Über Feuchtigkeit und Trockenheit in Südchina entschied während der letzten 7000 Jahre unsere liebe Sonne: Millenniumszyklen im ostasiatischen Monsun

Der ostasiatische Monsun entsteht durch die unterschiedliche Erwärmung des asiatischen Kontinents im Vergleich zu den umliegenden Ozeanen, also Indik und Pazifik. Hierdurch ändern sich Winde und Niederschläge. Nahezu zwei Drittel der Weltbevölkerung lebt heute in Gebieten, die vom ostasiatischen Monsun beeinflusst werden. Trendvorhersagen zur Entwicklung des Monsuns sind daher von großer Wichtigkeit. Voraussetzung für eine gute Prognose ist die Kenntnis der klimatischen Steuerungsfaktoren des Monsuns, welche am besten durch eine Analyse des historischen Monsun-Geschehens in der Region erschlossen werden können. 

Ein internationales Forscherteam um Fengling Yu von der University of Durham sowie der Nanyang Technological University in Singapur veröffentlichte im Juni 2012-Heft des Fachmagazins The Holocene eine Rekonstruktion des ostasiatischen Monsuns für die Zeit von 7000 bis 2000 Jahre vor heute. Hierzu erbohrten die Forscher einen Sedimentkern aus dem Mündungsgebiet des Pearl River in Südchina. Die Schichtenfolge untersuchten sie im Abstand von jeweils zwei Zentimetern mithilfe geochemischer Methoden, wobei das Hauptaugenmerk vor allem auf Kohlenstoffisotopen (delta13C), dem Kohlenstoff/Stickstoff-Verhältnis sowie dem organische Gehalt lag. Anhand dieser Parameter schlossen die Forscher auf Änderungen im Salzgehalt in der Flussmündung im Verlauf der letzten Jahrtausende waren, die eine Folge von Änderungen in der Niederschlagsintensität des Monsuns waren. Die Alterseinstufung der Schichten basiert auf sieben Proben, die mithilfe der Radiokarbonmethode datiert wurden. 

Die Forscher konnten in der Monsunentwicklung Südchinas zwei wichtige Dinge feststellen. Zum einen fanden sie einen übergeordneten, langanhaltenden Rückgang der Regenmengen in der Zeit von 6650 bis 2150 Jahre vor heute. Dieser Langzeittrend war zu erwarten, da sich die Bahnparameter der Erde in dieser Zeit verändert haben, was in die Rubrik der sogenannten Milankovic-Zyklen fällt (siehe S. 80-82 in „Die kalte Sonne“). 

Noch wichtiger war jedoch eine zweite Entdeckung. Dem langen Trend überlagert waren charakteristische Trocken-Feucht-Zyklen mit Schwankungen im Maßstab von Jahrhunderten und ein bis zwei Jahrtausenden. Ein Vergleich mit der Sonnenaktivitätskurve ergab ein hohes Maß an Übereinstimmung. Insbesondere waren auch die von Gerard Bond aus dem Nordatlantik beschriebenen Kältephasen durch markante Trockenperioden im untersuchten Kern in Südchina repräsentiert. Fengling Yu und Kollegen folgerten, dass der größte Teil der beobachteten klimatischen Schwankungen in ihrer Studie durch Veränderungen der Sonnenaktivität erklärt werden können. Zusätzlich wurden noch einige weitere Trockenperioden am Pearl River nachgewiesen, die möglicherweise mit regionalen Faktoren wie etwa El Nino verbunden gewesen sind. 

Die Autoren machten sich auch Gedanken, auf welche Weise der solare Einfluss auf das Klima wirkt. Angeführt werden zunächst die beiden wichtigsten Solarverstärkermodelle über UV und die kosmische Strahlung. Hinsichtlich der Monsun-Beeinflussung spekulieren die Forscher, dass solar-bedingte Temperaturveränderungen die Stärke des Sibirien-Hochs beeinflussen. Während solar starker Phasen würde sich das Sibirien-Hoch intensivieren, was einen starken Winter-Monsun mit verringerten Niederschlägen zur Folge hätte. 

Viele der in der Studie dokumentierten, sonnensynchronen Klimazyklen sind auch aus der chinesischen Geschichte bekannt. Während der stabilen und warmen Feuchtphase 7200 bis 6000 Jahre vor heute erreichten die neolithische Yangshao Kultur am Gelben Fluss sowie die Majiabang Kultur in der unteren Yangtze Ebene ihren Höhepunkt. Und die plötzliche Kältephase vor 4000 Jahren hat zum Scheitern der Longshan und Liangzhu Kulturen in Ost-China geführt.

Teilen: