Superminister Lauterbach: Sein Tag hat offenbar 48 Stunden

Karl Lauterbach ist beneidenswert. Neben seinem Amt als Minister in der Bundesregierung findet er nicht nur Zeit für zahlreiche TV-Auftritte, er schrieb auch ein Buch. Das wurde gerade vorgestellt. In einem Interview bei Radio Eins wird er von Volker Wieprecht und Claudia Kemfert interviewt. Wer hier allerdings Kritik an Lauterbachs Thesen erwartet, der dürfte schwer enttäuscht werden. Es werden eher Stichworte durch Wieprecht und Kemfert gegeben, um das Buch von Lauterbach zu promoten. Lauterbach wagt sich über sein Kernthema hinaus und scheint sich schon in einer Rolle als Superminister zu sehen, der nicht nur für Gesundheit zuständig ist, sondern auch für Wirtschaft und Umwelt. Pandemie, Krieg um Öl und Wasser, Wanderungsbewegungen, Niederschlagsvorhersagen. Lauterbach nimmt alles mit. Der Auftritt wird auch hier thematisiert.

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Die Nominierung für den Auweiha Award 2022 geht im März an Katharina Barley von der SPD.
Die twitterte folgendes:

“Am Horizont qualmen die Reaktoren“. Nein Frau Barley, das sind Kühltürme, aus denen Wasserdampf aufsteigt. Qualmende Reaktoren haben je nach Brennstoff ganz andere Farben, Sie müssen sich das eher wie Nordlichter vorstellen, so rein von der Ästhetik her. Was da aufsteigt ist übrigens auch kein CO2, auch wenn es Menschen gibt, die vorgeben, die Moleküle mit bloßem Auge zu erkennen. Gäbe es mehr Anlagen wie die auf dem Bild, hätte Deutschland aktuell deutlich weniger Probleme. Und außerdem befindet sich die EU bzw. die NATO nicht in einem Krieg. Wieso Sie daher auf das Kriegsziel Kernkraftwerk kommen, das ist schleierhaft. Vielleicht haben Sie ja andere Informationen?

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Der Verband Kerntechnik Deutschland e.V. (KernD) kommentiert die Entscheidung der Regierung, die verbleibenden Kernkraftwerke nicht über den 31.12.2022 hinaus zu betreiben. Oder soll man besser sagen, er nimmt die Stellungnahme auseinander?

“Der Branchenverband KernD hält wie oben ausgeführt die Argumente und Annahmen der Bundesregierung, die der Einschätzung zugrunde liegen, dass ein Weiterbetrieb von Kernkraftwerken in der aktuellen Situation nicht empfehlenswert sei, für nicht stichhaltig. Im Gegenteil können die Kernkraftwerke in einer Gasmangellage oder gar einer allgemeinen energiewirtschaftlichen Notlage in Deutschland mit ihrer grundlastfähigen Stromerzeugung einen entscheidenden Beitrag zur Energiesicherheit leisten, ohne unverhältnismäßigen Aufwand zu erzeugen. Die Anlagen, das Personal, das Know-how, die Lieferketten – kurzum das technisch-wirtschaftliche Gesamtsystem der Kerntechnik – sind schließlich alle noch vorhanden, anders als LNG-Terminals, zusätzliche Strom- und Gasleitungen, viele zusätzliche erneuerbare Erzeugungsanlagen oder Bezugsverträge über sehr große Mengen Flüssiggas vom umkämpften Weltmarkt. Nicht zuletzt würden die Kernkraftwerke auch im Weiterbetrieb CO2-armen Strom bereitstellen, der mit günstigen und stabilen Erzeugungskosten die Entwicklung am Strommarkt stabilisieren würde.

Ein effektiver Beitrag der Kernenergie zur Vorbeugung oder Verhinderung einer potentiell massiven Energiekrise erfordert rasche politische Weichenstellungen, denn wenn politische Zögerlichkeit und eine offenbar aktuell von der Bundesregierung nicht erwartete Zuspitzung im Energiebereich zusammenfallen sollten, wird es für wirksame Maßnahmen hinsichtlich der Kernkraftwerke möglicherweise zu spät sein. Wie lange ein weiterer Beitrag der Kernenergie sinnvoll ist, hängt von den geopolitischen und energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen ab. Die Möglichkeit eines mittel- statt nur kurzfristigen Weiterbetriebs ist aber gewiss kein Nachteil oder gar Hinderungsgrund, da etwa die Europäische Kommission jüngst angekündigt hat, mit ihrer Initiative REPowerEU auf eine Unabhängigkeit von Russland bei fossilen Energieträgern bis 2027 zu zielen.”

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RWE prüft laut Tagesschau, welche ausgemusterten Kohlekraftwerke wieder in Betrieb gehen könnten. Der Konzern spricht sich außerdem für weitere Kohleimporte aus Russland aus.

“RWE hat sich heute anlässlich der Vorlage seiner Geschäftszahlen aber gegen einen Stopp russischer Energielieferungen nach Deutschland ausgesprochen. Dies hätte auf Grund der hohen Abhängigkeit massive Konsequenzen, so Vorstandschef Krebber bei der Bilanzpressekonferenz in Essen: „Ein sofortiger Stopp hätte ungeahnte Folgen für die Wärmeversorgung der Haushalte.“ Eine längere Lieferunterbrechung dürfte zudem die Produktionsanlagen der Industrie und des Mittelstandes nachhaltig schädigen.”

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Die Emissionen in Deutschland steigen wieder. Der Spiegel berichtet über einen Anstieg in 2021 gegenüber 2020, dem ersten Jahr mit Corona und Lockdowns. Allerdings schreibt der Spiegel nur ganz verschämt darüber, dass sich die Berechnungen bzw. der Anstieg auf den verminderten Wert 2020 beziehen.

