna-Yala, Caribbean Panama. During the 1980s, however, several natural disturbances changed the reef’s community structure. We evaluated historical changes in coral cover and for the first time provide quantitative evidence of a large-scale process of reef degradation. This process started long before the onset of these disturbances as a result of demographic growth and the traditional practices of the Kuna people. Living coral cover declined 79% in 30 years ( 1970–2001 ) while the indigenous population increased 62%. We measured 20 km of seawall built with mined reef corals ( 16,000 m 3 ) and an increase in island surface area of 6.23 ha caused by coral land filling. Consequently, coastal erosion has increased as a result of the lack of a protective natural barrier and a 2.0 cm/year local increase in sea level. Coral-mining and land-filling practices to accommodate population expansion and mismanagement of resources have significantly modified the reef ecosystem and will have serious long-term consequences. We propose eight priority conservation areas within the Indian reserve, based on reef conservation status. The Kuna people and their leaders are considering a cultural change, which may include a gradual and organized migration to the mainland, and have optimistically accepted our results.

 

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