Stefan Rahmstorf: Sonnenminimum trägt zu einer Verlangsamung der Erderwärmung bei

In einem ausgezeichneten Interview mit der FAZ am 21. September 2013 versucht der Klimaforscher Hans von Storch Common Sense in die Klimadiskussion einzubringen und äußert sich in ausgewogener Weise zur CO2-Klimawirkung, der Rolle natürlicher Faktoren sowie den gerne von Versicherungen vorgebrachten Extremwetterwarnungen:

FAZ: Und die Klimamodelle taugen nichts?

VON STORCH: Doch, wir müssen sie allerdings mit den richtigen Antrieben versorgen. Wir unterstellen in den Modellen eine hohe Sensitivität des Klimas auf Treibhausgase wie Kohlenstoffdioxid. Im Licht der Erkenntnisse der vergangenen 15 Jahre müssen wir feststellen: Vielleicht ist die Sensitivität gegenüber den Treibhausgasen weniger groß als angenommen. Gut möglich auch, dass wir zudem die natürlichen Schwankungen des Klimas unterschätzen.

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FAZ: Das ist ja eine Menge an Ungewissheit.

VON STORCH: Ja, mein Instinkt sagt mir allerdings, dass wir gar nicht so viele Änderungen an den Modellrechnungen vornehmen müssen. Meine private Vermutung: Wir können die Rolle der Sonne etwas verstärken und gleichzeitig den Einfluss der Treibhausgase etwas zurücknehmen. Und schon liegen wir wieder ziemlich richtig. Aber wir sollten über die Neujustierung in Ruhe nachdenken. Weder müssen wir die Modelle in die Tonne kloppen, noch sollten wir so tun, als ob wir keine Erkenntnisprobleme hätten.

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FAZ: Hat die Klimaforschung Mindermeinungen unterdrückt, damit ja keine Zweifel an der herrschenden Klimatheorie aufkommen?

VON STORCH: Nicht aktiv. Aber die gesamte Atmosphäre ist in manchen Instituten schon so, dass sich gerade junge, unabgesicherte Forscher zweimal überlegen, ob sie sich mit kritischen Überlegungen zu Wort melden. Noch schlimmer ist das Bundesumweltamt, das qua Amt unleugbare Wahrheiten vorgeben will, mit einer Leitung, die meint, vor skeptischen Journalisten warnen zu müssen.

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FAZ: Was stimmt denn jetzt noch? Sind zum Beispiel Überschwemmungen Folge der Klimaerwärmung?

VON STORCH: Ich würde sagen: nein. Es gibt andere Leute, die sagen: ja. Vor allem die Münchener Rückversicherung spielt eine große Rolle bei der Verbreitung der Behauptung, Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen oder Hurricanes hätten aufgrund des Klimawandels stark zugenommen. Die Evidenz dafür ist aber äußerst dünn. Bei binnenländischen Überschwemmungen ist der Faktor Klima vermutlich vernachlässigbar. Allerdings sind Katastrophen-Behauptungen für das Geschäft der Versicherung äußerst nützlich.

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FAZ: Es gibt Wichtigeres als den Klimawandel?

VON STORCH: Für den Bürger Hans von Storch schon: die Armut, der Hunger in der Welt. Das bewegt mich persönlich mehr als der zweifellos gravierende Klimawandel.

FAZ: Sozialwissenschaftler propagieren jetzt einen Lebensstil der Bescheidenheit, der auf Auto fahren oder Fleisch essen verzichtet. Ist das sinnvoll?

VON STORCH: Diese Leute sind nicht Wissenschaftler, sondern Prediger, die dem Zeitgeist nach dem Munde reden. Sie stellen ihre persönlichen Werte in den Vordergrund, nicht ihr Wissen als Wissenschaftler. Die Behauptung, mit Fleischverzicht schütze man das Klima, ist einigermaßen substanzlos. Da werden rein symbolische Akte propagiert. Ich habe nichts dagegen, solange sich diese Prediger nicht auf die Klimawissenschaft berufen.

Ganzes Interview auf faz.net lesen.

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Die Sonne wird als Klimaeinflussfaktor in der öffentlichen Diskussion immer stärker wahrgenommen. So wies Stefan Rahmstorf am 24. September 2013 in einem Interview auf klimaretter.info auf die Bedeutung der schwankenden Sonnenaktivität für die seit 15 Jahren fehlende globale Erwärmung hin:

„Außerdem gibt es die Schwankung der Sonnenaktivität. Die letzten 15 Jahre waren in der ersten Hälfte durch ein Sonnenmaximum, in der zweiten aber durch ein besonders langes, tiefes Sonnenminimum geprägt. Auch das trägt zu einer Verlangsamung der Erwärmung bei, wenn man sich auf einen so kurzen Zeitraum fokussiert.“

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Der IPCC hat mit seiner einseitigen und oft politisch gefärbten Betrachtungsweise viele Menschen enttäuscht. Auch der Dialog mit der Öffentlichkeit findet kaum statt. Kritische Stimmen werden in der Regel einfach ignoriert oder als gekaufte Öl-Lobbyisten gebrandmarkt. Kein guter Stil, der eher darauf hindeutet, dass es auf Seiten des IPCC möglicherweise einige Schwächen zu überdecken gibt. Stellen wir uns kurz vor, wir dürften dem Weltklimarat fünf Fragen stellen, und dieser müsste diese floskelfrei beantworten. Marcel Crok hat jetzt in seinem Blog fünf solche mögliche Fragen vorgeschlagen (siehe auch Kommentierung durch Judith Curry):

1) The increase in the global average temperature between 1900 and 1950 is almost indistinguishable from the warming between 1950 and 2010. However the increase in anthropogenic forcing was much higher in the most recent period than in the period of the so-called ‘early warming’. What is the explanation of the early warming?

2) There is evidence that there are still warm biases in the global average temperature series. Apart from the Urban Heat Island-effect there is now solid evidence that the trends in the minimum temperature are not a good indicator for climate change because they are related to disturbances in the nighttime boundary layer. The global trend in minimum temperature is twice as high as the trend in maximum temperatures. Do you agree that it’s better to use only the maximum temperature as a climate metric and do you accept that by doing that the increase in global temperature is actually between 0.1 and 0.2 degrees lower than the generally accepted 0.8 degrees of warming?

3) Models seriously overestimate the warming of the real climate in the past 25-30 years, not only globally (see here and here) but also in the tropical troposhere where a pronounced hotspot is expected seehere. What is your explanation for this? A follow up question would be: why would we trust claims of the IPCC that it’s very likely that most of the warming since 1950 is due to anthropogenic greenhouse gases, since these claims are based on the same models?

4) Several recente papers (Aldrin et al, Ring et al, Lewis, Otto et al) show that based on the observed climate of the past one and a half century, climate sensitivity is considerably lower (between 1.5 and 2 degrees) than the best estimate of three degrees that has been generally accepted by the climate science community for over thirty years. The CMIP5 models, run for the upcoming AR5 report, have a climate sensitivity of 3 degrees on average. How do you explain this large difference between estimates for climate sensitivity based on models and observations?

5) My last question is adopted from a recent blog post by Roger Pielke jr: “A difficult question for the climate science community is, how is it that this broad community of researchers — full of bright and thoughtful people — allowed intolerant activists who make false claims to certainty to become the public face of the field?”

 

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