Uniper plant Wasserstoff-Speicher in Krummhörn

Es läuft alles auf das Thema Speicher hinaus. Laut NDR plant Uniper in Ostfriesland einen ehemaligen Gasspeicher für Erdgas auf Wasserstoff umzurüsten.

“Nach eigenen Angaben investiert der deutsche Energiekonzern aus Düsseldorf rund zehn Millionen Euro in das Projekt in Krummhörn, bei dem ein Speicher mit einer Kapazität für 250.000 Kubikmeter Wasserstoff geschaffen werden soll. Bis 2024 soll der Speicher in Krummhörn in Betrieb gehen. Durch die geographische Nähe zu Wilhelmshaven könne das Projekt zudem mit dem Uniper Projekt „Green Wilhelmshaven“ zusammengeführt werden, teilte der Konzern mit.

In Wilhelmshaven arbeitet Uniper an zwei Projekten für grünen Wasserstoff. Dazu gehören ein Importterminal für Ammoniak und eine Großelektrolyse, die mit einer Leistung von bis zu 1000 Megawatt grünen Wasserstoff erzeugen soll. „Die Speicherfähigkeit von grünem Strom ist eines der Kernthemen der Energiewende und ein wesentlicher Baustein für eine CO2-freie Zukunft“, erklärte Waters weiter. Mit dem Forschungsprojekt sollten „die Technologie und die Prozesse möglichst schnell“ erproben.”

Was bleibt ist das nach wie vor ungelöste Problem des Wirkungsgradverlusts. Um Wasserstoff oder auch Ammoniak herzustellen, werden große Mengen an Energie verbraucht. Dazu passt die Meldung, dass das Kraftwerk Moorburg in Hamburg laut Golem zukünftig Wasserstoff produzieren soll.

“In der Machbarkeitsstudie hat die Stadt auch ein Biomasse-Heizkraftwerk sowie ein Gas- und Dampfkraftwerk als mögliche Optionen für eine neue Nutzung des Kraftwerks Moorburg untersuchen lassen. Diese wiesen aber erhebliche Nachteile auf, so die Wirtschaftsbehörde. „Testsieger bleibt demnach für uns der Elektrolyseur zur Erzeugung von grünem Wasserstoff.“ Die Wasserstoffpläne für Moorburg sollen im Rahmen des Programms Important Projects of Common European Interest (IPCEI) gefördert werden.

Das Kraftwerk im Hamburger Hafen war im vergangenen Jahr knapp sechseinhalb Jahre nach seiner Inbetriebnahme 2015 endgültig stillgelegt worden.”

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Finanziert Moskau die Frackingfeinde? Das fragt die FAZ (Bezahlschranke). Auffällig ist die frühe Ablehnung von Fracking durch Vladimir Putin und erstaunlich viele Artikel bei Russia Today über das Thema. Direkte Nachweise für eine Bezahlung kommen in dem Artikel allerdings nicht vor. Er stützt sich lediglich auf Indizien.

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In der monatlichen Sonnenkolumne für März 2022 hat Fritz Vahrenholt auch zum Thema Strompreise und Merit-Order geschrieben. Heise erklärt die Funktionsweise der Preisfindung noch einmal. Sie wäre bei der Anwendung in der Gastronomie vermutlich eine Goldgrube für Wirte. Egal, was an einem Tisch bestellt und verzehrt wurde, am Ende darf der Wirt immer den Preis für das teuerste Produkt für alle abrechnen.

“Stellen wir uns eine Gruppe vor, die in ein spanisches Restaurant zum Essen geht. Eine Person hat nur wenig Hunger und bestellt lediglich eine Portion Calamares für sechs Euro, eine zweite Person bestellt eine Paella für 12 Euro, eine dritte bestellt ein T-Bone-Steak für 30 Euro. Die vierte hat Appetit auf einen Wolfsbarsch aus dem Wildfang mit Kaviar für 72 Euro.

Stellen wir uns nun weiter vor, die Calamares stünden für abgeschriebene Atom- und Wasserkraftanlagen, die Paella für Strom aus erneuerbaren Energien wie Photovoltaik, Solarthermie, Windkraft oder Biomasse, das T-Bone-Steak für Öl und der Wolfsbarsch mit Kaviar für Erdgas, dessen Preis zusätzlich noch durch Spekulation getrieben wird.

