University of Arizona: Eklatante Diskrepanzen zwischen Simulation und Realität bei der Temperaturentwicklung der Tropen

Der El Nino in den beiden letzten Jahren hat die globale Temperatur nach oben schnellen lassen. Mittlerweile sind die Werte aber wieder auf Normalniveau abgesunken. Die nächsten Monate werden jetzt spannend. Denn offenbar ist eine La Nina im Anmarsch, wie mehrere Vorhersagestellen (z.B. Australischer Wetterdienst, Columbia University) übereinstimmend melden. Der australische Wetterdienst meldete am 8. November 2017:

The ENSO Outlook remains at La Niña WATCH. This means the chance of a La Niña forming in late 2017 is around 50%; twice the normal likelihood. In the last fortnight, cooling of sea surface temperatures in the tropical Pacific has stalled, however climate models indicate further cooling is likely in the coming months. Atmospheric indicators are also showing a slight shift towards a weak La Niña-like state. A La Niña WATCH is not a guarantee that La Niña will occur; it is an indication that some typical precursors of an event are in place. Climate models suggest that if an event does occur this year, it is likely to be weak and short-lived. Bureau climatologists will continue to closely monitor developments in the tropical Pacific over the next fortnight. Further information on the current status of ENSO can be found in the ENSO Wrap-Up, linked below.

Falls die La Nina wirklich kommt, werden die globalen Temperaturen noch einmal kräftig abstürzen. Vielleicht wird sich auch der Hiatus wieder einstellen, sollte die kürzliche El Nino-Spitze komplett durch die La Nina ausgeglichen werden.Es könnte durchaus passieren, dass die Temperaturen demnächst aus dem unteren Vorhersageband der CIMP5-Klimamodelle herauslaufen.

Abbildung: Vergleich von Modell (schwarz/grau) und Messwerten (GISS). Quelle: Gavin Schmidt via WUWT

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Einer unser Hauptkritikpunkte in der Klimadebatte ist die schlechte Leistung der Klimamodelle in der historischen Rückschau, auch Hindcast genannt. Realität und Simulation klaffen einfach zu stark auseinander, was die Vorhersagekraft der Computermodelle massiv untergräbt. Am 17. Oktober 2017 erschien im Journal of Climate eine Studie zu diesem Thema von Parsons und Kollegen. Beim Regen beobachten die Forscher „Weißes Rauschen“, während sie bei der Temperatur in den Tropen eklatante Unterschiede zwischen Modellen und Messwerten finden. Eine Nullnummer. Hier der Abstract:

Temperature and Precipitation Variance in CMIP5 Simulations and Paleoclimate Records of the Last Millennium
Accurate assessments of future climate impacts require realistic simulation of interannual–century-scale temperature and precipitation variability. Here, well-constrained paleoclimate data and the latest generation of Earth system model data are used to evaluate the magnitude and spatial consistency of climate variance distributions across interannual to centennial frequencies. It is found that temperature variance generally increases with time scale in patterns that are spatially consistent among models, especially over the mid- and high-latitude oceans. However, precipitation is similar to white noise across much of the globe. When Earth system model variance is compared to variance generated by simple autocorrelation, it is found that tropical temperature variability in Earth system models is difficult to distinguish from variability generated by simple autocorrelation. By contrast, both forced and unforced Earth system models produce variability distinct from a simple autoregressive process over most high-latitude oceans. This new analysis of tropical paleoclimate records suggests that low-frequency variance dominates the temperature spectrum across the tropical Pacific and Indian Oceans, but in many Earth system models, interannual variance dominates the simulated central and eastern tropical Pacific temperature spectrum, regardless of forcing. Tropical Pacific model spectra are compared to spectra from the instrumental record, but the short instrumental record likely cannot provide accurate multidecadal–centennial-scale variance estimates. In the coming decades, both forced and natural patterns of decade–century-scale variability will determine climate-related risks. Underestimating low-frequency temperature and precipitation variability may significantly alter our understanding of the projections of these climate impacts.

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Guter Gedankenanstoß zu schärferem Denken am 27. September 2017 in der Neuen Zürcher Zeitung:

[…] Essayist Pascal Bruckner meint, eine Fehlstellung in der Argumentation zu erkennen. Wenn der Klimawandel vom Menschen gemacht ist, gibt es keine Naturkatastrophen mehr. «Tsunamis, Erdbeben, Wirbelstürme wären dann nämlich alle oder zumindest fast alle vom Menschen verursacht.» «Obwohl kein Wissenschafter den Zusammenhang zwischen der Klimaerwärmung und den schrecklichen Unwettern in den USA wirklich erhärten kann, tut man so, als ob alles miteinander zusammenhinge. Als ob die Hypothese, dass alles mit allem verbunden ist, die einzige wäre, nach der wir unser Handeln ausrichten könnten und also müssten.» […]

Es geht dabei um diesen lesenwerten Essay in der NZZ von Pascal Bruckner:

Der Mensch, das grössenwahnsinnige Tier

Die Erde erwärmt sich, die Natur tobt. Und wir tun so, als könnten wir alles wiedergutmachen, was wir verursacht haben.

Der Klimawandel ist eine Tatsache. Aber muss man daraus nun auch noch eine Glaubenssache machen? Muss man in ihm die letzte Ursache aller Probleme auf unserem Planeten sehen, von den Naturkatastrophen bis zum Terrorismus? Vor der Versammlung der G-20 im Juli brachte Präsident Macron den Jihadismus mit der Erderwärmung in Verbindung – als ob ein Temperaturanstieg von ein paar Grad Menschen zu Kriminellen machen könnte. Wäre Hitler demnach das Resultat der glühend heissen Sommer, die Deutschland in den dreissiger Jahren erlebte? Stalin das Ergebnis der Schneestürme, die zur gleichen Zeit Russland heimsuchten und Pol Pot die Frucht der ausserordentlichen Monsune im Kambodscha der siebziger Jahre?

Unbedingt weiterlesen in der NZZ

 

 

 

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