Poker in der EU in Sachen Taxonomie

Am Tisch sitzen Deutschland und Frankreich. Das Problem von beiden, man kann sehr gut in die jeweiligen Karten schauen, wie msn.com berichtet. Frankreich möchte Kernenergie zukünftig als nachhaltig privilegiert wissen, Deutschland hat nur noch Gaskarten auf der Hand. Im englischen nennt man das einen Deadlock. Deutschland will nicht die Kernkraft aufgenommen wissen, Frankreich nicht das Gas.

Nun hat Frankreich einen weiteren Vorschlag und der könnte für Deutschland, das sich wegen seiner unzuverlässigen Umweltenergien auf Gas konzentrieren muss, zu erheblichen Konsequenzen führen. Der CO2 Ausstoß der Gaskraftwerke soll stark begrenzt werden, und zwar unter einen Wert, den man physikalisch nicht erreichen kann. Allenfalls rechnerisch, wenn man mehr und mehr Wasserstoff beimischt. Dieser müsste dann auch noch über Wind und Sonne erzeugt worden sein. Da die Erneuerbaren es bisher nicht einmal schaffen, den ganz normalen Strombedarf zu decken, wie soll dann zusätzlich grüner Wasserstoff erzeugt werden?

Die Partie muss bis Ende des Jahres entschieden sein. Es sieht vieles danach aus, als wenn Deutschland bei der Kernenergie stillhält und Frankreich dafür die Emissionen aus Gas nach oben setzt. Warten wir es ab. Derweil setzen immer mehr Nachbarländer auf die Kernenergie. Die Niederlande werden zwei neue Kernkraftwerke bauen wie die NZZ berichtet. Die Laufzeit einer bestehenden Anlage wird verlängert. Das dicht besiedelte Land hat Probleme überhaupt noch Platz für Windkraftanlagen zu finden. Die Gasvorräte in der Nordsee gehen zur Neige, aus der Kohle möchte man raus. Es bleibt dann nicht mehr viel übrig.

Nach und nach wird Deutschland also immer mehr umgeben von Ländern, die dem deutschen Weg nicht folgen und die sich auch nicht vorschreiben lassen wollen, welchen Energieweg sie selbst beschreiten. Natürlich stört das in Deutschland die politisch Handelnden und sie werden alles versuchen, um hier Störfeuer zu erzeugen. Ob es am Ende aber irgendetwas nutzt?

David Frum reibt sich in The Atlantic jedenfalls verwundert die Augen über Deutschlands Entscheidung aus der Kernenergie auszusteigen und gleichzeitig einen Rückgang seiner Emissionen zu versuchen. Das Versprechen der Erneuerbaren wurde nicht eingehalten und das liegt nicht daran, dass viel auch viel hilft. Jede Zahl multipliziert mit Null ergibt Null. Wir haben oft genug auf Bedingungen hingewiesen, ganz besonders im Winterhalbjahr, da würde auch die Verzehnfachung der Kapazitäten nicht helfen. Was nützt mir die Höchstgeschwindigkeit meines Sportwagens im dichten Stadtverkehr? Autor Frum jedenfalls sieht die “Schuld” bei Angela Merkel.

“All energy choices entail trade-offs. Wind interferes with migratory birds and despoils open vistas. Solar panels are manufactured by coerced labor. Fabricating the panels—and disposing of them—can exude hazardous materials into the environment. Nuclear energy, too, has costs and hazards: radiation risks in the present; the disposal of spent fuel that must be safeguarded for centuries to come. But no other technology can so massively and so rapidly substitute for carbon-emitting electrical generation. No government that really regarded climate change as its top energy priority would close nuclear plants before the end of their useful lives.”

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Holz ist die neue Kohle, eine weitere Folge aus der beliebten Serie. Die NZZ beschreibt die gesundheitlichen Schäden, die die Verbrennung von Holz zwangsweise mitbringt. Schön schräg ist ein Artikel aus Rheinland-Pfalz, in dem sich die Landesforste für die Abholzung von Wäldern als Klimaretter feiern. Vermutlich machen das Feuerwehrleute, die mit Benzin löschen wollen, auch.

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Die Probleme mit der Wasserversorgung von Tesla und seinem Werk in Brandenburg sind laut Heise immer noch nicht gelöst.

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In Mexiko kämpft ein indigenes Volk gegen die Windkraft. Laut Spektrum.de befürchten die Ikojts, dass ihre Lebensgrundlage, der Fischfang, gefährdet ist.

“Als der Ethnologe Oliver D. Liebig 2012 das erste Mal von den Konflikten um die Windenergie zwischen den indigenen Gruppen und dem Staat hörte, ging er mit der Erwartung nach San Dionisio, die Erklärung sei im Wind selbst zu finden; es handle sich um einen Nutzungskonflikt oder um die Frage, wem der Wind gehöre. Doch auf seine Fragen bekam er von den Ikojts unerwartete Antworten.

»Fragte ich nach erneuerbaren Energien, erzählten sie vom Fischen. Fragte ich nach dem Wind, erzählten sie von der Lagune, den Fischen und Garnelen. Als ich begann, mich nach den Fischen und Garnelen zu erkundigen, sprachen sie von den Mangroven, in denen diese laichen, und von den Strömungen, die in der Lagune entstehen«, sagt Liebig. »Es stellte sich heraus, dass für die Ikojts Laichgründe, Strömungen, Mangroven und Wellen weitaus mehr im Mittelpunkt standen als der Windpark selbst.”

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Im Vereinigten Königreich gibt es eine Initiative, die Land an die Natur zurückgeben möchte. 20% des Ostens von Groß Britannien sollten renaturiert werden. Ob damit auch der Abbau von Windkraftanlagen gemeint ist, geht aus dem Artikel nicht hervor.

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Es ist fast ein Mojib-Latif-Moment. Schneemassen bedrohen laut FAZ die Existenz des Armurtigers. Allerdings wissen wir ja auch, dass der Klimaforscher Latif seit 20 Jahren nur falsch zitiert wurde vom Spiegel, ohne, dass er allerdings jemals versucht hat, dieses an der Quelle klarzustellen.

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