TV-Tipp: Klimawelten – Von den Kap Verden zur Hudson Bay (Arte, 17.7.2012)

Am 17. Juli 2012 zeigt Arte um 21.00 Uhr den Dokumentarfilm „Klimawelten – Von den Kap Verden zur Hudson Bay“ (Wiederholung am 20.07.2012 um 15:15 Uhr). Ankündigung des Senders: Ein junges Forschungsteam der Universitäten Bielefeld und Essen mit dem Namen „Klimawelten“ möchte wissen, wie jene Menschen die Folgen der Erderwärmung wahrnehmen, die schon jetzt unter vermehrten Stürmen, Dürre, Trinkwassermangel oder schmelzendem Eis leiden. Und wie gehen sie mit den Folgen des Klimawandels um? Der Dokumentarfilm begleitet zwei Nachwuchswissenschaftlerinnen an zwei sehr unterschiedliche Orte: einmal auf die Kapverdische Insel Boa Vista und einmal nach Churchill in die Hudson Bay am Rand der …

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Bangladesch und die Pazifikinseln wachsen trotz steigendem Meeresspiegel: Klimamodellierer benötigen dringend Nachhilfe in Geologie

Zum Abschluss unserer Meeresspiegel-Urlaubsserie geht es noch einmal weit in die Ferne, nach Bangladesch, in die Südsee und nach Amerika. Schwerpunktmäßig soll es dabei um mitwachsende Inseln und Küsten gehen. Außerdem schauen wir uns Gebiete an, wo Hebungs- und Senkungsbewegungen eine große Rolle spielen.

 

Bangladesch wächst

Im Juni 2012 reiste Außenminister Westerwelle nach Bangladesch. Dort versprach er dem Land Hilfe gegen den Klimawandel. Dpa berichtete:

„Außenminister Guido Westerwelle hat Bangladesch weitere deutsche Hilfe beim Kampf gegen die Folgen des Klimawandels versprochen. Das sei eines der Schlüsselfelder in der Entwicklungshilfe, sagte Westerwelle in Dhaka. Insgesamt habe Deutschland seit der Unabhängigkeit des Landes 1971 zwei Milliarden Euro Entwicklungshilfe geleistet. Das solle fortgesetzt werden. Bangladesch gehört zu den Staaten, die besonders stark von der Erderwärmung betroffen sind. Immer wieder kommt es zu katastrophalen Überschwemmungen. Es ist eines der ärmsten Länder der Welt.“

Es ist richtig, dass Bangladesch sehr arm ist und dringend unsere Hilfe benötigt, keine Frage. Es werden dringend Schulen gebraucht, viele Erwachsene sind Analphabeten. Das Essen ist knapp, ein hoher Anteil der Kleinkinder in Bangladesch ist daher untergewichtig. Kinder sind die einzige Altersversorgung, daher leidet das Land unter Überbevölkerung. Auf einem Gebiet das weniger als halb so groß ist wie Deutschland leben über 160 Millionen Menschen, davon fast die Hälfte Kinder unter 18 Jahren. Es werden dringend Jobs benötigt. In einem großen Teil von Bangladesch sind die Wasserbrunnen mit Arsen verseucht. Dies ist eine natürliche Vergiftung des Grundwassers, wovon etwa 20 Millionen Bangladeschi betroffen sind. Die vielen Teiche, die in der Regensaison das Wasser auffangen, haben stehendes Wasser, das mit der Zeit sehr schlecht wird. Die Flüsse dienen meist auch als Abwasserkanäle und sind entsprechend verschmutzt, ebenso große Teile der Städte und Tümpel. So sieht man oft auch Toiletten, die auf Stelzen direkt über dem Wasser stehen. In vielen Dörfern, sogar am Rande der Hauptstadt, von denen aus man in der Nacht die Skyline dieser sehen kann, haben keinen Strom oder die Bewohner können sich den Anschluss nicht leisten.

Wie sinnvoll ist es eigentlich unter solchen Umständen, den Schwerpunkt der deutschen Entwicklungshilfe in Bangladesch auf den Klimawandel zu legen? Ist den Menschen dort damit wirklich am besten geholfen?

Mitverantwortlich für diese fragwürdige Fokussierung ist die von einigen IPCC-nahen Wissenschaftlern heraufbeschworene Klimakatastrophe. Der IPCC prognostizierte 2007, dass Bangladesch bis 2050 etwa 17 Prozent seiner Landesfläche durch den Meeresspiegelanstieg einbüßen wird. 20 Millionen Bangladeschis würden dadurch zu Klima-Flüchtlingen werden und das Land 30 Prozent seiner Nahrungsproduktion verlieren. Wenn es nach James Hansen vom NASA Goddard Institute for Space Studies ginge, dann würde das gesamte Land bis zur Jahrhundertwende in den Fluten verschwinden. Rette sich wer kann.

Leider scheinen die IPCC-Autoren hier ein paar Kleinigkeiten übersehen zu haben. Zum einen gibt es bislang keinen einzigen empirischen Hinweis darauf, dass sich der langsame, beherrschbare Meeresspiegelanstieg beschleunigen würde (siehe unser Blogartikel „Fallstudien aus aller Welt belegen: Keine Beschleunigung des Meeresspiegelanstiegs während der letzten 30 Jahre“). Die Horrorszenarien von einem Meter und mehr Anstieg bis 2100 sind daher äußerst fragwürdig.

Zum anderen könnte man ja einfach mal die Satellitendaten zurate ziehen und nachschauen, wie viel kostbares Land denn eigentlich jedes Jahr so in den Meeresfluten versinkt. Genau dies haben 2008 Wissenschaftler vom Center for Environment and Geographic Information Services (CEGIS) in der Hauptstadt Dhaka bereits getan. Hierzu werteten sie Satellitenbilder der letzten 32 Jahre aus. Zu ihrer Überraschung fanden sie, dass Bangladeschs Fläche in dieser Zeit im Durchschnitt um 20 Quadratkilometer pro Jahr angewachsen ist. Grund hierfür sind die enormen Schuttmassen des Himalaya, die von zahlreichen großen Flüssen wie etwa dem Ganges oder dem Brahmaputra quer durch das Land in Richtung des Indischen Ozeans transportiert werden (Abbildung 1). Auf diese Weise wälzen sich jedes Jahr mehr als eine Milliarde Tonnen Sediment durch das Land, wovon ein großer Teil an der Küste des Landes im Golf von Bengalen schließlich liegen bleibt.

Durch dieses Aufsedimentieren kann sich Bangladesch selbst bei leicht steigendem Meeresspiegel weiter in Richtung Ozean ausdehnen. Dieser Mechanismus ist in der geologischen Fachwelt bestens bekannt und läuft unter dem Begriff „Progradation“ bzw. „early Highstand Systems Tract“ (HST). Die Klimamodellierer des IPCC haben es offensichtlich versäumt, diesen Prozess in ihre Überlegungen mit einzubeziehen, was ärgerlich ist.

Durch diesen Mechanismus sind in den letzten fünf Jahrzehnten etwa 1000 Quadratkilometer Neuland entstanden. Der Leiter der CEGIS-Instituts, Maminul Haque Sarker, nimmt an, dass auch in den kommenden 50 Jahren weitere 1000 Quadratkilometer dazukommen. Der steigende Meeressiegel verlangsamt dabei den Landzuwachs. Würde es keinen Meeresspiegelanstieg geben, würde Bangladesch aber noch schneller wachsen.

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Nachträgliche Korrekturen der Satelliten-Meeresspiegeldaten: Was nicht passt wird passend gemacht?

Der Meeresspiegel steigt, das steht fest. Um den Anstieg genau zu verfolgen, wurden an den Küsten der Erde Messlatten eingerammt, die seit vielen Jahrzehnten regelmäßig abgelesen werden. Die Daten sprechen eine klare Sprache. Seit mehr als 50 Jahren steigt der Meeresspiegel im globalen Durchschnitt um knapp 2 mm pro Jahr an. Eine Beschleunigung dieses Anstiegs ist jedoch nicht verzeichnet worden, trotz der jetzt um einige Zehntelgrade höheren Temperaturen.

Nun sind die Pegel leider nicht gleichmäßig über den Globus verteilt, so dass an einigen Orten Datenlücken klaffen. Außerdem heben sich einige Küsten, während andere absinken. Beides verfälscht die Meeresspiegelmessungen. Daher gibt es immer wieder kontroverse Diskussionen, ob die Messreihe eines bestimmten Meeresspiegelpegels für den Rest des Globus wohl repräsentativ wäre oder nicht.

Zum Glück gibt es seit 1993 Satelliten die über unseren Köpfen kreisen und einen globalen Blick über das Meeresspiegelgeschehen erlauben. Damit ist nun endlich eine hochpräzise und flächendeckende Vermessung des Meeresspiegelanstiegs möglich. Digitale Raumfahrttechnik des 21. Jahrhunderts mit wohlklingenden Namen wie Jason, Topex und Envisat gegen dahinmodernde und mit Miesmuscheln verkrustete Messstäbe im Küstenschlamm: Man könnte meinen, dass eigentlich klar sein sollte, welche Methode hier auf der Pole Position steht.

Aber leider ist es nicht ganz so einfach wie es scheint. Es fängt bereits damit an, dass die Satelliten einen Meeresspiegelanstiegswert anzeigen, der mehr als einen Millimeter pro Jahr höher liegt als der real an den Küsten gemessene. Wie kann dies eigentlich sein? Wem soll man nun wirklich glauben? Dem Satelliten, der aus 1300 km Höhe den Meeresspiegel auf einen Millimeter genau zu bestimmen versucht, oder der Pegel-Messlatte, die im direkten Kontakt mit dem Wasser steht? Gibt es möglicherweise Fehlermöglichkeiten oder Interpretationsspielräume bei den Satellitendaten, von denen wir in unseren Tageszeitungen in der Regel nichts lesen? Ja, es gibt sie leider. Wenn man das erste Mal davon hört, reibt man sich verwundert die Augen. Rudolf Kipp erzählte im April 2012 im Science Skeptical Blog die faszinierende Geschichte einer Datenkorrektur, die ein ungutes Gefühl in der Magengegend hinterlässt:

Der “Environmental Satellite” (Envisat) ist so etwas wie das Prunkstück der European Space Agency (ESA). Der 8 Tonnen schwere Umweltsatellit stellte die größte Nutzlast dar, die jemals mit einer Ariane Rakete ins All befördert wurde und ist mit 2,3 Milliarden Euro auch der bislang teuerste Satellit der ESA. Zu den Aufgaben dieses Satelliten gehört unter anderem die Vermessung der Ozonschicht, der Eisbedeckung, die Dokumentation von Vulkanausbrüchen und die Vermessung des Meeresspiegels. Allerdings hat die Auswertung letzterer Daten bislang zu Ergebnissen geführt, die weder mit den Aussagen eines beschleunigten Meeresspiegelanstiegs, noch mit den Messungen der amerikanischen Jason Satelliten in Einklang standen. 

Der von Envisat gemessene Anstieg des Meeresspiegels betrug im Zeitraum von Ende 2003 bis Ende 2011 lediglich 0,48 mm/Jahr, was 4,8 cm in 100 Jahren entsprechen würde [Abbildung 1]. Die Messungen des Jason-1 Satelliten haben für den gleichen Zeitraum einen Anstieg von 2,05 mm pro Jahr gefunden. Um diesem Umstand zu begegnen wurden bei der ESA bereits im letzten Jahr Methoden diskutiert, wie man die Envisat Daten rechnerisch an die Ergebnisse der Messungen der Jason Satelliten angleichen kann. Diese Anpassung wurde jetzt beim Umstellen auf die neueste Version der Envisat Daten (Version 2.1) offensichtlich vorgenommen. Aus dem bisherigen minimalen Anstieg von 0,48 mm/Jahr wurde dadurch quasi über Nacht ein Anstieg von 2,32 mm/Jahr [Abbildung 2]. 

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Neue Arbeit in Nature Geoscience: Grundwasserbeitrag am Meeresspiegelanstieg größer als bislang vermutet

Der Meeresspiegel steigt, dies ist unbestritten. Jedes Jahr kommen momentan etwa 1,8 mm dazu. Und das ist auch wenig verwunderlich, denn wir befinden uns in einer klimatisch warmen Phase – der Modernen Wärmeperiode – die kräftig an den großen Eisschilden in den Polargebieten sowie den vielen Gebirgsgletschern nagt. Das hier produzierte Schmelzwasser gelangt dann ins Meer. Aber die warmen Temperaturen besorgen noch einen zweiten Effekt. Warmes Wasser nimmt nämlich mehr Platz ein als kaltes, so dass sich das Volumen des in den Ozeanen gespeicherten Meerwassers erhöht. Da das Ozeanbecken nach unten und zu den Seiten begrenzt ist, kann sich der Wasserkörper nur nach oben ausdehnen und trägt so ebenfalls seinen Teil zum Meeresspiegelanstieg bei.

