Stefan Rahmstorf und die Milankovich-Zyklen

Wenn uns Psychologen schon den Klimawandel erklären müssen, wissen wir, dass etwas schief läuft. So geschehen in der Huffington Post am 16. Juli 2015, als „Nachhaltigkeitsexpertin und Wirtschaftspsychologin“ Dr. Alexandra Hildebrandt erklärt:

Klimawandel: Warum wir die Wahrheit leugnen
Wenn es um den Klimawandel geht, schauen wir zwar hin, haben aber meistens scheinbar Wichtigeres zu tun, als uns um so ein abstraktes Thema zu kümmern. Wir nehmen Dürren, Hungersnöte, Überschwemmungen und Artensterben zur Kenntnis, aber all das bleibt nicht lange im Bewusstsein und lässt uns emotional abstumpfen. Auch die Medien tun sich schwer, ein solches Thema durchgehend präsent zu halten. Einige sprechen sogar von „Mitleidsmüdigkeit“. Die kanadische Journalistin, Autorin und Globalisierungskritikerin Naomi Klein hält uns in ihrem akribisch recherchierten und packenden Buch „Die Entscheidung. Kapitalismus vs. Klima (S. Fischer, 2015) einen Spiegel vor, denn wir neigen wohl alle dazu, die Wahrheit zu leugnen, wenn sie zu viel kostet.

Weiterlesen in der Huffington Post.

Frau Hildebrandt vermischt hier wirklich alles und jedes: Dürren, Hungersnöte, Überschwemmungen und Artensterben. Alles soll ein Indiz für den Klimawandel sein, obwohl der IPCC hier viel vorsichtiger argumentiert als Hildebrandt es denkt. Es führt kein Weg daran vorbei, man muss sich wirklich mit den naturwissenschaftlichen Grundlagen beschäftigen, bevor man „Wahrheit“ erkennen und mögliche Leugnung derselbigen erkennen bzw. kritisieren könnte. Auch ist Naomi Klein nicht gerade eine verlässliche Fachwissenschaftlerin, die Aufklärung in den Klimadschungel bringen könnte, sondern zuallererst eine lupenreine Aktivistin, auf die die Nachhaltigkeitsexpertin und Wirtschaftspsychologin nachhaltig hereingefallen ist. Schade.

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Stefan Rahmstorf ist ein wenig aus der Tagespresse verschwunden. Seinen Platz als Autor hat er im IPCC eingebüßt. Ist er der Presse vielleicht zu extrem geworden? Oder hat er seine Warner-Rolle clever an PIK-Institutsangehörigen delegiert, die allmonatlich mit einer neuen Klimaalarmgeschichte an die Öffentlichkeit treten? Viel spricht für Letzteres. Auf Rahmstorfs Institutswebseite findet sich aus dem Jahr 1999 noch immer ein Schmankerl, das Kopfschütteln verursacht. Unter der Rubrik „Häufige Mißverständnisse zum Thema Golfstrom – eine kleine Hilfestellung für Journalisten und verwirrte Zeitungsleser“ schreibt er:

Nach dem jetzigen Kenntnisstand spricht nichts für eine kommende Eiszeit; nach den Milankovich-Zyklen ist erst in ca. 30,000-50,000 Jahren mit einer neuen Vereisung zu rechnen. 

30.000 bis 50.000 Jahre sind ein Vielfaches der üblichen Interglazialdauer in der jüngeren geologischen Vergangenheit. Was erzählt der gelernte theoretische Physiker Rahmstorf da eigentlich seinen Klima-Gläubigen? Genügend Zeit für eine „paläoklimatische“ Learning-Curve anhand von bekannter Literatur (beispielsweise W. Köppen und A. Wegener: Die Klimate der geologischen Vorzeit, Borntraeger 1924) oder modernen Klimaproxies (beispielsweise die Vostok-Eisproxies) hätte er doch seit 1999 ausreichend gehabt. In Uli Webers Buch „Klimahysterie ist keine Lösung“ kann man auf den Seiten 78/79 nachlesen:

„… In [der] Abbildung [unten] ist ein Vergleich zwischen Temperaturdaten aus den Vostok-Eis­bohr­kernen […] dargestellt. Das Klima unserer Erde steht demnach tatsächlich in einem Temperaturmaximum. Unser gegenwärtiges Temperaturoptimum besteht schon seit etwa 12.000 Jahren und aus dem natürlichen Verlauf der Milanković-Zyklen geht hervor, dass es bei einer durchschnittlichen Gesamtdauer von etwa 10.000 bis 15.000 Jahren bereits in sehr naher geologischer Zukunft zu Ende gehen wird. Allerdings ergibt sich aus der natürlichen Entwicklung des Paläoklimas heraus vorher auch noch die Möglichkeit für einen kurzfristigen Temperaturanstieg von weiteren 2 Grad Celsius gegenüber heute, bevor dann für etwa 50.000 Jahre ein Temperaturabfall zwischen -4 und -6 Grad Celsius und danach für weitere 50.000 Jahre von -6 bis -8 Grad gegenüber der aktuellen Durchschnittstemperatur eintreten wird…“

Interessant ist auch ein aktuelles Rahmstorf-Zitat von Wetter.de (dortige Angabe zur letzten Aktualisierung: 24.03.2015 – 08:18 Uhr):

„… Beobachtungen weisen darauf hin, dass die Umwälzung [der ‚Atlantic Meridional Overturning Circulation‘, der gravitative Antrieb des Golfstroms] in den letzten Jahrzehnten langsamer war als jemals zuvor im vergangenen Jahrhundert, wahrscheinlich sogar im vergangenen Jahrtausend. Zu dieser Abschwächung hat offenbar die zunehmende Eisschmelze auf Grönland beigetragen, die durch den mensch-gemachten Klimawandel verursacht wird. Eine weitere Verlangsamung der Strömung könnte nicht nur Folgen haben für marine Ökosysteme, sondern auch für den Meeresspiegel und das Wetter in den USA und Europa. ‚Verblüffenderweise hat sich trotz fortschreitender globaler Erwärmung ein Teil des nördlichen Atlantik in den letzten hundert Jahren abgekühlt‘, sagt Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Frühere Forschung hatte bereits Hinweise darauf gegeben, dass eine Abschwächung der großen Umwälzströmung im Atlantik, die so genannte ‚Atlantic Meridional Overturning Circulation‘, hierfür verantwortlich sein könnte. ‚Jetzt haben wir starke Belege dafür gefunden, dass dieses atlantische Förderband sich in den vergangenen hundert Jahren tatsächlich verlangsamt hat, besonders seit 1970‘, so Rahmstorf…“

War nicht gerade wissenschaftlich nachgewiesen worden, dass der Golfstrom stabil ist? Aber die Argumentation von Rahmstorf mag den Alarmisten helfen, gleich mal präventiv die klimatischen Auswirkungen der sinkenden Sonnenfleckenaktivität vom Tisch zu wischen…

 

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