TV-Tipp: Eisbären können nicht weinen (NDR, 31.10.2012, 11:30 Uhr)

Am 31.10.2012 sendet das NDR-Fernsehen von 11:30-12:15 Uhr die Doku „Eisbären können nicht weinen“. Aus der Ankündigung des NDR:

Mächtige Eisbären, klirrende Kälte und „ewiges Eis“ – das ist die Arktis, wie man sie kennt. Doch seit Jahren schmilzt das „ewige Eis“. Der Klimawandel bedroht besonders die Polarregionen und wird sie vielleicht schon bald unwiederbringlich zerstören. Naturfilmer Thomas Behrend hat über Jahre das Leben von Eisbären und Ringelrobben in der Arktis dokumentiert und erschüttert miterlebt, wie dramatisch sich die Erderwärmung schon jetzt auf die Tierwelt des Nordens auswirkt. Mit eindrucksvollen Bildern berichtet er über seine Dreharbeiten in Kanada und auf Spitzbergen. Auch Einheimischen und Wissenschaftlern bereiten die rasanten Veränderungen in der Arktis Sorgen. Mit ihrer Hilfe versucht Thomas Behrend, das empfindliche Wechselspiel von Klima und Natur in der Arktis besser zu verstehen.

Frühling in Kanada. Im Wapusk Nationalpark geht die Winterruhe der Eisbären zu Ende. Für Thomas Behrend beginnt eine aufregende Zeit. Er will kleine Eisbären außerhalb der Höhle filmen. Mithilfe erfahrener Trapper findet er tatsächlich eine frisch geöffnete Geburtshöhle – und folgt einer Bärin mit Drillingen. Der Tierfilmer erlebt, wie hart die Kleinen und ihre Mutter ums Überleben kämpfen müssen: Das arktische Meereis, die Lebensgrundlage der Eisbären, schmilzt ihnen unter den Pfoten weg. Immer weiter muss die Eisbärenmutter wandern, um ihre Jagdgründe zu erreichen, immer mehr magert sie ab, immer erbitterter kämpfen ihre Kleinen um die Muttermilch. Der Wildbiologe Dr. Nick Lunn bestätigt die Beobachtungen: In der Hudson Bay leben heute 20 Prozent weniger Eisbären als noch vor wenigen Jahren. Doch nicht nur für Eisbären haben sich die Lebensbedingungen dramatisch verändert, auch für ihre Beutetiere, die Ringelrobben. Thomas Behrend fliegt nach Spitzbergen, um Aufnahmen von ihnen zu machen. Was er dort entdeckt, lässt ihn erschaudern: Tote Ringelrobbenbabys liegen auf dem Eis, angefressen von hungrigen Polarfüchsen. Tatsächlich ist die Schneedecke so dünn, dass die Robbenmütter für ihre Jungen keine dichten Schneehöhlen mehr bauen können. Ist auch das eine Folge des Klimawandels?

Der Film wurde 2010 im TV erstausgestrahlt und erhielt ein Jahr zuvor bereits den Heinz Sielmann Filmpreis. Das dramatisch inszenierte Eisbären-Schicksal scheint die Juroren beeindruckt zu haben. Mittlerweile sind seit der Produktion ein paar Jährchen vergangen. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass die Panikmache um die Ausrottung der Eisbären voreilig war. Gerade in der angeführten Hudson Bay musste man feststellen, dass der Bestand der Tiere hier deutlich höher liegt als zuvor angenommen. Wir hatten bereits vor einigen Monaten darüber in unserem Blogartikel „Nicht Wärme sondern Schrotflinten sind die größten Feinde der Eisbären“ berichtet. Hier ein Auszug:

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Filmtipp: Der Junge der „Erwärmung“ schrie

Ende August 2012 erschien ein neuer englischsprachiger Dokumentarfilm zum Klimawandel in Spielfilmlänge mit dem Titel „The Boy who cried Warming“ (Der Junge der „Erwärmung“ schrie). Der Film ist im Internet kostenlos unter der Webadresse www.theboywhocriedwarming.com aufrufbar. Der Filmtitel scheint eine Anspielung auf den US-Streifen „The Boy Who Cried Werewolf “ zu sein, in dem eine Familie in eine Vampir-verseuchte Burg in Rumänien zieht und sich die Hauptdarstellerin durch einen Laborunfall in einen Werwolf verwandelt. Der neue Klimafilm ist zum Glück deutlich weniger gruselig. Aufregen kann man sich trotzdem, da die Doku die alarmistischen Tendenzen in den Klimawissenschaften ausführlich analysiert und in zahlreichen Interviews …

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Das ZDF heute journal biegt sich das antarktische Meereis zurecht: 30 Jahre Eiszuwachs werden als „Wetter“ verkauft

Wenn sich die Menschen auf der Nordhalbkugel über den Sommer freuen, blasen die Bewohner der Südhalbkugel Trübsal und müssen sich durch den Winter kämpfen. Das weiß jedes Kind. Grund hierfür ist die Neigung der Erdachse. Der Nordpol liegt dann monatelang im gleißenden Sonnenlicht, während in der Antarktis nicht enden wollende Dunkelheit herrscht.