Die entsprechenden Anteile von Eisschmelze und Wasserausdehnung kann man berechnen, und genau dies hat der Weltklimarat in seinem letzten Bericht von 2007 auch getan. Überraschenderweise kamen die Forscher jedoch nicht auf einen Meeresspiegelanstieg von 1,8 mm pro Jahr, sondern nur auf 1,1 mm. Irgendetwas schien also noch zu fehlen. Nun scheint das Rätsel gelöst und die fehlenden 0,7 mm pro Jahr gefunden zu sein. Der Focus berichtete am 20.5.2012:

Grund für den Anstieg der vergangenen Jahrzehnte sei neben dem Klimawandel vor allem die massive Nutzung von Grundwasser, berichteten japanischer Forscher in einer am [20.5.2012] veröffentlichten Studie. Die Wissenschaftler wollen das letzte Puzzlestück zum Mysterium „steigender Meeresspiegel“ gefunden haben. Das Grundwasser, so die These, werde aus unterirdischen Flüssen, Seen oder anderen Reservoirs abgepumpt und gelange so in die Ozeane. Die Reserven im Boden würden hingegen nicht mehr aufgefüllt, berichteten die Wissenschaftler um Yadu Pokhrel von der Universität von Tokio.

Die besagte Arbeit erschien im Fachmagazin Nature Geoscience. Pokhrel und seine Kollegen dokumentierten in der Studie, dass die nicht nachhaltige Grundwassernutzung, künstliche Wasserspeicherseen, Klimawandel-bedingte Änderungen in der terrestrischen Wasserspeicherung und der Verlust von Wasser aus isolierten Becken in der Zeit von 1961 bis 2003 zusammen etwa 42% des beobachteten Meeresspiegelanstiegs verursacht haben, was 0,77 mm pro Jahr entspricht. Von den genannten Faktoren kommt der nicht nachhaltigen Nutzung von Grundwasser mengenmäßig die größte Bedeutung zu (siehe auch Berichte in der Welt, Nature, der Augsburger Allgemeinen und junkscience).

Was bedeutet dies? Es sieht so aus, als wenn der klimabedingte Anteil des Meeresspiegelanstiegs in den Klimamodellen deutlich überschätzt worden ist. Der nicht zu vernachlässigende Beitrag der Grundwassernutzung wurde bislang von einigen Wissenschaftlern teilweise mit klimatischen Ursachen erklärt, was sich nun als fehlerhaft darstellt.

Natürlich waren Vertreter der beschleunigten Sintflut über die neue japanische Publikation gar nicht erfreut. Es dauerte nicht lange, bis sich der Potsdamer Stefan Rahmstorf in seinem Blog meldete und die Ergebnisse der Kollegen sogleich anzweifelte. Dazu muss man wissen, dass Rahmstorf einer der heftigsten Verfechter von zukünftig beschleunigten Meeresspiegelanstiegen ist und Erhöhungen von mehr als einem Meter bis zum Ende des Jahrhunderts für möglich hält. Dass der Klimawandel bisher nur ein Zehntel der von ihm für die Zukunft insgesamt angenommenen Anstiegsrate bewirkt haben soll, kann ihm nicht gefallen. Es hat schon einen leicht klimareligiösen touch, wenn Rahmstorf in seinem Blog über das neue Paper in Nature Geoscience urteilt: „Allein mir fehlt der Glaube.“

Rahmstorf schreibt in seinem Blogartikel

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Senat von North Carolina erteilt Rahmstorfs beschleunigtem Meeresspiegel eine Absage

Ein Umdenken hat eingesetzt. Ganz allmählich dämmert der Politik, dass mit der alarmistischen Endzeitstimmung – wie sie von einigen IPCC-nahen Klimawissenschaftlern verbreitetet wird – möglicherweise etwas faul ist. Wieviel Realität steckt in den Prognosen und wie viel ideologische Überzeugung? Ein schönes Beispiel hierfür spielt sich gerade in North Carolina an der US-amerikanischen Atlantikküste ab. 

Ausgangspunkt ist ein kontroverser Bericht, den eine Expertengruppe der Küstenkommission von North Carolina im Jahr 2010 erstellt hatte. Hierin wird vorgeschlagen, einen Meeresspiegelanstieg von einem Meter bis 2100 für Planungszwecke anzunehmen. Dies ist deutlich mehr als die aktuelle Anstiegsgeschwindigkeit erwarten ließe. Laut Pegelmessungen steigt der Meeresspiegel in North Carolina derzeit nur um etwa 2 mm pro Jahr an, und wenn man den Satellitendaten glaubt um 3 mm/Jahr. Dies würde bis 2100 lediglich einen Anstieg von 20-30 cm ergeben. Nun nehmen die Autoren des Berichts jedoch für die Zukunft eine signifikante Steigerung der Anstiegsgeschwindigkeit an. Begründet wird dies mit der laut IPCC zu erwartenden starken globalen Erwärmung, was sich durch Wasserausdehnung und Eisschmelze in gesteigerte Meeresspiegelanstiegsraten übersetzen würde. Im Bericht wird hierzu eine Arbeit von Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) zitiert. Auch wird Bezug genommen auf die Doktorarbeit des Amerikaners Andrew Kemp, der geologische Studien in den Salzmarschen von North Carolina durchführte und zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Beschleunigung des Meeresspiegelanstiegs nachweisen konnte. Die Beschleunigung war dabei durchaus zu erwarten, da dies den Übergang von der Kleinen Eiszeit zur Modernen Wärmeperiode darstellt. Eine weitere Beschleunigung während der letzten 30 Jahre konnte hingegen nicht festgestellt werden.

Im Juni 2011 taten sich dann Kemp und Rahmstorf zusammen und veröffentlichten in den Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America (PNAS) eine Studie, in der sie die Meeresspiegel-Rekonstruktion auf die vergangenen 2000 Jahre ausdehnten. Mit von der Partie war auch der berühmt-berüchtigte Michael Mann, der zehn Jahre zuvor mit der ominösen Hockey-Stick-Kurve Berühmtheit erlangt hatte. Auch aus dieser Studie kamen wieder etwa 2 mm Meeresspiegelanstieg pro Jahr für die letzten 100 Jahre heraus. Für die vorindustrielle Zeit der letzten 2 Jahrtausende Jahre nehmen die Autoren in guter alter Hockey Stick-Manier hingegen kaum Meeresspiegeländerungen an. Entsprechend verbreitete das PIK in einer Pressemitteilung zum Paper:

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Fallstudien aus aller Welt belegen: Keine Beschleunigung des Meeresspiegelanstiegs während der letzten 30 Jahre

In Fortsetzung unserer Meeresspiegel-Urlaubsserie streifen wir heute weiter durch die wundersame Welt der Klimaliteratur und suchen weiter nach belastbaren Hinweisen für eine angebliche Beschleunigung des globalen Meeresspiegelanstiegs in den letzten drei Jahrzehnten. Ohne zu viel vorwegnehmen zu wollen: Die wissenschaftlichen Fakten scheinen ganz klar gegen die These zu sprechen. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit bis die Idee aus der öffentlichen Diskussion wieder verschwindet.

Bereits im Jahr 2009 hatte sich eine internationale Forschergruppe aus Frankreich, Spanien und Großbritannien um Guy Wöppelmann mit der Frage beschäftigt, welchen Einfluss Land-Hebungen und -Senkungen auf Meeresspiegelmessdaten von Küstenpegeln haben. In der in den Geophysical Research Letters erschienenen Studie untersuchten die Wissenschaftler weltweit 227 Stationen deren Höhe im Rahmen eines globalen Netzwerks mithilfe des satellitengestützten Global Positioning Systems (GPS) genau erfasst wurde. 160 dieser Stationen liegen in einer Entfernung von höchstens 15 km von Küstenpegeln. Auf diese Weise konnten die Forscher vertikale Bewegungen der Pegel bestimmen und die Meeresspiegeldaten der Pegel entsprechend korrigieren. Für das letzte Jahrhundert konnte auf diese Weise ein mittlerer globaler Meeresspiegelanstieg von 1,61 mm pro Jahr ermittelt werden. Von 1900 bis 1940 stieg der Meeresspiegel etwas langsamer an (Abbildung 1). Um 1940 schaltete der Meeresspiegelanstieg dann auf eine höhere Geschwindigkeitsstufe, die bis heute relativ stabil beibehalten wurde. Eine weitere Beschleunigung war während der letzten 70 Jahre nicht zu verzeichnen. Die Beschleunigung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war dabei zu erwarten und ist in den Übergang von der Kleinen Eiszeit in die Moderne Wärmeperiode einzuordnen (siehe unser Blogartikel „Der Meeresspiegel steigt! Seit 15.000 Jahren“).

Abbildung 1: Meeresspiegelentwicklung der letzten 100 Jahre für Nordeuropa (oben) und Nordwest Amerika (unten) auf Basis von Küstenpegeln. Landhebungen und -Senkungen wurden für die untersuchten Stationen mit GPS bestimmt und bei der Erstellung der Meeresspiegelkurve berücksichtigt. Seit 1940 ist keine Beschleunigung des Anstiegs mehr zu verzeichnen. Quelle: Wöppelmann et al. (2009).

 

Ein weiteres bedeutendes Paper zur Meeresspiegelentwicklung erschien Ende Juni 2012 in den Geophysical Research Letters. Ein internationales Wissenschaftlerteam um Olivier Henry vom Centre National de la Recherche Scientifique in Toulouse führte für die vergangenen 60 Jahre eine Untersuchung an 62 Küstenpegeln an den arktischen Küsten Norwegens und Russlands durch. Zunächst korrigierten die Forscher Hebungs- und Senkungsbewegungen im Zusammenhang mit der letzten Eiszeit sowie andere Effekte. Die auf diese Weise rekonstruierte Meeresspiegelkurve des Arktischen Ozeans zeigt einige überraschende Merkmale. Zunächst einmal blieb der Meeresspiegel ab 1950 für drei Jahrzehnte relativ stabil und verharrte auf einem Plateau (Abbildung 2). Erst ab 1980 stieg der Meeresspiegel schließlich an und erreichte um 1990 seinen Höhepunkt, der bis heute nicht mehr übertroffen wurde. Im Laufe der 1990er Jahre fiel der Meeresspiegel wieder. Ab 1995 stieg er dann wieder an, erreicht aber nicht mehr das Meeresspiegelniveau von 1990. Von 1995 bis 2009 errechneten die Autoren eine mittlere Meeresspiegelanstiegsrate von 4 mm/Jahr.

Der Meeresspiegelverlauf entwickelte sich dabei über fast den gesamten Untersuchungszeitraum synchron zur Arktischen Oszillation (AO), einem bedeutenden Ozeanzyklus in der Region (Abbildungen 2 und 3). Erst in den letzten 10 Jahren scheint sich der Zusammenhang etwas zu entkoppeln, obwohl die Zeitspanne wohl noch zu kurz ist, um dies mit Sicherheit – auch mit Blick in die Zukunft – sagen zu können. Der synchrone Absturz von Meeresspiegel und Arktischer Oszillation 2009 zeigt, dass die AO wohl auch in Zukunft einen maßgeblichen Einfluss auf das Meeresspiegelgeschehen in der Arktis nehmen wird. 

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Langfristiger Abkühlungstrend Nordeuropas über die letzten Jahrtausende erstmals präzise berechnet: Temperaturen zur Römerzeit und im Mittelalter wurden bis dato als zu kühl eingeschätzt

Am 8. Juli 2012 erschien im Fachmagazin Nature Climate Change eine neue Arbeit zur vorindustriellen Temperaturgeschichte Nordeuropas der vergangenen 2000 Jahre. Die Ergebnisse sind in der folgenden Pressemitteilung der Johannes Gutenberg Universität Mainz schön zusammengefasst:

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Klima in Nordeuropa während der letzten 2.000 Jahre rekonstruiert: Abkühlungstrend erstmalig präzise berechnet

Berechnungen der Mainzer Wissenschaftler beeinflussen auch die Beurteilung des aktuellen Klimawandels / Veröffentlichung in Nature Climate Change

Eine 2.000-jährige Klimarekonstruktion für Nordeuropa anhand von Baumjahrringen hat ein internationales Forscherteam unter Beteiligung von Wissenschaftlern der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) vorgestellt. Die Gruppe um Univ.-Prof. Dr. Jan Esper vom Geographischen Institut der JGU kombinierte die Jahrringdichtemessungen fossiler Kiefernbäume aus dem finnischen Lappland zu einer Zeitreihe, die bis in das Jahr 138 v.Chr. zurückreicht. Dabei haben die Wissenschaftler erstmalig einen langfristigen Abkühlungstrend über die letzten Jahrtausende präzise berechnet. „Wir haben festgestellt, dass die historischen Temperaturen zur Römerzeit und im Mittelalter bis dato als zu kühl eingeschätzt wurden“, so Professor Esper. „Diese Befunde sind auch insofern von klimapolitischer Bedeutung, da sie die Beurteilung des aktuellen Klimawandels im Vergleich zu den historischen Warmphasen beeinflussen.“ Die neue Studie ist in der Zeitschrift Nature Climate Change erschienen.

