Nach Paläoklima-Panne: Özden Terli ruft Stefan Rahmstorf zur Hilfe

Vor kurzem hatte die WELT einen Artikel über ZDF-Wettermann Özden Terli und eine von ihm verwendete zweifelhafte Grafik veröffentlicht. Wir berichteten. Nun schlägt Terlis Mentor Professor Stefan Rahmstorf auf Twitter zurück. Der verteidigt die Grafik, kein Wunder, sie stammt ja auch aus seinem Umfeld. Allerdings macht Rahmstorf einen beliebten Fehler, er drischt auf den Überbringer der Nachricht ein und das ist in diesem Fall Axel Bojanowski. Der aber hat vier Experten zu der Grafik befragt und deren Statements in seinen Artikel verarbeitet. Wenn, dann hätte Rahmstorf seine Kollegen angreifen müssen. Vielleicht war es einfacher für ihn, sich auf die WELT einzuschießen als auf die Kollegen? Die Replik liest sich wie die Reaktion auf eine Majestätsbeleidigung. Bojanowski reagiert auf Twitter aber sehr gelassen.

Ob Bojanowski allerdings auf diesen Retweet von Özden Terli auch gelassen reagiert, das wird abzuwarten sein, zumal der Journalist vor gar nicht allzu langer Zeit den Verfasser der Schmähung gegen ihn – Michael E. Mann – und dessen Erkenntnisse sehr neutral gewürdigt hat.

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Wälder sind ein immenser Kohlenstoffspeicher. Eine Studie hat nun versucht den Wert des Waldes zu errechnen und kommt auf beeindruckende Zahlen.

„Basierend auf unserem Modell beträgt der Wert des Waldes in Deutschland ungefähr 725 Milliarden Euro“, sagt BCG-Partner Torsten Kurth. In diese Berechnung sind Umwelt- und Klimawert, sogenannte Ökosystemdienstleistungen sowie kommerzieller Wert und nicht zuletzt sozialer Wert eingeflossen.

Weltweit sind Wälder gefährdet.

„Trotz ihrer lebenswichtigen Bedeutung seien Wälder rund um den Globus in Gefahr. Jede Minute verschwindet in diesem Jahr eine Fläche in der Größe von 30 Fußballfeldern.“

Weiterlesen in der WELT.

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Der Spiegel scheint seiner eigenen Wissenschaftsredaktion wenig zuzutrauen. Zum wiederholten Male darf der Kognitionspsychologe Christian Stöcker das Ende der Welt beschreiben, wie wir sie kennen. In seiner Kolumne „Ihnen ist heiß? Das ist erst der Anfang“ listet er noch einmal alles auf, was die Welt in den letzten 8 Wochen an Schlagzeilen gesehen hat, insbesondere die Hitzewelle in Sibirien. Was Stöcker natürlich verschweigt sind die bisherigen Hitzerekorde in dem riesigen Land (einige liegen zeitlich schon etwas länger zurück) und auch, dass in Sibirien kontinentales Klima mit sehr kalten Wintern und sehr heißen Sommern herrschen können. Erwähnt wird selbstverständlich auch nicht, dass die zweite Augusthälfte bereits wieder Nachttemperaturen Nahe dem Gefrierpunkt vorausgesagt werden. Man kann vermutlich von Glück sagen, dass er nicht die „im Sommer sind immer Null Grad in Sibiriern“ Argumente bringt.

Das Muster ist aber stets gleich. Wenn es irgendwo eine Anomalie auf der Welt gibt, die dem eigenen Narrativ nutzt, dann wird das medial ausgeschlachtet. Nach dem Motto: Wir müssten nur mehr Erneuerbare Energien haben, dann wird die Hitze in Sibirien auch wieder weggehen und nicht so schnell wiederkommen. Hitzewellen haben es ihm angetan und da wird dann auch schon mal eine hervorholt, die es vor 17 Jahren gab, also mit der aktuellen Situation recht wenig zu tun hat. Immerhin reicht ihm der warme Sommer 2003 aber, um mit Hitzetotenzahlen zu jonglieren.

Weil es so gut klickt, kommt dann noch das Thema Waldbrand ins Spiel. Waldbrände, das kann Stöcker vielleicht nicht wissen, haben etwas mit Dürre zu tun. Ausbleibende Niederschläge können zu jeder Jahreszeit passieren. Erschwerend kommt der Faktor Mensch dazu, denn es braucht fast immer jemanden, der ein Feuer entzündet und sei es nur, um illegalen Holzeinschlag zu kaschieren. Es ist also ausbleibenden Niederschlägen geschuldet und weniger der Wärme in dem riesigen Land. Stöcker wirft ganz besonders Wirtschaftsminister Altmeier vor, dass dieser mit der „Schande“ leben muss, nicht rechtzeitig genug etwas unternommen zu haben in Sachen Klima.

Einen konkreten Vorschlag macht Stöcker allerdings nicht. Altmeier steckt in einem Dilemma. Die Energiewende hat er geerbt. Sie wurde einst unter Jürgen „die Eiskugel“ Trittin erdacht und umgesetzt. Seitdem hat der Versuch bei der Stromversorgung auf Erneuerbare Energien zu setzen, die Stromkunden in Deutschland über 500 Mrd. Euro gekostet und mit zu den höchsten Strompreisen in der Welt geführt. Altmeier muss als Minister aber immer einen Interessensausgleich liefern und das Wirtschaftsministerium muss viele Dinge im Blick haben. Manchmal sogar mehr als Kolumnisten wie Stöcker erahnen.

Die Crux des deutschen Energiewegs ist die Volatilität der Erneuerbaren Energien. Länder wie Frankreich oder Schweden erreichen einen deutlich niedrigeren CO2-Ausstoß bei der Stromerzeugung als Deutschland. Das liegt in erster Linie an Wasserkraft (Schweden) und Kernenergie (Frankreich und Schweden). Wasserkraft hat Deutschland nur im begrenzten Maße und aus der Kernenergie steigt das Land gerade aus. Wie, müsste man Stöcker fragen, soll in der Zeit, in der die Erneuerbaren Energien keinen nennenswerten Strom liefern, die Versorgung laufen? Diese Frage, die in der Regel nur damit beantwortet wird, dass wir noch mehr Erneuerbare Energien brauchen, ist die entscheidende Frage. Sie wird konsequent nicht beantwortet.

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