“Allerdings sind die Klimastatistiken seit Ausbruch der Coronapandemie mit Vorsicht zu genießen. Denn die vergangenen zwei Jahre haben die eigentliche Klimabilanz verfälscht: Weil die deutsche Wirtschaft im Jahr 2020 und 2021 teilweise heruntergefahren werden musste, viele Menschen im Homeoffice arbeiteten und weniger reisten. Vor einem Jahr feierten viele noch die historischen Einbrüche klimaschädlicher Gase, sogar die zuvor fast verfehlten deutschen Klimaziele von 2020 waren plötzlich leicht zu erreichen. Aus diesem Coronatief heraus steigen die Emissionen nun wieder an. Dennoch liegen sie weiterhin unter dem Ausstoß von 2019 – dem letzten »normalen« Jahr.”

(Abbildung: Screenshot Umweltbundesamt.de)


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3.000 Arbeitsplätze will der schwedische Batterieproduzent Northvolt beim Bau einer Batteriefabrik in Heide in Schleswig-Holstein schaffen. Das Unternehmen, an dem VW zu 20% beteiligt ist, will ab 2025 dort laut Manager Magazin Batterien produzieren und recyclen.

“Das Unternehmen hatte am Montagabend seine Pläne den Gemeinden vor Ort vorgestellt. Eine entsprechende Absichtserklärung werde gemeinsam mit der Landesregierung sowie der Region Heide unterzeichnet, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Parallel zur Fertigung soll eine Anlage zum Recycling von Altbatterien ausrangierter E-Autos entstehen. Details zu der Recycling-Anlage nannte Northvolt nicht. Das Unternehmen will bis 2030 die Hälfte seines Rohstoffbedarfs aus Recycling decken.”

Mercedes Benz hat eine Batteriefabrik in den USA errichtet, wie RND berichtet.

“Künftig will Mercedes in Tuscaloosa die Elektromodelle EQE SUV und EQS SUV produzieren – Batterien sind hier von zentraler Bedeutung. Die Autobranche befindet sich im Umbruch, die Herausforderungen sind riesig. So fließen zum Erreichen der Klimaschutzziele Milliarden in E-Mobilität. Auch Mercedes hat sich viel vorgenommen: „Wir werden bereit sein, wenn die Märkte bis zum Ende des Jahrzehnts vollständig auf Elektroautos umstellen“, versprach Vorstandschef Källenius schon im vergangenen Jahr. Schon 2025 soll der Anteil von vollelektrischen oder Plug-in-Autos bei 50 Prozent der Neuverkäufe liegen.”

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In Japan helfen Solarflächen den Greifvögeln, aber anders als man auf den ersten Blick denkt. Ein Problem mit großen Solarfeldern scheinen Krähen zu sein, die Steine auf die Module werfen und sie so zerstören. Falken sollen das Problem lösen, weil die es offenbar schaffen, Krähen zu vergrämen.  Ein entsprechender Tweet berichtet davon.

Warum Krähen das machen, ist unklar. Die Module werden auch nicht durch das Auftreffen selbst zerstört, sondern durch spätere Überhitzung an den Stellen, an denen Steine liegen. Stichwort Solar: Forscher des MIT haben jetzt möglicherweise ein anderes Problem gelöst. Das Verschmutzen der Solarflächen mit Staub und Sand.

“Obwohl das Verfahren keinen Tropfen Wasser braucht, benötigt es Luftfeuchtigkeit. Idealerweise sollte diese bei über 30 Prozent liegen. Grund dafür ist ein Bestandteil von Staub namens Siliziumdioxid, der Feuchtigkeit anzieht. „Solange die Luftfeuchtigkeit größer als 30 Prozent ist, kann man fast alle Partikel von der Oberfläche entfernen, aber mit abnehmender Luftfeuchtigkeit wird es schwieriger“,  erklärt Panat auf der MIT-Webseite.  In Trockengebieten, wie Wüsten stelle das aber trotzdem kein Problem dar, solange die Reinigung der Solarmodule morgens stattfinde. Die Luftfeuchtigkeit steige dort in den frühen Stunden des Tages aufgrund der Taubildung hoch genug an, um das Verfahren anzuwenden.”

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MOZ-Abonnenten haben einen großen Vorteil. Sie können nämlich auf moz.de ein hochspannendes Interview von Jochem Marotzke lesen, das dort am 11.3.2022 erschienen ist:

Klimaforscher Jochem Marotzke: Warum übertriebene Angst vorm Klimawandel unbegründet ist

Der renommierte Klimaforscher Jochem Marotzke glaubt nicht, dass die Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzt werden kann. Aber auch nicht, dass die Welt deswegen untergeht. Leider sehen sich aber viele Forscher als Aktivisten, kritisiert er im Interview. Das könnte noch sehr gefährliche Folgen haben.

Weiterlesen auf moz.de

Übrigens, es gibt ein kostenloses 4-wöchiges Probeabo. Allein für diesen Artikel wäre es gut eingesetzt.

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Nebelspalter am 14.3.2022:

Werden deutsche AKW doch länger laufen?

Eigentlich will Deutschland Ende Jahr seine verbleibenden drei Kernkraftwerke abstellen. Doch wegen der unsicheren Gaslieferungen aus Russland steigt der Druck, diese länger am Netz zu halten.

Weiterlesen im Nebelspalter

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Dallas News:

How can Europe stop using Russian gas? Nuclear power and fracking

Burning wood pellets isn’t going to do it.

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Buch von Fabian Brunner:

Naturgesetz Klimawandel – Das Versprechen der Energiewende und ihr Scheitern in der Praxis

Hier bestellbar.

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