War das Klima zur Römerzeit oder im Hochmittelalter wärmer als heute? Und welche Bedeutung haben diese frühen Warmzeiten für die Einschätzung des globalen Klimawandels, wie wir ihn heute kennen? Diese Fragen versucht die Paläoklimatologie zu klären: Wissenschaftler werten indirekte Klimazeugen wie Eisbohrkerne oder Seesedimente aus, um das Klima der Vergangenheit zu rekonstruieren. Für die letzten 1.000 bis 2.000 Jahre sind die wichtigsten Klimazeugen die Bäume, deren Jahrringe Informationen über kalte und warme Bedingungen speichern.

Für ihre Studie verwendeten die Forscher aus Deutschland, Finnland, Schottland und der Schweiz Messungen der Holzdichte von Bäumen aus dem finnischen Teil Lapplands. In dieser großflächigen und kalten, vorwiegend aus Gewässern und Wald bestehenden Landschaft fallen immer wieder Bäume in einen der zahlreichen Seen und bleiben dort über Jahrtausende sehr gut erhalten.

Das internationale Forscherteam kombinierte die Jahrringdichtemessungen dieser fossilen Kiefernbäume zu einer Zeitreihe zurück bis in das Jahr 138 v. Chr.. Die Messungen der Holzdichte korrelieren sehr gut mit den Sommertemperaturen in diesem Raum nahe der nordischen Waldgrenze; den Forschern gelang es daher, eine Temperaturrekonstruktion von bisher unerreichter Qualität zu erstellen. Diese Rekonstruktion zeigt nun in hoher Auflösung die Wärmebedingungen zur Römerzeit und im Hochmittelalter, aber auch die Kältephasen zur Zeit der Völkerwanderung oder der späteren kleinen Eiszeit.

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TV-Tipp: Klima konkret (Arte, 17.7. und 20.7.2012)

Am 17.7.2012 läuft auf Arte von 20:15-21:00 Uhr der Dokumentarfilm „Klima konkret“. Eine Wiederholung gibt es am 20.7.2012 um 14:30 Uhr. Alle IPCC-Fans werden ihre wahre Freude daran haben. Ankündigung des Senders:

Überall wird zwar vom Klimawandel geredet und vor seinen Folgen gewarnt, aber Maßnahmen, ihn zu verlangsamen, werden kaum ergriffen, sie sind zu teuer. Aber wie lange können es sich Wirtschaft, Politik und Gesellschaft noch leisten, Erderwärmung, steigende Meeresspiegel und schmelzende Gletscher zu ignorieren? Die Dokumentation zeigt, wie sich der Klimawandel im Schweizer Ort Grindelwald auswirkt, was getan wird, ihn abzumildern und wie eine wirksame Klimapolitik aussehen könnte.

Der Klimawandel hat längst Mitteleuropa erreicht. In bisher nicht dagewesener Geschwindigkeit schmelzen in den Alpen die Gletscher. Die ansteigende Permafrostgrenze lässt auch den Fels der Bergriesen bröckeln. Berggemeinden wie der bekannte Schweizer Touristenort Grindelwald nahe der berühmt-berüchtigten Eiger Nordwand müssen heute schon auf den Klimawandel und dessen Folgen reagieren und sich anpassen.

Die internationale Klimapolitik scheint dagegen wie gelähmt. Die Weltgemeinschaft ist sich nicht einig, wie mit dem Klimawandel umzugehen ist. Auch die letzte Klimakonferenz im südafrikanischen Durban fand keine gemeinsame Lösung und vertagte sich. Maßnahmen zur Verlangsamung des Klimawandels sind vielen Nationen zu teuer. Sie wollen nicht auf die immer noch vergleichsweise preiswerte, aber klimaschädliche Energie aus Kohle, Gas und Öl verzichten. Denn Energie bringt Wachstum und Wohlstand. Bis heute gab es mit dem Kyoto-Protokoll nur ein einziges Abkommen zu Verminderung des CO2-Ausstoßes. Trotzdem erreichte der Ausstoß des Klimagases 2011 eine neue Rekordmarke und er wird weiter steigen. Daher glauben viele Beteiligte mittlerweile nicht mehr daran, dass man das Klimaproblem ausschließlich über Energiepolitik und über die Reduzierung von CO2 lösen kann.

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Die kalte Sonne im Europarlament: Politik ist an einer ausgewogeneren Klimadebatte interessiert

Es kommt Bewegung in die Klimadebatte. Im vierzehnten Jahr des Erwärmungsstops greifen nun prominente politische Parteien das Thema auf und schaffen geeignete Foren für dringend benötigte Diskussionen. Ziel der Politik ist es dabei offenbar, die Argumente beider Seiten der Debatte zu hören, um sich ein umfassendes Bild über die Situation zu machen.

In diesem Zusammenhang wurden die Autoren des Buches „Die kalte Sonne“ Fritz Vahrenholt und Sebastian Lüning am 3. Juli 2012 zu einer Präsentation mit anschließender Diskussion in das Europaparlament in Straßburg gebeten. Eingeladen hatten die Europaparlamentarier Daniel Caspary, Jürgen Creutzmann, Albert Deß, Ioan Enciu, Dr. Inge Gräßle, Robert Goebbels, Dr. Dieter-Lebrecht Koch, Holger Krahmer, Dr. Werner Langen, Prof. Dr. Hans-Peter Mayer, Dr. Markus Pieper, Herbert Reul, Dr. Thomas Ulmer, Sabine Verheyen und Hermann Winkler. Titel der Veranstaltung war „Klimaschutz: die politische Überforderung.“

Der eingeladene Kreis war bewusst klein gewählt, um ausreichend Raum für Diskussionen zu bieten. An der Veranstaltung nahmen 18 Europaparlamentarier aus Deutschland, Spanien, Slowenien, Großbritannien und Italien teil. Im gemeinsamen Vortrag von Vahrenholt und Lüning ging es um die Hauptthesen ihres Buches, insbesondere die unterschätzte Klimawirkung der Sonne und die Rolle der Erneuerbaren Energien im Energiemix. Die Powerpoint-Präsentation kann hier heruntergeladen werden (Achtung: 12 MB !).

In einer Pressemitteilung berichtete der CDU Europaabgeordnete Herbert Reul über die Veranstaltung:

Diskussion zum Klimawandel mit Fritz Vahrenholt und Sebastian Lüning 

Vor einer „angstgetriebenen Klima- und Energiepolitik“ warnten die Buchautoren Fritz Vahrenholt und Sebastian Lüning vor Europaabgeordneten in Straßburg. Derzeit würde der Sonneneinfluss den globalen Temperaturanstieg bremsen. Entsprechende durch die Sonnenaktivität beeinflusste Zyklen habe es in der Vergangenheit häufiger gegeben. 

In der Veranstaltung, zu der fraktionsübergreifend 15 Europaabgeordnete eingeladen hatten, bezweifelten Vahrenholt und Lüning die von vielen Klimawissenschaftlern als herausragend angesehene Rolle des CO2 für das Klima. Auch der Forschritt der Erderwärmung werde dramatisiert, zumal in den letzten 100 Jahren gerade nur ein Anstieg von 0,8 Grad zu beobachten war und das Bezugsniveau sich auf eine erdgeschichtlich kleine Eiszeit bezieht. 

Die Veranstaltung gab einen interessanten Einblick in Teile der Klimawissenschaft, die vom Mainstream der Klimaforscher und Politik nicht beachtet oder gar bekämpft werden. „Politische Verantwortung heißt jedoch, alle Meinungen zu drängenden Umweltproblemen zu hören. Um nicht mehr aber auch nicht weniger ging es bei dieser Veranstaltung im Europäischen Parlament“, so die CDU-Europaabgeordneten.

 

Reul hatte bereits im Dezember 2010 einen eindrucksvollen Videoclip zur Energiepolitik produziert, in dem er eine besonnenere Vorgehensweise einforderte. Neben dem Klimaschutz müssten auch Wirtschaftlichkeit, Wettbewerbsfähigkeit und eine möglichst weitreichende nationale Versorgungsunabhängigkeit berücksichtigt werden.


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Beschleunigte Meeresspiegelanstiege gehören schleunigst in die Mottenkiste

Immer wieder wird erklärt, der Meeresspiegelanstieg hätte sich kürzlich beschleunigt. Der klimatisch nicht vorgebildete Laie muss dies zwangsläufig als Zeichen einer außer Kontrolle geratenen, noch nie dagewesenen Entwicklung verstehen, wobei sich die Entwicklung in einer Art Todesspirale letztlich katastrophal enden muss. Aber auch hier bringt einen der Blick auf die harten Daten schnell auf den Boden der Tatsachen zurück.

Zunächst gilt es zu klären, was eigentlich mit dem Hinweis auf eine angebliche Beschleunigung gemeint sein könnte. Wie wir bereits in unserem Blogartikel im März 2012 („Der Meeresspiegel steigt! Seit 15.000 Jahren“) erläutert haben, stagnierte der Meeresspiegel zur Zeit der Kleinen Eiszeit und stieg kaum oder zeitweise gar nicht an. In einigen Gebieten der Erde fiel der Meeresspiegel sogar für längere Zeit. Damals lag die globale Durchschnittstemperatur um gut 1 Grad unter dem heutigen Niveau. Viele Gletscher und Eiskappen wuchsen damals an und entzogen dem Meer damit Wasser. Durch die kalten Temperaturen schrumpfte zudem das ozeanische Wasservolumen etwas. Im Übergang zur Modernen Wärmeperiode tauten die Eismassen dann wieder und das Wasser dehnte sich wegen der Erwärmung aus. Es ist daher logisch, dass sich der Meeresspiegelanstieg in den letzten 80 Jahren gegenüber der Kleinen Eiszeit beschleunigt hat.

Das wars aber auch schon. Die letzten Jahrzehnte über ist keine weitere Beschleunigung mehr zu erkennen. Im Gegenteil. Wie Ed Caryl in seinem gestrigen Gastbeitrag zeigen konnte, hat sich der Meeresspiegelanstieg die letzten 7 Jahre sogar verlangsamt. Dieses momentane Abflachen der Entwicklung springt auch sofort ins Auge, wenn man sich die Meeresspiegel einfach einmal nüchtern anschaut (Abbildung 1).

Abbildung 1: Meeresspiegelentwicklung der letzten 20 Jahre. Daten: University of Colorado. Graphik: climate4you.

 

Der Hinweis auf eine angebliche globale Beschleunigung des Meeresspiegelanstiegs in den letzten Jahrzehnten entpuppt sich damit als grob irreführend und für die Diskussion wenig zielführend.

 

Meeresspiegelanstieg an der US-Ostküste 3x schneller als der globale Durchschnitt?

Ende Juni 2012 erschien in der Zeitschrift Nature Climate Change die Arbeit einer Forschergruppe vom US Geological Survey (USGS) um Asbury Sallenger Jr. Die Wissenschaftler hatten Meeresspiegel-Pegelmessungen der US-amerikanischen Küsten ausgewertet und stellten fest, dass der Meeresspiegel entlang eines 1000 km langen Küstenstreifens von Cape Hatteras über New York bis Boston in den letzten 60 Jahren drei bis viermal so schnell angestiegen wäre als im globalen Durchschnitt (Abbildung 2). Die Forscher nennen das Gebiet einen „Hotspot mit beschleunigtem Meeresspiegelanstieg“.

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Meeresspiegelanstieg hat sich in den letzten 7 Jahren verlangsamt

Gastbeitrag von Ed Caryl

Zuerst erschienen im englischen Original auf notrickszone.com, hier im Kalte-Sonne-Blog in leicht bearbeiteter Version.  

Eine der wichtigsten Datenreihen zur globalen Meeresspiegelentwicklung stammt von der University of Colorado und basiert auf Satellitenmessungen (Abbildung 1). In den Jahren 2010/2011 fällt ein markanter Meeresspiegelabfall in der Kurve auf, der laut Webseite der Universität angeblich durch den El Nino im Jahre 2010 verursacht worden wäre. Dies erschien mir jedoch nicht plausibel, da der El Nino aus dem Jahr 1998 noch einen deutlich zu erkennenden Anstieg des Meeresspiegels verursacht hatte, und keineswegs einen Meeresspiegelabfall (Abbildung 1).  

 

Abbildung 1: Meeresspiegelentwicklung der letzten 20 Jahre. Es fällt ein Meeresspiegelabfall 2010/2011 ins Auge. Quelle: University of Colorado.

 

Zur Überprüfung dieses Paradoxons habe ich daher einmal den monatlichen Niño 3.4-Index gegen den trendbereinigten Meeresspiegel aufgetragen (Abbildung 2). 

 

Abbildung 2: Vergleich des El Nino-Index (blau) mit dem trendbereinigten Meeresspiegel (schwarz). 

 

Die Abbildung zeigt, dass der El Nino-Index weitgehend parallel zur trendbereinigten Meeresspiegelkurve verläuft. Weiterhin wird deutlich, dass der Meeresspiegel bereits schon früher abgesackt wäre, wenn nicht der El Nino Anfang 2010 den Meeresspiegel hochgezogen hätte. Der El Nino verschleiert hierbei, dass sich der Meeresspiegelanstieg seit ca. 2005 verlangsamt hat. Es ist klar, dass der Meeresspiegelabfall 2010/2011 nicht auf den El Nino zurückgeführt werden kann. Aufgrund der hohen Synchronität zwischen El Nino und der Meeresspiegelentwicklung, können wir den El Nino-Effekt aus der Meeresspiegelkurve herausrechnen und damit entfernen (Abbildung 3). 

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Vor uns die Sintflut? Zeit für einen Faktencheck

Es ist Urlaubszeit, von vielen lange herbeigesehnt. Es locken Sonne, Sand und Meer. Über die Sonne berichten wir hier ja bekanntlich regelmäßig. Auch Sand spielt bei den geologischen Rekonstruktionen oft eine wichtige Rolle. In den kommenden Tagen wollen wir uns daher schwerpunktmäßig mit dem letzten Glied des Urlaubstrios, dem Meer beschäftigen. Immer wieder muss der Meeresspiegel bei einigen Wissenschaftlern für biblische Sintflut-Szenarien herhalten, da lohnt es sich, doch einmal genauer hinzuschauen und einen Faktencheck der marinen Schauergeschichten durchzuführen.

Das Meer und eine akkurate, belastbare Darstellung der wissenschaftlichen Zusammenhänge sollte uns eigentlich allen am Herzen liegen. Ganz besonders trifft dies aber auf Kalte-Sonne-Coautor Sebastian Lüning zu, der mitten im Meer aufgewachsen ist und daher eine ganz besondere Beziehung zur Küste und zum Wasser hat. Lüning ist auf der einzigen deutschen Hochseeinsel geboren und hat dort auch bis zum Ende der Grundschule gelebt. Auf Helgoland ist er mit dem Meer groß geworden, was sich – wie gar nicht anders möglich – tief eingeprägt hat. Hieraus entstammen wohl sein Grundinteresse am Thema und der Wunsch nach einer fairer Berichterstattung und Forschung.

In den kommenden Tagen wollen wir in lockerer Serie über eine Reihe von aktuellen Meeresspiegelthemen berichten. Im heutigen Beitrag soll es um kontroverse Meeresspiegelprognosen gehen, die vorgeben, die Entwicklung der kommenden Jahrzehnte und Jahrhunderte vorhersagen zu können. In den kommenden Tagen geht es dann um Änderungen im mehrjährigen Trend der Satellitendatenreihe, die Frage einer möglichen Beschleunigung des Meeresspiegelanstiegs in den letzten Jahrzehnten, eine interessante politische Entwicklung in North Carolina, die vielfältigen Ursachen des Meeresspiegelanstiegs, fragwürdige Datenkorrekturen bei den Satellitendaten sowie wachsende Südseeatolle. Vielleicht gibt es sogar Leser, die diese Serie am Meer in ihrem Strandkorb auf dem iPad verfolgen…

Bereits im März 2012 hatten wir ausführlich über die Frage des Meeresspiegelanstiegs in unserem Blog berichtet (siehe Blogartikel „Der Meeresspiegel steigt! Seit 15.000 Jahren“). Dieser Artikel bietet sich als Einführung in unsere kleine Meeresspiegel-Serie an.

 

Hilfe, die Sintflut ist im Anmarsch!

Bereits im März 2012 versetzte eine Forschergruppe um Kenneth Miller von der US-amerikanischen Rutgers University die Welt in Angst und Schrecken. Sie hatten sich die Meeresspiegelentwicklung in der geologischen Vergangenheit von vor 3 Millionen Jahren an drei Orten im Pazifik und den USA angeschaut und meinten hieraus Rückschlüsse auf die Heutezeit treffen zu können. Damals war der CO2-Gehalt der Atmosphäre etwa so hoch wie heute. Die Temperaturen lagen allerdings zwei Grad über den heutigen, ebenso wie der Meeresspiegel, der um mehr als 20 m über dem heutigen Niveau lag. Daraus schlossen die Forscher dann kühn, dass das Meer mit etwas zeitlichem Anlauf dieses alte Niveau wohl wieder erreichen müsste.

Der Innovations-Report berichtete über die Arbeit, welche im März 2012 im Fachmagazin Geology erschienen ist:

„Der Meeresspiegel des Planeten dürfte um rund 22 Meter steigen – selbst wenn es der Menschheit gelingt, die globale Erwärmung auf höchstens zwei Grad zu begrenzen. Diese Prognose, die zwar sicher noch nicht im 21. Jahrhundert, doch im Zeitraum mehrerer Jahrhunderte bis Jahrtausende eintreffen soll, liefern US-amerikanische Geologen um Kenneth G. Miller von der Rutgers University in der Fachzeitschrift „Geology“. Laut ihrer Berechnung steigt das Meer „zu 95 Prozent“ zwischen zwölf und 32 Meter. Die Forscher untersuchten Bohrkerne aus Gesteinen und Sedimenten aus Neuseeland sowie vom Eniwetok-Atoll, das zu den Marshall-Inseln im Pazifik gehört. Speziell die Zeitspanne vor 2,7 bis 3,2 Mio. Jahre – das späte Pliozän – interessierte sie: Zu diesem Moment dürfte das CO2-Niveau der Atmosphäre zum letzten Mal auf heutigem Niveau gelegen haben, während die Forscher die Globaltemperatur zwei Grad darüber ansiedeln. ‚Das zusätzliche Wasservolumen kommt durch die Wärmeausdehnung des Wassers sowie die Schmelze von Grönland, der westantarktischen Eismasse und Rändern der Ostantarktis zustande.‘ “ 

Das hört sich ziemlich gefährlich an. Selbst das berühmte 2-Grad-Ziel könnte uns da also nicht mehr retten. Bevor Sie nun Ihr Ferienwohnungen auf Norderney und Sylt panikartig verkaufen, wollen wir das medial ausgiebig ausgeschlachtete Ergebnis einmal auf Herz und Nieren prüfen. 

