Um Antwort wird gebeten: Lago Poopó-Ente jetzt auch im SRF – Warum hat der Faktencheck versagt?

An: SRF Schweizer Radio und Fernsehen
Von: Dr. Sebastian Lüning

Gesendet: 13.2.2016

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

Am 9. Februar 2016 brachten Sie den Beitrag „Boliviens zweitgrösster See verschwindet“. Darin wird unter Bezugnahme auf eine Umweltaktivistengruppe behauptet, die Austrocknung des Sees wäre eine Folge des (menschengemachten) Klimawandels.
http://www.srf.ch/news/panorama/boliviens-zweitgroesster-see-verschwindet

Unerwähnt bleibt jedoch, dass es ähnliche Austrocknungsereignisse bereits in der Vergangenheit mehrfach gegeben hat. Zolá & Bengtsson 2006 dokumentierten, dass der See bereits 1994-1997, in den frühen 1940er und den frühen 1970er Jahren trocken fiel:

Today the maximum water depth of Lake Poopó may vary by 2–3 m from the state that the lake is dry. The lake may be considered a terminal lake. It rarely spills over. The last event of this kind occurred in 1986, and there is no evidence that it has occurred in the previous 80 years. Therefore salt accumulates in the lake. At the outlet sill level, the lake area is about 3000 km2. The outlet, when there is any flow, is the Laka Jawira River. The lake was dry between 1994 and 1997 and, according to local people, also dry or nearly dry in the early 1940s and in the early 1970s.

http://www.tandfonline.com/doi/pdf/10.1623/hysj.51.1.98

Auf Wikipedia heißt es zudem, dass eine kontinuierliche Wasserfüllung des Sees eher eine Ausnahme als den Normalfall darstellt:

The time period between 1975 and 1992 is the longest period in recent times with a continuous existence of a water body.

https://en.wikipedia.org/wiki/Lake_Poop%C3%B3#Lake_dynamics

Hierzu hätte ich zwei Fragen:

1) Prüfen Sie eigentlich derartige Meldungen auf Ihren Wahrheitsgehalt oder werden Agenturmeldungen ohne Faktencheck einfach übernommen? Insbesondere in gesellschaftspolitisch sensitiven Bereichen wie dem Klimawandel und seinen politischen Folgen empfinde ich eine genauere Prüfung als notwendig. In diesem Fall war die Quelle eine Aktivistengruppe, so dass ein Faktencheck auf jeden Fall vonnöten gewesen wäre.

2) Erwägen Sie eine Korrekturmeldung, die den Kontext und Schlussfolgerungen der Meldung korrigiert?

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Sebastian Lüning

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