Nun noch ein anderer Plan

Von Dr. Rolf Wetzel

Überschwemmungen sorgen hin und wieder für unangenehme Überraschungen. Gott sei Dank wird der Schuldige immer schnell gefunden. Es ist natürlich der Klimawandel im Verein mit einem mangelhaften Frühwarnsystem. Nun habe ich in einem Buch „Wirtschaft und Technik…“ von Dr. Franz Lawaczeck aus dem Jahr 1933 festgestellt, das bereits im frühen 20.  Jahrhundert auf Versäumnisse aufmerksam gemacht wurde, die gelegentliche Überschwemmungen hätten verhindern können.

„Bei Wasserkraftanlagen wird wegen der hohen Anlagekosten und dem geringen Ausnutzungsgrad sehr bald die Grenze erreicht, wo sie trotz viel geringerer Betriebskosten den Strom teuerer erzeugen müssen, als in Wärmekraftmaschinen, obwohl diese mit höheren Betriebskosten zu rechnen haben.“

Soweit ein Zitat aus dem genannten Buch. Des weiteren wird erläutert: “Die Wasserkräfte, vor allem die vielen kleinen, sind weitgehend auszunutzen. Dies kann nur lohnend werden durch neue technische Mittel und durch verminderte Zinsenlasten (das heißt wohl Anlagekosten).“

Wesentlich erscheint mir folgende Anmerkung: “Neue technische Mittel: Für Wasserkraft die Ausnutzung des Gesamtgefälles eines Flusses, bei Vermeidung von Seitenkanälen, Ausbau von Staffelfluss, Benutzung des Hochwasserbettes als Tagesspeicher bei Niederwasser, viele Stufen mit geringem, für die Schiffart günstigem, für die Landwirtschaft noch nicht ungünstigem Stau, deren kleines Gefälle durch hydraulische oder mechanische Übersetzung für Stromerzeugung brauchbar gemacht wird.

Diese Zielrichtung setzt die Entwicklung eines billigen, festen Wehres voraus, das als Saugheberwehr (Sparschleuse?) ausgeführt, die größten Hochwassermengen besser, das heißt, mit weniger Rückstau abzuführen im Stand ist als selbstbewegliche Wehre. Mit diesen Mitteln wird die Wasserkraft weit billiger als Wärmekraft, die Schiffbarkeit eines Flusses macht sich nur dann durch die Kraftgewinnung bezahlt. Außerdem werden die Hochwasserkatastrophen ausgeschaltet“.

Es ist erstaunlich, dass in praktisch jedem Jahrzehnt in Deutschland zumindest eine völlig überraschende Flutkatastrophe auftritt. Da kann man natürlich nichts machen, es ist ja höhere Gewalt. Wir wissen inzwischen alle, die Erklärung für dieses Naturereignis ist der stets zitierte Klimawandel. Hier hilft nur Wind – oder Solarenergie!

Vielleicht hatte Herr Dr. Lawaczeck doch recht. Vor allem, wenn man direkt am Fluss leben möchte und insbesondere eine malerische Flussschleife als Wohnort bevorzugt, sollte man auch an eine entsprechende Regulierung des Flusses denken. Für jeden Garten werden heute automatisierte Beregnungsanlagen angeboten, die mit einfachen Mitteln die Regenmenge ermitteln, und den Wasserbedarf des Gartens ggfls. bei zu geringer Niederschlagsmenge durch Bewässerung ergänzen.

Nun zum Plan: Die Meteorologen ermitteln die jeweils aktuellen Niederschläge in allen Regionen Deutschlands. Auch der anteilige Zulauf des Regenwassers in den Bach oder den Fluss im Tal wird ermittelt. Damit ist eine frühzeitige Warnung stets möglich. Es ist nicht sonderlich schwierig, festzustellen, wie schnell und auch wie viel Regenwasser von der verfügbaren Bodenfläche aufgenommen wird. Wenn man nun noch die jährlich neu versiegelte Fläche berücksichtigt, muss doch schnell deutlich werden, dass auch ohne Klimawandel die Hochwassergefahr steigt, wenn keine Vorsorge getroffen wird.

Die Möglichkeit, zu große Wassermengen über geeignete Kanäle und auch Tunnel in benachbarte Täler abzuleiten, die große Wassermengen aufnehmen können, sollte für jede Region beachtet werden. Da für intermittierend produzierende Wind- und Solaranlagen bedeutende Finanzmittel bereitgestellt werden, müsste doch der gezähmten regelfähigen Wasserkraft in einem „reichen“ Land besondere Bedeutung zukommen. Die schon 1933 erkannte Notwendigkeit, Flussläufe zu stauen, Wasserkraft, wo immer möglich zur Energiegewinnung zu nutzen und mit den erforderlichen Staustufen Hochwasserkatastrophen zu verhindern, ist bis heute nicht realisiert worden.

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