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Phasenverschiebung im Zusammenwirken von Klima und Sonne entdeckt: Ostbrasilianischer Regen im Takte der Sonnenaktivität

Die klimatische Wirkung von Schwankungen der Sonnenaktivität ist anhand von zahlreichen Fallstudien auf den verschiedensten Zeitmaßstäben empirisch gut dokumentiert worden. 

Allerdings gab es auch Untersuchungen, in denen Klimazyklen im Jahrzehnt-Bereich zwar nachgewiesen werden konnte, die aber nicht so recht mit den Sonnenaktivitätszyklen in Deckung gebracht werden konnten. Während in einigen Zeitabschnitten die Maxima der Kurven gut übereinstimmten, schienen sie zu anderen Zeiten sogar entgegengesetzt zu verlaufen. Mit einfachen statistischen Vergleichsmethoden konnte in solchen Fällen keine Korrelation zwischen Klima- und Sonnenzyklen gefunden werden. Einige Forscher nahmen dies in der Vergangenheit breits zum Anlass, einen möglichen Klimaeinfluss der Sonne anzuzweifeln. Möglicherweise zu Unrecht, wie sich jetzt zeigte. 

Ein russisch-brasilianisches Forscherduo hat sich dieses Problem jetzt etwas genauer angeschaut und kommt zu einem sehr interessanten Ergebnis. Gusev und Martin veröffentlichten ihre Studie im Januar 2012 im Fachmagazin Journal of Atmospheric and Solar-Terrestrial Physics. Als Untersuchungsmaterial dienten den Wissenschaftlern Datenreihen zu globalen Niederschlägen. Besonderes Augenmerk richteten sie dabei auf eine Regenstatistik aus dem brasilianischen Fortaleza, die bis 1849 zurückreicht. Die Niederschläge schwankten dabei im Takte des solaren 11-Jahres-Schwabe-Zyklus sowie des 22-Jahres-Hale-Zyklus (Abbildung 1). Allerdings war hierbei etwas sehr Merkwürdiges zu beobachten. Bis in die 1940er Jahre fielen die Maxima der Niederschläge mit den Maxima der Sonnenzyklen zusammen. Seit dieser Zeit ist jedoch ein gegenläufiger Trend ausgebildet. Die Regenmaxima fielen in den letzten 60 Jahren nun in die Sonnenminima. Zufall? Alles nur Rauschen? Was bedeutet dieser seltsame Zusammenhang? 

Die beiden Forscher nehmen an, dass es sich bei den dokumentierten Niederschlagszyklen um ein Gemeinschaftsprodukt handelt, wobei das Umschlagen eines im Klimasystem intern ablaufenden Zyklus durch den Sonnenzyklus getaktet wird. Dabei kann es zu sogenannten Phasenverschiebungen kommen, das heißt die Sonnen- und Klimazyklen können sich zeitlich zueinander verschieben. Gusev und Martin entwickelten nun eine mathematische Formel, mit der sie die dokumentierten Zyklen zuverlässig nachbilden und die Phasenverschiebung gut reproduzieren konnten. Der Untersuchungszeitraum von über 150 Jahren war dabei lang genug und enthielt eine ausreichend hohe Anzahl von Zyklen, so dass von einer stichhaltigen Rekonstruktion auszugehen ist. 

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Die Kleine Eiszeit in China: Im 19. Jahrhundert war es am Jangtsekiang mehr als ein Grad kälter als heute

Da war sie wieder, die bei einigen Forschern unbeliebte Kleine Eiszeit. Wie bereits mehrfach berichtet, hatten prominente deutsche IPCC-nahe Forscher die Mittelalterliche Wärmeperiode und die Kleine Eiszeit lange als „lokales nordatlantisches Phänomen“ abgetan, welches sich angeblich global herausmitteln sollte (z.B. Stefan Rahmstorf, Gerald Haug). Weit gefehlt. Mittlerweile sind die beiden prominenten Klimaanomalien aus allen Ecken der Welt und von allen sieben Weltmeeren beschrieben. Gestern berichteten wir bereits über eine entsprechende Fallstudie in Chile (siehe „Neues Paper in Quaternary Science Reviews: Mittelalterliche Wärmeperiode und Kleine Eiszeit in den chilenischen Anden nachgewiesen“). Heute springen wir nach Asien und wollen uns eine neue Publikation aus China anschauen, in der die Autoren die Wintertemperaturen im Gebiet des längsten Flusses des Landes, des Jangtsekiang, für die vergangenen knapp 275 Jahre rekonstruiert haben. Durchgeführt wurden die Untersuchungen von einer chinesischen Forschergruppe um Hao von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften. Sie veröffentlichten ihre Ergebnisse im Juni 2012 in der Fachzeitschrift Climate of the Past.

Basis der Rekonstruktion waren historische Dokumente des Yu-Xue-Fen-Cu-Archivs aus der Qing Dynastie (1644-1911) in denen Tage mit Schneefall minutiös festgehalten wurden. Die Daten wurden mit Temperaturdaten aus der Region kalibriert, welche zwischen 1951-2007 gemessen wurden.

Die Forscher konnten zeigen, dass das 18. Jahrhundert um 0,76°C kälter und das 19. Jahrhundert sogar um 1,18°C kälter war als die moderne Referenzperiode von 1951-2007 (Abbildung 1). Entsprechend waren die letzten 30 Jahre (1981-2007) um ein Viertel Grad wärmer als die Referenzperiode. Die kalte Phase des 18. und 19. Jahrhunderts entspricht dabei der „Kleinen Eiszeit“ und die aktuell warmen Bedingungen der „Modernen Wärmeperiode“. 

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TV-Tipp: Grenzfälle der Wissenschaft am 7.7.2012 auf Phoenix

Am 7.7.2012 zeigt Phoenix von 21:45-22:30 Uhr die Sendung „Grenzfälle der Wissenschaft“. Ankündigung des Senders: „In den letzten hundert Jahren hat die Menschheit mit atemberaubender Geschwindigkeit neues Wissen angehäuft. Der Code des Lebens ist entschlüsselt. Atome können gespalten werden. Teleskope blicken in weit entfernte Galaxien. Alle fünf Jahre, sagen Experten, verdoppeln sich die Erkenntnisse der Forschung. Dennoch stößt der Mensch immer wieder an die Grenzen seines Wissensdrangs. Gibt es tatsächlich Leben außerhalb der Erde? Droht wirklich eine Klimakatastrophe? Kann die Kraft des Glaubens Wunder wirken? ZDF-History untersucht umstrittene Phänomene, ungelöste Rätsel und unbekannte Irrwege der modernen Wissenschaft.“