So war es auch in diesem Jahr. Das Eis des Nordpolarmeeres schmolz dabei bis zum  September auf ein neues Minimum seit Beginn der Satellitenmessungen vor gut 30 Jahren, was in den Medien lang und breit als „nie-da-gewesene“ wissenschaftliche Sensation und Bedrohung für die Menschheit thematisiert wurde. Im Alarmisten-Jubel über den neuen Schmelzrekord in der Arktis ging jedoch weitgehend unter, dass es auch in der winterlichen Kälte der Antarktis einen neuen „Rekord“ gab – „unangenehmerweise“, jedoch mit umgekehrten Vorzeichen: Das antarktische Meereis bedeckte plötzlich eine so große Fläche wie „noch nie“ zuvor während der gesamten Satelliten-Ära. Aber aus irgendeinem Grund interessierten sich die Medien kaum dafür. Nur einige wenige Journalisten berichteten darüber, sonst meist nur kurz in der bunten Rubrik „Vermischtes“.

Darauf angesprochen, ließ sich der heute journal-Moderator Claus Kleber nicht zweimal bitten und nahm das Thema großzügig in seine Nachrichtensendung auf. Dafür sollte man ihm danken. Und dies war alles andere als selbstverständlich, denn Claus Kleber ist nicht gerade dafür bekannt, eine neutrale Position in der Klimadiskussion zu besitzen. In einer Klimasendung aus dem Februar 2012 hatte Kleber einseitig Partei für die Weltklimaratsseite ergriffen (siehe Rainer Hoffmanns Analyse bzw. Beitrag im kalte-Sonne-Blog). Die wissenschaftlichen Belege und Argumente einer stärkeren Berücksichtigung von natürlichen Klima-Faktoren am Klimageschehen stuft er darin abwertend als „Mindermeinung” ein. Klebers IPCC-unterstützende Redaktion wäre hingegen vollkommen unparteiisch: “Uns geht‘s wirklich um die Sache!” Fragt sich nur, welche Sache Kleber da eigentlich meinte.

Jetzt, mehr als ein halbes Jahr später, wollte Claus Kleber wohl endlich eine gewisse Unparteilichkeit beweisen, und untersuchte hierzu im heute journal also die beiden Eisrekorde. In der ZDF-Mediathek können Sie den Beitrag ab Minute 22:22 anschauen. Klebers Autorin des Beitrages, Hildegard Werth, strickte die Geschichte bezeichnenderweise um das Forschungsschiff Polarstern, das vom Bremerhavener Alfred Wegener Instituts (AWI) betrieben wird und gerade von einer Nordmeerfahrt heimkehrte. Zur Auswahl hätte sicher auch eine Schalte in die Neumayer-III-Antarktisstation gestanden, welche ebenfalls vom AWI betrieben wird. Dort hätten vor Kälte zitternde Forscher jedoch nichts über eine Klimaerwärmung berichten können. Vielleicht ist die Auswahl der Rahmenstory schon ein erster Hinweis darauf, welcher Pol der Autorin wohl eher am Herzen liegt?

Auftritt Peter Lemke, Physiker und Meteorologe am AWI. Und der schafft erst einmal „Klarheit“ und legt sich unnötigerweise sofort einseitig fest:

„Wir können die globale Erwärmung nicht anders erklären als durch die Zunahme an menschengemachtem CO2, in den letzten 50 Jahren.“

Wow. Weder Ruß, noch die wärmende Phase von Ozeanzyklen, noch die enorm hohe Sonnenaktivität der letzten Jahrzehnte scheinen hier einer Erwähnung wert. Statt einer wissenschaftlichen, feinen Grauabstufung haut Lemke mit dem Schwarz-Weiß-Holzhammer einfach drauf. Dies kommt nicht ganz überraschend, denn Lemke hatte sich bereits in der Besprechung des Vahrenholt/Lüning-Buches „Die kalte Sonne“ als überaus einseitiger Kommentator hervorgetan (siehe Medienecho vom 21.2.2012 im kalte-Sonne-Blog).

Aber ist Lemke eigentlich wirklich der unabhängige Wissenschaftler, der in der Klimadiskussion und im heute journal-Beitrag sachlich vermitteln könnte? Leider nein. Denn die Kleber-Mannschaft vergisst dem Zuschauer eine Winzigkeit mitzuteilen: Peter Lemke ist altgedienter Autor des Weltklimarats. Er hat bereits am letzten IPCC-Bericht von 2007 mitgewirkt und ist auch beim 5. Klimazustandsbericht des IPCC erneut maßgeblich beteiligt (siehe Pressemitteilung des AWI vom 23.6.2010). Lemke ist daher fest auf der alarmistischen Seite der Klimadiskussion verankert, und zugleich auch an den Geld-Töpfen der endlos sprudelnden Forschungs-Mittel für die Propheten des klimatischen Weltunterganges. Im Sinne einer ausgewogenen Berichterstattung hätte nun ein argumentativer Gegenpol zu Wort kommen müssen, oder zumindest ein neutraler Wissenschaftler. Warum fragte das ZDF eigentlich nicht z.B. Heinrich Miller, einen anderen AWI-Eisfachmann? Millers Sicht der Dinge sieht nämlich so aus:

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TV-Tipp: Klimawandelskeptiker – Ist was dran an ihren Argumenten? (Arte, 5.10.2012)

Update: Wiederholung 9.10.2012 auf Arte, 16:30 Uhr Am 5.10.2012 zeigt Arte um 08:25 Uhr die Sendung „Klimawandelskeptiker – Ist was dran an ihren Argumenten?“ aus der Reihe X:enius. Ankündigung der Sendung: Klimawandelskeptiker – Ist was dran an ihren Argumenten? – Wird sich die Warnung vor der menschengemachten Klimakatastrophe schon bald als falscher Alarm entpuppen? Ist die Theorie des Weltklimarats falsch, dass Kohlendioxid die Hauptursache für die Erwärmung sei? Ja, sagen Kritiker der etablierten Klimawissenschaft wie der ehemalige Umweltaktivist und heutige RWE-Manager Fritz Vahrenholt. Sie glauben, dass die Wirkung des Treibhauseffektes überschätzt werde. Vielmehr sei die Erwärmung der vergangenen Jahrzehnte überwiegend …

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Schulfernsehen wirbt für Greenpeace und BUND und vergisst dabei über die Hintergründe des Klimawandels aufzuklären

Erinnern sie sich noch an das Schulfernsehen von anno dazumal? In der Frühphase des TV gab es vormittags gar kein richtiges Programm. Wer dennoch unbedingt die Glotze anmachen wollte, der musste mit dem Schulfernsehen Vorlieb nehmen. Da stand also ein Pauker vor der Kamera und erklärte umständlich den Satz des Pythagoras. Nur Waschmaschine schauen ist langweiliger. Heute kann man vormittags sein TV-Unterhaltungsprogramm aus mehr als 30 Sendern zusammenstellen, da muss ja irgendwo etwas dabei sein. Nur eines wird man vermutlich vergeblich suchen: Das Schulfernsehen. Das muss nämlich jetzt auf die Nachtstunden ausweichen – und auch ins Internet. Die Webseite „Planet Schule“ ist so eine Schulfernsehen-Seite im Cyberspace. Sie beschreibt sich selbst wie folgt:

Planet Schule bietet hochwertige Inhalte für Lehrer, Schüler und natürlich alle Bildungsinteressierten. In „Filme online“ laden kurzweilige Schulfernsehsendungen zum Ansehen und Herunterladen ein.

Hochwertige Inhalte die auch in der Schule gezeigt werden können – da wollen wir gerne einmal probeschauen. Uns interessiert dabei natürlich besonders das Thema Klimawandel, das in der Wissenschaft noch immer kontrovers diskutiert wird. Eines ist bereits klar: Die vom Weltklimarat IPCC bislang verbreiteten Katastrophenszenarien scheinen sich in den allermeisten Bereichen nicht zu bestätigen. Es sollte daher Aufgabe der Lehrer sein, den Schülern belastbare Fakten zu vermitteln und sie dazu ermutigen, alarmistische Aussagen aus interessierten Kreisen nicht einfach ungeprüft zu übernehmen. Wie in vielen anderen Bereichen ist hier eigenes Denken und kritisches Nachfragen gefordert.

Beim Surfen auf Planet Schule fällt uns sofort die Sendung „Die Klimaschützer“ ins Auge. Die Sendung stammt aus dem Jahre 2011 und wurde auch im SWR-Fernsehen soeben wiederholt. Online kann man sie sich hier anschauen. Der Titel klingt spannend. Auf welche Weise wird das Klima hier eigentlich geschützt? Welche wissenschaftliche Grundlage hat dieser Klimaschutz? Da ein hochwertiger Film angekündigt wird, erwartet man eine gezielte fachliche Untermauerung der Klimabedenken, mit Darstellung natürlicher und anthropogener Klimafaktoren. Bezieht sich der Klimaschutzgedanke eigentlich auch auf die natürlichen Klimaschwankungen? Sollten diese unterdrückt werden, damit das Klima möglichst stabil bleibt? Schauen wir in den Film einmal hinein. Es sind nur 30 Minuten, das kann man nebenbei schon mal irgendwie einrichten.

Aber welch Überraschung. Im gesamten Film wird mit keinem einzigen Wort auf die vielfältigen Ursachen des Klimawandels eingegangen. Stattdessen wir plump behauptet, dass die beiden größten Übel dieser Welt Atom- und Kohlekraftwerke seien und diese daher zu bekämpfen seien. Hallo? Sieht so der moderne Unterricht aus? Der Lehrer ist Mitglied bei Greenpeace und nutzt seine Stellung aus, indem er einfach die Ansichten seiner Umweltorganisation im Klassenzimmer als gesicherte Wahrheit verbreitet? Wäre es dann vielleicht auch ok, wenn der Religionslehrer Mitglied bei Scientology ist und versucht, möglichst viele Schüler für seine Sekte zu begeistern? Oder gibt es da vielleicht doch noch eine gewisse Verantwortung zur Wahrung der Neutralität?

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Filmtipp: Klimawandel in der Arktis – Hat der Eisbär noch eine Chance? (BR 16.9.2012)

Am 16.9.2012 zeigt der BR von 21:15-21:45 Uhr im Rahmen der Reihe „Faszination Wissen“ die Folge „Klimawandel in der Arktis – Hat der Eisbär noch eine Chance?“. Ankündigung der Sendung: In diesem Sommer ist das Packeis in der Arktis erneut auf ein neues Rekordtief geschmolzen. Dem Eisbär schmilzt regelrecht der Boden unter den Füßen weg, und darunter befindet sich das offene Meer. Hat das Symboltier der Arktis überhaupt noch eine Chance zu überleben? Eile ist jedenfalls geboten, denn allein in diesem August schmolzen 75.000 Quadratkilometer Eis am Tag und damit mehr als je zuvor gemessen wurde. „Faszination Wissen“ begleitet ein …

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Filmtipp: Die Klimaschützer (SWR Fernsehen, 13.9.2012)

