PIK stellt Bedingungen für Einhaltung der Corona-Hygiene: Wie moralisch ist dieser Erpressungsversuch?

Greifvogel in Gefahr: Wer vergiftet Rotmilane? So lautet der Titel eines 9 Minuten Beitrag von Panorama 3 (NDR). Es geht um Straftaten – nämlich das Vergrämen und Töten von Rotmilanen in Schleswig-Holstein. Zufälligerweise passieren Vergiftungen von diesen geschützten Vögeln gern in der Nähe von geplanten Windkraftanlagen oder die Bäume mit den Horsten werden einfach gefällt, um die Brut der Vögel zu stören und sie zu vertreiben.

Der TV Beitrag lässt beide Seiten zu Wort kommen, Naturschützer und die Windkraft-Industrie. Die Lobbyistin der Windkraft-Industrie Jana Lüth weist jede Verbindung zu ihren Mitgliedern von sich. Alles andere wäre ja auch ein Wunder. Sie macht darauf aufmerksam, dass jeder Milan-Standort auch bei toten Tieren einen dreijährigen Schutz nach sich zieht, es also den Windkraftplanern nicht hilft. Das ist einerseits richtig, andererseits ist nach 3 Jahren Ruhe und die Anlagen können geplant und gebaut werden, wenn die Vögel dann weg sind. Wenn also vor 3 Jahren Vögel getötet wurden, sehr beliebt ist übrigens E605, dann kann jetzt geplant und gebaut werden.

Die Naturschutzbehörde des Landes zeigt sich zwar bestürzt, wagt aber keine Spekulation, obwohl die Vergrämungen und Tötungen nur einer Partei etwas nutzen – und das sind die Planer und Betreiber. Alles andere scheidet aus. Lieber spricht man von Konflikten. Zu den weiteren Äußerungen gehört die des Investors Thorsten Levsen. Der hat eine interessante Perspektive. Man solle doch bitte nicht das Einzeltier betrachten, sondern die Population. Da wäre die Nachfrage des Interviewers wünschenswert gewesen, da letztlich doch die Einzeltiere die Population darstellen.

Zu den Fachleuten, die sich äußern, gehört auch eine Mitarbeiterin eines Vogelparks. Sie beschreibt, warum Milane in die Anlagen geraten. Die Tiere können die Geschwindigkeit der Flügel, teilweise mehr als 200 km/h, nicht einschätzen. Bis auf Flugzeuge kommen solche Geschwindigkeiten im Leben der Tiere auch nicht vor. Oskar Klose vom Nabu Schleswig-Holstein sieht der Zusammenhang jedoch sehr klar.

„Seit dem Beginn des Windkraft-Booms hat die Zahl illegaler Greifvogel-Verfolgung eklatant zugenommen“.

Es bleibt abzuwarten, ob solche Berichte überhaupt Auswirkungen haben. Oliver Krischer von den Grünen verspottet ja gern Rotmilan-Schützer. Die hätten bis vor kurzem noch gedacht, Rotmilane wären jugoslawische Freiheitskämpfer. So so, was wohl der Nabu Vertreter Klose zu so etwas sagen würde. Der ist in dem Bericht fassungslos über einen gefällten Horstbaum. Und wer auf den Schutz dieser seltenen Tiere aufmerksam macht, von denen 50% der Weltpopulation in Deutschland lebt, wird gern auf die durch Katzen, Autos oder Scheiben getöteten Singvögel hingewiesen. Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht. Es ist ja auch keinem im Straßenverkehr ums Leben gekommenen Radfahrer geholfen, wenn man auf die Zahl der Ertrunkenen durch Badeunfälle verweist. Genau das macht die Windkraft-Lobby aber. Beim Zählen der Äpfel auf die Birnen verweisen.

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Handelsblatt am 17.8.2020:

Kampf gegen Klima- und Coronakrise: Generationenvertrag vorgeschlagen

Angesichts von Klima- und Coronakrise haben Forscher des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) eine Art Generationenvertrag vorgeschlagen. Die Kurzfassung des im Fachjournal „Global Sustainability“ veröffentlichten Gedankens: Die Jüngeren halten sich an die Corona-Regeln, im Gegenzug setzen sich die Älteren fürs Klima ein. Die Idee dahinter ist, dass ältere Menschen während der Corona-Pandemie ein größeres Risiko für eine schwere Corona-Erkrankung haben. Die jüngere Generation hingegen sei in den kommenden Jahrzehnten mehr von der fortschreitenden Klimaerwärmung betroffen.

Weiterlesen im Handelsblatt.

Wie ethisch ist das denn? Zwischen den Zeilen gelesen droht die junge Generation den Alten, sie mit Corona zu überfluten und letztendlich zu töten, wenn die Älteren sich nicht dem Klimaalarm beugen. Ein durch und durch unmoralischer Vorschlag. Ist das schon Erpressung oder nur das Gedankenprodukt fehlgeleiteter Geister? Hier die dazugehörige Pressemitteilung des PIK, auf dem das Ganze fußt:

Lehren aus der Corona-Krise für die Stabilisierung des Klimas

Der Umgang mit der aktuellen COVID-19-Pandemie könnte wertvolle Erkenntnisse für die Bemühungen zur Eindämmung des Klimawandels liefern. Ein Forscherteam des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) hat die Parallelen zwischen der globalen Gesundheits- und der Klimakrise aufgezeigt und analysiert, was politische Entscheidungsträger und Bürger von der Corona-Pandemie lernen können und wie man die Lektionen daraus auf die Reduzierung der globalen CO2-Emissionen anwenden kann. Ihr Vorschlag: Ein „Klima-Corona-Vertrag“, der die jüngere und die ältere Generation gleichermaßen mit einbezieht.

„Die Corona-Krise ist ein Testfall für globale Notfallvorsorge und -management im Allgemeinen“, sagt Hauptautorin Kira Vinke. „Die Pandemie hat gezeigt, dass eine noch größere Gesundheitskrise abgewendet werden kann, wenn die Reaktionszeit auf ein Minimum beschränkt wird. In der Tat sollten wir uns genau diese Lektion zu Herzen nehmen und sie auf die Klimakrise anwenden.“

Risiken abschätzen: vier Dimensionen

Vinke und das Forscherteam haben sich mit vier Dimensionen von Risikomanagement befasst: Diagnose, Prognose, Therapie und Rehabilitation. Sie leiten daraus ab, welche Lehren aus der COVID-19-Pandemie zur Stabilisierung der globalen Mitteltemperatur gezogen werden könnten. „Die Risiken und Ursachen sowohl der Coronavirus- als auch der Klimakrise müssen wissenschaftlich untersucht und quantifiziert werden“, erklärt PIK-Direktor und Ko-Autor Johan Rockström. Genauso wichtig wie die Diagnostik sind aber auch prognostische Ansätze: „Länder wie Neuseeland und Deutschland waren in der Lage, die möglichen Auswirkungen des Ausbruchs präventiv abzufedern und sofort zu handeln. Die Weltgemeinschaft muss ebenso die Bewertung der Klimarisiken in die Entscheidungsfindung einbeziehen und entsprechend handeln.“

Die Autoren argumentieren, dass die Erkenntnisse aus der Corona-Krise dazu beitragen können, Wege zur Behandlung der Ursachen und Symptome des Klimawandels aufzuzeigen. „Sowohl die Corona- als auch die Klimakrise sind das Ergebnis des zunehmenden, durch Menschen verursachten Druck auf den Planeten“, sagt Ko-Autorin Sabine Gabrysch. „Aber die gute Nachricht ist, dass die Pandemie gezeigt hat, dass es mit einer Kombination aus staatlichem Handeln und individuellen Veränderungen des Lebensstils möglich ist, Schäden zu verhindern. Wenn es einen Willen gibt, gibt es auch einen Weg.“

Mitgefühl und Solidarität als Leitprinzipien

Die Forscher schlagen deshalb einen generationenübergreifenden „Klima-Corona-Vertrag“ vor, der von Vernunft und dem Prinzip der sozialen Gerechtigkeit geprägt ist. Der ehemalige PIK-Direktor und Ko-Autor Hans Joachim Schellnhuber beschreibt den Ansatz folgendermaßen: „Die jüngeren Generationen würden sich damit einverstanden erklären, die Älteren vor COVID-19 zu schützen, indem sie an Maßnahmen wie Social Distancing festhalten, während die älteren Generationen auf Maßnahmen drängen würden, um die globale Erwärmung im Einklang mit dem Übereinkommen von Paris zu halten.“ Der Ausblick der Forscher ist daher vorsichtig optimistisch: Die zu beobachtende Solidarität sowie neue Formen sozialer Interaktionen in Folge der Pandemie zeigen vielversprechende Potenziale für die dringend notwendige Stabilisierung des Weltklimas.

Artikel: Kira Vinke, Sabine Gabrysch, Emanuela Paoletti, Johan Rockström, Hans Joachim Schellnhuber (2020): Corona and the Climate: A Comparison of Two Emergencies. Global Sustainability. DOI: [10.1017/sus.2020.20]

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Spiegel.de am 3.3.2020:

Mehr Matsch als Schnee Schotte muss Schlittenhundefarm schließen – und schiebt es auf den Klimawandel

Einst trainierte Alan Stewart seine Huskys sieben Monate im Jahr, inzwischen reicht der Schnee nur noch für wenige Wochen. Nun macht er seine Farm zu, der Klimawandel habe ihn „ans Kreuz genagelt“.

Nur noch Matsch und selten Schnee: Die Trainingsbedingungen für seine Schlittenhunde sind laut dem Schotten Alan Stewart nicht mehr ausreichend. Früher habe er sieben Monate im Jahr trainieren können, heute seien es nur noch zwei. Nun müsse er seine Farm im schottischen Cairngorm Gebirge schließen. Einen Schuldigen hat Stewart bereits gefunden: den Klimawandel.

Das Training seiner Hunde sei nur bei unter zehn Grad Celsius möglich – und auch nur dann, wenn er und sein Gespann auf den Wegen nicht im Schlamm stecken blieben. „Der Klimawandel hat uns ans Kreuz genagelt. Es ist schrecklich“, sagte Stewart.

Weiterlesen auf Spiegel.de

Sieben Monate mit Temperaturen kälter als 10°C? Was sagt Google dazu?

Laut Google gibt es immer noch 8 Monate pro Jahr unter 10°C. Da kann was nicht stimmen. Und wenn Stewart nachts trainieren würde, hätte er gar keine Wärmeprobleme…

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Die University of Vermont will die Temperaturgeschichte der letzten 500 Jahre an der US-Ostküste anhand von Baumringen rekonstruieren. Nachzulesen hier. Wir wünschen viel Erfolg!

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