Dann kommt die Rechnung. Ginge es nach den Regelungen am Strommarkt, so würde der Restaurantbesitzer in unserem vereinfachten Beispiel keine Rechnung für jeden einzelnen Kunden ausstellen, sondern nur eine gemeinsame Rechnung. Die würde sich aber nicht auf die Summe von 120 Euro belaufen, die sich die vier Personen jeweils anteilig zu 30 Euro aufteilen könnten, vielmehr würde die Gesamtrechnung hauptsächlich durch das teuerste Gericht, den Wolfsbarsch (Erdgas), bestimmt.”

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Die Wohlstands-Wanderung – warum der Norden jetzt den Süden abhängt: Werden Ökostrom, Wasserstoff und CO2-Infrastruktur zu einem Wirtschaftsfaktor für den Norden von Deutschland? Traditionell ist der Norden weniger stark in Sachen Industrie und Wirtschaft, von Leuchttürmen wie Hamburg abgesehen. Das könnte sich laut einem Artikel in der Welt (Bezahlschranke) möglicherweise ändern.

“Intel baut sein Chipwerk bei Magdeburg, Elon Musk macht Brandenburg mit einer Milliarden-Investition zum Automobilstandort, das gerade eröffnete Tesla-Werk zieht auch die Zulieferer in die ostdeutsche Provinz. Northvolt zeigt dem Standort Süddeutschland ebenfalls die kalte Schulter. Der schwedische Batteriebauer will in Schleswig-Holstein eine Gigafactory hochziehen.

Die passe „gut in das vielversprechende Cluster von Cleantech-Unternehmen, das sich in Norddeutschland entwickelt“, sagt Chef Peter Carlsson. Aus Sicht des Investors kann der Küstenort Heide mit Vorteilen punkten, bei denen Bayern und Baden-Württemberg blank dastehen: „Die Region hat das sauberste Energienetz Deutschlands, das sich durch einen Überschuss an Strom aus Onshore- und Offshore-Windkraft auszeichnet und noch durch Netzverbindungen nach Dänemark und Norwegen verstärkt wird.“”

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Tank oder Teller? Die Tagesschau zeigt die Ambivalenz auf. Automobilclubs loben die Beimischung von Biokraftstoffen.

“Indes hält der Automobilclub Biokraftstoffe für eine echte Alternative zum klassischen Super-Benzin und Diesel – allerdings nur als Beimischung. Seit 2011 können bis zu zehn Prozent Bioethanol dem herkömmlichen Benzin beigemischt werden. An der Tankstelle wird dieser Sprit als E10 verkauft. Derzeit ist der Kraftstoff rund sechs Cent billiger als E5. Der ADAC empfiehlt deshalb E 10 als Mittel gegen die aktuellen hohen Spritpreise. „Mit jeder Tankfüllung könnte man bis zu vier Euro sparen“, schreibt der Lobbyverband. Außerdem werde mit dem Bioethanol-Anteil aus umweltverträglich angebauten Pflanzen der Straßenverkehr jährlich um bis zu drei Millionen Tonnen CO2 entlastet.”

Umweltschützer fordern ein Verbot.

“Ein weiterer Grund für die Zurückhaltung vieler Autofahrer könnten Umwelt-Bedenken gegen den Biosprit sein. Zahlreiche Umweltschutz-Organisationen haben seit Beginn des Ukraine-Kriegs die Biokraftstoff-Hersteller kritisiert. Greenpeace fordert ein Verbot von Biosprit. „Frisches Öl wie Rapsöl gehören nicht in den Tank, sondern auf den Esstisch“, erklärt Martin Hofstetter, Greenpeace-Experte für Landwirtschaft. Zwölf Liter Rapsöl landeten pro Kopf und Jahr im Autosprit – eine Menge, die den Jahresverbrauch fürs Kochen und als Lebensmittel abdecke.

Inzwischen bekommen die Umweltschützer Unterstützung von Teilen der Bundesregierung. Landwirtschaftsminister Cem Özdemir spricht sich dafür aus, weniger Getreide für Biosprit zu verwenden. „Es ist nicht nachhaltig, Weizen und Mais in den Tank zu schütten“, so der Grünen-Politiker. Auch Bundesentwicklungshilfeministerin Svenja Schulze von der SPD plädiert, eine Reduzierung des Mais- und Getreideanteils im Biosprit zu erwägen. Im Tank seien Mais und Getreide in diesen schwierigen Zeiten am schlechtesten aufgehoben.”

