Ökostrom und Smart-Meter

Von Reinhard Storz

Einleitung

Während sich jeder unter Ökostrom etwas vorstellen kann, ist das bei Smart-Meter wohl nicht der Fall. Daher folgt ein Auszug aus Wikipedia, in dem erklärt wird, auf was ich im folgenden Text eingehen werde:

Intelligente Zähler (englisch smart meter) sind Gas-, Wasser- oder Stromzähler, die digital Daten empfangen und senden und dazu in ein Kommunikationsnetz (zur Fernübertragung) eingebunden sind.

Head End System (HES)

Das Head End System bindet die Smart Meter an das zentrale System an und ermöglicht es, die Funktionen der Smart Meter zentral zu verwalten und zu automatisieren. Unterstützte Funktionen sind zum Beispiel:

–Automatisches Weiterleiten von Messwerten (monatlich, täglich, stündlich, alle 15 Minuten usw.), Auslesen der Messwerte auf Anforderung

–Weiterleitung von Alarmen (Phase unterbrochen, Nullleiter unterbrochen, Unter-/Überspannung, harmonische Verzerrungen, Umkehrung Energiefluss)

–Ausführen von Kommandos auf den Smart Metern (Konfigurieren der Smart Meter, Tarif-Umstellungen, Umstellen der Messintervalle, An- und Abschalten der Messungen, An- und Abschalten der Stromverbindung)

Da sich die Smart Meter unterschiedlicher Hersteller unterschiedlich verhalten, muss das Head End System für jeden Smart-Meter-Typ entsprechend angepasst werden.

Bei der bisherigen Stromversorgung wurde von den Verbrauchern entschieden, wann sie wie viel Strom wann verbrauchen wollten. Die Kraftwerke wurden in ihrer Leistung dem jeweiligen Verbrauch angepasst. Die Stromversorgung war also am Bedarf orientiert. Das wird bei einer Versorgung nur aus regenerativen Quellen nicht mehr möglich sein. Da soll in Zukunft der Verbrauch dem schwankenden Stromangebot aus Sonne und Wind angepasst werden. Die Stromversorgung muss sich also am Angebot orientieren. Zu starke Schwankungen können ausgeglichen werden, indem überschüssiger Strom aus Wind und Sonne in Speichern aufgehoben wird und bei Strommangel die Lücke füllt. Aber diese für die Energiewende dringend erforderlichen Speicher fehlen noch völlig.

Wie durch die Smart Meter in einigen Jahren die Sicherheit der Stromversorgung erreicht werden könnte, obwohl dann die Kernkraftwerke abgeschaltet sind und auch die Kohlekraftwerke und Gaskraftwerke, eines nach dem anderen, keinen Strom mehr erzeugen, während zum Ausgleich der schwankenden Stromerzeugung aus Sonne und Wind nicht die erforderlichen Stromspeicher verfügbar gemacht werden, soll anhand eines Szenarios gezeigt werden.

Szenario

An einem kalten Wintertag, beispielsweise im Jahre 2025, scheint vormittags die Sonne und es weht ein kräftiger Wind. Es steht genügend Ökostrom aus regenerativen Quellen zur Verfügung, so dass die Verbraucher damit überwiegend versorgt werden können. Die verbliebenen Kohle- und Gaskraftwerke liefern nur wenig Strom ins Netz. Im Verlauf des Nachmittags nimmt die Windstärke, und damit auch die Menge an verfügbarem Windstrom ab. Ab 16 Uhr wird es dunkel und es steht kein Strom aus Sonnenenergie mehr zur Verfügung.

Regenerativ erzeugter Strom aus Laufwasser ist im Winter nur in geringerer Menge verfügbar, da Niederschlag in den Bergen zum großen Teil als Schnee fällt und erst, nachdem er getaut ist, zu den Wasserkraftwerken gelangt. Strom aus Biogas wird vielfach von den Erzeugern selber verbraucht und nur teilweise in das öffentliche Netz eingespeist und Strom aus Erdwärme ist unbedeutend.

Wenn nun die Einspeisung von Ökostrom zurückgeht, müssen die verbleibenden Kohle- und Gaskraftwerke die Versorgung übernehmen. Sobald deren Stromerzeugung nicht ausreicht werden die wenigen Stromspeicher geleert. Danach bleibt, bei weiter sinkender Einspeisung von Strom aus Sonne und Wind, nur noch die Möglichkeit Verbraucher abzuschalten um das Netz stabil zu halten und nicht einen völligen Zusammenbruch der Stromversorgung zu riskieren.

Abschaltung von Stromverbrauchern über die Smart-Meter

Smart-Meter sind schon seit vielen Jahren bei Großkunden im Einsatz. Sie sollen im Zusammenhang mit der Energiewende möglichst schnell auch bei Privatkunden eingebaut werden, um mit ihrer Hilfe den Stromverbrauch der schwankenden Einspeisung aus Sonne und Wind anzupassen. So würde man zum Beispiel die Waschmaschine, nachdem man sie mit Wäsche und Seifenpulver gefüllt hat, einschalten. Sie würde aber erst in Betrieb gehen wenn das Smart-Meter festgestellt hat, dass genügend Solar- und Windstrom im Netz verfügbar ist. Da nachts kein Solarstrom verfügbar ist, wird man Elektroautos wohl nur um die Mittagszeit laden können, weil der Ladestrom für einen derartigen Großverbraucher zu anderen Zeiten wegen Strommangel häufig  nicht vom Smart-Meter freigegeben wird.

Wie wir in dem Auszug aus Wikipedia gelesen haben, kann der örtliche Stromversorger über die Smart-Meter die Verbraucher auch komplett vom Netz trennen. Da bietet es sich an, sobald die Stabilität im Netz wegen Mangel an Ökostrom gefährdet ist, bei der Abschaltung mit den Verbrauchern mit 100% Ökostromvertrag zu beginnen. Sie würden ja andernfalls mit dem ungeliebten Kohlestrom versorgt.

Aber dabei kann man natürlich nicht alle Ökostromverbraucher gleich behandeln. Da inzwischen zahlreiche Kommunen solche Verträge haben, würde bei ihrer Abschaltung auch das Rathaus, die Polizei und die Feuerwehr ohne Strom sein. Bei einem Brand hätte die Feuerwehr möglicherweise kein Löschwasser, weil die Pumpen im Wasserwerk ohne Strom nicht laufen. Auch die Bahn wirbt damit, dass Züge inzwischen zu 100% mit Ökostrom fahren. Bei Abschaltung würden die Signale für einen sicheren Betrieb nicht mehr funktionieren, Züge möglicherweise auf freier Strecke oder im Tunnel stehen bleiben. Bahnhöfe hätten keine Beleuchtung.

Um diese Probleme zu verhindern müssen derartige Verbraucher der öffentlichen Sicherheit und Gesundheit unbedingt weiter mit Ökostrom versorgt werden. Dafür wird vermutlich der noch verfügbare Strom aus Laufwasser und Biogasanlagen ausreichen. Die privaten Verbraucher müssten aber damit rechnen, in diesem Fall über die Smart-Meter abgeschaltet zu werden. Während ihre Wohnung auskühlt, da ohne Strom ja die Heizung nicht funktioniert, haben sie Zeit bei Kerzenschein darüber nachzudenken, ob sie nicht, statt immer nur mehr Windräder und Solardächer zu fordern, sich für den parallelen Ausbau von Stromspeichern hätten einsetzen sollen.

Mögen diese Zeilen dazu beitragen das schwierige Thema sachlich zu diskutieren.

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