Die Klimapanik treibt seltsame Blüten. Kürzlich erreichte uns die Nachricht, dass am 17. November 2014 am Sitz der UNO in Genf ein Treffen stattgefunden haben soll, in dem nicht weniger als die Komplettabriegelung des Mittelmeeres, des Schwarzen Meeres und des Roten Meeres besprochen wurde. Hierzu sollen gigantische Staumauern an den Meerengen von Gibraltar und Bab al-Mandab errichtet werden. Das geplante Kostenvolumen beträgt 500 Milliarden Euro pro Staumauer, also insgesamt unvorstellbare eine Billion Euro. Die Abtrennung der Nebenmeere von den Weltozeanen müsste schnellstmöglich („top urgent“) durchgeführt werden, da ansonsten der menschengemachte gefährliche Meeresspiegelanstieg die Region überfluten würde.
Die beiden Staudammprojekte laufen unter dem Namen „MEDSHILD“ und „REDSHILD“, inspiriert durch die Wörter Mittelmeer (englisch: MEDiterranean), Rotes Meer (englisch: RED Sea) sowie Schild (englisch: Shield). Ein bisschen seltsam klingen die Namen schon und MEDSHIELD bzw. REDSHIELD wären vielleicht logischer. Aber sei‘s drum. Auch eine knappe Webseite gibt es bereits zu der kostspieligen Bauvision, nämlich www.medshild.com. Dort heißt es:
MEDSHILD & REDSHILD
For the protection of the sea shores of the Mediterranean, Black Sea and Red Sea from the globally rising ocean levels.
Since decades the idea of bridging the gap between Europe and Africa at the Strait of Gibraltar was pursued with various tunnel, bridge and dam projects. None of them realized that the most urgent problem is not the traffic and power cable connection between the two continents, but rather the threat of the rising ocean level endangering all shores of the Mediterranean, Black and Red Seas. The Nile Delta is acutely endangered to be flooded in the very near future, thus destroying the main food base of Egypt. Similar problems can be seen in Venice, at the Rhone Delta becoming more and more saline and thus endangering the agriculture of the Provence. Beaches, coastal roads and buildings of tourist resorts in Italy, Turkey, Spain, Bulgaria, Romania, Greece, Near East, along the Maghreb, in the Balkan states and along the Red Sea shores are affected by the constantly rising sea level.
Abbildung: Die UNO-Projekte. Quelle: www.medshild.com
Mit schlimmen Horrorszenarien sollen die Anrainerländer überzeugt werden, dass es fünf vor zwölf und das Projekt alternativlos wäre. Dass der globale Meeresspiegel derzeit laut Küstenpegelmessungen lediglich um 2 Millimeter pro Jahr ansteigt, wird geflissentlich verschwiegen.
Flussdeltas in Gefahr
Angeführt werden mehrere gefährdete Deltas im Mittelmeer. Ein Großteil der Probleme rührt jedoch nicht vom Meeresspiegelanstieg her, sondern von der Senkung der Deltagebiete. Zum einen ist dies ein ganz natürlicher Prozess, der sich aus der zunehmenden Verdichtung („Kompaktierung“) der Deltaablagerungen im Laufe der Zeit ableitet. Becker & Sultan haben 2009 in einem Beitrag im Fachmagazin The Holocene die Senkungsraten im Nildelta auskartiert. Dabei fanden sie Subsidenzbeträge von bis zu 8 Millimeter pro Jahr, Beträge die den globalen Meeresspiegelanstieg um bis das Vierfache übersteigen. Hier ein Auszug aus der Kurzfassung der Studie:
Land subsidence in the Nile Delta: inferences from radar interferometry
[…] The highest subsidence rates (similar to 8 mm/yr; twice average Holocene rates) do not correlate with the distribution of the thickest Holocene sediments, but rather with the distribution of the youngest depositional center (major deposition occurred between similar to 3500 yr BP and present) at the terminus of the Damietta branch. The adjacent, slightly older (8000-2500 yr BP) Mendesian branch depositional center is subsiding at slower rate of 2-6 mm/yr. Results are interpreted to indicate that: (1) modern subsidence in the Delta is heavily influenced by compaction of the most recent sediments, […]
Zum anderen wird gerade in ariden Bereichen wie dem Nildelta exzessiv Grundwasser abgepumpt, was das Land ebenfalls absinken lässt. Zur Grundwasserproblematik im Nil-Delta gibt es z.B. diese Studie von Aly und Kollegen, die 2012 in den Remote Sensing Letters erschienen ist (Auszug aus der Kurzfassung):
In this study, we apply persistent scatterer interferometry (PSI) to measure the magnitude and monitor the spatial and temporal variations of land subsidence in the Nile Delta, during 1993–2000, using synthetic aperture radar interferometric data of 5.66 cm wavelength. The average measured rates of local subsidence in two major cities in the delta, namely Mansura and Greater Mahala, are –9 and –5 mm year–1, respectively. The observed deformation features imply that subsidence in both cities is controlled mainly by local groundwater processes.
Während in der Vergangenheit die vom Nil herantransportierten Sande und Tone das durch die Senkungsbewegung verlorene Sedimentvolumen meist ausgleichen konnten, ist dies nach dem Bau des Assuan-Staudamms nun nicht mehr möglich. Die im Delta abgelagerten Sedimentmengen sind seitdem stark zurückgegangen. Wellen und Strömungen nagen am Delta und drängen es zurück.
Natürliche Senkung durch Sedimentkompaktion, exzessive Grundwassernutzung und durch Staudämme zurückgehaltene Sedimentmengen sind die wahren Probleme im Nildelta, nicht so sehr der globale Meeresspiegelanstieg. Und wie sieht es außerhalb der Deltas aus? Weite Teile des Mittelmeers bestehen aus Felsküsten, denen ein moderater Meeresspiegelanstieg von 20 cm pro Jahrhundert wenig ausmachen sollte.
Fragwürdige Meeresspiegel-Visionen
Die Betrachtung der einzelnen Komponenten der Meeresspiegelproblematik im Mittelmeer ist dem MEDSHID-Projektteam aber offenbar zu komplex. Vielmehr wird auf der Medshild-Webseite auf eine alarmistische Studie hingewiesen, die Angst und Bange machen soll:
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