Der Artikel lässt den Aspekt der Umwidmung von Ackerflächen für Photovoltaik allerdings komplett aus. Auch hier gibt es einen Wettbewerb um Flächen und letztlich Erträge. Da sich die Getreidepreise gerade extrem nach oben bewegen, wird es am Ende eine teure Sache, egal, für was die Flächen genutzt werden.

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Italien will sich vom russischen Gas lösen. 40% beträgt der Anteil der Einfuhren aus Russland am Gesamtgasmarkt. Algerien soll nun einspringen, wie die Tagesschau berichtet.

“Bei Draghis Besuch beim algerischen Präsidenten Abdelmadjid Tebboune sollen höhere Importe aus Algerien vertraglich beschlossen werden. Schon jetzt liefert das nordafrikanische Land 31 Prozent des italienischen Gasbedarfs. Auch aus Libyen bekommt Italien Gas, ebenso aus Aserbaidschan, seit Ende 2020 über die Transadriatische Pipeline.

Den momentanen Anteil von zehn Prozent könne man verdoppeln, meint Massimo Nicolazzi, Professor für Energieressourcen-Ökonomie an der Universität Turin. Mithilfe von Pumpstationen könne der Druck in den bestehenden Leitungen erhöht werden, allerdings brauche die Konstruktion der Stationen Zeit – mindestens zwei Jahre, angesichts der Genehmigungsprozesse wohl eher vier.”

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Eon schließt eine Laufzeitverlängerung für das Kernkraftwerk Isar 2 aus, das berichtet der BR. Die Aussagen von Eon-Chef Birnbaum in Bezug auf die Diskussion mit der Bundesregierung werfen allerdings einige Fragen auf. Es sieht so aus, als wenn man jetzt gut darauf verweisen kann, dass die Konzerne ja selber nicht wollen, allerdings nachdem man denen die kalte Schulter gezeigt hat. Eine selbsterfüllende Prophezeiung.

„Atomkraft hat in Deutschland keine Zukunft, Punkt“: So unmissverständlich formulierte es Eon-Chef Leo Birnbaum im Gespräch mit der „Financial Times“. Es werde keine neue Wende bei der Gesetzgebung und der Meinung zur Atomkraft geben. Auch wenn es technisch möglich wäre, Isar 2 bei Landshut über das Jahresende hinaus zu betreiben, akzeptiere Eon bereitwillig die Entscheidung der Bundesregierung, auf diese Laufzeitverlängerung zu verzichten.

„Die Abwägung war, dass wir einen Erdgas-Notstand haben – und die kleine Erleichterung, die wir auf der Stromseite bekämen, die Lage nicht wirklich verändern würde“, sagte der Eon-Chef der Zeitung. Man habe eine wirklich seriöse Diskussion mit der Bundesregierung geführt, die habe eine Entscheidung getroffen – und damit sei das Thema für Eon beendet.”

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Im Juli 2021 kommentierte Axel Bojanowski die Flutkatastrophe in Westdeutschland in der Welt (Bezahlartikel). Wir spätestens seit dem Rücktritt der damaligen Umweltministerin Anne Spiegel klar sein dürfte, lag er damit sehr richtig, als er Ignoranz unterstellte. Im englischen Sprachraum bedeutet es Unwissenheit und weniger verdrängen wie bei uns.

Attribution ist in Zeiten eines sich wandelnden Klimas nicht sehr beliebt. Wer dafür sorgen will, dass wir uns auf Umwelteinflüsse besser vorbereiten sollten, der gilt schnell als Ketzer, der verharmlost und Klimaschutzmaßnahmen boykottiert. Was fehlende Anpassung bei der Hochwasserkatastrophe bedeutet hat, ist einfach nur traurig zu sehen. Über 200 Menschen verloren ihr Leben. Zur Anpassung gehört nämlich auch ein funktionierender Zivilschutz und Meldeketten, genauso wie gute Vorhersagen.

Erst kürzlich berichteten wir über den Meteorologen Kachelmann, dem angesichts der Aussagen der Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer, die Spucke wegbleibt. Sie behauptete im Untersuchungsausschuss, dass es keinerlei Anzeichen für eine solche Flut gab. Die Präsentationen von Kachelmann in den Untersuchungsausschüssen in Mainz und Düsseldorf beweisen das Gegenteil. Wer sagt hier die Unwahrheit?

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Golem:

Schweiz erwägt Überdachung von Autobahnen mit Solarzellen

Die Autobahnen in der Schweiz könnten mit Solardächern versehen werden. Auch Photovoltaik für Lärmschutzwände und Galerien ist im Gespräch.

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University of Oxford:

Climate change in the Early Holocene

New insight into how our early ancestors dealt with major shifts in climate is revealed in research, published today [27 Jan] in Nature Ecology & Evolution, by an international team, led by Professor Rick Schulting from Oxford University’s School of Archaeology.

It reveals, new radiocarbon dates show the large Early Holocene cemetery of Yuzhniy Oleniy Ostrov, at Lake Onega, some 500 miles north of Moscow, previously thought to have been in use for many centuries, was, in fact, used for only one to two centuries. Moreover, this seems to be in response to a period of climate stress.

The team believes the creation of the cemetery reveals a social response to the stresses caused by regional resource depression. At a time of climate change, Lake Onega, as the second largest lake in Europe, had its own ecologically resilient microclimate. This would have attracted game, including elk, to its shores while the lake itself would have provided a productive fishery. Because of the fall in temperature, many of the region’s shallower lakes could have been susceptible to the well-known phenomenon of winter fish kills, caused by depleted oxygen levels under the ice.

The creation of the cemetery at the site would have helped define group membership for what would have been previously dispersed bands of hunter-gatherers — mitigating potential conflict over access to the lake’s resources.

But when the climate improved, the team found, the cemetery largely went out of use, as the people presumably returned to a more mobile way of life and the lake became less central.

The behavioural changes — to what could be seen as a more ‚complex‘ social system, with abundant grave offerings — were situation-dependent. But they suggest the presence of important decision makers and, say the team, the findings also imply that early hunting and gathering communities were highly flexible and resilient.

The results have implications for understanding the context for the emergence and dissolution of socioeconomic inequality and territoriality under conditions of socio-ecological stress.

Radiocarbon dating of the human remains and associated animal remains at the site reveals that the main use of the cemetery spanned between 100-300 years, centring on ca. 8250 to 8,000 BP. This coincides remarkably closely with the 8.2 ka dramatic cooling event, so this site could provide evidence for how these humans responded to a climate-driven environmental change.

The Holocene (the current geological epoch which began approximately 11,700 years before present) has been relatively stable in comparison to current events. But there are a number of climate fluctuations recorded in the Greenland ice cores. The best known of these is the 8,200 years ago cooling event, the largest climatic downturn in the Holocene, lasting lasted one to two centuries. But there is little evidence that the hunter-gatherers, who occupied most of Europe at this time, were much affected, and if they were, in what specific ways.

Yuzhniy Oleniy Ostrov is one of the largest Early Holocene cemeteries in northern Eurasia, with up to 400 possible graves, 177 of which were excavated in the 1930s by a team of Russian archaeologists. Based on their work, the cemetery site has an important position in European Mesolithic studies, in part because of the variation in the accompanying grave offerings. Some graves lack these entirely, to those with abundant and elaborate offerings.

This research was supported by the Natural Environment Research Council (UK) (NF/2016/1/5) and by the Social Science and Humanities Research Council of Canada (grant nos. 412-2011-1001 and 895-2018-1004). The Kone Foundation also provided support.

Thanks to the Peter the Great Museum of Anthropology and Ethnography/Kunstkamera, St. Petersburg, Russia, for permitting access to the collections in their care.

Paper: Rick J. Schulting, Kristiina Mannermaa, Pavel E. Tarasov, Thomas Higham, Christopher Bronk Ramsey, Valeri Khartanovich, Vyacheslav Moiseyev, Dmitriy Gerasimov, John O’Shea, Andrzej Weber. Radiocarbon dating from Yuzhniy Oleniy Ostrov cemetery reveals complex human responses to socio-ecological stress during the 8.2 ka cooling eventNature Ecology & Evolution, 2022; DOI: 10.1038/s41559-021-01628-4

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