Mojib Latif und das Erwärmungsloch im äquatorialen Atlantik

Die Erde ist in den letzten Jahrzehnten wärmer geworden. Allerdings gibt es Ausnahmen, zum Beispiel ein Gebiet südlich von Grönland, der Südlich Ozean um die Antarktis und weite Teil des Nordpazifiks. Nun wurde ein weiteres „Erwärmungsloch“ berichtet, und das sogar von Mojib Latif und drei seiner Kollegen. Am 20. März 2020 erschien in JGR Oceans die Studie von Nnamchi et al., in der die fehlende sommerlichen Erwärmung im äquatorialen Atlantik im Bereich des Golfs von Guinea beschrieben wird. Grundlage ist die Auswertung von Satellitendaten 1979-2018. Hier der Abstract:

A Satellite Era Warming Hole in the Equatorial Atlantic Ocean

Observations during the satellite era 1979–2018 only depict small sea surface temperature (SST) trends over the Equatorial Atlantic cold tongue region in boreal summer. This lack of surface warming of the cold tongue, termed warming hole here, denotes an 11% amplification of the mean SST annual cycle. The warming hole is driven by a shoaling of the equatorial thermocline, linked to increased wind stress forcing, and damped by the surface turbulent heat fluxes. The satellite era warming deficit is not unusual during the twentieth century—similar weak trends were also observed during the 1890s–1910s and 1940s–1960s. The tendency for surface cooling appears to reflect an interaction of external forcing, which controls the timing and magnitude of the cooling, with the intrinsic variability of the climate system. The hypothesis for externally forced modulation of internal variability is supported by climate model simulations forced by the observed time‐varying concentrations of atmospheric greenhouse gases and natural aerosols. These show that increased greenhouse forcing warmed the cold tongue and aerosols cooled it during the satellite era. However, internal variability, as derived from control integrations with fixed, preindustrial values of greenhouse gases and aerosols, can potentially cause larger cooling than observed during the satellite era. Large uncertainties remain on the relative roles of external forcing and intrinsic variability in both observations and coupled climate models.

Das pdf (11 MB) kann man sich auf der Journal-Seite kostenlos herunterladen. Wir haben des öfteren die Doppelrolle von Latif hier im Blog thematisiert. Auf der einen Seite ist er einer der Pioniere der natürlichen Klimavariabilität, hat tolle wissenschaftliche Leistungen vorzuweisen. Auf der anderen Seite ist er mit Herz und Blut Klimaaktivist, wobei er die einschränkenden natürlichen Klimaschwankungen gerne mal verschweigt. So dringt sehr wenig aus seiner aktuellen Forschung an die Öffentlichkeit.

In diesem Paper zerren „die beiden Seelen in Latifs Brust“. Auf der einen Seite räumen die Autoren ein, dass es im Maßstab der letzten hundert Jahre stets wellenartige Abkühl- und Erwärmungsphasen im Untersuchungsgebiet gegeben hat. Schleierhaft bleibt, weshalb hier nicht Verbindungen zur NAO oder AMO diskutiert werden. Das mag damit zu tun haben, dass die Aktivistenseele hier die Überhand gewann. Die Erwärmungsphasen wurden im Klimamodell nämlich durch die CO2-Treibhauserwärmung erzeugt, während die jeweilige Abkühlungsphase händisch per kühlenden Aerosol-Joker künstlich erzeugt wurde. Au weia. Das passt alles hinten und vorne nicht zusammen. Man darf annehmen, dass es Latif selber ziemlich unangenehm war, so einen Schmarrn zu produzieren. Der letzte Satz der Kurzfassung soll es dann aber offenbar wieder richten: Es gäbe noch viele Unsicherheiten im Verständnis, ob nun die Ozeanzyklen oder externe Faktoren wie CO2 und Aerosole hier ein Rolle spielen. Die Modelle können es jedenfalls momentan noch nicht richtig erfassen, schreiben die Autoren.

Das Paper wimmelt nur so von Karten. Kurz vor Schluss des Papers zeigen die Autoren um Latif dann aber doch eine Zeitreihe des Atl3-Index aus dem äquatorialatlantischen Studiengebiet (rote Kurve). Zum Vergleich wird die AMO (hier: NASST) in blau gezeigt:

Die beiden Parameter passen gut zusammen, sind gegeneinander invertiert. Das Hauptresultat des Papers hätte daher auch lauten können: Abkühlung im äquatorialen Atlantik wurde von der positiven AMO verursacht. Da wird kein CO2 und werden keine Aerosole benötigt. Schade um die verlorene Klimamodellierungszeit. Hätte man nicht von vornherein den Zusammenhang mit der AMO studieren können? Weshalb bringen die Autoren nicht den Mut auf, die AMO klar zu benennen und verstecken Sie hinter dem Kürzel „NASST“ ( The North Atlantic SST averaged from 0°N to 70°N) ? Der Begriff AMO taucht übrigens mit keiner Silbe im gesamten Text des Papers auf.

+++

Das Rostocker Unternehmen exytron verspricht eine interessante Technologie. In dezentralen Einheiten soll Strom, der durch Windkraft oder Solar erzeugt wird, zu speicherbarem Brennstoff gewandelt werden (Power2Gas). Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben auch eine Lösung für die 6.000 bis Ende 2021 funktionsfähigen Windräder, die wegen auslaufender Förderung sonst womöglich abgebaut würden. In der optimalen Ausführung kommt das System laut dem Unternehmen auf sehr hohe Gesamtwirkungsgrade von über 90%. Exytron hat vom Land Mecklenburg-Vorpommern kürzlich eine Förderung von 600.000 Euro erhalten.

+++

Früher als üblich beginnt 2020 das Gletschereis der Grönländischen Gletscher wieder zu wachsen. Die Seite des Dänischen Meteorologischen Instituts informiert regelmäßig über den Massegewinn und Verlust der Gletscher. Die Kurve bewegt sich allerdings im Bereich der Werte 1981-2010. Ähnlich wie die Temperaturen in Sibirien ist es eine Momentaufnahme und kein längerfristiger Trend.

Dazu passt ein Tweet von Ventusky, einer Webseite zur Visualisierung von Wetterdaten.

+++

Biomasse oder Biomassaker? 27 polnische Umweltorganisationen haben einen offenen Brief an die polnische Regierung geschrieben und gegen die Abholzung und anschließende Verbrennung zur Stromgewinnung von Wäldern des Landes protestiert. In Deutschland fördert die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) die Anschaffung von Pelletheizungen mit beträchtlichen Zuschüssen.

+++

Wie war der Juli 2020 aus meteorologischer Sicht? Leicht zu warm und vor allem zu trocken, das schreibt der Deutsche Wetterdienst DWD.

„Mit 17,7 °C lag im Juli der Temperaturdurchschnitt um 0,8 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Gegenüber der Vergleichsperiode 1981 bis 2010 war der Juli 2020 dagegen 0,3 Grad zu kalt.“

Niederschläge fielen im Juli in Deutschland jedoch sehr ungleichmäßig.

„Mit rund 50 Litern pro Quadratmeter (l/m²) erreichte der Juli nur 65 Prozent seines Solls von 78 l/m². Gebiete, in denen das Niederschlagssoll erfüllt wurde, lagen meist im Süden und im hohen Norden Deutschlands.“

Teilen: