Net-Zero Deutschland – Anmerkung zur McKinsey-Studie

Von: Gastautor

Hier im Blog wurde am 20.09.2021 auf eine kürzlich veröffentlichte McKinsey-Studie hingewiesen. Ergänzend dazu hier ein Auszug aus einer McKinsey-Pressemitteilung zur verwendeten Studien-Methodik, der besondere Beachtung geschenkt werden sollte:

Methodik

Die MGI-Studie stützt sich auf das am häufigsten verwendete und von Experten überprüfte Ensemble von Klimamodellen, um die Wahrscheinlichkeiten relevanter Klimaereignisse abzuschätzen und die möglichen Auswirkungen dieser Ereignisse zu untersuchen. Das Woods Hole Research Center (WHRC) erstellte für die Studie einen Großteil der wissenschaftlichen Analysen zu physikalischen Klimagefahren. Das methodische Design und die Ergebnisse wurden von hochrangigen Wissenschaftlern des Environmental Change Institute der Universität Oxford unabhängig überprüft, um Unparteilichkeit zu gewährleisten und die wissenschaftlichen Grundlagen für die neuen Analysen in diesem Bericht zu prüfen. Es wurde das Emissionsszenario „RCP8.5“ zugrunde gelegt.

Was ist eigentlich „RCP8.5? Für den 5. Sachstandsbericht des IPCC, der 2013 erschienen ist, wurden sogenannte „Repräsentative Konzentrationspfade“ (Representative Concentration Pathways – RCPs) entwickelt, die die früheren SRES-Szenarien ersetzen. Warum entscheidet sich McKinsey als Grundlage der Studie für die schlimmst-mögliche Annahme = RCP8.5? Gibt es stichhaltige Gründe die es erforderlich machen, tatsächlich von dieser ungünstigen Zukunftshypothese auszugehen? Es kann davon ausgegangen werden, dass beim Eintreten des Falles eines angenommenen Emissionsszenario RCP8.5 unweigerlich ökologische Probleme entstehen, die fatale, fast nicht beherrschbare Auswirkungen mit sich bringen. Deren Wirkung dürfte wohl schlimmer ausfallen, als die Verhinderung der vermeintlichen Klimakatastrophe. Warum?

Das Emissionsszenario „RCP8.5“:


Ouelle: Hamburger Bildungsserver

Betrachten wir im folgenden linken Bild den Bevölkerungsanteil im RCP8.5- Szenario von weit mehr als 12 Mrd. Menschen, die auf dem Erdenball demnach im Jahr 2100 leben werden (?). Das ist nicht einmal ansatzweise erstrebenswert. Es nicht so weit kommen zu lassen sollte im Interesse aller Menschen liegen. Eine derartige Entwicklung wird/kann zwangsläufig eine nicht zu verhindernde Armut und einen Nahrungs- und Wassermangel mit einhergehender Umweltzerstörung erzeugen, die den Planeten ins Trudeln geraten lässt. Schon heute können 7,8 Mrd. Menschen nicht gerecht ernährt werden und täglich(!) sterben 4.500 Kinder in Folge von verunreinigtem Trinkwasser.

Im rechten Bild sehen wir in Säulendiagrammen den weltweiten Energiebedarf, gesplittet dargestellt jeweils nach Energieerzeugern. Gegenüber dem Wert 2000 steht für das Szenario RCP8.5 ein ca. 4 x höheren Primärenergiebedarf. Wurde eigentlich überprüft, ob auf der Welt die Masse an fossilem Brennmaterial vorhanden ist damit so ein Effekt überhaupt entstehen kann?

Wie bescheiden die Wirkung des Anteils von Deutschland ist, lässt sich leicht erahnen. In 2020 lag der Weltenergiebedarf bei ca. 600 Exajoule = Tendenz steigend. Der Anteil von Deutschland betrug 2020 ca. 11,7 Exajoule = 1,95 % = Tendenz fallend. Bis zum Jahr 2050, so der Plan des UBA, soll der deutsche Primärenergiebedarf auf 7,19 Exajoule gesenkt werden. Das wird die folgende Grafik kaum merklich verändern und auch im realen Leben nicht großartig ins Gewicht fallen.

Die Entwicklung des weltweiten Primärenergieverbrauchs:


Quelle: BP

Wer aber um alles in der Welt verursacht diesen Anstieg? Die Tabelle gibt unmissverständlich Auskunft.

Primärenergieverbrauch nach Kontinenten in Exajoule:

Quelle: BMWi

Im nächsten Chart sehen wir, mit welchen Energieerzeugern der Bedarf in den einzelnen Kontinenten erbracht wird. Öl (grün) und Gas (rot) dominieren dabei durchgängig weltweit. Kohle (grau) beherrscht in Asien den Erzeugermarkt. Die dunkel-Orange Einfärbung am oberen Ende der Säulen zeigt den bescheiden-wirkenden Anteil der „Erneuerbaren“ Wind und PV, welche zukünftig die Erzeugung der genannten fossilen Energieträger bis 2050 übernehmen sollen. Ob das praktisch überhaupt umsetzbar ist, wird von ganz vielen Faktoren abhängen. Die Erfolgsstory dazu ist längst noch nicht geschrieben.

Die Arten der Energieerzeugung für den Primärenergiebedarf nach Kontinenten:

Quelle: BP

Aus alledem lässt doch nur ein Fazit ziehen: Folgen wir unvoreingenommen der gebetsmühlenartigen Verkündung einer erforderlichen 1,5 Grad Begrenzung, dann müssen ohne Ausnahme alle Länder, die das Pariser Klimaschutzabkommen unterzeichnet haben, sofort eine Kehrtwende hin zu einem „Net-Zero“ einleiten, denn nur so ist ja angeblich das Klima zu beherrschen. Entschuldigungen können/dürfen demnach an keiner Stelle mehr akzeptiert werden. Aber wer gibt die Garantie für ein erfolgreiches Gelingen, dass das Vorhaben voll und ganz gelingt?

Deutschland will nun bei dem Vorhaben einer gelungenen Energiewende selbsternanntes Vorbild sein/werden und alles trotz oder gerade in dem Wissen, dass gravierende positive Auswirkungen auf das Klima dadurch nicht erfolgen werden. Mutet es da nicht gar überheblich an zu glauben, dass diesem Plan alle Staaten der Welt folgen wollen, bzw. schlechthin überhaupt folgen können? Die allermeisten Staaten werden dazu nicht die finanziellen Mittel aufbringen können, die für so eine Energiewende erforderlich sind. Doch ohne ein globales „Net-Zero“ würden alle geplanten Maßnahmen keinen Sinn ergeben. Die sich aus alledem ergebenen Fragen bedürfen endlich ehrliche Antworten. Denn sonst entsteht aus „Sinn“ = „Unsinn“. Aber worin liegen nun die motivierenden Gründe für McKinsey die vorgelegte „Machbarkeitsstudie“ auf der Basis des Emissionsszenario „RCP8.5nur für Deutschland zu erstellen, ohne die globalen Staatengemeinschaften mit einzubeziehen? Ein Schelm, der jetzt böses denkt.

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