Am 13.9.2012 sendet der SWR von 07:30-08:00 Uhr die Doku „Die Klimaschützer“. Wer um diese Zeit noch schläft oder andere Dinge vorhat (zum Beispiel zur Arbeit zu fahren), der kann sich den Film von 2011 auch online anschauen. Ankündigung des Senders: Nach der Reaktor-Katastrophe in Japan ist entschieden: Deutschland steigt aus der Kernenergie aus. Alle Atomkraftwerke werden bis 2022 abgeschaltet. Dafür kämpften diese Menschen seit vielen Jahren: Vera Belsner, Anwältin und ehrenamtlich bei Greenpeace tätig, Yanna Josczok, Studentin und im Landesvorstand NRW der B.U.N.D.-Jugend, und Martin Hausding, Sendetechniker und ebenfalls bei Greenpeace engagiert. Alle drei verzichteten auf persönliche Freizeit und …

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Filmtipp: „Land unter – Forscher kämpfen gegen das Hochwasser“ (arte, 13.9.2012)

Am 13. September 2012 zeigt arte um 22:55 Uhr die Doku „Land unter: Forscher kämpfen gegen das Hochwasser“. Aus der Ankündigung des Senders: Längst bilden Hochwasserkatastrophen nicht nur mehr ein Problem für ferne Länder. Monsunregen und Flutwellen bedrohen zwar weiterhin Länder Asiens wie Bangladesch und Indien. Aber auch in Europa treten mit wiederkehrender Regelmäßigkeit die Flüsse über die Ufer und bedrohen das Hab und Gut der Menschen. Die Dokumentation zeigt die weltweite Bedrohung durch immer dramatischer werdende Fluten und ergründet den Stand der Wissenschaft. Überschwemmungskatastrophen häufen sich. Weltweit heißt es immer häufiger „Land unter“. Die Medien berichten über sintflutartige Regenfälle, die …

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Wissenschaftssendung Nano lässt der Sonne keinen Nanometer Klimawirkung: Fehlende Neutralität in der Berichterstattung wirft Fragen auf

Am 20. August 2012 beschäftigte sich die 3SAT-Wissenschaftssendung Nano wieder einmal mit dem Klimawandel. Frage diesmal: „Ist die Sonne Schuld, dass es wärmer wird?“. Eine spannendes Thema. Aber irgendwie ist schon in der Frage der Wurm drin. Weiß die Moderatorin Kristina zur Mühlen eigentlich, dass es in den letzten 12 Jahren gar nicht mehr wärmer geworden ist? Offensichtlich nicht, denn sonst hätte sie sich diesen Satz verkniffen:

“Überall auf der Erde steigen ja Schritt für Schritt die Temperaturen.”

Es wäre auf jeden Fall viel interessanter zu diskutieren, was denn eigentlich für den Erwärmungsstop verantwortlich ist, den keines der IPCC-Modelle vorhergesehen hat. Aber wollen wir mal nicht gleich so streng sein, und schauen uns an, was Nano zur Klimawirkung der Sonne so zu sagen hat. Und vor allem: Wen die Redaktion so zu Wort kommen lässt, denn die wissenschaftliche Ansichten gehen in dieser Diskussion bekanntlich weit auseinander.

Zum Einstieg in die Thematik zeigt Nano die Entwicklung von Temperatur, Sonnenaktivität und CO2-Gehalt für die letzten 100 Jahre (siehe Video oben ab Minute 2:06). Eine gute Idee möchte man meinen. Aber halt, warum ist denn die Sonnenkurve so flach? Wer sich ein bisschen in der Materie auskennt, weiß, dass die Sonnenaktivität im 20. Jahrhundert signifikant zugenommen hat. Nano hat jedoch die y-Achse so sehr gestaucht, so dass man kaum noch Änderungen in der Sonnenaktivität wahrnehmen kann. Das ist ziemlich unsportlich, liebe Nano-Redaktion! Also, hier ist die Abbildung nochmal in neutraler, unparteiischer Darstellung (Abbildung 1):

Abbildung 1: Entwicklung der Sonnenaktivität während der letzten 150 Jahre am Beispiel der Sonnenflecken und des Sonnenmagnetfeldes (nach Mufti & Shah 2011).

 

Man erkennt schön den Anstieg von Temperatur und Sonnenaktivität bis in die 1940er Jahre hinein, dann bildet sich in beiden Kurven eine Art Plateau aus. Auch das passt. CO2 steigt während dieser Plateau- bzw. Abkühlungsphase unbeirrt weiter an. Dies ist dem Nano-Team jedoch keinen Kommentar wert. Ende der 1970er Jahre steigt dann die Temperatur wieder, während die Sonnenaktivität auf einem hohen Niveau verharrt. Da das CO2, wie bereits zuvor, weiter ansteigt, wird dies schnell als Beweis für die Klimakraft des Treibhausgases herangezogen. Hier „wird der wahre Auslöser der Erwärmung mehr als deutlich“. Ein seltsamer Beweis, denn: Korrelation ist nicht gleich Kausation. Wenn man die Nano-Denkweise anwenden würde, hätte sich das CO2 als Klimatreiber in der Zeit 1940-1977 bereits selbst disqualifiziert, denn da laufen Klima- und CO2-Kurven eklatant auseinander.

Nachdem dies schon mal schön schiefgegangen ist, fallen weitere wichtige Auslassungen auf: Warum weist das Fernsehteam nicht auf die Wirkung der Ozeanzyklen hin? Ein nicht unbedeutender Anteil der Erwärmung 1977-2000 geht auf die anteigenden Ozeanzyklen im Pazifik und Atlantik zurück (PDO und AMO). Und warum nimmt Nano überhaupt die Sonnenflecken als Maß für die Sonnenaktivität. Es gibt doch noch etliche andere Näherungsgrößen, zum Beispiel das Sonnenmagnetfeld (Abbildung 1). Und gerade dieses zeigt Erstaunliches: Der Spitzenwert der Entwicklung war nicht etwa in den 1950/60er Jahren sondern in den 1980/90er Jahren, also zur Zeit der letzten Erwärmungsphase. Plötzlich sieht dies doch alles schon ganz anders aus. Wenn Nano jetzt noch auf die Trägheit des Klimasystems eigegangen wäre, nämlich dass auch ein hohes solares Aktivitätsniveau durchaus die Temperaturen noch mehrere Jahrzehnte aufheizen kann, bis endlich ein klimatisches Gleichgewicht erreicht wird, dann wäre es perfekt. Leider bringt die Redaktion gar nichts davon. Passte wohl nicht in die Story.

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Filmkritik: Der Klimaschock – Profiteure, Kosten und Verlierer

Es ist doch immer wieder aufschlussreich, in alten Fotos zu wühlen oder in alten Tagebuchaufzeichnungen zu stöbern. Was hatte der Franz denn für einen seltsamen Haarschnitt damals? Und was hatte denn die Jutta damals für schräge Ansichten?

Aus diesem Blickwinkel wollen wir uns heute einmal einen alten Klimawandel-Doku-Schinken mit dem Titel „Der Klimaschock – Profiteure, Kosten und Verlierer“ vornehmen, der im Mai 2007 im WDR seine Erstaufführung hatte. In Kürze wird der Film auf dem ARD-Kabelsender Einsfestival wiederholt (29.8.2012 und 30.8.2012). Alternativ kann man sich den Streifen auch auf youtube anschauen:

 

 

Bereits der Titel weckt Interesse: Klar, beim Klimawandel geht es auch um viel Geld. Wenn die apokalyptischen Prognosen zutreffen sollten, geht es um enorme Schadenssummen bzw. riesige Kosten durch Umbau unserer Industriegesellschaft. Falls sich aber die Klimawarnungen als übertrieben herausstellen sollten, so werden enorme Gelder unsinnig vernichtet und in fragwürdiger Weise umverteilt. Es lohnt sich also wirklich, das Thema näher zu beleuchten.

Zunächst sei erwähnt, dass das Autorenteam des Films, Gudrun Thoma und Sebastian Schütz, klar hinter den IPCC-Prognosen steht und diese auch nicht anzweifelt. Grundannahme und die hieraus abgeleitete Frage des Films ist:

Immer mehr Stürme, Hochwasser, Hitzewellen – auch in Deutschland. Das Klima spielt verrückt. […] Der Klimawandel ist da. Werden wir uns dieses neue Wetter leisten können?

Schon damals, vor mehr als fünf Jahren, mischte Claudia Kemfert kräftig mit und darf im Film ein Szenario anführen, bei dem es bis ca. 2050 bis zu 800 Milliarden Euro Klimaschäden in Deutschland geben würde. Auch der fragwürdige Stern-Report wird zitiert, in dem eine Weltwirtschaftskrise wegen der Klimakatastrophe sowie der Zusammenbruch der Finanzmärkte vorausgesagt wurde. Tja, wie wir heute wissen, braucht es dafür gar keinen Klimawandel… Stern drohte zudem, dass die Kosten des Klimawandels schlimmer und teurer sein werden als die Folgen beider Weltkriege, wenn nicht sofort etwas dagegen unternommen wird. PIK‘s Ottmar Edenhofer lobt den Klimaschutz à la Stern im Film als gutes Investment.

Wenn man die wissenschaftlichen Zusammenhänge etwas kennt, müsste man eigentlich mit den Autoren des Films etwas böse sein. Neueste Forschungsergebnisse zeigen zweifelsfrei: Ein unnatürliche Zunahme ist in den diversen Extremwetter-Disziplinen bislang nicht festzustellen (siehe unsere Blog-Artikelübersicht hier). Dies hat im Prinzip auch der letzte IPCC-Extremwetter-Bericht bestätigt. Wie kann man nur einen solch alarmistischen Film machen, wenn die Fakten doch eine ganz andere Sprache sprechen? Aber lassen wir das mal beiseite. Nehmen wir einmal an, dass sich die Film-Autoren einfach auf die Aussagen des Weltklimarats verlassen haben, so wie es viele Klimaskeptiker früher ebenfalls getan haben, bevor sie durch Diskrepanzen schließlich hellhörig wurden.

Dafür schneiden die Filmemacher eine andere, sehr interessante Frage an, nämlich wer eigentlich von den ganzen Maßnahmen profitiert. Der Sprecher im Film sagt hierzu bemerkenswerte Dinge:

„Es geht nämlich ums Geld. Und das macht die Sache sexy und modern. Begriffe wie Investment, Rendite und Cash Flow spielen plötzlich eine Rolle. Profit durch Klimaschutz. Das ist neu. Und weckt Begehrlichkeiten. Vorreiter in diesem Bereich ist die Münchener Rück Versicherung, der Versicherer aller anderen Versicherungsunternehmen. Über 30% Gewinnsteigerung im Jahre 2006. Die Münchener Rück versteht was vom Geschäft mit dem Klima.“

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Gruselige Extremwetter-Talkrunde im Geomar-Schuppen: ZDF pflegt das Klimahorror Genre

Nachdem sich die Temperatur seit 14 Jahren nicht mehr an die IPCC-Vorgaben hält, haben sich die Anhänger der Klimakatastrophe ein neues Betätigungsfeld gesucht, nämlich das Extremwetter. Dieser Bereich hat einige Vorteile. Seit jeher wird die Erde regelmäßig von Gewittern, Überschwemmungen, Dürren und Waldbränden heimgesucht. Jedes Jahr gibt es auf der ganzen Welt zahlreiche dieser Ereignisse, so dass es stets einen guten Aufhänger für das Schüren der Extremwetterangst gibt. Das Thema ist zudem ausreichend gruselig, so dass die Medien gerne darüber berichten. Und wer könnte an diesem Wetterchaos wohl Schuld haben? Natürlich, es muss ja wohl der alles kontrollierende Mensch sein, wer denn sonst. Beim nächsten Gewitter sollten wir uns daher ernsthaft Gedanken darüber machen, wie wir unser Benehmen auf dieser Erde verbessern könnten, damit wir in Zukunft von derlei atmosphärischen Strafen verschont bleiben. So oder so ähnlich wird es uns jedenfalls immer erzählt.

Am 25. Juli 2012 lief auf 3SAT die Wiederholung einer Klimatalkshow der anderen Art aus dem Genre des „Extremwetterhorror“. Der Film „Terra X: Wilder Planet – Mit Feuer und Flut“ stammt ursprünglich aus dem Jahr 2009 und ist in der Online-Mediathek des ZDF aufrufbar. Schon die Ankündigung lässt einen kalten Schauer über den Rücken laufen:

„Das Wetter wird immer extremer – mit Schuld daran ist der Klimawandel. Auch in Europa können sich in Zukunft extreme Unwetterszenarien abspielen: Hagelstürme, Trockenperioden, harte Winter. Naturgewalten sind unberechenbar. Sobald die Naturgewalt Wetter ihre gewohnten Bahnen verlässt, ist sie imstande regelrechte Katastrophen auszulösen – auch Europa blieb von solchen Schicksalsschlägen in der jüngsten Vergangenheit nicht verschont. Orkane, Starkniederschläge, extreme Hitze- und Kälteperioden, all das hat es auch in Europa gegeben. Wissenschaftler mahnen: Unwetter können sich in Zukunft häufen.“ 

Genüsslich werden im Film die Highlights der Extremwetterszene aus dem letzten Jahrzehnt präsentiert:

  • 2002: Jahrhundertflut in Deutschland und Osteuropa
  • 2003: Extremsommer mit Dürre in Südeuropa, starkes Gletscherschmelzen in den Alpen
  • 2005: Extremwinter in Europa, Alpenhochwasser
  • 2006: Sturm Kyrill
  • 2006: Überflutungen nach extremem Schneefall und anschließender Schmelze,
  • 2007: extreme Dürre südlich der Alpen

Zur Umrahmung der Handlung hat das ZDF eine Talk-Runde in einem Schuppen des Kieler Geomar Instituts inszeniert. Mit dabei ist der unvermeidliche Lokalmatador Mojib Latif, der Alpenexperte Albert Sudy von der Österreichischen Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik sowie der Katastrophenmanager Wolf Dombrowsky. Der ganze Auftritt wirkt jedoch so steif und wenig spontan, dass die scripted reality schnell auffliegt. Etwas unbeholfen geben sich die Forscher gegenseitig Stichworte, was etwas komisch wirkt.

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TV-Tip: Die Sonne – Ein Star im Universum (arte, 11.8.2012)

Am 11.8.2012 zeigt arte um 11:15-12:20 Uhr die Filmdoku „Die Sonne – Ein Star im Universum“. Ankündigung des Senders:   Millionen Mal größer als die Erde bildet die Sonne das imposante Zentrum unseres Universums Doch was wissen wir über sie, ihre Beschaffenheit und ihre Wirkung auf unseren Planeten? Seit Menschengedenken fand jedes Zeitalter eigene Antworten auf diese Fragen.  Die Dokumentation schlägt den Bogen, besucht steinzeitliche Kultstätten und präsentiert neueste wissenschaftliche Erkenntnisse. Dokumentarfilm von John Lynch und Michael Lachmann Großbritannien, 2006, 59mn Produktion: BBC   Der Film ist auch auf Youtube verfügbar (Teil 1 von 5): Teil 2, Teil 3, Teil 4, …

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Emotionen statt Fakten: Harald Lesch’s ZDF-Doku „Tatort Erde – Das Klima im Visier“

Harald Lesch ist gelernter Astrophysiker und obendrauf noch ein äußerst begabter Vortragender, der komplexe Sachverhalte in verständlicher Weise  erklären kann. Wenn Lesch gut in Form ist, macht es richtig Spass, ihm bei seinen Ausführungen zu lauschen. Seine mitreißende Art hat wohl 2008 auch das ZDF bewogen, ihm die Führung des Wissenschaftsmagazins Abenteuer Forschung zu übertragen. Das Nachsehen hatte damals der etwas steifere Joachim Bublath, der diese Sendung viele Jahre moderierte und kurzerhand in Rente geschickt wurde. Bublath hatte 2007 eine bemerkenswerte Sendung zum Klimawandel gemacht, die durchaus kritisch mit den Visionen des IPCC zur Klimakatastrophe umging. Die Sendung wird dem Weltklimarat nicht so recht gefallen haben. Es war sicher nur Zufall, dass Bublath kurz darauf gehen musste.

Mit Nachfolger Lesch müssten die deutschen IPCC-Vertreter nun jedoch sehr zufrieden sein. Der Pfeifenraucher des Jahres 2009 setzt sich vehement für die mediale Verbreitung des Katastrophengedankens ein und lässt keine Gelegenheit aus, die moralische Überlegenheit des Klimaalarmismus herauszustellen. So auch am 22. Mai 2012, als Lesch im Rahmen seiner Forschungs-Reihe die Folge „Tatort Erde: Das Klima im Visier“ kredenzte. Zur Einstimmung in das Thema produzierte der Moderator auch eine 11-minütige Standup-Lecture, die auf der Webseite des Senders abgerufen werden kann. Hier geht Lesch sehr viel deutlicher zu Werke als in der eigentlichen Sendung. Zunächst versucht er das „Klimaskeptiker-Phänomen“ psychologisch zu erklären. Es handele sich um Menschen mit einer irrigen Ansicht, die nur noch Webseiten ähnlich denkender Zeitgenossen lesen und sich da gegenseitig bestätigen. Lesch hat dafür eine schöne Formulierung: „Klimaskepsis die sich im Netz rumtreibt“. Weil alle anderen, mit denen man zu tun hat, das Gleiche denken, glauben die Skeptiker am Ende, dass sie wohl Recht haben müssen. Eine interessante Theorie.

Leider versäumt Lesch zu erwähnen, dass man genau das Gleiche auch über die klimaalarmistische Seite sagen könnte. Auch dort wird überwiegend auf den eigenen Webseiten gesurft und unbequeme Gegenargumente mit wackeligen Hilfsannahmen beiseite gewischt. Und noch schlimmer: Man richtet Konferenzen aus, zu denen Klimaskeptiker als Vortragende keinen Zugang haben. Die Skeptiker hingegen laden die Gegenseite regelmäßig zu ihren Veranstaltungen ein. Leider sagen jedoch die Klimaalarmisten Ihre Teilnahme fast immer ab, so dass offenbar kein Interesse an einem wissenschaftlichen Diskurs seitens der IPCC-Vertreter besteht. Auch diesen Umstand lässt Lesch in seiner Mini-Vorlesung leider aus. Er wirbt zwar für fachliche Diskussionen der beiden Gruppen, da Argumentation das Wesen der Wissenschaft darstellt, macht aber selbst keine Anstalten, eine solche Diskussion in seinen Filmen ernsthaft zuzulassen. Auch im gleich noch zu besprechenden Abenteuer-Forschung-Film werden wichtige Gegenargumente meist einfach ignoriert.

In seinem kleinen Appetitanreger erläutert Lesch dann, dass sich im Grunde alles um „Drends“ handelt. Für Zuschauer außerhalb von Hessen buchstabiert der Moderator das Wort dann nochmal „T, R, E, N, D, S“, womit nun klar sein sollte, dass die Erwärmung der vergangenen 150 Jahre gemeint ist. Richtig, die Erwärmung zweifelt ja auch gar keiner an.

Der zweite Teil des Vortrags wird der Komplexität des Themas jedoch in keiner Weise gerecht und führt die Zuschauer kräftig in die Irre. Lesch versucht den Wasserdampfverstärker zu erklären, ohne den das CO2 nur ein zahnloser Tiger wäre. Vom IPCC favorisierte ominöse Verstärker über Wasserdampf und Wolken sollen die Klimawirkung des angeblich CO2 vervielfachen, wobei die Prozesse selber jedoch noch kaum verstanden sind. Mit diesen eklatanten Verständnislücken der Verstärker will Lesch die Zuschauer aber offenbar nicht behelligen und lässt sie bewusst in dem Glauben, dass hier schon alles bestens wissenschaftlich unter Kontrolle wäre. Ein fragwürdiges Vorgehen. Der Moderator spricht dagegen von einem Teufelskreis von Verstärkungsfaktoren, auf den es in den aktuellen Messdaten jedoch noch keinerlei Hinweis gibt. Warum erwähnt Lesch nicht, dass der Wasserdampfgehalt der Atmosphäre seit nunmehr 14 Jahre gar nicht mehr angestiegen ist (siehe unser Blogartikel „Der ominöse Wasserdampfverstärker für das CO2 spielt weiter Versteck: Wasserdampfkonzentration in der Atmosphäre in den letzten 14 Jahren offenbar nicht angestiegen“)?

Nein, das würde wohl der simplistischen Kernbotschaft der kommenden Klimakatastrophe widersprechen. Also lieber die großen Unsicherheiten weglassen. The Science is settled. Zumindest in der abenteuerlichen Lesch-Forschungswelt. Daher kann er an seiner These munter weiter fabulieren und stellt allerlei langweilige Dinge fest:

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Filmkritik zu „Klimawelten – Von den Kap Verden zur Hudson Bay“: Interessante Gespräche am Ende der Welt mit fachlichen Defiziten

Mitte Juli 2012 lief auf Arte der neue Dokumentarfilm “Klimawelten – Von den Kap Verden zur Hudson Bay”. Autor des Films ist die Soziologin und Filmemacherin Tink Diaz. Auf ihrer Webseite schreibt Diaz über den Film:

Eine Gruppe von jungen Sozial- und Kulturwissenschaftlern erforscht zurzeit [die] „menschlichen“ Folgen des Klimawandels an ausgewählten Küstenorten der vier Weltmeere. Die Doktoranden sammeln Daten, die für die Entwicklung von Klimaschutzstrategien weltweit dringend benötigt werden. Wir begleiten zwei dieser jungen Forscher mit unserer Kamera – die Ethnologinnen Jelena Adeli und Claudia Grill. Sie forschen an den denkbar unterschiedlichsten Orten der Welt: die eine in West Afrika, die andere am Rand der kanadischen Arktis. Die beiden wollen wissen, ob die lokalen Bevölkerungen die Zunahme von verheerenden Stürmen, Dürre und schmelzendem Eis wahrnehmen, und wenn ja: wie sie diese Veränderungen deuten. Als Strafe Gottes? Oder – ähnlich wie vielerorts in der westlichen Welt – als eine Art von Wetterkapriole, wie es sie immer schon mal gegeben hat? Jelenas und Claudias Forschungsmethode ist die teilnehmende Beobachtung. Und so tauchen auch wir mit unserer Kamera für eine Weile hinein in die Lebenswelt von dürregeplagten afrikanischen Bauern und Fischern. Ebenso lernen wir sub-arktische Jäger und Fallensteller kennen, die das schmelzende Eis weder als von Menschen verursacht interpretieren, noch als Bedrohung empfinden. Doch nur 300 km weiter nördlich treffen wir zusammen mit Claudia auf Inuit, die das alles wiederum anders sehen….

Der Film ist auf youtube anschaubar. Auch auf der Arte-Webseite wird er demnächst möglicherweise zur Verfügung gestellt.

Ziel des Films ist es herauszufinden, was die Menschen in den beiden Studiengebieten über den Klimawandel denken. Es geht explizit nicht darum, die wissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels darzustellen und zu diskutieren, sagt die Filmemacherin in ihrer Doku. Den Ball nehmen wir daher gerne auf und wollen im Folgenden überprüfen, ob die im Film enthaltenen Aussagen zum Klimawandel plausibel sind und in welchem Kontext sie zu sehen sind.

Der erste Teil des Films spielt in Churchill an der kanadischen Hudson Bay, wo die Österreicherin Claudia Grill ihre soziologischen Forschungen durchführt. Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass sich das arktische Meereis in der Bucht in den letzten Jahrzehnten immer später im Jahr bildet und im Frühling dann auch wieder früher aufbricht. Dadurch haben die Eisbären in der kalten Jahreszeit weniger Zeit, um auf dem Eis herumzulaufen und nach Robben zu jagen. Stattdessen lungern die Bären nun verstärkt in Churchill herum. Eine erste Anpassung an den Klimawandel wäre, dass die Leute in Churchill jetzt den Schlüssel im Auto stecken lassen, damit sich die Bevölkerung im Falle eines Eisbärenangriffs im jeweils nächstgelegenen Wagen in Sicherheit bringen können. Im Film wird zudem die These aufgestellt, dass die Eisbären daher in 30 Jahren ausgestorben sein werden und ihre Zahl angeblich bereits abgenommen hätte. Dies würde dann zu einem ökonomischen Desaster führen, da die Leute in Churchill momentan noch viel Geld mit dem Eisbärtourismus verdienen.

Wir wollen dies kurz überprüfen. Die Meereisbedeckung hat in den vergangenen 30 Jahren in der Tat abgenommen (Abbildung 1), was gut zu einer insgesamt kürzeren Meereis-Saison in der Hudson Bay passen würde. Dabei sollte man jedoch auch beachten, dass die Meereisbedeckung in den letzten 5 Jahren relativ stabil geblieben ist.

Warum hat die Meereisbedeckung in den letzten Jahrzehnten eigentlich abgenommen? Klar, es ist 1977-2000 wärmer geworden, da ist es normal, dass auch das arktische Meereis schmilzt, bis wieder ein Gleichgewicht erreicht ist. Da dies aufgrund der Trägheit des Systems nur zeitverzögert passiert, erklärt sich auch das Schmelzen bis 2007. Was im Film leider überhaupt nicht angesprochen wurde, ist der Umstand, dass diese Meereisschmelze keinesfalls ein „noch niemals dagewesenes Ereignis“ darstellt. Vor etwa tausend Jahren, zur Zeit der Mittelalterlichen Wärmeperiode gab es nämlich bereits ähnlich meereisarme Bedingungen im arktischen Raum. Die Wikinger nutzten die Situation aus und kreuzten mit ihren Schiffen munter durch das eisarme Nordpolarmeer, auf dem Weg nach Island, Grönland und Neufundland. Die damals in der Hudson Bay lebenden Inuit und Cree-Indianer mussten ganz ähnliche Dinge erlebt haben wie sie sich heute abspielen. Leider konnten die Naturvölker ihre Erfahrungen nicht schriftlich festhalten, so dass man die Eisarmut in der Hudson Bay während der Mittelalterlichen Wärmeperiode gerne übersieht. Auch der Film ignoriert dies leider, so dass ein verzerrter Kontext entsteht. Die Möglichkeit, dass die heutige Eisschmelze vielleicht nur Teil der natürlichen Klimazyklik ist, bleibt unerwähnt. 

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TV-Tipp: „Waldbrände, die Geißel der Zukunft?“ (Arte, 26.7.2012)

Am 26.7.2012 zeigt Arte um 22:25-23:20 Uhr den Dokumentarfilm „Waldbrände, die Geißel der Zukunft?“. Ankündigung der Sendung: Waldbrände treten in den letzten Jahren weltweit immer häufiger auf. Erderwärmung in Folge des Klimawandels und großflächige Brände scheinen eine fatale Wechselwirkung einzugehen. Die Dokumentation berichtet nicht nur von der aktuellen Situation, sondern zeigt auch Wissenschaftler auf der Suche nach Lösungsstrategien, denn es steht zu befürchten, dass Waldbrände in Zukunft weltweit Menschen aus ihren bisherigen Lebensräumen verdrängen werden.