Pumpspeicherbetreiber in Österreich aufgepasst!

Deutschlands Nachbarn verfolgen weiter eine Kernenergie-Strategie. Die Niederlande planen ein Kernkraftwerk in Eemshaven, nahe der Grenze zu Deutschland. Die Nordwestzeitung (Bezahlschranke) berichtet.

Auch in Polen gehen die Pläne weiter. Sechs Reaktoren sind dort geplant. Sie sollen zwischen 2033 und 2043 ans Netz gehen. Weiterlesen (englischer Artikel!) hier.

Estland setzt auf SMR (Small Modular Reactors). Detector.fm mit zwei unterschiedlichen Ansichten dazu von Mycle Schneider und Rainer Moormann. Zum Anhören hier lang.

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Was macht die deutsche Stromversorgung in Zukunft in Zeiten von Schwachwind? Ein Blick auf das Chart von Agora für Februar 2021 und die Frage stellt sich (mal wieder) zurecht. Mitte Februar war die Erzeugung von Windstrom auf einem sehr niedrigen Niveau. Windstrom kam am 12.02.2021 auf 3,2 GW Leistung, Solar steuerte etwa 5 GW Leistung in der Spitze dazu. Gebraucht wurden aber um die 70 GW, wie man an dem Chart sehen kann. Würde man sich nur auf Wind und Solar verlassen dann müssten die Kapazitäten mindestens um den Faktor 20 steigen bei ähnlichen Wetterverhältnissen, denn Solar fällt in der Nacht weg. Auf Deutschland bezogen wären es 600.000 Windkraftanlagen und die Hoffnung, dass der Wind niemals ganz einschläft. Geht man von einer weiteren Elektrifizierung aus (Autos, Heizen usw.), dann dürfte diese Zahl der benötigten Anlagen sogar noch steigen.

(Abbildung: Screenshot Agora-Energiewende)

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Klimaallianz nennt sich ein Bündnis aus 140 Organisationen. Die nächste Wahl ist nämlich eine Klimawahl, sagt das Bündnis.

„Mehr Ökostrom, schnellerer Kohleausstieg, Tempolimit und Bahn statt innerdeutscher Flugverkehr: 140 Organisationen fordern sieben Monate vor der Bundestagswahl, die Klimaziele ambitionierter anzugehen.“

Dann muss ja nur noch das Wetter mitspielen, siehe Agora Chart. Weiterlesen bei der Tagesschau.

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Pumpspeicherbetreiber in Österreich aufgepasst! Nach Wochen des lauen Windes kommt hier die Chance auf ein tolles Geschäft. In der Kalenderwoche 10, so um den Donnerstag herum, wird es in Teilen von Deutschland endlich mal wieder nennenswerten Wind geben. Die Prognosen deuten es an. Bitte versucht bis dahin Eure Speicherbecken und Seen leerlaufen zu lassen. Der dadurch erzeugte Strom kann mit Sicherheit gut nach Deutschland verkauft werden, denn da schwächelt es momentan noch an Windstrom.

Spätestens in der KW 10 wird man euch Geld dafür geben, dass Ihr den Strom abnehmt, denn wenn die Wetterprognosen eintreffen, wird es viel Wind und somit überschüssigen Strom geben. Mit dem Strom pumpt ihr dann die Becken und Seen wieder voll und wartet bis zur nächsten Flaute bzw. der nächsten Windwetterlage. Die, das muss allerdings fairerweise gesagt werden, etwas auf sich warten lassen kann.

(Abbildung: Screenshot YouTube, Kachelmannwetter.com)

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Den schwarzen Gürtel im Schwurbeln hat sich die Umweltministerin Schulze redlich verdient. In einem Interview mit der WELT verblüfft sie den Frager und den Leser gleichermaßen.

 „… aber wir zeigen, wie es geht. Wie man Strompreise bezahlbar macht zum Beispiel. Die SPD hat realisierbare Konzepte zum Ausbau der Netze, der erneuerbaren Energien und umweltgerechter Verkehrssysteme. Deutschland ist derzeit einfach zu langsam, all das muss zentrale Aufgabe der Regierung sein.“

Nochmal zum Mitschreiben: Deutschland hat die höchsten Strompreise weltweit, sie kennen nur eine Richtung und das ist nach oben. Was bitte hat Frau Schulze die letzten 4 Jahre gemacht? Gestaunt und überlegt, wie man die Preise senken kann?

„Wir haben die EEG-Umlage in diesem Jahr gedeckelt und wollen sie schrittweise so weit senken, dass sie 2025 ganz ausläuft. Bekanntermaßen steigen wir aus der Kohle und Atomkraft aus, deshalb brauchen wir noch weitaus mehr erneuerbare Energien als heute und müssen das entsprechend voranbringen. Künftig soll das ein Posten im Bundeshaushalt sein – der aber, und das ist eben der zweite Schritt, sauber gegenfinanziert sein muss.“

Aha, damit merkt der Stromkunde es also nicht mehr an der Stromrechnung, sondern beim Gehaltszettel und der Einkommenssteuererklärung, was ihn der Spaß kostet. Es verschwindet im großen Steuertopf. Vielleicht wird es ja auch eine Umsatzsteuererhöhung? Das einzig Gute an dieser Entwicklung ist, dass solche Ausgaben durch das Parlament im Rahmen von Haushalten müssen. Und ein Parlament könnte sich schon fragen, warum man mehr als 30 Mrd. Euro im Jahr dafür ausgibt, während Infrastruktur vergammelt, sei es Schulen, Straßen oder Brücken.

Immerhin geht Schulz nicht davon aus, dass sich die Windkraftanlagen mit dem Faktor 10 in Deutschland vermehren sollen. Sie spricht von 95 statt den geplanten 71 GW Leistung an Windstrom an Land bis 2030. Gegenüber heute wären das ca. 50% mehr, also „nur“ 15.000 Windkraftanlagen, mit der die Landschaft zugebaut wird. Schulze setzt auf Solar. 150 GW statt der geplanten 100 GW sollen es nach ihr werden bis 2030.

Neueste Kerntechnologie erklärt die Ministerin für Märchen. Speicher aber offenbar nicht, denn dass Wind und Sonne unstet sind, sollte sie doch eigentlich wissen. Ohne Speicher geht es nicht. Es gibt sie aber nicht oder sie wären absurd teuer. Man wird bei Schulze im ganzen Interview das Gefühl nicht los, dass sie beim Thema Energie einen erheblichen negativen Wissensvorsprung hat. Das ganze Interview gibt es hier.

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Totgesagte leben länger. Der Konzern Uniper, dem auch viele Kohlekraftwerke gehören, macht gute Geschäfte mit der Energiewende – mit seinen konventionellen Kraftwerken. Der Grund sind Dunkelflauten. Das Netz speichert halt doch keinen Strom © Annalena Baerbock. In der Bundesnetzagentur muss es offenbar noch Mitarbeiter geben, die den nackten Tatsachen ins Auge blicken und z. B. Kohlekraftwerke am Netz lassen. Sogar solche, die schon außer Dienst gestellt wurden. Daniel Wetzel beschreibt das Phänomen in der WELT.

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