Hockeystick-Erfinder Michael Mann macht sich im ORF-Interview lächerlich: „Eines haben alle gemeinsam: Das Endstück der Kurve zeigt steil nach oben“

In Österreich gibt es erste Anzeichen dafür, dass die Politik die nicht enden wollende Lawine von Klimaalarm-Stories allmählich leid ist. Der Standard berichtete am 9. Juli 2015:

Die neue FPÖ-Umweltsprecherin Susanne Winter sorgt mit einem Facebook-Eintrag für Aufsehen. Sie nennt darin Studien, die den vom Menschen verursachten Klimawandel beweisen, eine „ideologische Pseudowissenschaft“. Die „angebliche Klimaproblematik“ ist laut Winter „ein einziges mediales Lügengebäude, das zum Einsturz gebracht werden muss“. Winter fungiert seit Montag als Umweltsprecherin im freiheitlichen Parlamentsklub.

Hart formuliert, jedoch in der Sache richtig. Man muss sich wirklich fragen, weshalb die Medien immer nur über klimatischen Horror berichten, wenn eine Vielzahl von Studien viel gemäßigtere Resultate herausbekommt. Wir haben in der Vergangenheit mehrfach Journalisten auf interessante Studien hingewiesen. Keiner der Vorschläge wurde angenommen. Und am nächsten Tag ging es dann wie gewohnt mit handverlesenem Klimalarm weiter. Frau Winter hat leider absolut Recht.

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Bleiben wir in Österreich. Der ORF hielt es am 29. Mai 2015 doch in der Tat für notwendig, den Erfinder der mittlerweile vollkommen diskreditierten Hockeystick-Kurve (Abbildung 1) in einem Interview zu präsentieren:

„Der Temperaturanstieg ist beispiellos“
Der „Hockey Stick“ ist die bekannteste und wohl auch die umstrittenste Kurve der Klimaforschung: Sie verdeutlicht, wie massiv der Mensch in das Klima der Erde eingreift. Michael Mann ist der Schöpfer dieser Grafik: Er erzählt in einem Interview, wie es zu seiner Entdeckung kam.

Potzblitz. Die Kurve ist falsch, wie kann sie da verdeutlichen, wie stark der Mensch in das Klima der Erde eingreift? Eine tolle logische Fehlleistung des ORF. Zehn Jahre später erkannte man dann den Irrtum und besann sich wieder auf realistischere Rekonstruktionen, z.B. jene von Ljungqvist 2010 (Abbildung 2).

Abbildung 1: Hockeystick-Kurve von 1998/2001.

 

Abbildung 2: Temperaturrekonstruktion nach Ljungqvist 2010. RWP=Römische Wärmeperiode, MWP=Mittelalterliche Wärmeperiode, CWP=Moderne Wärmeperiode, LIA=Little Ice Age, DACP=Dark Ages Cold Period.

 

Es ist schon erschreckend, was der ORF seinen Zuschauern da für einen Quatsch zumutet:

science.ORF.at: Der Hockey Stick hat sich von der nüchternen Temperaturkurve zum veritablen Internetmem [Internetphänomen] entwickelt. Was zeigt die Grafik?

Mann: Wir messen die globale Temperatur auf dem Erdball erst seit rund 100 Jahren mit Thermometern. In dieser Zeit hat sich die Atmosphäre um rund ein Grad erwärmt. Wenn wir wissen wollen, wie ungewöhnlich diese Erwärmung ist, müssen wir weiter zurück in die Vergangenheit blicken. Das geht nur, wenn man natürliche Klimaarchive auswertet – Baumringe, Korallen, Eisbohrkerne und Sedimente, die uns Aufschluss darüber geben, wie sich das Klima in der Vergangenheit verändert hat. Genau das haben wir in den späten 90ern erstmals getan. Das Ergebnis war, dass die jüngste Erwärmung wirklich beispiellos ist. Die Temperarturkurve des Hockey Sticks beginnt vor 1.000 Jahren und fällt während des Mittelalters bis zur sogenannten kleinen Eiszeit ab. Ab dem 20. Jahrhundert macht die Kurve plötzlich eine Zacke nach oben. Die Temperatur steigt nun so rapide an wie noch nie zuvor. Das ist das Endstück des Hockeyschlägers, wenn Sie so wollen.

Schauen Sie nun einmal auf Abbildung 2. Ist die Erwärmung des 20. Jahrhunderts wirklich so beispielslos wie Mann behauptet? Warum war es vor 1000 Jahren schon einmal so heiß wie heute? Dann einer der Höhepunkte des Interviews:

science.ORF.at: Im IPCC-Report 2007 wurden neben Ihren Arbeiten auch die Studien von einem Dutzend anderer Teams erwähnt. Die Temperaturkurven ihrer Kollegen sehen jedenfalls nicht immer aus wie Hockeyschläger.

Mann: Stimmt, aber eines haben alle gemeinsam: Das Endstück der Kurve zeigt steil nach oben.

Haha. Da hat der gute Mann Recht. Aber darum geht es gar nicht. Die Wiedererwärmung nach der Kleinen Eiszeit ist allseits anerkannt. Kritisiert wird Mann für seine Darstellung der Zeit von 1000-1900 n. Chr., die angeblich ereignislos gewesen sei. Für diese Behauptung wird Michael Mann wohl heute keinen einzigen seiner Fachkollegen mehr als Unterstützer gewinnen können.

So ganz geheuer ist dem ORF bei der ganzen Sache dann doch nicht. Es kommt schließlich zur Frage aller Fragen:

science.ORF.at: Sie haben vorhin erwähnt, die heutige Erderwärmung sei beispiellos. Allerdings war es in früheren Perioden der Erdgeschichte immer wieder sehr warm – wohlgemerkt ohne menschlichen Einfluss. Warum?

Mann: Das stimmt natürlich, zu Beginn der Kreidezeit gab es etwa kein Eis auf der Erdoberfläche. Damals war es wärmer als heute. Der CO2-Gehalt in der Atmosphäre war vermutlich sogar fünfmal so hoch, wie er gegenwärtig ist. Das allerdings war das Ergebnis geologischer Vorgänge, die sich auf der Zeitskala von 100 Millionen Jahren abspielten. Die Veränderungen heute sind hingegen einen Million Mal schneller. Es geht nicht um die absolute Temperatur. Es geht um die enorme Geschwindigkeit, mit der sich die Temperatur ändert. Die natürlichen Anpassungen an die Klimaänderungen können mit diesem Tempo nicht mithalten. Das macht uns Sorgen, denn die sieben Milliarden Menschen auf diesem Planeten sind von einem stabilen Klima abhängig.

Ein Blick auf Abbildung 2 und die jüngeren Temperaturrekonstruktionen zeigt: Michael Mann kann man nicht mehr ernst nehmen. Der ORF hätte es vorher wissen müssen. Der Hinweis auf Jahrmillionen und lange Zeitmaßstäbe ist vollkommen unnötig. Ohne rot zu werden verschweigt  Mann einfach die Mittelalterliche Wärmeperiode. Der ORF lässt Mann gewähren und hakt nicht einmal nach. Peinlich.

 

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