Die Max-Planck Gesellschaft gibt regelmäßig das Magazin „Max Planck Forschung“ heraus. In der Ausgabe 1/15 war ab Seite 68 der Artikel „…und jetzt zum Klima von morgen“ zu lesen. Der Artikel ist auch online frei verfügbar (pdf hier). Im Anfangsabschnitt heißt es:
Wie wird das Klima in zehn oder 15 Jahren aussehen? Auf diese Frage haben Forscher bisher keine befriedigende Antwort – vor allem, weil zufällige Veränderungen in diesen mittelfristigen Zeiträumen eine große Rolle spielen. Eine natürliche Schwankung ist wahrscheinlich auch die Ursache dafür, dass die Temperaturen seit 15 Jahren kaum ansteigen. Jochem Marotzke vom Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg und Kollegen in ganz Deutschland arbeiten intensiv an einem System, das zuverlässige Prognosen für die kommenden Jahre liefert.
Es geht also um die Erwärmungspause seit 1998 und die Frage, weshalb keines der teuren Klimamodelle den Hiatus korrekt vorhergesagt hat. In der Tat ein großes Problem, gerade für die Zunft der Klimaprognostiker, angeführt von Deutschlands Chefmodellierer Jochem Marotzke. Seine Lieblingsentschuldigung: „Zufällige Veränderungen“, die seiner Meinung nach vollständig unvorhersagbar seien. Ein fataler Fehler. Seine Forscherkollegen wissen es schon lange besser und haben die 60-jährigen Ozeanzyklen als systematischen Klimatreiber identifiziert. Siehe z.B. hier, hier, hier, hier.
Zunächst einmal bestätigt das Max-Planck-Magazin aber dankenswerterweise, was auf allen Temperaturkurven klar zu erkennen ist, was aber einige Klimaaaktivisten immer noch nicht wahr haben wollen:
Ein weiterer Anlass war ein Phänomen, das gegen Ende des vergangenen Jahrzehnts sichtbar wurde und die Klimaforscher bis heute beschäftigt: das sogenannte Temperaturplateau. Die globale Erwärmung, die in den 1980er-und 1990er-Jahren in vollem Gange war, legt seit Anfang des Jahrtausends anscheinend eine Pause ein. Die Temperaturen stagnieren ungefähr seit 1998, wenn auch auf hohem Niveau.
Immerhin hat Jochem Marotzke erkannt, dass es so nicht weitergehen konnte. Er startete das Projekt MiKlip, um die Prognosen verlässlicher zu machen. In Max Planck Forschung (MPF) heißt es dazu:
Heute, knapp zehn Jahre später, ist die Wissenschaft in Bezug auf dekadische Klimaprognosen ein gutes Stück vorangekommen. Von 2011 bis Mitte 2015 finanzierte das Bundesforschungsministerium das Projekt MiKlip (Mittelfristige Klimaprognosen), das Jochem Marotzke initiiert hat und als Koordinator leitet. Inzwischen ist der Antrag für die zweite Phase gestellt.
Über MiKlip hatten wir an dieser Stelle bereits berichtet. Das Hauptergebnis der Initiative ist medial wenig bekannt, weil politisch unbequem. Siehe unseren Artikel „Mittelfrist-Klimaprognose des BMBF MiKlip Projekts: Nordatlantik wird sich bis 2020 um mehrere Zehntelgrad abkühlen„. Laut Google-Suche hat die Süddeutsche Zeitung noch nie über diese erstaunliche Prognose des Projekts berichtet. Die Aktivisten-Plattform „Klimaretter.info“ natürlich auch nicht. Daher sind wir umso mehr gespannt, ob das Max-Planck-Magazin diese Erkenntnis nun offen aussprechen kann. In Titel und Einleitung fehlte diese wichtige Information jedenfalls. Die University of Southampton kam übrigens vor kurzem zu genau dem gleichen Ergebnis und ging damit sehr viel transparenter und proaktiver um. Siehe unseren Blogartikel „University of Southampton: Kühlender Ozeanzyklus lässt Atlantik in den kommenden Jahrzehnten um ein halbes Grad abkühlen, globaler Erwärmungshiatus setzt sich fort und Hurrikane werden seltener„.
Anstatt dem Vorbild der Briten zu folgen, versucht es Marotzke noch immer mit seiner überholten Chaos-Masche. In MPF heißt es:
Noch stecken solche Vorhersagen allerdings in den Kinderschuhen. „Es liegt eine Menge Arbeit vor uns“, sagt der Hamburger Max-Planck-Forscher. Mittelfristige Klimaprognosen leiden unter einer grundsätzlichen Schwierigkeit: dem Chaos im Klimasystem. Denn ebenso wie das Wetter ist auch das Klima (als Mittelwert des Wetters) natürlichen Schwankungen unterworfen, die mehr oder weniger zufällig auftreten. […] Diese mehr oder weniger zufälligen Schwankungen bezeichnen Klimaforscher als spontane oder auch interne Variabilität. Aufgrund solcher Schwankungen kann die globale Durchschnittstemperatur von einem Jahr zum anderen durchaus um 0,2 oder 0,3 Grad Celsius variieren. Für die Forscher sind diese Schwankungen ein „Rauschen“ – eine Art Störsignal, welches das eigentliche Signal der globalen Erwärmung überlagert.
Man möchte Marotzke zurufen: Versuchen Sie es doch einmal mit den Ozeanzyklen, so wie es die Kollegen tun. Die natürliche Variabilität enthält nicht nur „Störsignale“ sondern quasi-zyklische Abläufe, die empirisch mittlerweile gut bekannt sind. Die traurige Wahrheit ist jedoch, dass die Klimamodelle die Zyklen nicht richtig abbilden können. Das Problem liegt nicht in der Natur, sondern in den Modellen. Auch ist die Gewichtung der einzelnen Klimatreiber noch schlecht verstanden. So behauptet die IPCC-Tabelle des „Strahlungsantriebs“ für solare Schwankungen viel zu geringe Wert, die in keinster Weise mit den geologisch-empirisch festgestellten systematischen Klimabeeinflussungen der Sonne übereinstimmen kann.
Vermutlich kann Marotzke aber gar nicht anders, muss sich ständig rechtfertigen, weshalb er die Ozeanzyklen die letzten 20 Jahre bewusst ignoriert hat, obwohl man früh geahnt hatte, dass hier Potenzial liegt (siehe unseren Beitrag „IPCC-Mitbegründer Bert Bolin hatte die klimatische Rolle der Ozeanzyklen bereits sehr wohl gekannt„).
Im zweiten Teil des Artikels diskutieren die Max-Planck-Forscher die verschiedenen Möglichkeiten, wie es zur Erwärmungspause kommen konnte. Der Vollständigkeit halber wird auch kurz in Betracht gezogen, dass die CO2-Klimasensitivität zu hoch angesetzt worden sein könnte: