Wochenblatt Verlagsgruppe mit peinlicher Panne: Zeitung verwechselt Städtischen Wärmeinseleffekt mit Klimawandel

Schocknews auf wochenblatt.de am 10. Juni 2014:

Klimawandel ist schon spürbar: Regensburgs Innenstadt ist um vier Grad heißer
Regensburg war eine Modellstadt, um den Klimawandel zu untersuchen – dabei kam heraus: Die Altstadt ist um vier Grad wärmer als die Umgebung. Der Umweltreferent fordert mehr Wasser und mehr Begrünungen und sogar Sonnensegel. […] Rechts- und Umweltreferent Wolfgang Schörnig auf Wochenblatt-Anfrage: „Regensburg war vier Jahre lang Teil einer Untersuchung, die man mit Mitteln des Bundes und der EU finanzierte, um mögliche Auswirkungen des Klimawandels auf eine Stadt mit historischem Kern und etwa 150.000 Einwohnern zu untersuchen.“ Man sei auch mit Wärmekameras über Regensburgs Altstadt geflogen und was man dabei feststellte, überrascht dann doch: „Es gab einige Stellen, die bis zu vier Grad wärmer waren als die umliegenden Stadtteile“, schildert Schörnig. Das sei zwar nicht in der ganzen Altstadt so, es gäbe auch Stellen, die lediglich zwei oder zweieinhalb Grad heißer sind als die Umgebung der Altstadt. „Aber an den Platzfolgen, beispielsweise dem Neupfarrplatz, ist es um bis zu vier Grad heißer“, so Schörnig. „Wenn man etwa vom Alleengürtel des Schlosses in die Altstadt geht, spürt man das sogar auf der Haut“, so der Rechtsreferent.

Klimawandel schon spürbar? Au weiha. Hier werden Dinge vermischt, die wirklich nicht zusammengehören. Es verwundert nicht, dass die eng bebaute Altstadt wärmer als die grünere Umgebung ist. Dies ist der altbekannte städtische Wärmeinseleffekt, der nun wirklich gar nichts mit dem Klimawandel zu tun hat. Vielleicht sollten die Regensburger mal Nachhilfe bei den Stuttgartern nehmen, die ihren Mitbürgern das Phänomen auf der Stadtklima-Webseite erläutern:

Der Wärmeinseleffekt (UHI, urban heat island) ist ein typisches Phänomen des Stadtklimas. In urbanen Ballungsräumen sind im Vergleich zur ländlichen Umgebung bodennah höhere Lufttemperaturen zu beobachten. Diese Überwärmung wird als städtische Wärmeinsel oder UHI bezeichnet. Für die Ausprägung oder die Intensität des Wärmeinseleffektes wird meist die Temperaturdifferenz zwischen der bodennahen Lufttemperatur in einem bestimmten Stadtgebiet und der bodennahen Lufttemperatur in einem außerhalb der Stadt im nahen Umfeld liegenden unbebauten Gebiet angegeben. Die Intensität des Wärmeinseleffektes variiert von Stadt zu Stadt. Aber auch innerhalb einer bestimmten Stadt ist der Wärmeinseleffekt sehr verschieden stark ausgeprägt. Die Intensität des Wärmeinseleffektes ist abhängig von der Größe der Stadt, der Stadtstruktur (Baudichte, Bauhöhen, Grünflächenanteil, usw.) aber auch von den topographischen und den allgemeinen klimatischen Gegebenheiten (Klimazone, Wetterlagen, atmosphärische Strömungen). In großen Städten wurden Temperaturdifferenzen bei der Jahresmitteltemperatur zwischen Stadt und Umland von weit mehr als 10°C gemessen. Ursache für den Wärmeinseleffekt ist vor allem der hohe Anteil versiegelter und bebauter Flächen in urbanen Gebieten, aber auch Luftschadstoffe und anthropogene Wärmequellen beeinflussen die Überwärmung in städtischen Gebieten.

Eine peinliche Panne, die dem bayerischen Wochenblatt da unterlaufen ist. Wer möchte das Wochenblatt auf sein Versehen hinweisen? Kontaktmöglichkeit hier.

 

Teilen: